Neukölln: Aktivitäten von Neonazis

Neonazis am 12.11.2010 bei einem ungestörten Fackelmarsch auf einem Berliner Friedhof.

Die Berliner Stadtteile Neukölln und Kreuzberg waren in den letzten Wochen wieder einmal Schauplätze von Neonaziaktivitäten. In der Nacht zum 27. Oktober 2010 gab es eine Menschen gefährdende Brandstiftung, die Teile des M99, ein "Gemischtwarenladen mit Revolutionsbedarf", zerstörte. Zudem wurden Wohnungen von Einzelpersonen und andere antifaschistische Läden in Kreuzberg und Neukölln in dieser Nacht angegriffen. Die Neonazis in diesen beiden vormals als "links" geltenden Bezirken werden immer aktiver. So gab es in den vergangenen Wochen Flyeraktion, Gedenkveranstaltungen und Fackelmärsche der Neonazis, die weitgehend vin der kommerziellen Presse und antifaschistischen Gruppen unbeachtet blieben.

 

Wie schon viele Male zuvor gab es in der Nacht zum 27. Oktober 2010 Angriffe von Neonazis auf Wohnungen von Einzelpersonen und antifaschistische Läden in Berlin-Neukölln und Kreuzberg. Schon in der Nacht zum 9. März 2010 gab es solche Angriffe, bei denen Fensterscheiben eingeschlagen, Schriftzüge gesprüht und Schlösser verklebt wurden. Die kommerziellen Medien berichteten, denn es gab hierbei einige Besonderheiten: Die Neonazis schienen gezielt und organisiert durch die ganze Stadt zu ziehen und es wurden Wohnungen von Einzelpersonen angegriffen.

 

Reaktionen auf die Nacht zum 27. Oktober 2010

 

Am 27. Oktober 2010 brannte dann das M99, mehrere antifaschistische Läden wurden mit neonazistischen Parolen oder Symbolen gezeichnet und auch wieder mindestens eine Privatwohnung. Neben mehrerer von der Polizei überwachter Spontandemonstrationen am 27. Oktober 2010 - viele Teiilnehmer und Teilnehmerinnen warteten regelrecht auf die Polizei - gab es noch eine angemeldete Demonstration am 2. November 2010. Diese wurde von der Polizei zerschlagen.

 

Daneben gab es am 13. November 2010 einen "langen Tag gegen Nazis" in Neukölln, wie schon am 20. März 2010 als Reaktion auf die Neonaziangriffe vom 9. März 2010. Hier wurden ein paar nette Veranstaltungen gemacht, ein bisschen dies und ein bisschen das, jedoch die Organisierung gegen die Neonazis in Neukölln gab es nicht. Antifaschistische Gruppen im Bezirk gibt es faktisch nicht oder wegen dem Israel-Palestina-Konflikt zerstritten. Eine Organisierung wurde beim ersten "langen Tag gegen Nazis" zwar versucht - es versammelten sich einige interessierte Menschen - mangels Beteiligung jedoch schon nach zwei Wochen für gescheitert erklärt.


Weitere Aktivitäten der Neonazis im Bezirk

 

Am 30. Oktober 2010 suchten etwa 35 Neonazis das Neukönner Krankenhaus auf, indem ein Jahr zuvor der Neonazianwalt Jürgen Rieger verstorben war. Vor dem Krankenhaus warteten allerdings schon Teile einer Berliner Einsatzhundertschaft der Bereitschaftspolizei, die die Neonazis vom Krankenhausgelände verwiesen. In einem nahegelegenen Parkgelände versammelten sich am Abend des selben Tages schliesslich etwa 20 Neonazis, schwangen Reden über "die Reinhaltung der deutschen Art", trugen völkische Gedichte vor und gedachten den toten Neonazi Rieger. Antifaschisten und Antifaschistinnen waren an beiden Orten nicht zugegen. Am Abend im Park auch nicht die Repressionsorgane.

 

Einige Tage später, am 6. November 2010, verteilten Neonazis am hellichten Tag an den S- und U-Bahnhöfen Lichtenberg, Britz-Süd, Neukölln und Herrmannstrasse Flugblätter "gegen den roten Terror". Auf den Flugblättern wurde polemisch "Wer ist Schuld am Bahnchaos!" gefragt und sich auf die militante Aktion gegen die S-Bahn GmbH wegen dem Castortransport bezogen. Weitere linke militante Aktionen "gegen das Volk" wurden thematisiert. Obwohl mindestens eine antifaschistische Person die Flugblattaktion mitbekam und über Indymedia Alarm schlug, gab es keine antifaschistischen Gegenaktivitäten in Neukölln. Repressionsorgane waren ebenso nicht zugegen.

 

Schliesslich gab es am Abend des 12. November 2010 noch einen Fackelmarsch von etwa 40 Neonazis. Die Neonazis gedachten auf einem Friedhof "ihren Gefallenen", stellen sich mit ihren brennenden Fackeln in einem Kreis auf und hielten Reden über den "heldenhaften Kampf der Hitlerjugend in Berlin", den "völkischen Aufschwung durch Adolf Hitler" und "deutscher Geschichte". Einzelne Neonazis treten dann nacheinander in den Kreis und singen nationalistisch-militaristische Lieder und legen Kränze nieder. Die Polizei bekam von dem vorhergehenden Fackelmarsch nichts mit, und auch nichts von der Veranstaltung an sich. Antifaschisten und Antifaschistinnen ebenso nicht.

 

"Organisiert Antifa auf allen Ebenen!"

 

Allein anhand dieser Vorfälle in Neukölln, Kreuzberg und den restlichen Berlin, lässt sich erkennen, dass eine antifaschistische Organisierung benötigt wird. Menschen werden angegriffen und Neonazis können fast ohne Probleme ihre Veranstaltungen abhalten. Die Daten über Antifaschisten und Antifaschistinnen gewinnen die Neonazis vor allem über "Anti-Antifa-Arbeit", d.h. hauptsächlich über Prozessbeobachtungen. Hier haben die Neonazis inzwischen oft eine Hegemonie. Es kam vor, dass Neonazis antifaschische Menschen, die angeklagt waren und keine Unterstützung von anderen Antifas erhielten, vor dem Gerichtssaal ansprachen und so an Informationen kamen. Auch angeklagte "Linke", die nicht auf das Mimikry der Neonazis hereinfallen oder sich nicht anwerben lassen, stehen zu oft im Gerichtssaal nicht nur alleine den Repressionsorganen gegenüber. Einzige Zuschauer und Zuschauerinnen bei den Prozessen gegen "Linke" sind zu oft Neonazis.

 

Die etablierten antifaschistischen Gruppen haben jedoch die Lage nicht erkannt oder schwingen nur hohle Phrasen. Mit angemeldeten Demonstrationen, die Kooperationsgespräche mit der Polizei nach sich ziehen, lässt sich kaum mehr ein Blumentopf gewinnen. Eine ordentliche Antirepressionsarbeit muss organisiert werden. Prozessbeobachtungen, auch bei Menschen mit denen Wir nicht befreundet sind und die nicht Unserer Gruppe angehören, müssen wieder selbstverständlich werden. Ebenso müssen wieder antifaschistische Recherchegruppen organisiert werden, an denen auch unerfahrene Menschen mitarbeiten können. So offen wie möglich!

 

In einigen antifaschistischen Kreisen, z.T. auch auf Indymedia, wird von der Unorganisiertheit der Neonazis gesprochen. "Das seien ja nur ein paar verwirrte ANs, die nichts auf die Reihe kriegen. Keine richtigen Neonazis." Diese Aussagen sind falsch! Neonazis in Neukölln und Kreuzberg werden immer präsenter...

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In einigen antifaschistischen Kreisen, z.T. auch auf Indymedia, wird von der Unorganisiertheit der Neonazis gesprochen. "Das seien ja nur ein paar verwirrte ANs, die nichts auf die Reihe kriegen. Keine richtigen Neonazis." Diese Aussagen sind falsch! Neonazis in Neukölln und Kreuzberg werden immer präsenter...

 

Das stimmt soweit ja auch, die von dir genannten Aktionen gehen alle auf das Konto einer Telefon(?)kette von NW-Berlin. Die Flyer-Aktionen mit denen sie dann auf ihrem Blog rumprollen, da kann mensch nicht viel machen. Von deren Seite die mensch sich ruhig auch mal anschauen könnte stammen auch die Bilder: nw-berlin.net (Mehr als die Neue Beiträge passiert da nicht, überall tote links, Banner zur 1.Mai-2010 Demo etc.)

 

 

Übrigens kann sich Mensch auch einen Spaß machen und ihrem Linkskriminelles-Berlin-Ticker Fehlinformationen, Spams, Newsletters etc. schicken: chronik@0x300.com (Ist jetzt die 3. Mailadresse in diesem Jahr)