Hunderte Nato-Gegner haben im Straßburger Stadtviertel Neuhof
randaliert. Unter anderem versuchten sie, ein Kommissariat zu stürmen.
Bis abends wurden nach weiteren Krawallen 150 Demonstranten
festgenommen.
Mehrere hundert Demonstranten waren am Donnerstagnachmittag laut
Polizeiangaben nach Steinwürfen in das Protestcamp zurückgedrängt
worden. Als eine weitere Gruppe – teils vermummt – das Camp verlassen
wollte, sei sie festgenommen worden. Verletzte gab es nicht. Die
Demonstranten haben laut Polizei ein Fahrzeug des französischen
Militärs angegriffen und beschädigt. Eine Scheibe sei durch einen
großen Pfosten zerstört worden. Es habe keine Verletzten gegeben –
dafür aber 150 Festnahmen. In der Straßburger Innenstadt wurden
Demonstrationen verboten.
Die Protestaktion am Nachmittag in Neuhof hatte um 16 Uhr begonnen und
dauerte bis 18 Uhr. Nach Angaben der Organisatoren beteiligten sich
ursprünglich 2000 Menschen an der Solidaritätskundgebung für den
Demonstranten, der am Mittwoch bei den Protesten in London gegen den G20-Gipfel aus bisher unbekannter Ursache gestorben ist.
Nach Angaben eines Sprechers des Aktionsbündnisses "Block Nato" hatte
sich die Demonstration spontan gebildet. Es habe sich nicht um eine
geplante Aktion gehandelt. Die Polizei spricht von 600 Teilnehmern.
Gummigeschosse und Tränengas
Die Randale in Neuhof ging offenbar vom gewaltbereiten schwarzen Block
aus und artete schnell in eine regelrechte Straßenschlacht aus.
Bushaltestellen, Straßenschilder und Reklametafeln wurden zerstört,
Mülleimer angezündet. Es gab 12 Festnahmen. Die Polizei setzte
Tränengas und Gummigeschosse ein und beobachtete die sich schnell
vorwärts bewegende Gruppe von Randalierern von einem Hubschrauber aus.
Beamten schob eine Barrikade, die von den Demonstranten errichtet
worden war, von den Straßen des Stadtviertels Neuhof am Rande der
Innenstadt.
Der Tramverkehr entlang der Demonstrationsroute war zeitweilig
erheblich gestört, da die Nato-Gegner auf den Schienen liefen. Einige
Bewohner des als sozial schwierig geltenden Viertels waren mitten im
Geschehen. Wer mit dem Auto unterwegs war, sah sich Demonstranten
gegenüber oder musste vorbei rasenden Polizeiautos ausweichen. Die
Polizei verwendete faltbare Käfige auf Anhängern, um Festgenommene
einzuschließen.
Die Ausschreitungen begannen gegen 17 Uhr. Eine Stunde später löste
sich die randalierende Gruppe auf. Viele Teilnehmer zogen sich ins Camp
der Nato-Gegener in der Ganzau zurück. Nach Angaben der internationalen
Anti-Nato-Koordination riegelte die Polizei das Protestcamp nach den
Zusammenstößen ab.
Fotos: Randale und Vorbereitungen in Straßburg
Video: Nato-Gipfel macht Straßburg zur Festung