Pressekonferenz der Wagentruppe Treibstoff vor dem Rathaus

Pressekonferenz vor dem Rathaus

Nach der gestrigen Räumung unseres Wagenplatzes sowie der Abschleppung und Ingewahrsamnahme unserer Fahrzeuge haben wir heute um 11.30 vor dem Rathaus in Wien eine Pressekonferenz abgehalten. Danach wurde versucht mit einem trojanischen Laster getarnt als Blumenlieferant in den Innenhof des Rathauses zu gelangen wo Bürgermeister Häupl (SPÖ) in Koalitionsverhandlungen mit den GRÜNEN tätig war.

 

Leider wurde der Trojaner enttarnt und es kam noch zu einer Spontankundgebung auf dem Rathausplatz sowie einer Fahrt durch die Mariahilferstraße mit Lautsprecherdurchsagen zu den aktuellen Ereignissen.


Währenddessen war ein anderer Teil der Gruppe auf dem Gelände des Abschleppunternehmens Toman um sich nach den Wägen zu erkundigen. Es wurde der Gruppe erst heute vormittag mitgeteilt wo sich die Fahrzeuge befinden. Bei der Firma Toman war man allerdings nur zu der Aussage bereit, dass die Fahrzeuge unter Verschluss gehalten werden und erst am Montag zu den Bürozeiten gegen Vorlage von Fahrzeugschein bzw. Beistzernachweis ausgelöst werden können. Voraussetzung dafür ist die komplette Bezahlung der Abschleppkosten, die sich laut Toman auf circa 400-650€ pro Fahrzeug beläuft. Zusätzlich kommt eine Verwahrungsgebühr von ca. 30 € pro Laster und Tag. Nachdem wir am Vormittag von einem Preis von ca. 6000 euro ausgegangen sind müssen wir nun nach Rücksprache mit Toman vor Ort  im schlimmsten Falle für alle abgeschleppten Fahrzeuge eine Summe von circa. 10 000 Euro zahlen.

 

Aus den Büros der Verantwortlichen Politiker der Stadt war weiterhin kein Ton zu hören.

 

Hier noch der Pressetext zur Pressekonferenz:

 

Nach eineinhalb Jahren Odyssee durch Wien, nach neun leer stehenden Plätzen, nach acht friedlichen und einvernehmlichen Umzügen haben wir erneut eine Brache in Wien Landstraße zum Anlaufpunkt, Kulturzentrum und Lebensmittelpunkt für  den Wagenplatz erkoren. Das Gelände gehört der Baufirma Porr und laut Medienberichten des vergangenen Winters wird dort in naher Zukunft auch nicht wie geplant ein Jugendknast gebaut werden. Grund sind Finanzierungsprobleme.


Wir haben mit dieser Besetzung abermals darauf hingewiesen, dass es in der Stadt Wien genug freie Flächen gibt, die zur Zwischennutzung für einen Wagenplatz geeignet wären. Wir haben abermals versucht mit den Eigentümern, sowie der Stadt Wien in Kontakt zu treten. Es kam jedoch erneut nur ein Kontakt zu dem absolut ungeeigneten Verhandlungspartner Peter Florianschütz zu Stande, der weder Weisungsgebunden noch verantwortlich ist und die Porr teilte lediglich mit, dass Zwischennutzung nicht im Sinne ihrer Firmenpolitik sei.


Es wäre also erneut an der Stadt Wien gewesen Gespräche aufzunehmen um eine Lösung zu finden. Doch dies ist nicht passiert. Vielmehr ist die Situation nun endgültig eskaliert.


Gestern früh lies die Porr das Gelände durch ein Großaufgebot der Polizei räumen.

 

Laut polizeilicher Verordnung wäre es uns gestattet gewesen das Grundstück selbstständig zu verlassen. Allerdings innerhalb von 20 Minuten und mit der Auflage uns sofort zu zerstreuen. Wir hätten weder alle Fahrzeuge mitnehmen können, da beispielsweise die Bauwägen nicht in diesem Zeitraum zugbereit gewesen wären. Ebenso kam eine Zerstreuung der Gruppe für uns nicht in Frage. Aus diesem Grund haben wir uns gemeinschaftlich dazu entschlossen diesmal stehen zu bleiben.


Wir haben diesen Entschluss ebenso gefasst da wir keine andere Möglichkeit gesehen haben um auf die Ausweglosigkeit unserer Situation hinzuweisen. Wir sehen keinen Sinn mehr darin wieder umzuziehen um sofort wieder vertrieben zu werden. Wir sehen keinen Sinn mehr darin auf die althergebrachte Weise Gespräche zu fordern. Anscheinend braucht es diese Eskalation um die Stadt Wien zu Gesprächen zu bewegen.


Geräumt wurde das Gelände durch die Polizei im Auftrag der Porr. Doch verantwortlich für die jetzige Situation sind die Politik-Machenden dieser Stadt, die sich hinter leeren Versprechen, Tatenlosigkeit, sowie fadenscheinigen Ausreden (Zuständigkeit liegt bei Nichtzuständigen usw.) verstecken. Es ist ein Armutszeugnis für Wien, dass Menschen, die sich politisch, kulturell und sozial engagieren ignoriert und gleichzeitig mit Repression belegt werden.


Dieser Nerven aufreibende Kampf um unsere Lebensgrundlage muss ein Ende haben. Es wäre ein Leichtes über Sonderwidmungen, Zwischennutzungs-Konzepte und dergleichen mit der Stadt zu reden, aber diese verweigert nach wie vor die Gesprächsbereitschaft mit der Wagentruppe Treibstoff.

 

Wir fordern daher:

  • sofortige Aufnahme von Gesprächen mit Verantwortlichen in der Stadt Wien
  • Verhandlungen über Zwischennutzung auf Plätzen innerhalb der Stadt Wien
  • Sofortiges Ende der Repression gegen WagenbewohnerInnen in Wien

Wir möchten uns nicht mit Polizei oder Behörden herumplagen müssen, sondern mit den wirklich Verantwortlichen über Lösungen sprechen. Wir möchten diese Stadt verändern und weiter entwickeln und uns nicht mit einem vorgegeben passiven und geregelten Leben abfinden.


Wir werden Wien verändern!

Wir werden hier selbst verwaltetes Wagenleben ermöglichen!

Mit oder ohne Genehmigung!

Mit oder ohne Dialog!

Wir sind zu allem bereit!

Für 1, 2, 3, viele Wagenplätze in Wien und überall!

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die 1000.- sind schon die halbe jahresmiete - warum soll leuten gratis etwas zugestanden werde, wofür jeder andere bewohner dieser stadt zumindest einen kleinen beitrag leisten muss...

was willst du denn damit sagen? warum sollte mensch denn nicht plätze bewohnen, die eh unbenutzt "rumstehen"? wenn so ein kommentar im standard kommt wunderts mich nicht, aber auf einer seite wie indy finde ich es mehr als überraschend...  immerhin ist es ein krasse sauerei, dass den leuten ihre wägen abgeschleppt werden und sie dafür auch noch an die 1000 euro zahlen sollen.  und das nur, weil wohl (viele? leider auch, hier) menschen davon überzeugt sind, dass es ein recht auf eigentum gibt (hier das der porr) und mensch schon dafür zahlen sollte, wenn er irgendwie leben will... schade