Bln: Letztes besetztes Haus geräumt

OUBs

Am Mi. den 06.10.2010, um 11:00 Uhr, wurde überraschend die oubS - offene uni berlinS, Humboldt Universität, Campus Nord, Haus 20, Phillipstr. 13 - geräumt. Überraschend war die Räumung, weil sie widerrechtlich durchgeführt wurde, analog zur Räumung der Brunnen183 oder der Yorck59. Und genau wie bei der Brunnenstr. 183 wird dies keine rechtlichen Konsequenzen nach sich ziehen, aus einfachem Grund: es gibt keine besetzten Häuser mehr und damit niemanden, dem die gerichtliche Feststellung der widerrechtlichen Räumung nutzen würde.


Es gab mehrere brutale Festnahmen. Der Verbleib dreier Festgenommener ist noch unklar. Einige konnten trotz des großen Polizeiaufgebots entkommen - wie immer. Die Ateliers wurden mitsamt ihren Werken, vor sadistisch grinsenden Bullen komplett zerstört. Die Türen wurden aufgebrochen und eingetreten. Schränke wurden umgekippt und einfach alles Brauchbare zerstört. Damit ist nach der Brunnen183, dem letzten vollständig besetzten Haus Berlins, nun die letzte komplett besetzte Haushälfte geräumt worden. Übriggeblieben sind allein einige noch besetzte Räume in verschiedenen Häusern und stille Besetzungen ohne direkte Außenwirkung.

Heute morgen wurden Räumlichkeiten in der Scharnweberstr. geräumt. Gestern Nacht waren die Bullen im XB und haben ein Konzert beendet und vorgestern bei mir - ganz privat und persönlich und zum vierten Mal, um einen Freund zu verhaften - man gewöhnt sich dran. Echte Empörung gegen die Schergen des Systems kann ich nicht mehr aufbringen. Meine "echte Empörung" gilt der unsolidarischen "linken" Restszene"... hatten nicht irgendwelche Menschen eine actionweek ausgerufen? Wie es aussieht meinten sie wohl eher ungestraft bleibende Bullenaction.

Zwei Fragen drängen sich auf:

1. Wie geht es weiter?
2. Warum kennt kaum jemand die oubS?

Zwei mögliche Antworten:

zu 1: Jenseits aller Schönfärberei: Die Berliner Hausbesetzerszene gibt es nicht mehr. Und auch kaum mehr gewaltbereite Autonome. Strukturen wie WBA, AVV und alle anderen sind zu Insolvenzverwaltern ihres eigenen Untergangs degradiert worden. Entgegen dem Reflex mehr Vernetzung und Organisation zu fordern, was offensichtbar nichts gebracht hat und nichts bringt, kann in logischer Konsequenz nur eine Forderung Änderung herbeiführen: Reset Resistance! Gruppen und Netzwerke auflösen und fortan autonom agieren. Das ist auch der wirksamste Schutz gegen die vielen vom Staatsschutz angeworbenen Spitzel und Entscheidungsmanipulatoren innerhalb der "szenigen" Linken.

zu2: Die oubS wurde nach einem erfolglosen Räumungsversuch im Sommer 2008 - nicht durch Bullen, sondern durch Mitglieder des RefRats (so nennt sich der AStA der Humboldt Universität), Reste der Hummelantifa und anderer - schlicht totgeschwiegen. Denn wie sollte eine traditionell linke Struktur wie ein AStA erklären, warum sie den einzigen offenen Raum Berlins schliessen wollen? Ich selber war damals der Verhandlungsführer: nach drei Stunden Verhandlung mit VertreterInnen des RefRats, insbesondere mit dem damaligen Pressesprecher G., formulierte ich, nach Rücksprache mit wohlgesonnenen "Gründern" eine einzige Bedingung: Wir räumen innerhalb der nächsten 30 Minuten die oubS vollständig und übergeben euch die Räumlichkeiten unter einer einzigen Bedingung: ihr müsst auf de.indymedia.org einen Artikel veröffentlichen der beschreibt wie es zu der Situation gekommen ist, dass sich hier zwei Gruppen verfeindet gegenüber stehen. Eine Forderung nach Transparenz die leicht zu erfüllen gewesen wäre, aber nicht ohne Gesichtsverlust für den Refrat. Die "SchliesserInnen", durch diese Forderung jeder Legitimations beraubt, trollten sich unverrichteter Dinge davon. Vermutlich wird dieses "dunkle" Kapitel heute zum letzten mal durch das Internet geistern, um hernach in Vergessenheit zun geraten. In der Folge wurde von der Gegenseite nichts unversucht gelassen, um das Projekt zu sabotieren. Internet, Strom, Briefverkehr, Lieferungen der Berliner Tafel und noch mehr wurde gekappt, bis letztlich ein Arbeiten in den Räumen kaum mehr möglich war und viele Gruppen die Räumlichkeiten verliessen.


Wie es nun weiter geht, hängt von dir ab! Weitere Infos, Fotos, Kommentare, Protestaufruf zu Kundgebung und Demo etc. bitte unter diesem Artikel posten, damit es übersichtlich bleibt.

weitere Infos:
http://deu.anarchopedia.org/OUBS
In Geschlossenheit für Offene Uni? http://de.indymedia.org/2008/06/220344.shtml

Streit auf dem Campus der Humboldt-Universität zu Berlin
http://www.linkezeitung.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id...

Stimmen zur Schliessung der Offenen Uni B.
http://de.indymedia.org/2008/06/220109.shtml

Videos:
Ein schöner Traum http://www.youtube.com/watch?v=WkA3_8ao8FU
Offene Uni BerlinS http://www.youtube.com/watch?v=HlYhpIhmlds
oubS in neuem Glanz http://www.youtube.com/watch?v=lQ-_HVfhPck

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Also V., der Du den Artikel wahrscheinlich geschrieben hast, das stellte sich schon alles ein wenig anders dar und das weißt Du auch. Aus einem offenen Projekt habt Ihr individuelles Wohnen gemacht. In Räumen flacher Hierarchie wurdest Du gewalttätig und übergriffig. Die Projekte haben sich mehr und mehr aus der OUBs rausgezogen - zu einem großen Teil deinetwegen.

Die OUBs war nach dem Versuch der Wiederbesetzung durch die progressive Linke gescheitert. Damals flossen Tränen, weil viel Energie, Zeit und auch einige Utopien in das Projekt geflossen waren. Wenn ich von der Räumung heute lese, berührt sie mich gar nicht mehr.

jmd., der beim Versuch der Wiederaneignung dabei war und nichts mit der HU zu tun hat

eine Kundgebung vor dem Tacheles, wurde bei der Polizei angemeldet.

Sa. den 09.10.2010 um 18:00 Kreuzung Friedrichstr. und Oranienburger Str.

 

Die oubS ist verloren - Tacheles erhalten!

 

Den Geräumten viele Stimmen verleihen!

Da habt ihr aber einen richtig guten Termin gewählt, wenn zwei Stunden zuvor die Mediaspree-Demo am Kotti stattfindet. Bis diese beendet ist, dauert es sicherlich länger als bis 18.00 Uhr. Könnt ihr die Kundgebung nicht für 20.00 Uhr anmelden?

Am Mittag, zwischen 11 und 12 Uhr des 6.10.2010 wurde die Offene Uni BerlinS durch die Polizei geräumt. Dabei kam es zu erheblichen Sachschäden.

 

[OUBS] geräumt! gestern mittag zwischen 11 und 12 uhr wurde die Offene Uni BerlinS geräumt. sie war nicht nur das letzte besetzte haus berlins und die parteizentrale der "ÜberPartei", sondern rückzugsort für viele freunde und treffpunkt zu den seltsamsten anlässen. eine menge aktivisten haben sich ihre idealistischen hörner an der uneinsichtigkeit der bewohner abgestossen. viele leute mieden sie, weil sie diesen ort nicht aushielten. letztendlich ist sie auch an der inneren gewalt zugrunde gegangen, die ein grossaufgebot der polizei gestern mit einem schlag beendete. einige bewohner konnten vor dem überfall fliehen. nach einem bekannten fall war die polizei nicht darauf aus gefangene zu machen. kunstwerke der hochbegabten künstler wurden vor deren augen mit messern zerschnitten. der sicherheitsdienst der Humboldtuniversität, dem das gelände gehört, versperrt seit dem das gebäude. heute morgen, den 7.Oktober wurde das inventar der Offenen Uni BerlinS rausgeschmissen.
ein sehr trauriger verlust. wieviele leute gefangen genommen und ob anklage erhoben wurde ist zum jetzigen zeitpunkt nicht klar.
letztes jahr hat der refrat (asta) der HU -ohne verhandlungsbereitschaft- die nutzungsverträge einseitig gekündigt und die OUBS damit der räumung preisgegeben.
zwar konnte anfang märz 2010 eine räumungsklage für die ca. 20 bewohnerInnen der OUBS gewonnen werden, jedoch scheint die räumung keineswegs spontan stattgefunden zu haben. einer bewohnerin wurde vom gerichtsvollzieher gesagt, die anwältin der OUBS wäre informiert worden.

weil es in der offenen uni immer viele konflikte, einen rauhen ton und hat ein grossteil der berliner linken das projekt, das im studentenstreik 2003/2004 zuerst in der dorotheenstr. besetzt wurde und dann auf den nordcampus der HU nähe friedrichstrasse umzog, schon längst aufgegeben.
vor einem monat haben auch die mitglieder der "ÜberPartei" einstimmig beschlossen das engagement in der oubs für dieses jahr einzustellen, damit ist die die möglichkeit sich noch einmal in der oubs zu treffen endgültig erloschen.

aber es gibt orte, die mehr für die popularität alternativer lebensweise stehen. die vorbereitung für das nodogma-filmfestival im tacheles laufen auf  hochtouren. in absprache mit anderen unterstützern werden wir das  nodogma am samstag, den 9.10. um 18°° vor dem tacheles mit einer KUNDGEBUNG für die oubs eröffnen. und dann mit video-dokumentationen der oubs beginnen.

Ach ja, der Refrat ist an allem schuld. Ach wie schön, dass es so einfach ist. Aber Selbstreflektion gehörte noch nie zur Stärke der OUBs. Verwunderlcih, dass - anders als z.B. bei der Brunnen 183 - weiterhin überhaupt gar keine Auseinandersetzung über eigene Fehler stattgefunden zu haben scheint und weiter an Legenden gebastelt wird.

Meine Ausführungen beziehen sich auf die Zeit bis Anfang 2009. Danach habe ich das Projekt OUBs nicht weiter beachtet und kann auch nicht sagen wie sie sich seitdam weiterentwickelt hat.


Die OUBs ist weder 2007 (oder war es 2008?) vom Refrat versucht worden zu räumen, noch ist sie schnell fallengelassen worden.

Zur angeblichen Räumung durch den Refrat:
Damit hat der Refrat nichts zu tun. Vielmehr haben sich (ehemalige) Nutzer_innen der OUBs versucht ihren Raum wieder anzueignen. Richtig ist, das darunter auch ganze drei bzw. vier Personen waren, die auch im Refrat aktiv waren - von wohlgemerkt 23 gewählten Referent_innen und einem nicht zu überschauendem Umfeld aus anderen Menschen. Dazu muss noch gesagt werden, dass diese vier Personen über die OUBs in den Refrat gekommen sind.

Diese Nutzer_innen haben versucht die sexistische, mackerhafte usw. Scheiße die da lief zu beenden und ihr Projekt wieder in Besitz zu nehmen, nachdem sie jahrelang dafür gekämpft hatten. Zu dieser Gruppe gehörten etwa 15-20 Personen, währenddessen in der OUBs zu diesem Zeitpubnkt durchgehend 1 bis 2 Leute anwesend waren (Umfeld etwa 5 Personen). Gut, dass allein gibt der "Mehrheit" nicht das Recht andere Nutzer_innen auszuschließen. Allerdings wollten die Leute es nicht mehr hinnehmen, dass sie Stück für Stück von etwa 2 Leuten aus ihrem eignenen Projekt gedrängt wurden, die alle mißliebigen Plenumsbeschlüsse ignorierten, weil der Raum ja dann angeblich nicht mehr "offen" gewesen wäre.

Seit diesem Versuch wird ständig darüber geredet, dass diese Aktion von außen also hier mal vom Refrat wahlweise auch mal StuPa oder Einzelpersonen (neu dazugekommen ist anscheinend die Hummelantifa) gewesen sei, um den MEnschen ihr Recht am Projekt abzusprechen. Falsch. Die Menschen die sich die OUBs wieder aneigenen wollten waren Gründer_innen, Nutzer_innen, und an der OUBs Interessierte.

Auch ist die OUBs nicht fallengelassen worden "wie eine heiße Kartoffel". Es gab mehrere Treffen, Plena und später auch Ansagen, dass bestimmte politische Mindeststandards (in jedem anderen Hausprojekt währt ihr längst rausgeflogen) doch bitte eingehalten werden sollten, mehrere Treffen viele Stunden Diskussion mit beiden Seiten. Es gab keine Lösungsvorschläge, nichts. Nur immer das Credo, die OUBs muss ein "offener Raum für jederman sein". Wenn ich mich recht erinnere war es sogar das einzige was oft auf diesen Treffen von euch gesagt wurde ohne auch nur ein Konzept zu präsentieren. Offenheit als Selbstzweck quasi. Irgendwann hat der Refrat gesagt, dass er im Nutzungsvertrag nicht mehr als Vertragspartner_in gegenüber der HU auftreten will (nach etwa einem dreiviertel Alleinherrschaft von V. und S.) Vor allem dank der Beschädigungen am Gebäude für die der Refrat hätte zahlen müssen. Und nein, ich rede jetzt nicht von Graffiti, Transpis oder Lagerfeuer. Ich rede von eingetretenen Türen - ist ja ein offener Raum, ne - zerstörten Fenstern, mutwillig zerstörter Inneneinrichtung, rausgerissenen Elektroleitungen usw. Geld das doch politisch sehr viel sinnvoller ausgegeben werden kann, als für die Renovierung - oder sagen wir besser Komplettsanierung - des Gebäudes.

Und was war mit der Nachbarin? Wie sieht es aus mit dem kategorischen Imperativ? Nicht in der OUBs. Vielleicht war mensch es auch einfach leid dass die gute Nachbarin (schon lange Rentnerin und eigentlich auf der Studiseite) anrief, weil Nachts um zwei mal wieder jemand im Treppenhaus Amok gelaufen ist oder die Musik zu laut war. Hat immer schön alles der Refrat aufgefangen. Anzeigen wegen Ruhestörung, ständiges Gemecker von der HU über den Zustand des Gebäudes nebst unzähligen Sitzungen. Nie habt ihr euch eingebracht. Wenn dann waren es immer nur die Leute, denen ihr vorwerft, dass sie die OUBs schließen wollten. 

Vor allem ist die Antwort auf die Frage interessant, warum niemand die OUBs kennt. Antwort: Weil der Refrat sie "totgeschwiegen hat". Ich wusste gar nicht, dass der Refrat die Macht hat eure Außendarstellung bzw. eure Wahrnehmung in der linken Szene zu beeinflussen. Ich würde ja eher sagen, dass die OUBs oder besser der dortige Ablauf sehr bekannt ist. Und gerade deshalb schenkt ihr kaum noch jemand Beachtung.

Naja. Die meisten Fakten und Argumentationen sind ja bekannt und die Menschen die sich heute OUBs nennen ignorieren sie geflissentlich, weil es alles so schön einfach ist, dass die bösen Kräfte von außen ihr Projekt zunichte machen.

Ach ja, der Refrat hatte und hat keinen Pressesprecher. Jedes Referat ist autonom und spricht für sich selbst.

Der Aufruf des letzten besetzten Hauses in Berlin zum Protest gegen widerrechtliche Räumungen wurde schlicht als inhaltlich nicht relevant verschoben. Ein unglaublicher Vorgang. Und in meiner Wahrnehmung der absolute Tiefpunkt dieses wichtigen Mediums. Aber überzeugt euch selbst: http://de.indymedia.org/2010/10/291549.shtml

 

 

Auch was die übrigen Kommentare angeht, kann jeder die einseitige Zensur zu ungunsten der oubS nachvollziehen. Kritik ja! Alles andere nein! Auch wenn ich als Überzeugungstäter unsolidarisches Verhalten von insbesondere Yuppie-Studies gewohnt bin, genau wie die Tonfas der Bullen, so wurde dieses mal ein absoluter Tiefpunkt erreicht. Was die dahinterliegende Motivaton sein kann ist unklar. Haben da welche Angst, dass bei der Yuppie-Mega-Spree-Demo weniger Menschen hingehen? Um auch für den Erhalt von total kommerziellen Clubs zu demonstrieren, wie die ar 25 bspw., die gar nicht mehr bedroht ist , weil sie den Spreepark für 11.000.000 Euro gekauft haben. 10.000.000 für die Kreissparkasse, denn das Gelände war mit einer Hypothek belastet und dafür hatte der Bezirk Treptow gebürgt! Ich kann jetzt gerade nicht soviel schreiben wie ich Kotzen möchte. Aber das hat ein Nachspiel... wie dem auch sei:

hier nochmal für alle der Aufruf:

 

Die oubS ist verloren - Tacheles retten!

Am Sa. den 9.10.2010, ab 18:00 Uhr, Kundgebung auf der Kreuzung Friedrichstr. und Oranienburger Str., also zw. Tacheles und oubS.

Diese Woche hat es in sich: Räumung in der Scharnweber, Räumung der oubS, Räumung des Umsonstladens bei der "Fetten Ecke", HD´s bei kurdischen und anderen Aktivisten, Konzert im XB von Polizisten unterbunden... eine Demütigung nach der anderen - es reicht verdammt nochmal!

Wir erleben gerade den kältesten Herbst seit Jahren!

Die Kälte patroulliert durch die Strassen.

Sie stürmt in die Häuser und vertreibt die Bewohner.

Und zerstört was durch das Netz der Verwertungslogik schlüpfen konnte.

Die Kälte, das sind die Schergen des Schweinesystems. Sie sind die Gesandten der Profiteure, der Entscheidungsträger, der Wettermacher!

Auch wenn der Kampf verloren scheint, wir treten euch entgegen.
Wir spucken euch vor die Füße und lachen in eure hässlichen Fratzen.
Und wärmen uns an dem Feuer der Freiheit, das noch in unseren Herzen lodert.

 

es gibt keine ... mehr? na, da wolln wa aba ma nich übatreibn, wa?!?

 

nur so nebenbei: urteile helfen eh nich weiter. klassenjustiz bestätigt sich selbst so oder so. egal ob mit oder ohne urteil. gesetzesverschärfungen wie in holland kommen.

 

un wat is wenn et ab morgn wieder janz viele jibt?

 

dann also los, ran an den speck!

mir falln auf anhieb auch zehn projekte und häuser und "stille besetzungen" usw ein.

es muss ja nich immer alles herumposaunt werden. lasst taten sprechen.

Ich kam im letzten Jahr über einige Monate mit diesem Projekt in Kontakt. Und es war für alle damaligen Beteiligten klar das dieses Projekt jederzeit geräumt werden kann. Trotzdem waren alle unfähig etwas starkes aus diesen Räumlichkeiten zu machen und es vor der Repression des Staates zu schützen. Dies lag vor allem an psychischen Störungen, Drogenkonsum, fehlender Kommunikation, mangelndem Engagement und nicht vorhandenen theoretischen Durchblick. All diese Faktoren wurden immer wieder angesprochen und insbesondere von langjährigen "Aktivisten" ignoriert, nach dem Motto es liese sich schon aussitzen.

 

Die eigentliche Katastrophe war das tagtägliche Geschrei und Geprügel welches das gesamte Projekt in Ohnmacht hielten und die Bewohner wie ein Häufchen Elend im Exil saßen, mitten in der deutschen Hauptstadt, ein paar hundert Meter Luftlinie zur Bundesregierung. Es gab weder Öffentlichkeitsarbeit, weshalb niemand etwas vom Projekt wußte, noch gab es saubere Toiletten, genug Geschirr, Gerätschaften wie Pcs, Fernseher oder gar Internet. Es fehlte an allem, sogar an Ruhe um die wenigen interessanten Bücher zu lesen die irgendwo lieblos in der Ecke lagen.  Die Fenster waren kaputt, die Türen konnte man nicht richtig schliessen, die Matratzen waren teilweise vollgepisst und vollgekackt. Einige hatten Räumlichkeiten zu ihrer persönlichen Rückzugszone erklärt und schrien und schleppten jene heraus die es wagten darin einzudringen. Manche wurden geduldet, insbesondere junge Frauen die verzweifelt und traumatisiert genug waren den leeren Versprechungen von Drogen und  der langjährigen "Aktivisten"  zu glauben. 

 

Nicht nur das ist passiert, es gab Gerüchte das Pädophilie und Koprophagie genauso einen Platz in diesem Projekt fanden wie sexueller Missbrauch. Es gab regelmäßige Besuche von Menschen aus der Irrenanstalt, weshalb die OUBS von einigen Besuchern den fliegenden Begriff der Offenen Irrenanstalt erhielt. Es war lustig gemeint, aber auch die volle Wahrheit. Gerade dann wenn Betrunkene, Heroinabhängige,  Drogendealer,  Diebe, Ausgestossene und Herausgefallene jeder Nationalität und Altersgruppe in einem Raum versammelt waren. Ich habe mit ihnen unter einem Dach gelebt, mit ihnen am selben Tisch gegessen. Es sind Menschen wie Du und ich, verzweifelt, traumatisiert, ohne Perspektive. Man sollte all die schlimmen Taten die dort passiert sind nicht nur den Bewohnern anlasten, sondern vorallem fragen welche Gesellschaft soetwas über Jahre hinweg zulässt und überhaupt ermöglicht.

 

Die Zustände dort waren lange bekannt, nicht nur schlauen Professoren und Studenten, es gab hunderte Besucher,  u.a. von Psychologen und auch von der Polizei. Keiner hat auch nur einen Gedanken daran verschwendet alle Hebel in Bewegung zu setzen um a) den Bewohnern zu helfen und b) das Projekt in die Bahnen zu bringen in die es einmal war. Das Bildungssystem ist immer noch eine Katastrophe und die kapitalistische Verwertungsmaschinerie läuft gnadenloser dennje, die OUBS wollte nie etwas anderes als den Sturz dieser menschenverachtenden Verhältnisse, hatte aber vergessen bei sich anzufangen. Jetzt ist die Wut groß, wer ist schuld und warum hat man nicht gehandelt? Es ändert nichts an der Situation. Es wird immer wieder Hausbesetzungen und Projekte wie diese geben, solange sich die Verhältnisse nicht nachhaltig ändern. Trotzdem ist nun eine Chance vertan, weil man es nicht geschafft hat über den eigenen Schatten zu springen und mutig für eine Alternative zu kämpfen. Die Bedingungen waren am Anfang gigantisch und mit den Jahren ist alles zerfallen und in den gesellschaftlichen Abgrund gerutscht.

 

Wer Berlin kennt, der kennt auch das Elend. Der Kampf wird weitergehen und er muss anders als früher gekämpft werden. Ohne Gewalt und ohne Hetze. Der Polizist ist genauso arm dran wie der Obdachlose, er weiß es nur nicht so genau.

 

In diesem Sinne,

R.I.P. OUBS