600 Menschen auf Demo Köln pelzfrei!

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Um 13 Uhr setzte sich der Zug mit etwa 600 Teilnehmer_innen endlich in Bewegung, nachdem die Polizei schon darauf aufmerksam machte, dass deren wohlverdiente Feierabend.. nein, der nächste Einsatz natürlich, durch derlei Verspätungen nicht gefährdet werden dürfte. Die umliegenden Pelzgeschäfte machten die Schotten dicht, denn es hieß "Leinen Los!" für den neunten Köln-pelzfrei Umzug.

 

Was passierte am Samstag, den 25.09.2010 in der Kölner Innenstadt ?

Die Köln-pelzfrei 2010 war vollgepackt mit Aktionen und Aktivitäten und nur wenige Teilnehmer_innen, so zumindest einige Stimmen, haben die ganze Bandbreite der Geschehnisse in vollem Umfang mitbekommen. Deshalb wollen wir an dieser Stelle den Hergang anhand von einzelnen Augenzeugenberichten -und fotos rekonstruieren. An dieser Stelle kann aber bereits ein Fazit gezogen werden:
Aus der Sicht des Köln-pelzfrei Orga-Teams war die neunte Köln-pelzfrei ein großartiger Erfolg. Das partizipative Konzept hat die Bürger_innen... ja, häufig positiv schockiert, die Durchführenden involviert, die übrigen Teilnehmenden motiviert, die betreffenden Tierausbeutungsbetriebe stark irritiert und einige Medien interessiert... ...und einfach Lust auf mehr gemacht !

 

Nachdem der nächtliche Regen abgeklungen war und die ersten Sonnenstrahlen auf den Neumarkt durchdrangen, bauten etwa 20 Gruppen, Vereine und Organisationen ihre Info- und veganen Essensstände auf. Der Platz füllte sich schnell mit Teilnehmer_innen und Passant_inn_en.

 

Zur Unterstützung der angeklagten Tierrechtler_innen in Österreich gab es eine kleine Soli-Tombola, die erfreulicherweise recht zügig ausverkauft war. Auch andere Gruppen haben verschiedene Soli-Aktivitäten an ihren Ständen durchgeführt.

 

Dann gab es was auf die Ohren, aber in positivem Sinne, denn bald schon fetzte die Kölner Punkrock-Band SANCHO PANZA! ein paar stimmungsgeladene Songs über die Lautsprecher. Im Anschluss trommelten sich die Sambas von Rhythms of Resistance warm, was nur bedeuten konnte, dass die Demo bald losgehen musste.

 

Um 13 Uhr setzte sich der Zug mit etwa 600 Teilnehmer_inne_n endlich in Bewegung, nachdem die Polizei schon darauf aufmerksam machte, dass deren wohlverdiente Feierabend.. nein, der nächste Einsatz natürlich, durch derlei Verspätungen nicht gefährdet werden dürfte. Die umliegenden Pelzgeschäfte machten die Schotten dicht, denn es hieß "Leinen Los!" für den neunten Köln-pelzfrei Umzug.

 

Erster Halt war bereits nach ein paar Metern bei Pelz Adrian, welcher trotz jahrelanger Proteste erstaunlicherweise nicht zur Einsicht gelangte und noch immer am Pelzhandel festhält. Wie immer verriegelt und verrammelt und von Ordnungskräften bestens geschützt, ließen die Demonstrierenden den Inhaber deutlich spüren, dass sein blutiges, grausames und unethisches Geschäft nicht toleriert wird. Vor dem Laden wurde eine Häutungsperformance mit vorangegangener "Pelztier"vergasung durchgeführt.

 

Diese Aktion, aufgeführt von der Tierrechtsinitiative Rhein-Main, sollte erst später an anderer Stelle stattfinden, aber ein WDR-Kamerateam wollte die Bilder noch für die abendlichen Lokalnachrichten einfangen. Darauf wurde natürlich gerne flexibel reagiert.

 

Im Jahr 2004 hatte das Bekleidungsunternehmen ZARA schriftlich seinen dauerhaften Ausstieg aus dem Pelzhandel erklärt. Da in jüngerer Vergangenheit wieder Pelzprodukte in einigen Filialen gesichtet wurden (z.B. Lamm u.a.), fragte die Köln-pelzfrei Kampagne bei dem Unternehmen nach, ob es sich noch an seine Verpflichtung gebunden fühle. Im Juli 2010 antwortete der Mutterkonzern Inditex: "All animal products used in those articles supplied to the Group shall come from animal reared in farms to obtain meat." Diese Verwendungsunterscheidung ist nicht nur irrelevant, sie war auch niemals Bestandteil der Ausstiegserklärung aus dem Pelzhandel. Dieser Wortbruch und die bewusste Täuschung führte dazu, dass die Kölner Filiale des Unternehmens in die Köln-pelzfrei mit einbezogen wurde.


Während eines Redebeitrages, der die Unternehmenspolitik anprangerte und die Wiederaufnahme der ZARA-Kampagne in Aussicht stellte, bereiteten die Kreaktivisten eine ´die-in´ Aktion vor dem Laden vor. Passant_inn_en und Kund_inn_en durften sich fortan an mehreren leblosen und für ZARA gehäuteten Tieren vorbei bewegen, und wurden von weiteren Aktivist_inn_en über ZARA´s fortgeführten Pelz-/Fellhandel informiert.

 

Entlang der weiteren Route hatte Nandu bereits einen Tatort abgesteckt und durch den kriminalistischen Spürsinn eines anwesenden Detektivs verhärtete sich die Beweislage, dass sich Milch- und Fleischkonsum nicht nur für Tierleid, sondern auch für Klimawandel, Welthunger und Krankheiten u.a. verantwortlich zeichnet. Die Bürger_innenen wurden im Rahmen dieser Aktion über die Zusammenhänge sowie die vegane Lebensweise aufgeklärt.

 

Vor Mc Donalds ging es dann weniger harmlos zu, denn wie können Tierfreund_innen ruhig bleiben, wenn sich Menschen gedankenlos Burger in den Mund schieben ?! Die Tierfreunde wussten um Abhilfe und sorgten dafür, die Gedankenlosigkeit aufzubrechen. Das Tierfreunde-Mobil wurde vier Meter vis-à-vis dem Eingang und der Schaufensterfront geparkt und fortan durften sich die Mc Donalds-Kund_inn_en neben ihren Burgern auch ein paar fleischkonsumkritische Filmbeiträge auf einer großen Videoleinwand reinziehen. Die mündigen Bürger_innen sollen auch wissen, was ihrem Fleischkonsum vorausgeht.

Die Großpuppen der Tierrechtsgruppe Bonn ließen bei den Bürger_innen keinen Zweifel aufkommen, dass die Köln-pelzfrei nicht nur eine Antipelz-Veranstaltung ist. Die Kuh ("Die Milch gehört meinem Kalb") und das Schwein ("Finger weg von meiner Haxe") waren beliebte Fotomotive und fanden sich in den meisten Berichten der Lokalpresse wieder.

 

Weitere Presseberichte gab es u.a. im Kölner Stadtanzeiger, Bild-Zeitung, Domradio, Radio Erft.

Begleitet wurde die neunte Köln pelzfrei fortwährend von den aufrüttelnden und motivierenden Samba-Klängen der Rhythms of Resistance, wodurch auch die (positive) Außenwahrnehmung des Umzugs deutlich gesteigert wurde.

 

Seit zwei Jahren ist der italienische Modekonzern Max Mara aufgrund seines Pelzhandels das Ziel einer internationalen Kampagne. Allein in Köln hat es seitdem etwa ein Dutzend Protestaktionen gegeben.
Aktivist_innen aus dem Raum Siegburg gelang es, eine nahezu beklemmende Atmosphäre kreierend, das Leid der Tiere und die Ignoranz der Pelzträger_innen gekonnt in Szene zu setzen.


"Max Mara BOYKOTT - Pelzhandel Stopp" röhrte es schließlich aus 600 Kehlen und mehreren Megafonen durch die Innenstadt von Köln.

Alle tierausbeutenden Betriebe wurden gemäß dem vorher publizierten Konzept zwei Mal besucht und so schritt der Umzug die verkürzte Route ein weiteres Mal ab. Dabei schlossen sich die Aktivist_inn_en, die seit der ersten Runde ihre Aktionen durchführten, dem Demozug wieder an. Auch den Kölner Bürger_innen sollte ausreichend Gelegenheit gegeben werden, die Ziele der Köln-pelzfrei Kampagne wahrnehmen zu können.


Vor Mc Donalds und vor Max Mara wurde noch jeweils eine Rede gehalten. Dabei wurde nochmal herausgestellt, dass die Escada-Kampagne keinesfalls beendet ist, da Escada nach wie vor, ähnlich wie ZARA, Pelz/Fell von bestimmten Tieren verkauft.

 

Nach dem insgesamt dreistündigen Umzug kamen die meist gutgelaunten Teilnehmer_innen wieder am Neumarkt an, wo mensch sich ausführlich der Kommunikation sowie der Nahrungsaufnahme widmete. Am frühen Abend kehrte wieder Ruhe ein auf dem Neumarkt - vorläufig...

 

Die Afterdemo-Party fand wieder im Kölner Szenelokal Limes statt. Für Verpflegung sorgten Food not Bombs (Düsseldorf) in Form eines köstlichen, riesigen Potts veganen Gulaschs. Bei Live-Musik von Paul Blume, The Bleeding Valentines und Narcolaptic wurde noch bis spät in die Nacht gefeiert.

 

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Und was macht Ihr mit den Leuten die "nicht zur EInsicht" (Tierrechts deutsch für andere Meinung haben) kommen wollen? Die haben Ihre Scheiben nicht ohne Grund verammelt.