Repression in Belarus

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Am Abend des 30. August 2010 haben unbekannte Schwarzvermummte 2 Molotov-Coctails in das Gelände der Russischen Botschaft in Minsk, Belarus (Weissrussland) geworfen. Dabei ist ein Diplomatenauto, ein Mazda 3, in Flammen aufgegangen.

Am Morgen des 3. September 2010 wurden 7 Anarchist_innen verhaftet. In der darauf folgenden Zeit wurden in ganz Belarus Häuser und Wohnungen durchsucht, Sachen beschlagnahmt, Menschen verhört und verhaftet. Die Repression dauert bis heute an.

 

Der hier publizierte Text soll eine kleine Übersicht bieten, über die Geschehnisse. Er wurde nur aus englischen Quellen übersetzt und ist desshalb nicht vollständig. Wer die Situation in Belarus nicht kennt, sollte ev. zuerst die Notizen am Schluss lesen.

 

Montag, 30. August 2010

 

Am Abend um ca. 22.00 Uhr haben unbekannte Schwarzvermummte 2 Molotov-Coctails in das Gelände der Russischen Botschaft in Minsk geworfen. Dabei ist ein Diplomatenauto, ein Mazda 3, in Flammen aufgegangen.

Dieses Ereignis hat in den russischen und belarussischen Medien für grosses Aufsehen gesorgt. Es tauchten Gerüchte auf, dass dies eine Aktion

der Belarussische Regierung sein könnte. Der weissrussische Präsident Lukashenko hat, zum Ärgernis Moskaus, eine Beteiligung Russlands nicht ausgeschlossen.

 

 

 

 

Auf belarus.indymedia.org und belarus.avtonom.org ist folgendes Communique erschienen.

 

 

 

Dieses Communique wurde später wieder gelöscht, mit der Begründung es könnte irreführend sein (Unklar ist, ob dies durch Indymedia Aktivist_innen oder durch die Regierung iniziert wurde).

Später kursierte ausserdem die Information oder das Gerücht, dass die Solidarität den beiden noch stets verhafteten Aktivisten Gaskarova Alexey und Maxim Solopovym gilt. Diese wurden im Zusammenhang mit der Verteidigung des Khimki Waldes bei Moskau, welcher abgeholzt werden soll um einer Autobahn Platz zu machen, verhaftet.

 

 

 

Früh morgens wurden Ihar Bahachak (Igor Bogachek), Valeriya (Valeryja oder Valeria) Khotina, Siarhej Slyusar (Syarhey, Siarhei oder Sergei Sliusar), Mikalay Dzyadok (Mikalaj, Nikalai oder Nikolai Dedok), Alyaksei Zhinherousky (Aliaksiej oder Alexei Zhynherouski oder Zhingerovsky), Anton Laptsyonak (Laptsionak oder Laptenok) und Aliaksandar Frantskievich(Alyaksandr oder Alexander Frantskevich) verhaftet.

 

 

Einige der Verhafteten haben vor kurzem eine Wohnung in einem der Quartiere von Minsk angemietet. Um 6.00 Uhr morgens klingelte es an der Tür und als ein junger Mann diese öffnete, stürmten zivile Agenten und SWAT Teams in die Wohnung, ohne einen Ausweis oder andere erklärende Dokumente vorzuweisen. Alle Anwesenden wurden verhaftet und zum Verhör ins GUBOP (Belarussisches Innenministerium, Hauptquartier zur Bekämpfung des Organisierten Verbrechens) gebracht. Die Wohnung wurde durchsucht und es wurden fünf Computer, zwei Laptops, Handys, SIM Karten, Harddrives, Geld, Poster, Bücher und Hefte beschlagnahmt. Angeblich waren alle Verhafteten Benutzer_innen von belarus.indymedia.org.

Alle offiziellen Stellen sowie die Polizei haben jede Stellungsnahme verweigert.

Am gleichen Tag wurde der Tod des berühmten 36-jährigen belarussischen Oppositionsjournalisten Oleg Bebenin bekannt und diese Nachricht über alle möglichen Kanäle verbreitet. Anfangs sprach die Polizei von Suizid, musste aber schon nach ein paar Tagen zugeben, dass es vermutlich doch Mord war.

Für viele soziale Aktivist_innen und Anarchist_innen besteht klar ein Zusammenhang zwischen dem Fund von Oleg Bebenin und den Verhaftungen der Anarchist_innen.

 

 

 

Es wurde bekannt, dass sich die Verhafteten in der Haftanstalt an der Okrestinastrasse in Minsk befinden. Das Pressecenter der Polizei von Minsk hat auf Anfrage des 'Europäischen Radios für Belarus' erklärt, nichts von den Vorfällen zu wissen.

Es fanden ausserdem Hausdurchsuchungen in anderen belarussischen Städten (u.a. Salihorsk, Gomel und Grodno) statt.

Die Homepage khimkibattle.org distanziert sich von dem Angriff auf die Russische Botschaft. Wir „haben keine Informationen, ob die Menschen hinter dieser Aktion sich wirklich für Menschen interessieren oder ob es Aktionen von Provokateuren sind. Aber wir sind davon überzeugt, dass solche Aktionen weder den gefangenen Kameraden noch der Kampagne als Ganzes dienen." >Diese Spaltung muss unter den Umständen der drohenden Repression und der Gesamtsituation in Russland und Belarus betrachtet werden, was sie in der Meinung der Übersetzerin aber nicht entschärft oder rechtfertigt.<

In der Nacht wurde ein Molotov Coctail auf die Wand und die metallene Vordertür der Haftanstalt an der Okrestinastrasse in Minsk, in der die Anarchist_innen gefangengehalten werden, geworfen.

 

 

 

Dieses Communique wurde versucht auf belarus.indymedia.org zu publizieren, wurde aber blockiert und ist nur auf anderen Webseiten erschienen.

 

Die Polizei-Haftanstalt an der Okrestinastrasse in Minsk wurde am 4. September 2010 von einer Gruppe Anarchist_innen mit Molotov-Coctails angegriffen.

Nach einer radikalen Aktion auf die Russische Botschaft in Minsk begannen die repressiven Institutionen des Staates mit einer noch nie dagewesenen Jagd auf Anarchist_innen und andere soziale Aktivist_innen. Die Haftanstalten füllen sich mit neuen Gefangenen. Im Allgemeinen sind die Inhaftierten junge Leute, welche nie an radikalen Aktionen teilgenommen haben. Diese Leute machen nur friedvolle Propaganda ihrer politischen Ansichten und nehmen an verschiedenen sozialen Initiativen teil, aber im Moment werden sie mit jedem Scheiss, den sich die Polizei ausdenken kann, beschuldigt.

Es scheint, als ob es den Polizist_innen und Agent_innen der Spezialeinheiten einfach egal ist welche Menschen sie verhaften - sie denken nur an ihre Raporte an die Regierung und ihre Bonuse und Beförderungen. Sie haben keine Ehre und kein Gewissen - sie hatten es einfach nie.

Wir übernehmen die Verantwortung für alle radikalen Aktionen welche kürzlich stattgefunden haben und erklären, dass alle Menschen die jetzt gerichtlich überprüft werden - nicht teilgenommen haben an diesen Aktionen - wir kennen sie nicht einmal. 1937 unter Stalin war unser Land bereits mit einem solchen Terrorregime konfrontiert. Die Wahlen sind nah und die diebische Regierung tut ihr Bestes um die Macht zu behalten.

Aber keine Repression kann das angeborene menschliche Verlangen nach Freiheit und Würde ersticken. Belarus wird ein freies und unabhängiges Land sein, in welchem die höchsten Gesetze soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte sind - nicht Unterwürfigkeit und Tyrannei. Und wenn es passiert - nehmt euch in Acht, ihr Wachhunde!

Freiheit für Anarchist_innen und soziale Aktivist_innen! Stopp der politischen Repression! Lang lebe direkte Demokratie und das freie Belarus!

Anarchisitsche Gruppe „Freund_innen der Freiheit"

 

 

 

Die am 3. September 2010 Verhafteten wurden nach der Maximalzeit von 72 Stunden ohne Anklage freigelassen und direkt wieder festgenommen, diesmal unter neuen Vorwürfen. Darunter ist z.B. die Teilnahme am Angriff vom 1. Mai 2010 auf das Gebäude der Trade Union Federation in Minsk und ein Versuch die Vordertür einer Filiale der Belarusbank anzuzünden. Ausserdem wurde vom Innenministerium bekanntgegeben, dass bei einer Hausdurchsuchung Drogen gefunden wurden.

Freund_innen der Gefangenen haben ein Communique auf Indymedia publiziert, in dem sie die Unschuld der Anarchist_innen betonen. Ausserdem haben sie eine Internet-Unterschriftenliste gestartet, mit einem Brief an das Hauptbüro der Staatsanwaltschaft, die Polizeihauptstation, den KGB und den Präsidenten in welchem sie die Freilassung der Verdächtigten fordern.

 

 

 

Das Pressebüro des Innenministeriums hat bekanntgegeben, dass Schusswaffen-Patronen, Rauschgift, Skimasken, und Bücher die Anarchie promoten bei den Hausdurchsuchungen gefunden wurden. Ausserdem sei ein_e Verdächtige_r beireits für Drogenbesitz verurteilt worden.

 

 

Polizei und KGB Agenten haben Uladzimir Valdozin (Vladimir Volodin), Mitglied des Rats der Belarussischen Grünen Partei und Anti-Nuclear Aktivist, Aliaksandar Buhajeu und Tatsiana Sieminishchava (Tatsyana oder Tatiana Semenishcheva oder Semyanishchava), soziale Aktivistin, die sich für Obdachlose (Food not Bombs) und streunende Tiere einsetzt, verhaftet.

Während eines Verhörs hat Tatsiana Sieminishchava in der Gegenwart der Ermittler_innen mit einem Brieföffner ihre Handflächen aufgeschnitten. Sie wurde mit Erster Hilfe versehen und dann weiter befragt.

Es wurden auch Ihar Shchapiha (Igor Chepiga oder Chepiha), Mitglied der unregistrierten, extremenrechten Oppositionspartei Pravy Alyans (Rechte Allianz) und Sergei Popov von der ebenfalls unregistierten, extremrechten Freiheitspartei (Partiya Svodody) festgenommen. Die beiden Rechtsextremen werden ebenfalls unter dem Vorwurf, an dem Angriff auf die Russische Botschaft teilgenommen zu haben, in Haft gehalten.

 

 

 

Die sieben am 3. September 2010 verhafteten Anarchist_innen wurden zum zweiten Mal entlassen um anschliessend sofort wieder festgenommen und in eine andere Polizeistation verlegt zu werden. Die beauftragten Anwält_innen werden immer wieder am Kontakt zu ihren Klient_innen gehindert, ihnen wird teilweise über mehrere Tage nicht mitgeteilt, wo sich diese aufhalten oder sie können nicht an den Verhören teilhaben. Im Allgemeinen stellen sie grobe Verstösse gegen das Belarusische Gesetzt fest. Laut den Anwält_innen wurden bisher keine Beweise vorgelegt. Es hat die Angeklagten niemand vor Ort gesehen, niemand hat sie als Täter_innen identifiziert und es wurden keine belastenden Spuren auf ihren Kleidern oder anderem Material gefunden. Es deutet vieles darauf hin, dass die Gesetzeshüter_innen vor allem darauf aus sind, sich so gut wie möglich mit den Strukturen des sozialen Kreises, zudem die Verhafteten gehören, bekannt zu machen.

Die Belarussische Grüne Partei hat ein eigenes Statement verfasst, in dem sie vor allem auf die Freilassung und Unschuld ihres Mitgliedes Uladzimir Valdozin pochen.

 

 

 

Ihar Bahachak, Valeriya Khotina, Siarhej Slyusar, Alyaksei Zhingerovsky und Anton Laptsyonak wurden ohne Anklagen entlassen.

Aliaksandar Frantskievich wurde in ein anderes Gefängins in Salihorsk (Solegorsk), Region Minsk, verlegt. Er steht je nach (Zeitungs-)Artikel unter dem Verdacht, selbst die Polizeistation von Salihorsk angezündet zu haben, oder aber dies in Auftrag gegeben zu haben.

Mikalay Dzyadok wird unter dem Vorwurf des Raubs weiterhin in Haft bleiben. Auch, Tatsiana Sieminishchava und Aliaksandar Buhajeu bleiben in Haft.

 

 

 

Aliaksandar Frantskievichs Haft wurde um weitere 10 Tage verlängert.

Tatsiana Sieminishchava wurde entlassen.

 

 

 

Uladzimir Valdozin und Aliaksandar Buhajeu wurden entlassen.

Aus einem Bericht des 'Europäischen Radios für Belarus' geht hervor, dass die Familien aller Inhaftierten bestätigen, dass diese sich an besagtem 30. August 2010 zu Hause aufgehalten haben.

 

 

 

Aliaksandar Frantskievich wurde offiziell für eine Attacke auf die Polizeistation Salihorsk angeklagt. Er wird vermutlich vorerst in Haft bleiben, was bei dem 20-jährigen, der nur eine Niere hat, neben allem anderen auch ein gesundheitliches Risiko mit sich bringt.

 

 

 

Eine Gruppe Anarchist_innen hat am Nachmittag gegen die weitreichende Belarussische-Russische Militärübung Zapad 2009 (West 2009), die vom 18. bis 29. September 2010 in Belarus stattfindet, protestiert. Sie liefen mit schwarzroten Fahnen und einem Banner mit der Aufschrift „Die Menschen verhungern; das Militär spielt" über die Kamunistychanyastrasse Richtung Unabhängigkeitstrasse, Minsks Hauptdurchgangsstrasse und riefen Slogens wie „Armee ist Sklaverei". Während des 5-7 Minuten langen Protestes wurde „Belarus ist kein Militärgelände" auf Wände gesprüht und eine Rauchbombe über den Zaun in das Gelände des Generalstabs der Belarussischen Streitkräfte geworfen, an welchem auch das Banner aufgehängt wurde. Danach verschwanden alle schnell.

Am gleichen Tag hat die Polizei ebenfalls im Zentrum von Minsk bei einem friedlichen Protest gegen die Präsenz russischer Truppen in Belarus durchgeführt von einigen Dutzend Oppositionsaktivist_innen hart durchgegriffen. Mehr als 20 Protestierende wurden verhaftet und die meisten davon wurden zu Bussen verurteilt.

 

 

 

Am Morgen um 7.00 Uhr wurden Alexander Yaroshevich (Jarashevich), Journalist der PostMedia Agentur, und Alena Dubovik in ihrer Wohnung verhaftet. Nach der Hausdurchsuchung wurden sie ebenfalls in die „Kampf dem Organisierten Verbrechen" Abteilung der Polizei gebracht. Sie werden verdächtigt an der Demo am 19. September 2009 teilgenommen zu haben und eine Rauchbombe auf das Gelände des Generalstabs der Belarussischen Streitkräfte geworfen zu haben. In den den ganzen Tag dauernden Verhören, wurden sie gefragt ob sie wissen, wer die Russische Botschaft am 30. August 2010 und das „Shangri La" Casino am 5. Dezember 2009 angegriffen hat. Am Abend wurden sie ohne Anklage entlassen.

Auch Hanna Charnyshova wurde nach einer Hausdurchsuchung in ihrer Wohnung verhaftet und derselben Punkte verdächtigt. Ihr Computer wurde beschlagnahmt.

In der letzten Zeit waren Alexander und Hanna aktiv engagiert in der Kampagne für die gefangenen Anarchist_innen. Sie waren im Kontakt mit den Anwälten, Verwandten und Freunden der Verhafteten und mit den Medien .

 

 

 

Ihar Truhanovich wurde zum Verhör in die Polizeistation geholt und ist seitdem nicht wieder zurückgekehrt. Seine Eltern haben von den Bullen nur die Auskunft erhalten, dass er unter dem Vorwurf von Hooliganismus bis am 27. September 2010 in Haft bleiben wird. Er hat noch keinen Anwalt.

Mikalay Dzyadok wurde verlegt und seine Haft um weitere 10 Tage verlängert. Zuvor wurde er wie alle anderen immer nach 72 Stunden entlassen und unter einem neuen Vorwurf verhaftet. Einmal z.B. für Hooliganismus. Er ist noch stets nicht offiziell angeklagt, wird aber verdächtigt in einer Aktion gegen das Militär Manöver am 19. September 2009 teilgenommen zu haben. Er und Aliaksandar Frantskievich haben gute Anwälte.

Eine noch unbestätigte Information kursiert, die besagt, das zwei weitere Männer in Salihorsk verhaftet wurden.

Es finden noch immer Hausdurchsuchungen in Minsk, Salihorsk, Homiel, Hronda und Brest statt. Rund 20 Menschen aus Minsk, 12 aus Brest und etwa 10 in Hrodna wurden in der letzten Woche durch den KGB verhört. Die meisten davon zählen zur subkulturellen Jugendszene. Die Bullen haben ihnen Fotos von Konzerten gezeigt und sie aufgefordert Leute zu identifizieren. Ausserdem wurden sie dazu gedrängt, auszusagen, dass Mikalay Dzyadok die Aktion vom 19. September 2009 organisiert, Menschen zur Aktion eingeladen, den Beteiligten Gasmasken gegeben hat und in der fordersten Reihe gestanden ist. Den Verhörten wurde gesagt, dass wenn sie nicht aussagen, sie Mittäter_innen werden. Sie wurden mit sexueller Gewalt durch andere Gefangene, mit Ärger am Arbeitsplatz ihrer Eltern und der Aufnahme auf die Liste derer, die keine Erlaubnis bekommen das Land zu verlassen, bedroht. >In Belarus braucht man ausser für ein paar wenige (meist (ex)kommunisitsche) Länder für die ganze Welt Visas um aus- und einreisen zu dürfen.<

 

 

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Einige Notizen zum besseren Verständnis:

- Die Beschreibung der Ereignisse ist aus einem subjektiven Standpunkt erfolgt.

- Alles kursiv Geschriebene sind Zitate aus auf Englisch veröffentlichten (Zeitungs-)Berichten und Communiques, die meistens bereits aus dem Russischen übersetzt wurden. Dadurch und duch die nicht professionelle Übersetzung sind vermutlich Abweichungen entstanden.

- Weil bei der Übersetzung vom Russischen (Kyrillische Buchstaben) ins Englische verschiedene Buchstaben gebraucht werden, zirkulieren verschiedene Namen für die gleichen Personen. Die Übersetzerin hat versucht die durch unabhängige Medien benutzten Namen zu gebrauchen. Diese stehen bei der ersten Erwähnung vor der Klammer.

- Die vorhandenen Informationen sind teilweise sehr kontrovers. Dies liegt einerseits an den Unterschieden der staatlichen und unabhängigen Berichterstattung, an den ungenauen Übersetzungen, aber auch an dem nur sehr bruchstückhaften Zugang zu Informationen. So ist z.B. in einem Artikel von sechs, in einem anderen von sieben am 3. Septemer 2010 Verhafteten die Rede oder es wird in manchen Artikeln nicht erwähnt, dass Aliaksandar Buhajeu auch am 8.September 2010 verhaftet wurde.

- Alle Geschehnisse müssen unter den Umständen der Situation in Russland und Belarus betrachtet werden.

Belarus (eines der früheren USSR Ländern), auch bekannt als die letzte Diktatur Europas, wurde schon des öffteren der Absenz von Menschenrechten bezichtigt. Alexander Lukashenko ist seit 16 Jahren an der Macht und regiert dieses offiziell demokratische Land mit eiserner Hand. Belarus und Russland haben auch nach der Unabhängigkeitserklärung von Belarus stets eine enge Beziehung zueinander gepflegt. Belarus ist z.B. wirtschaftlich von Russland abhängig. Die diplomatischen Beziehungen haben sich in letzter Zeit aber stark abgekühlt und Lukashenko kann sich keiner hundertprozentigen Unterstützung vom russischen Kremel mehr sicher sein. Dies bedeutet eine kleine Öffnung für die Opposition um dem Regim ein Ende zumachen - was wiederum eine Verschärfung der Repression der jetzigen Regierung zur Folge hat.

Belarus ist ein für Europa vergleichsweise armes Land. Die staatliche Propaganda und Kontrolle ist sehr stark, die Medien zensiert, die Bürger_innen staatstreu. Die anarchistische Bewegung und alternative Szene ist sehr klein und hat einen harten Stand. So kann z.B. bereits das Aufkleben eines Stickers zu Gefängnisstrafen führen.

- Die Polizei in Belarus ist korrupt und in einer beinahe unantastbaren Machtposition. Dies lassen sie, selbst bei einer Routinekontrolle oder einer kleinen Formularangelegenheit, alle die nur ein wenig widersprechen spüren.

- Bis Anhin ist nur die Adresse von Mikalay Dzyadok veröffentlicht worden. Diese lautet Belarus, Minsk, Valadarskaha str. 2, Mikalay Dzyadok.

- weitere Informationen und die Kontaktaufnahme (z.B. für Soligeld für Anwaltskosten) kann über minsksolidarity[at]riseup.net stattfinden.

 

Freitag, 24. September 2010

 

Donnerstag, 23. September 2010

 

Dienstag, 21. September 2010

 

Montag, 20. September 2010

 

Freitag, 17. September 2010

 

Dienstag, 14. September 2010

 

Sonntag, 12. September 2010

 

Donnerstag, 9. September 2010

 

 

Mittwoch, 8. September 2010

 

Dienstag, 7. September 2010

 

 

Montag, 6. September 2010

 

 

Sonntag, 5. September 2010

 

Samstag, 4. September 2010

 

Communique:

Heute Morgen sind unsere Freund_innen und Kamarad_innen von der Polizei gekidnappt worden. Sechs Leute werden vermisst. Wir haben es erst einige Stunden später geschafft durch Nachbar_innen mehr von ihrer Entführung in Erfahrung zu bringen. Diese sagten, dass Unbekannte in Polizeiuniform alle mitgenommen haben, die sich in der Wohnung befanden. Das Schicksal dieser Menschen ist im Moment noch unbekannt. Niemand reagiert auf Handyanrufe. Jeder Versuch etwas über ihren Aufenthaltsort in den Polizeistationen von Minsk heraus zu finden, hat keine Resultate erbracht, weil die Bullen jegliche Beteiligung (eventuell ist hier auch Verantwortung gemeint) abstreiten. Die Wohnung eines anderen verhafteten Aktivisten wird von einer Polizeipatroullie überwacht und diese Cops geben nichts über den Grund ihrer Präsenz preis.

All diese Menschen sind soziale Aktivist_innen, die an diversen sozialen Bewegungen mit dem Ziel Menschenrechte, Arbeiter_innenrechte und freien Zugang zu Informationen zu verteidigen, teilhaben. Wir glauben, dass diese Entführungen direkt mit der Zeit der „Wahlen" in Belarus zusammenhängen, weil sich jedesmal wenn diese stattfinden, die Repression gegen soziale Aktivist_innen durch die Authoritäten verstärkt. Sie versuchen damit die Menschen am Zugang zu ungewollten Informationen zu hindern.

Wir halten es für Kidnappung, weil es noch stets keine Informationen über die Schicksale der Menschen und über die Gründe ihrer Verhaftung gibt. Solche Aktionen sind eine ernsthafte Verletzung der Rechte und Freiheiten jeder Person. Wir drängen alle nicht gleichgültigen Leute, dabei zu helfen unsere Kamerad_innen zu finden und über dieses Ereignis in den Medien Bericht zu erstatten. Wenn du Informationen hast über den Fall oder uns irgendwie helfen kannst, schreib an „bla:bla:bla:".

Es ist offensichtlich für uns, dass der Auslöser für die Repression das Ereignis in der Nähe der Russischen Botschaft in Minsk, das am 30. August 2010 stattfand, war. Eine Presseerklärung einer vorher unbekannten Gruppe von Anarchist_innen, welche innerhalb von zwei Tagen öffentlich die Verantwortung für den Angriff erklärte, gab dem Geheimdienst einen praktischen Grund für die einschüchternden Aktionen.

Update 23:35: Der Aufenthaltsort der Gefangenen ist noch immer unbekannt. Jedoch wurde berichtet, dass Telefone, Computer und verschiedene Literatur von ihnen beschlagnahmt wurde. Und das die Polizei fünf Aktivist_innen sucht.

Haltet Ausschau nach Updates.

Freund_innen und Kamerad_innen der Entführten.

 

Freitag, 3. September 2010

 

Am Abend des 30.August 2010 hat eine Gruppe Anarchist_innen die russische Botschaft in Minsk mit Molotov-Coctails angegriffen. Eines der Diplomatenautos ist ausgebrannt. Mit dieser Aktion bringen wir unsere Wut und unseren Protest über die Verhaftungen der Verteidiger_innen des Khimki Waldes in Moskau und über die Repression gegen sie zum Ausdruck.

Während unsere Freunde von faschistischen Söldnern verprügelt werden, verfolgt und verhaftet die Bereitschaftspolizei unschuldige Leute - Drohungen und Verhaftungen wurden zur täglichen Routine. Unsere Freunde müssen jetzt in Gefängnissen leiden oder mit der Angst leben, inhaftiert zu werden, nur weil sie für Freiheit, Mensch und Umwelt kämpfen.

Aber Bürokrat_innen und Kapitalist_innen interessieren sich nur für ihre Schmiergelder und Profite, es kümmert sie nicht, was morgen passiert, sie sind bereit jeden Protest oder jede Uneinigkeit mit Grausamkeit abzuwürgen. Was kommt als nächstes - die Todeskommandos?

Wir erklären uns solidarisch mit unseren Kameraden_innen und unterstützen nur die Methoden der direkten Aktion, denn die Regierung fürchtet sich nur vor Gewalt und vor nichts anderem.

Es ist wirklich lustig einige Kommentare über die Wahlkampagne in Internet Foren zu lesen. Beide Clans, „Regierung der Republik Belarus" und „Regierung der Russischen Föderation", widern uns an. Den armen Arbeiter_innen der beiden Länder wird dieses Kämpfen um Macht nie etwas nützen. Es ist töricht, Politiker_innen zu imitieren. Leute, kommt zur Vernunft! Ist es wirklich möglich jede Handlung des Protest mit Theorien der Verschwörung zu erklären? Wir werden jeden Tag bestohlen und gedemütigt - aber das führt nur zu Angst in den Augen und Geflüster in den Küchen. Es ist Zeit, unsere Kräfte aufzubringen und zu glauben das wir eines besseren Lebens würdig sind.

Freiheit für alle gefangenen Kamerad_innen! Stopp der politischen Repression! Nieder mit den Beamt_innen, Gangster_innen und Polizist_innen!

Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit!

Freund_innen der Freiheit

 

Donnerstag, 2. September 2010

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Am 30.September 2010 um 7.30 Uhr ist die Polizei in die Wohnung des sozialen Aktivisten Barys Ashchepkau eingebrochen und hat ihn verhaftet. Barys hat geholfen Verwante und Freund_innen der Verhafteten mit Menschenrechtsverteidiger_innen in Kontakt zu bringen.
Barys wird vorgeworfen an den Aktionen gegen die West 2009 Militärmanöver am 19. September 2010 teilgenommen zu haben.
Ausserdem wurde Ihar Truhanovich nach 6 Tagen wieder freigelassen. Es wurde keine Anklage gegen ihn erhoben.
Auch Dzianis Bystryk wure festgenommen. Es gibt noch keine weiteren Informationen zu seinem Fall.

Belarus, Minsk, Valadarskaha str., 2, SIZO-1, k. 46, Aliaksandar  Frantskievich.