Berlin: Sexistisches Konzert gegen Polizeigewalt

Heute, am 18. September 2010, fand in Berlin ein Konzert gegen Polizeigewalt statt. Auf dem Reuterplatz im Berliner Stadtteil Neukölln sollte dem am 31.Dezember 2008 von Polizisten ermordeten Dennis J. gedacht werden und gegen Polizeigewalt demonstriert werden. Stattdessen fanden sich jedoch 500 bis 1000 Personen, grösstenteils aus den linken Szenen, ein, um ihr sexistisches Verhalten gemeinsam darzubieten, ihre Gewaltphantasien auszuleben und Alkohol zu konsumieren.


Als etablierte linke Politgruppen es ankündigten und dafür warben, war es schon klar: Bei diesem Konzert würde es zu einen Konflikt kommen. Doch der Konflikt blieb aus - Niemand wehrte sich gegen das sexistische Gebaren auf diesem Konzert. Niemand leistete Widerstand. Angekündigt waren u.a. Massiv und Blockwart, Musikacts, die für ihre sexistischen Texte bekannt sind. Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Massiv_(Rapper) - Massiv machte u.a. Musik für die von MC Basstard betriebene Label Horrorkore Records. Dieses Label produziert Musik, welche Adolf Hitler und das Vergewaltigen von Frauen feiert.

Sprechchöre wie "Fick die Polizei", "Ich ficke Deine Klicke", "Bitch", "Sarazin - Hurensohn" und "Mutterficker" kamen von der Bühne oder wurde von mehreren hundert Personen gemeinschaftlich gerufen. Die Vorkontrollen der Polizei wurden nicht sachlich thematisiert, sondern in Hetzermanier wurde von der Bühne über die Lautsprecheranlage die Masse aufgefordert die Fäute zu heben und dem Sprecher nachzusprechen: "Was halten ihr von denen?, dröhnte es von der Bühne, und mehrere hundert Männer und Frauen riefen: "Hurensöhne!".

Ich hoffte, dass das Konzert nur aus dem Ruder gelaufen sei und war erfreut, als ein bekannter linker Aktivist auf die Bühne kam. Ich dachte, nun sagt er was gegen diese sexistischen Sprechchöre und die sexistischen Musiktexte. Doch ganz in Gegenteil, er stachelte die Masse noch weiter an und bezog sich in keinster Weise auf diese nicht duldbaren Geschehnisse. Vielmehr konnte ich beobachten, dass das Konzert fast durchweg von linken Gruppen und Einzelpersonen veranstaltet wurde, die sich sonst mit dem Kampfbegriffen "emanzipatorisch" oder "antisexistisch" schmücken.

Die hunderten Gesichter, die das Konzert und den Sexismus abfeierten, sind von linken Demonstrationen bekannt. Der Rest waren Anwohner und Anwohnerinnen, die sich ebenfalls sexistisch, konsumierend und Macker- bzw. Mackerinnenhaft verhielten. Nur wenige stimmen äusserten sich gegen das Konzert. Am Rande vernahm ich eine Frau, die sinngemäss sagte, dass sie diesen Sexismus und diese Macker wiederlich findet. Als ein Musikact dann auch noch von "Wir haben nur einen Gott!" rappte, schrie ein Mann: "Kein Gott!". Etwas später rappte Massiv neben der Antifaflagge und den Antifa-DJ, der sich sonst gegen "die scheiss Nation" einsetzt, davon, dass, wenn er Deutscher wäre, er sich einen Adler auf den Unterarm tätowieren lassen würde.

Ich weiss nicht, was in die linken Gruppen und linken Einzelpersonen gefahren ist, die das organisiert haben. Ich weiss nicht, warum das Konzert nicht abgebrochen wurde, und warum niemand etwas dagegen gemacht hat. Ich weiss, dass hier mein Vertrauen verletzt wurde und meine Grenze überschritten wurde. Auf Demonstrationen und ähnlichen Veranstaltungen, die von linken Gruppen veranstaltet werden, erwarte ich, dass ich dort Verbündete finde und u.a. vor gewalttätigen, sexistischen und rassistischen Angriffen geschützt werde. Solche Demonstrationen sollen Schutzräume sein.

An dieser Stelle gab es eine Grenzverletzung gegen mich! Ich fordere daher meine Definitionsmacht ein und verlange einen Ausschluss aller organisierender Gruppen und Einzelpersonen, sowie aller teilnehmenden Personen, aus allen Freiräumen und emanzipatorischen Demonstrationen. Die Forderung halte ich jeweils solange aufrecht, bis sich die jeweilige Gruppe oder die jeweilige Einzelperson mir gegenüber oder öffentlich zu dem Vorfall erklärt hat.

In der letzten Zeit häufen sich bundesweit solche Vorfälle. Als ich das gemeinschaftlich gerufene Wort "Huhrensohn" auf dem Konzert hörte, musste ich spontan an das Schanzenfest in Hamburg vor ein paar Tagen denken. Dort hatten mehrere Dutzend Personen sich gegenüber der Polizei mit "Polizei - Hurensöhne" gemeinschaftlich geäussert. Inwieweit linke Gruppen in Hamburg am Schanzenfest beteiligt sind und Kontrolle über das Fest haben, kann ich nicht nachvollziehen. Hier in Berlin, hatten "linke Gruppen" volle Kontrolle über das Konzert und "linke Einzelpersonen" waren das sexistische Klientel.

Ich komme mir wie vor dem Kopf gestossen vor: Die Menschen, die hier aktiv Sexismus und Gewaltphantasien organisiert haben, waren meine Vorbilder und haben mich geformt. Ich kann das nicht glauben und halte eine Diskussion für dringend notwendig. Ich demonstriere auch nicht gemeinsam mit Neonazis für den Umweltschutz oder mit der Polizei gegen Rassismus. Also werde ich auch nicht gemeinsam mit Sexisten und Sexistinnen gegen Polizeigewalt demonstrieren.

Fehler machen Wir alle! Vor einigen Jahren habe ich z.B. auf meiner Homepage von "Schlampen" geschrieben. Und als ich vor einigen Monaten einen chicen Flyer gestaltete und noch eine politische Homepage dafür suchte, hätte ich beinahe für "Infokrieg" geworben. (Ich wusste nicht, dass dort antisemitische Menschen etc. für ihre z.T. rassistischen Ideologien werben.) Sowas kann passieren. Mir haben emanzipatorische Menschen geholfen, dass ich mich ändere und meine Fehler erkenne. Ich dachte jedenfalls, dass sie emanzipatorisch wären - was ich seit heute, seit diesem Konzert, falsifiziert habe.

Auch wenn es ein dummer Fehler war: Was nun nicht passieren darf, ist, dass über diesen Vorfall nicht diskutiert wird.

Roland Ionas Bialke, 18. Septermber 2010

webmaster@baal-re-mesh.com

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Blockwart ist soweit ich das richtig verstanden habe, wie auch KIZ (Stichwort Hurensohn) eine Parodie auf durchaus oft sexistischen Gangstarap

Abgesehen von dem Adler und Gottes Müll den Massiv gerappt hat kann ich den Text nicht nachvollziehen.

 

 

Zu dem Konzert gibt es zu sagen das die Polizei ihr Flaschenverbot erfreulicherweise nicht durchsetzen konnte und 2 Beamte aus dem Konzert gedrängt wurden die dies Kontrollieren wollten.

Was ist an Blockwart denn bitte sexistisch? Das Massiv auf dem Konzert auftritt ist tatsächlich überflüssig.

"Ich fordere daher meine Definitionsmacht ein und verlange einen Ausschluss aller organisierender Gruppen und Einzelpersonen, sowie aller teilnehmenden Personen, aus allen Freiräumen und emanzipatorischen Demonstrationen. Die Forderung halte ich jeweils solange aufrecht, bis sich die jeweilige Gruppe oder die jeweilige Einzelperson mir gegenüber oder öffentlich zu dem Vorfall erklärt hat." -- Was glaubst Du eigentlich, wer Du bist? Hättest die Zuschauer ja mit emanzipatorischen Lesungen aus Deinem "Lehrbuch der Sprengmeister" langweilen können. Nichts für ungut, ich schätze Deine Prozessberichte, aber mach mal halblang.....



Bilder vom Konzert gegen Polizeigewalt mit anschließender Polizeigewalt:
http://www.flickr.com/photos/pm_cheung/sets/72157624859505425

da das konzert nich ausschließlich für die "linke szene" organisiert wurde, sondern im gegenteil eben weitreichend andere bevölkerungsgruppen ebenso involvieren sollte, mussten die acts dementsprechend angepasst werden.

 

deine kritik mag vielleicht teilweise gerechtfertigt sein (wobei in sachen "sexismus gegen rechts"-und kiz sich die szene ja sowieso spaltet), es macht mich allerdings nicht nur traurig, sondern gleichermaßen wütend, wie du mit deiner antisexistischen brille den fokus der veranstaltung anscheinend gar nich mehr wahrgenommen hast.

antisexismus und pc in allen ehren, aber inwieweit man das für sich annimmt, bleibt individuell zu entscheiden.

 

die organisatoren sind unpolitische einzelpersonen und in der haupsache anghörige von dennis, in der linken szene werden sich so lange homophobe sexisten pädofile vergewaltiger tummeln bis sich nicht nur die betroffenen wehren sondern auch andere den mumm haben sich zu solidarisieren und persönliche praktische konsequenzen zu ziehen solange aber gedeckelt wird vergewaltiger und päderasten von ihren freund_innen und ehefrauen geschuetzt werden wird sich nie etwas verändern das mussten wir hier in hamburg schmerzlich erfahren

"Ich fordere daher meine Definitionsmacht ein und verlange einen Ausschluss aller organisierender Gruppen und Einzelpersonen, sowie aller teilnehmenden Personen, aus allen Freiräumen und emanzipatorischen Demonstrationen."

Kleiner Tip: Sprechen Sie doch von sich in der dritten Person, dann tönt Ihr Geschwurbel noch viel beindruckender.