Zensur gegen kritischen Journalismus

zensur

Mit dem Prozess gegen den Journalisten Jan Pfeifer versucht die Pelzindustrie die öffentliche Berichterstattung über ihre Machenschaften zu verhindern. Der Journalist Jan Pfeifer zu den Zensurversuchen und der Hetzkampagne gegen seine Person: "Seit über 10 Jahren recherchiere und dokumentiere ich Missstände im Bereich der industriellen Massentierhaltung. In dieser Zeit habe ich viele Skandale aus dem Verborgenen in die Öffentlichkeit gebracht. Offensichtlich zu viele, denn die großen Lobbyisten setzen mich seit einigen Monaten massiv unter Druck, überziehen mich mit Klagen und versuchen offensichtlich, mich auf diese Weise mundtot zu machen; dabei berichte ich nur die nackte Wahrheit.

 

Im Oktober wird es wieder einmal zu einem Gerichtsprozess kommen, diesmal wirft man mir vor, durch meine Anwesenheit auf einer Nerzfarm bei Hörstel seien mehr als 1300 Nerze tot umgefallen, dabei soll dem Nerzfarmer ein Schaden von rund 22.000,00 € entstanden sein. Was zunächst wie ein schlechter Scherz klingt, wird für mich bald bitterernst.

 

Nerzfarmen sind meist sehr gut gesichert oder tief versteckt im Wald: Niemand soll sehen, wie die Tiere dort gehalten werden, niemand soll einen Einblick hinter die glänzende Fassade der Pelzindustrie bekommen. Diese präsentiert sich gerne mit modernen und poppigen Auftritten in der Öffentlichkeit, siehe Website Deutsches Pelzinstitut. Mit solchen Veröffentlichungen versucht man gerade die jüngeren Menschen zu erreichen. Es soll eine neue, eine junge Zielgruppe geschaffen werden, somit will man das Pelzimage aufpolieren. Doch es gibt einen Haken an dieser heilen Welt, die Realität. Nerze haben ein kurzes und qualvolles Leben in Deutschland, sie werden auf Zuchtfarmen gehalten. Eingepfercht in engen Drahtkäfigen warten sie auf die Vergasung oder zerbeißen sich womöglich aus Langeweile gegenseitig. Artgerechte Haltung: Fehlanzeige. Das Geschäft mit den Pelztieren.

 

Die Pelzindustrie versucht natürlich alles, damit authentische Bilder nicht in die Öffentlichkeit kommen. Das Saubermann-Image soll durch nichts und niemanden zerstört werden; und sollte sich doch ein kritischer Journalist einer Nerzfarm nähern, könnte er dies bereuen. So wurde bei einer Nerzfarm mit Schlägen auf meine Fragen geantwortet. Mich hat diese Reaktion nicht wirklich überrascht, ich habe mir rund 15 Nerzfarmen angeschaut, wurde öfters bedroht, und man machte mir deutlich, dass ich nicht nur unerwünscht bin, sondern auch Probleme bekäme. Und nach Abschluss meiner bundesweiten Recherche wusste ich dann auch, was mit Problemen gemeint ist.

 

Als Tierschützer die Aufnahmen sahen, wollten sie es kaum glauben, fuhren zu dem Betreiber. Kurzfristig wurden ich und SAT.1 darüber informiert, und wir begleiteten die Tierschützer. Trotz eines ruhigen und sachlichen Auftretens war der Nerzfarmer nicht bereit, sich die Argumente der Tierschützer anzuhören. Auch meine Fragen, warum er nicht gegen das Tierschutzgesetz verstoße und wie er diese Tierhaltung mit seinem Gewissen vereinbaren könne, wurden nicht beantwortet. Stattdessen wurden wir eingesperrt, die Situation wurde so bedrohlich, dass ich die Polizei zu Hilfe rufen musste. Nachdem diese uns buchstäblich befreit hat, ging ich davon aus, dass der Spuk ein Ende hat. Doch dann fingen die Probleme an. Zunächst hat man mich wegen Hausfriedensbruchs angezeigt, doch diese Ermittlung wurde bereits nach ein paar Wochen von der Staatsanwaltschaft Münster eingestellt. 6 Monate später kam man dann offensichtlich darauf, mich u. a. für den Tod von 1.385 Nerzen verantwortlich zu machen, Wert der Tiere rund 44.000,00 €, der Schaden liege bei rund 22.000,00 €, denn das Fell der toten Tiere konnte man verkaufen – und für den Rest soll ich nun zahlen. Was wie ein schlechter Scherz klingt, wird für mich bald bitterernst, im Oktober muss ich mich deswegen vor dem Bonner Landgericht verantworten. Aus meiner Sicht völlig absurd ist die Argumentation, denn durch mein bloßes Auftreten auf der Nerzfarm sollen die Tiere umgekommen sein. Ein Blick auf die Unterschrift der Klage macht deutlich, woher der Wind weht, denn Dr. Walter Scheuerl ist einer der wohl bekanntesten Rechtsanwälte für die Landwirtschaftslobby. So hat er in der Vergangenheit Unternehmen wie Landkost, eine Firma, die in die Kritik geraten ist, weil sie Eier aus der Bodenhaltung als Bioeier verkauft haben soll, oder Heidemark, einen Putenfleischproduzenten, der wegen des Verdachtes, Gammelfleisch verkauft zu haben, bundesweit in die Schlagzeilen geriet, vertreten. Und der Hamburger Rechtsanwalt tritt auch als Pressesprecher dieser Unternehmen auf, in Insiderkreisen gilt er bereits als Landwirtschafts-Lobbyist, und sein Auftreten vor Gericht wurde auch schon mal mit einer Anzeige wegen Prozessbetruges quittiert. Im Internet muss er sich mit dem Vorwurf „der Anwalt ohne Moral“ auseinandersetzen.

 

Auch in diesem aktuellen Fall muss man doch große Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Beweise haben, so wurden die toten Nerze noch nicht einmal fotografiert.
Interessant ist, dass Dr. Walter Scheuerl viele Gerichtsunterlagen auch an die deutsche Pelzlobby schickt.

 

Ich sehe in der Sache ganz klar Taktik, man will verhindern, dass ich weiterhin in diesem Bereich recherchiere, dass ich Bilder von Nerzfarmen veröffentliche; ich bin diesen Leuten ein Dorn im Auge und jetzt will man mich ganz offensichtlich mundtot machen. Doch ich lasse mich nicht einschüchtern und bringe das Ganze jetzt in die Öffentlichkeit."