Homophober Übergriff in Stuttgart-West

Antihomophobe Aktion

12.09.2010 - Schwulenfeindlicher Übergriff in Stuttgart West

Die nachfolgenden Schilderungen sind aus einem Gedächtnisprotokoll entstanden. Wir hoffen, dadurch dennoch eine klare Schilderung geben zu können.

In der Nacht vom 11. auf den 12. September gegen/kurz vor 2:00 Uhr kam es in der Stuttgarter Rosenbergstraße zu einem schwulenfeindlichen Übergriff, als sich ein schwules Paar auf den Weg in die Stuttgarter Innenstadt machte. Sie liefen die Rosenbergstraße Arm in Arm entlang Richtung Westen (an dem Restaurant „I love Sushi“ vorbei). Auf der Rosenbergstraße, genauer auf der Strecke nach der Abzweigung Johannesstraße, kamen aus einem Wohnhaus rechterhands zwei Männer. Einer der beiden Männer rief „Hey!“ und packte einen der Betroffenen fest am Oberarm und zerrte ihn zu sich. Einer der beiden Männer schrie daraufhin „Männer Arm in Arm ist hier nicht!“.

 

Der Betroffene entriss sich ihm, während sein Partner rief, dass sie wegrennen müssen und nahm seine Hand. Einer der beiden Täter warf etwas, das hart auf einem Auto oder ähnlichem aufprallte. Da das Paar wegrannte, konnten die beiden Männer sowie den geworfenen Gegenstand nicht erkannt werden. Das Paar glaubt, dass der eine von beiden jünger war, wohl Mitte 20, der andere wohl Mitte 30. Beide mit kurzen Haaren.

Sie rannten die Rosenbergstraße entlang weg und bogen rechts in die Falkertstraße ein. Dort harrten sie aus und riefen den Notruf 110. Der Betroffene versuchte dem Beamten zu schildern, was geschehen war. Der Beamte am Telefon ließ sich Zeit und sagte ihm zunächst, er solle doch genauer erklären was geschehen sei. Er versuchte, ihm noch genauer zu erklären, was geschehen war. Der Beamte fragte, was er denn nun machen solle und zeigte keinerlei Verständnis für die Situation des Paares, obwohl gleich zu Beginn geschildert wurde, dass es sich um schwulenfeindliche Gewalt handelte. Vielmehr wurde der Betroffene mit einem harschen Ton dazu aufgefordert, gefälligst – obgleich das Paar nicht ortskundig ist – eine genaue Hausnummer zu benennen. Da dort keine zu sehen war, musste einer der Betroffenen wieder zurück zur Ecke Rosenbergstraße rennen, wo das Paar die nächste Hausnummer vermutete und sich damit dem Risiko aussetzen, dass ihm die beiden Täter näher kommen konnten. Der Beamte gab dem Betroffenen am Telefon zu verstehen, dass er jemanden zu ihnen schicken würde.

Daraufhin warteten die Betroffnen in der Falkertstraße auf einer Bank ca 12 Minuten, ohne dass Polizeibeamte kamen; sie bekamen keinerlei Hilfe. Sie vernahmen Stimmen, die aus der Richtung Rosenbergstraße den gleichen Weg wie wir zuvor gingen. Einer der Betroffenen äußerte besorgt, dass es womöglich die Täter seien. Er erkannte sie richtig an ihren tiefen, brüllenden Stimmen. Sie standen auf, um fortzugehen. In diesem Moment kamen zwei Männer um die Ecke, die sich, wie gesagt, durch lautstarkes Brüllen als die Täter herausstellten. Sie rannten auf das Paar zu und schrien „Da sind die Schweine!“, „Ihr Schweine!“, „Ihr perversen Arschlöcher!“, „Ihr Arschficker!“, „Ihr seid dran!“. Das Paar flüchteten rechts in die Forststraße und bogen dann links in die Silberburgstraße ab. Einer der Betroffenen hatte Panik und wählte noch beim Rennen in der Forstraße die Nummer 110 und sagte dem Beamten, dass sie wieder verfolgt würden. Der Beamte ließ sich wieder Zeit und fragte, was denn überhaupt los sei, er fragte, warum das Paar denn überhaupt jetzt in der Gegend herumrenne. Er zeigte sich empört darüber, dass das Paar so oft den Standort wechselte und teilte dem Betroffenen am Telefon mit, dass er da nun auch nichts weiter unternehmen könne.

Das Paar stand vor dem Wirtshaus Hotzenplotz und wechselten aus Angst zeitweise in die Ecke Lindenspürstraße, da es hoffte, falls die Täter wieder kämen, dort in Sicherheit zu sein. Zum wiederholten Male zeigte der Beamte am Telefon keinerlei Verständnis, es kam zu langen Gesprächspausen. Die Betroffenen sollten nun wieder eine Hausnummer suchen. Er zeigte sich wiederholt verständnislos darüber, dass sie den Standort wechselten, obgleich ihm erzählt wurde, dass eine Verfolgung stattfand. Der Beamte meinte, dass es nichts bringe, wenn ihm die Betroffenen sagten, dass sie in der Lindenspürstraße standen und dass das ja mit der Rosenbergstraße überhaupt nicht passe. Er riet dem Paar darauf hin, sie sollten doch einfach da hin laufen, wo sie hin wollten. Der Betroffene entgegnete, dass sie verfolgt wurden, woraufhin der Beamte meinte, sie sollen eben einen anderen Weg nehmen, den die Täter nicht nahmen. Dann ohne Zusammenhang kam noch der Ratschlag, dass die Betroffenen doch zur Polizeiwache sollten. Der Betroffene am Telefon entgegnete, dass er doch überhaupt nicht wisse, wo diese Polizeiwache sei, da er nicht ortskundig ist. Dies interessierte den Beamten nicht; es kam zu einer weiteren Gesprächspause.

Der Beamte äußerte während des Gesprächs einmal ganz explizit in einem schwäbischen Fluch seine Empörung, so etwas wie „Des gibts doch net.“ Er zeigte keinerlei Interesse an dem Geschehenen. Der Betroffene äußerte, dass er die Situation als absurd empfände und der Beamte solle endlich veranlassen, dass die Täter verfolgt und die Betroffenen beschützt würden. Der Beamte sagte zum zweiten Mal, er würde Kollegen vorbeischicken.

Das Paar hatte große Angst und stand weitere 10 Minuten vor dem Wirtshaus Hotzenplotz. In diesen 10 Minuten kam wiederum keine der versprochenen Hilfe seitens der Polizei. Da die Betroffenen wieder zwei Männer sahen, die die Straße entlang kamen, liefen sie schnell weiter die Silberburgstraße entlang und nahmen dann das nächste Taxi, das an der Seite stand, um der nach wie vor gefährlichen Situation zu entgehen, in der sie keinerlei Hilfe bekamen. Die Betroffenen wurden durch die Untätigkeit des Beamten vielmehr noch in Gefahr gebracht.

 

 

Die Betroffenen fühlen sich machtlos und haben Angst vor weiterer Verfolgung. Wir möchten eine Öffentlichkeit herstellen, gegen die homophobe Alltagsrealität in Stuttgart und andernorts vorgehen. Es kann nicht sein, dass schwulenfeindliche Gewalt ungesehen bleibt und den Opfern in akuten Gefahrensituationen nicht geholfen wird. Schwulenfeindliche körperliche und verbale Gewalt ist alltäglich und wird kaum öffentlich gemacht. Die Betroffenen haben sich hiermit gegen das Verstecken entschieden.

 

Achtet auf Ankündigungen in den nächsten Tagen.

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Ist nicht ungewöhnliches in Stutthart. Ich war neulich tanzen in den Wagenhallen, als mich plötzlich ein junger Mann anfiel, mich als Schwuchtel bezichtigte und mir Gewalt androhte. Gut, ich habe ihn kurz angelächelt, aber er kam mir dann richtig aggressiv und hätte sich fast auf der Tanzfläche mit ihm geprügelt. Leider sprechen zu wenige Leute über solche tagtäglichen Angriffe.

Homophoben Prolls die Mäuler stopfen!

Das I LOVE SUSHI-Team möchte sich ausdrücklich von diesem Vorfall distanzieren. 

Wir und unsere Gäste sind in keiner Weise an verbalen oder physischer Übergriffen an Schwulen oder Lesben beteiligt. In unserem Team wir Tolleranz groß geschrieben. Nicht zuletzt weil auch einige von uns schwul oder lesbisch sind.

Wir bitten als darum uns nicht mit diesem Vorfall in Verbindung zu bringen! Sollte es erneut Probleme dieser Art geben sind wir gerne bereit zu helfen! Ein "Noteingang" ist bei uns jeder Zeit vorhanden!

Ohne den Übergriff zu verhamlosen:

 

Täglich gibt es in der BRD Tausende Fälle von Rassistischen und Antisemitischen übergriffen. Rassismus und Antisemitismus sind  genauso menschenverachtende Praktiken und Ideologien wie Homophobie.

Wenn man diese alle auf linksunten dokumentieren würde bräuchte man wahrscheinlich die kompletten Serverkapazitäten der ganzen Republik.

 

Was ich damit sagen will ist, dass es nicht reicht solche Übergriffe zu dokumentieren. Man muss aktiv was dagegen tun. Organisiert euch deshalb in Gruppen und bekämpft diese Erscheinungsformen radikal anstatt bei einem Überfall die Polizei zu rufen. Denn diese sind meistens selbst nicht mehr oder weniger Rassistisch,Antisemitisch oder Homophob!

 

Da magst du schon recht haben aber wenn jemand flüchtet und Panik hat dann is das auch ok es zumindest mal bei den Bullen zu versuchen da kann die betroffene Person ja wohl mal nichts für. Klar Bullen sind oft auch von solchen Meinungen geprägt aber wer hätte den beiden denn sonst helfen sollen. Zudem bin ich eigentlich froh wenn Übergriffe dokumentiert werden allein mal deshalb weil andere dann in den Gegenden aufpassen können und dein Geschwätz von wegen "radikal bekämpfen" mach daas mal wenn du zu zweit bist und dich Leute bedrohen die eventuell in der Überzahl sind oder jemand einfach keine Lust hat Gewalt auszuüben . Bitte postet weiter jeden Übergriff macht das ganze auch per Flugblatt  bekannt oder Ähnliches .

Schonmal was von antifaschistischem Selbstschutz gehört? Deiner Meinung nach muss man sich also immer auf den Schutz anderer verlassen. Andere Möglichkeiten gibt es also nicht? Wie zum Beispiel das Erlernen von Selbstverteidigungstechniken.

 

Die beiden hätten sich in dem Moment nur selbst helfen können. Denn während dem Tathergangs gab es keine Bullen,keine couragierten Leute und es ist auch kein "Retter" aus dem Himmel gefallen. Nachdem derjenige aufs Maul bekommen hat kann die Polizei auch nicht mehr viel machen ausser die Daten zu erfassen und ne Aussage rauszukitzeln. Im Endeffekt gibts dann Anzeige gegen Unbekannt welches im Sand verläuft. Also war es im Endeffekt für die Katz die Polizei zu rufen. Soviel zu "aus Panik mal bei den Bullen hilfe suchen"...

Ich habe schon erlebt, wie der Kontakt mit Stuttgarter Polzisten in Zusammenhang mit Straftaten im schwulen Umfeld aussehen kann. In den ländlichen Gegenden ist es noch schlimmer.

Ein Stricher hat mir zuhause einen großen Geldbetrag gestohlen. Ich wurde bis zum Erbrechen überprüft (Kontenprüfung, Drogengeschäfte oder Schwarzgeld). Der Tonfall und die Art der Behandlung der Polizisten hat mich stärker traumatisiert als das Vrgehen selbst. Letztlich wurde der Täter nach zwei Wochen U-Haft und 9monatiger Dauer zu acht Monaten auf Bewährung verurteilt.

Er treibt sich nach wie vor ganz offen um die Staatsgallerie herum. Der Titel über 5000 Euro kann nicht vollstreckt werden, weil er nicht auffindbar ist - in einem Wohnheim gemeldet, das ihn schon jahrelang nicht mehr gesehen hat.

Wen das von seiten der Exekutive interessiert? Niemand- wirklich niemanden. Es macht "unnötig" Arbeit. Aber wehe, wenn jemand mal ein Gramm Haschisch bei sich hat. Dann ist man glücklich, obwohl jedem klar ist, dass größere Mengen oft genug woanders gebunkert wird.

Eigentlich müsste in dem aktuellen Fall der zuständige,diensthabende Mitarbeiter der Polizei in die Verantwortung genommen werden!!!