Kabul: Demo gegen US-Militär und Alliierte

Kabul: Demo gegen US-Militär und Alliierte 1

Gestern haben in Kabul etwa 400 Menschen gegen die wiederholten, zahlreichen zivilen Opfer durch NATO-Truppen in Afghanistan demonstriert. Frauen haben die Demonstration angeführt und dominiert. Anlass war eine Bombardierung vor einer Woche in dem Dorf Sangin in der Provinz Helmand bei der 52 Zivilisten getötet und zahlreiche weitere verletzt wurden. Auch an anderen Orten in Afghanistan gab es in den letzten Tagen und Wochen Proteste gegen zivile Tote bei ISAF-Militäreinsätzen, gegen nächtliche Hausdurchsuchungen und Respektlosigkeit gegenüber dem religiösen Glauben.

 

In Sangin wurde ein Haus getroffen, in dem überwiegend Frauen und Kinder Zuflucht gesucht hatten vor dem ISAF-Angriff, der auf das Nachbardorf vermutet wurde, weil sich dort Taliban aufgehalten hatten. Das ISAF-Militär streitet die hohe Anzahl der Toten ab und kann das angeblich mit Satellitenaufklärung belegen. Erst vor wenigen wurde aus den durch Wikileaks enthüllten geheimen Militärdokumente bekannt, dass über getöteter Zivilisten bewusst nicht berichtet wird oder solche Vorfälle abgestritten werden.

 

Auch in anderen Orten Afghanistans gibt es aktuell – wie immer wieder in den letzten Wochen und Monaten – Proteste gegen Aktionen des internationalen Militärs: gegen hohe Zahlen an zivilen Toten bei US-Militäraktionen, gegen nächtliche Hausdurchsuchungen und gegen Respektlosigkeit gegenüber der Kultur und dem Islam. Siehe: http://linksunten.indymedia.org/de/node/23710

 

Die Demonstration hat sich für ein sofortiges Ende der Tötung von Zivilisten ausgesprochen und dafür, dass das internationale Militär das Land verlassen soll, wenn es weiter so handelt. Es wurden ausdrücklich keine Forderungen an die Regierung oder internationale Institutionen gestellt, sondern die Demonstration richtet sich an die Menschen, sich der Situation bewusst zu werden und zu handeln. Aufgerufen hatte Hambastagi, Solidarity Party of Afghanistan. Diese Partei hat sich gerade legalisiert und registrieren lassen, kandidiert aber nicht zu den bevorstehenden Parlamentswahlen. Sie wollen mit den Menschen an der Basis arbeiten.

 

Die Demonstration hatte die US-Botschaft zum Ziel, durfte diesen Weg aber nicht gehen. (Zwei Tage zuvor war es zu Ausschreitungen in Kabul gekommen, bei der zwei US-Botschaftsfahrzeuge in Brand gesetzt wurden.  Siehe: http://linksunten.indymedia.org/de/node/23710) Sie führte durch Marktstraßen und die Innenstadt. Die ganze Zeit wurden Slogans gerufen, es gab viele Spruchbänder und Poster, zum Abschluss wurde eine kurze Rede gehalten.

 

Frauen haben die Demonstration angeführt und dominiert. Es folgen zahlreiche Bilder.

 

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Gerade die Beteiligung von Frauen an der Demonstration ist interessant, weil beispielweise "The Times Magazine" gerad versucht gerade Frauen als bevorteilte der ISAF Invasion darzustellen. Siehe Artikel Afghanistan im Medienkrieg auf Telepolis.