Berlin: Cafe Zapata nicht geräumt

Cafe Zapata

Das im Tacheles ansässige Cafe Zapata wurde heute, am 21. Juli 2010, nicht geräumt. Ein Formfehler im Räumungstitel verhinderte die Räumung. Auch die Räumung des restlichen Tacheles, die am 28. Juli 2010 stattfinden sollte, fällt aus. Die neuen Räumungstitel werden bestimmt in den nächsten zwei/drei Monate ausgestellt. Zeit genug für eine radikale Linke zu diskutieren wie sie sich oder ob sie sich überhaupt zum Tacheles verhalten will.


Das Tacheles wurde am 13. Februar 1990 in Berlin von einer "Künstlerinitiative" besetzt und kurze Zeit später legalisiert. Bis zum 31. Dezember 2008 gab es symbolische Mietverträge, danach wollte der neue Eigentümer - die HSH Nordbank - die Mieter und Mieterinnen verdrängen.

Heute waren etwa 50 Personen bei der angekündigten Räumung und das Frühstück war sogar kostenlos. Drei Bauarbeiter hielten sich schon einige Minuten vor 8 Uhr bereit, standen ohne Gegenreaktionen inmitten der frühstückenden Leute. Punkt acht kam dann der Gerichtsvollzieher und wurde von einem Verantwortlichen des Cafe Zapata per Handschlag empfangen. Kurze Zeit später stellte sich heraus, dass die falsche Person auf den Räumungstitel stand und die Räumung somit nicht vollzogen werden kann.

Neben den etwa 50 Leuten, die eher der Party-, Yuppie- und Kunstszene zuzurechnen sind, waren nur ein handvoll Autonome anwesend. Wahrscheinlich liegt das an der kurzen Mobilisierungszeit und dem Konsum und Kommerz im Tacheles selbst. Hierzu kursiert im Internet seid gestern ein Aufruf der "Bewegung Schwarzer Phönix".

In dem Aufruf heisst es:

 


 

Tacheles reden - Tacheles verändern

In den letzten fünfzehn Jahren war das Tacheles ein Ort des Kommerz, des Konsums und der Selbstbezogenheit. Bei teuren Getränken und verkäuflicher Kunst feierten Touristen und Touristinnen den unbekannten Ruinenflair, konsumierten Drogen, die dort gehandelt wurden, und taten kaum etwas für die emanzipatorische Veränderung der Gesellschaft.

Das muss verändert werden! An der Brunnenstrasse 183 konnten wir beobachten was passiert, wenn niemand in solche Projekte iinterveniert. Und letztendlich verlieren wir immer mehr für unsere Zwecke nutzbare Häuser. Wir schwächen uns selbst, wenn wir nichts unternehmen und uns unsere Substanz wegnehmen lassen.

Darum halten wir es für wichtig die jetztigen Nutzer und Nutzerinnen rauszuwerfen und das Haus Tacheles zu verteidigen. Lasst uns die Räumung abwehren und kostenfreien Wohnraum für obdachtlose Menschen in diesem Gebäude einrichten. Lasst uns emanzipatorische Projekte, gemeinsames Kochen und Politwerkstätten im Tacheles organisieren.

Für eine militante Verteidigung und eine emanzipatorische Nutzung des Tacheles!

Grüsse an die Liebig 14, an die Rote Flora und an das AZ Köln

Bewegung Schwarzer Phönix

 



In dem Aufruf wird auch dazu aufgefordert zur Wiederbesetzung Helme und Seile mitzunehmen, sowie sich an einem Tag X-Konzept zu beteiligen. Dieser Aufruf knüpft wahrscheinlich an der Organisierungs- und Militanzdebatte an, an der sich die "Bewegung Schwarzer Phönix" beteiligte.

Die Frage ist nun, ob die Leute im Tacheles weiter ihre kommerzielle Schiene fahren oder ob sie sich der radikalen Linken öffnen, Wenn sie so weitermachen wie bisher, würde dann eine Wiederbesetzung des Tacheles Sinn machen?

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Der Fall Janine F. ging im November 2002 durch die Presse. Die 24-jährige Frau hatte sich aus dem fünften Stockwerk des Berliner Kunsthauses Tacheles gestürzt. Die Zeitungen gaben den Tacheles-Künstlern eine Mitschuld an ihrem Tod. Sie hatten Janines Todesankündigung auf Video aufgenommen, aber nicht ernst genommen. Am nächsten Morgen hatten Touristen ihre Leiche fotografiert. Sie glaubten an eine Kunstperformance.