[muc] "Hasssänger" auf dem Tollwood Festival

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Wiedereinmal war es einer homophoben Band möglich ein Konzert zu spielen. Auf dem diesjährigen Tollwood, einem der grössten Sommerfestivals in München, konnte die Band T.O.K im Vorprogramm von Nas & Damian Marley auftreten.


Bei T.O.K handelt es sich um eine offen homophobe Band. Ihr Hit chi chi man, mit dem sie 2001 den internationalen Durchbruch schafften und im selben Jahr die offizielle Wahlkampfhymne der konservativen, jamaikanischen Partei jlp war, ruft zum Mord an Homosexuellen auf.

 

Auszüge und sinngemäße Übersetzung des Songtextes „Chi Chi Man“ von T.O.K. (2001)1

„[…]Rat tat tat every chi chi man dem haffi get flatGet flat, mi and my niggas ago mek a packChi chi man fi dead and dat’s a fact[…]“

„[…]Rat tat tat (Maschinengewehrgeräusch) jeder Schwule sollte flach (tot) auf dem Boden liegen,meine Nigger und ich werden dafür schon sorgen Schwule müssen sterben – das ist Fakt[…]“

Chorus: From dem a par inna chi chi man carBlaze di fire mek we bun dem!!!! (Bun dem!!!!)From dem a drink inna chi chi man barBlaze di fire mek we bun dem!!!! (Bun dem!!!!)

Sollten sie zusammen in einem Schwulen-Auto sitzen, Entfesselt das Feuer, lasst sie uns verbrennen! (verbrennt sie!) Sollten sie zusammen in einer Schwulen Bar trinken Entfesselt das Feuer – lasst sie uns fertig machen! (fertig machen!)

 

Das Tollwood ist ein zweimal jährlich stattfindendes Kulturfestival, welches sich als "...Spiegelbild einer multikulturellen Gesellschaft [...] sieht und "[...]Toleranz, Internationalität und Offenheit[...]" auf "[...]allen Ebenen in der kulturellen Programmatik zeigen möchte[...]." Außerdem gibt sich das Tollwood den Anspruch "[...]Kultur für Alle[...] zu bieten.2

Mit der Auswahl von T.O.K. einer Band, die Homosexuelle nicht "nur" ausschliesst, sondern am liebsten unter Erde sehen möchte, ist das wohl eindeutig nicht gelungen. Immer wieder ist es homophoben Reggae Artists möglich Konzerte zu spielen.

Die Veranstalter_innen kommentieren die Auftritte oft mit einer latenten Homophobie, kulturrassistischen Aspekten a la "auf Jamaika sind alle homophob; das ist halt deren Kultur" oder/und einer falsch verstandenen Meinungsfreiheit, wie das Statement der Veranstalter_innen des Chiemsee Reggae Summer 2010 zur Bekanntgabe des Auftrittes von Sizzal zeigt:„Wir sind für Kunstfreiheit, wir sind für Meinungsfreiheit, den Respekt vor anderen Kulturkreisen und wir sind gegen verfassungswidrige Zensurbestrebungen[...].“3

 

Mehr zum Thema Homophobie im Reggae und der Kampagne "Murder inna Dancehall" des Rabatz Bündnisses:

http://www.rabatz-buendnis.net

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quellen:

1 Song: chi chi man; Album: My Crew My Dawgs; Erscheinungsjahr: 2001; Label: VP Records

2 http://www.tollwood.de/ueber-uns/

3 http://www.chiemsee-reggae.de/

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haben t.o.k. das von dir/euch genannte lied (oder andere mit ähnlich beschissenen aussagen) denn gespielt auf dem festival? laut stop murder music bern haben sich t.o.k. letztes jahr von ihren homophoben tracks (die zu diesem zeitpunkt 8-9 jahre alt waren) ganz offiziell distanziert.

bei allem wichtigen engagement gegen homophobie in musik wie auch sonstwo, zu stigmatisierung sollte es nicht führen.

 

http://www.reitschule.ch/reitschule/stopmurdermusic/killerqueens/tok.html

 

T.O.K. (JAM)
(Touch Of Klass aka Thugs Of Kingston aka Taking Over Kingston)
- Roshaun Clarke (Bay C)
- Alistaire McCalla (Alex)
- Craig Patrick Anthony Thompson (Craig T)
- Xavier Davidson (Flexx)
Konzerte CH                               
 

4 Battyman-Tunes
(Quelle: soulrebels.org)
  

2001 - Keep It Blazin
2001 - Man A Badman (mit Bounty Killer)
2001 - Straight As An Arrow (aka Chi Chi Man Part 2)
2000 - Chi Chi Man
                               

News
Es hat geklappt - hier die T.O.K.-Unterschriften auf dem RCA.

13.08.09
Hinweis von Stop Murder Music ZH:

T.O.K unterzeichnen am Abend in Zürich den Reggae Compassionate Act zusammen mit Stop Murder Music ZH.
Anschliessend um 22 Uhr
Konzert im Moods, Schiffbaustrasse, 8005 Zürich.

06.08.09 - Stop Murder Music ZH
T.O.K. vor Unterzeichnung des Reggae Compassionate Act.
Am 13. August tritt die Jamaikanische Formation T.O.K. in Zürich auf. Nachdem dies bekannt wurde, intervenierte Stop Murder Music ZH, weil T.O.K. in der Vergangenheit u.a. mit Songs wie ihrem Hit 2001 "Chi Chi Man" (2001) Gewalt gegen Homosexuelle propagierten. Intensive Verhandlungen zwischen Stop Murder Music, der Band und deren Management entwickelten sich daraus. Nun liegen schriftliche Erklärungen vor, dass die beanstandeten Songs aus dem Repertoire der Band verschwanden, schon seit geraumer Zeit nirgends auf der Welt mehr performt worden seien und auch künftig nicht mehr aufgeführt werden sollen. Namentlich der gewaltsame Tod des Bruders eines Bandmitgliedes und gesammelte positive Erfahrungen der Band auf ihren Reisen haben dazu geführt, dass sie sich heute von Gewalt propagierenden Inhalten jedem Menschen und jeder Gruppe von Menschen gegenüber distanzieren, ebenso von ihren diesbezüglichen früheren Texten. Um ihre heutige von Gewaltpropaganda abgewendete Haltung öffentlich zu verbriefen, werden alle vier Bandmitglieder nach ihrer Ankunft in Zürich - noch vor dem geplanten Auftritt - den global gütigen Reggae Compassionate Act unterschreiben.
Stop Murder Music ZH ist sehr erfreut ub dieser Entwicklung und wird bei der Act-Unterzeichnung als Zeugen den Act mitunterzeichnen. Wir werden den weiteren Werdegang von T.O.K. gerne aufmerksam beobachten. In der Überzeugung dass sich die Band auch in Zukunft an den Act halten wird und um ihnen eine faire Chance zu einem friedlichen Neuanfang zu geben, bitten wir in Absprache mit den Urhebern des Actes von künftigen Störungen von T.O.K.-Konzerten Abstand zu nehmen. Sollten wider erwarten Verstösse gegen den Act erfolgen, so bitten wir darum dies uns dokumentiert zu melden.

am Beispiel von Sizzla lässt sich eindeutig die Wirkungsmacht des rca erkennen:

 

Sizzla hat zwar offiziell den sogenannten Reggae Compassionate Act unterzeichnet, welcher aussagt, dass sich alle Unterzeichner_innen von homophoben Inhalten distanzieren, aber in einem Interview der Sunday Mail , publiziert am 28. Februar 2010, erklärte Sizzla: „I did not sign any papers, it is just an agreement I have with certain promoters – it is their system. I cannot stop singing those songs because there is a message in those songs which people should hear.“ (in etwa: „Ich habe keine Dokumente unterzeichnet, es ist lediglich eine Vereinbarung mit bestimmten Organisatoren – es ist deren System. Ich kann nicht aufhören, diese Songs zu singen, da in ihnen eine Botschaft enthalten ist, die die Leute hören sollten.).

Mit diese Songs meint Sizzla z.B. Nah Apologize  aus dem Jahr 2005. In dem Songtext, der auf der Homepage von Sizzla abgerufen werden kann heißt es unter anderem, „Rastaman don’t apologize to no batty-boy / if yuh diss King Selassie mi gun shot yuh bwoy“ (in etwa: „Ein Rastaman entschuldigt sich nicht bei einer Schwuchtel, denn wenn ihr King Selassi durch den Dreck zieht, werde ich euch erschießen“).

Interview mit T.O.K. zu ihrer Unterzeichung des «Reggae Compassion Act»

http://www.aargrau.ch/pages/alt/pages/2009/download/conchezconnection/ho...

 

Das Interview wurde in der Sendung «Conchez Radio» im September 2009 auf dem schweizer Sender Kanal K ausgestrahlt.

 

Siehe auch: http://www.aargrau.ch/pages/alt/pages/2009/pages/m_bericht_32.html