Flugblattaktion zu Naziaktivitäten in Bochum-Langendreer

Good Night Left Side an Willi-Brandt-Schule

Aufgrund von Naziaktivitäten in Bochum Langendreer wurden in der vergangenen Woche 2500 Flugblätter im Stadtteil verteilt. Unter anderem wurden auch Flugblätter an der Willi-Brandt Schule verteilt. Die Flugblätter wurden nicht nur an die Haushalte verteilt, sondern auch in mehreren Geschäften ausgelegt. Die erste Reaktion der BürgerInnen war erfreulich.

 

Dass es sich hierbei um eine kleinere Aktion handelt, ist uns bewusst, jedoch kann mensch es als ersten Schritt betiteln, um auf die Naziaktivitäten in Langendreer aufmerksam zu machen.
Unserer Einschätzung nach tummelt sich eine Gruppe von Neonazis in Langendreer, die hier zu Schule gehen und wohnen.
Auch wenn es sich wahrscheinlich um noch jüngere Personen handelt, gehen wir davon aus, dass sie auch Kontakte zu besser organisierten Neonazis aus der Nachbarstadt Dortmund haben.
Manchmal hat man gar den Eindruck, dass die noch jungen "Kameraden" glauben, ein zweites "Dortmund Dorstfeld" nachahmen zu können. Denn neben dem Problem der häufig auftauchenden Nazipropaganda im Stadtteil, erfährt mensch auch, dass es seitens der größtenteils Kinder-Nazis zu Einschüchterungsversuchen gegenüber nicht in ihr Weltbild passende Menschen kommt.

Wir werden versuchen das Naziproblem in Langendreer nicht unbeantwortet zu lassen und hoffen, dass wir es mit dieser Verteilaktion geschafft haben den Nazis eine von  ihnen nicht gewollte Öffentlichkeit in Langendreer zu verschaffen und das Problembewusstsein im Bezug auf diese Thematik im Viertel sensibilisieren konnten. Die erste erfreuliche Nachricht aus Langendreer ist, dass die ersten BürgerInnen begonnen haben die Nazipropaganda zu entfernen.

 

Text des verteilten Flugblattes:

 

 

VORSICHT!

NAZIAKTIVITÄTEN IN LANGENDREER:

Seit einigen Monaten taucht auf den Straßen in Langendreer vermehrt Nazipropaganda auf. Aufkleber und Schmierereien mit rassistischem und nationalsozialistischem Inhalt sind vielfach anzutreffen. Schluss damit!

 

Im Sommer 2009 beschmierten Nazis den S-Bahnhof Langendreer-West mit Hakenkreuzen und Parolen. Die Ergebnisse waren nicht lange zu sehen, sie wurden von engagierten AnwohnerInnen schnell entfernt. Doch kurze Zeit später konnte man im Stadtteil Langendreer und Werne vereinzelt Naziaufkleber finden. Besonders in der Nähe der Willy-Brandt-Gesamtschule an der Wittekindstraße in Werne und am S-Bhf Langendreer-West tauchten diese auf. Seit Anfang 2010 tauchen immer mehr Aufkleber auf. Erst besprühten rechte Jugendliche wieder am S-Bahnhof Langendreer-West die Wartehäuschen mit NS-Symbolen und der Internetadresse der Dortmunder Neonazis, dann tauchten Aufkleber am Langendreer Markt und vor allen weiterführenden Schulen im Stadtteil auf. Die „Alte Bahnhofstraße“ im Bereich Langendreer-West und die umliegenden Straßenzüge wurden mit den Stickern aus Dortmund verstärkt beklebt. Nach wie vor ist die Willy-Brandt-Gesamtschule ein besonders beliebtes Ziel der Propagandaaktionen. Die Verantwortlichen scheinen hier beinahe täglich tätig zu sein. Viele weitere Aufkleber und auch Schmierereien sind im Mansfeld und dessen nächster Umgebung zu sehen. In der Nähe des Fußballvereins BV Langendreer 07 werden ebenfalls häufig Aufkleber verklebt.

 

Die Naziaufkleber sind leicht zu erkennen. Meist wird auf die Internetadresse „widerstand.info“ verwiesen. Diese Seite dient als Aktionplattform der sogenannten Dortmunder „Autonomen Nationalisten“. Durch gewalttätige Aktionen machten diese immer wieder auf sich aufmerksam. Der Angriff auf die DGB-Kundgebung am 1. Mai 2009 und die Vertreibung einer Familie aus Dortmund sind nur die bekanntesten davon. Dortmund gilt als Neonazihochburg.

Der Inhalt der Sticker reicht von populistischen Parolen wie „Zukunft statt Globalisierung!“ bis zu offen rassistischen Aussagen wie „Deutschland den Deutschen“ oder „Ausländer rein? Wir sagen NEIN!“. Alle diese Aufkleber sehen modern und alternativ aus. Aber Vorsicht ist geboten, denn hinter den vermeintlich kapitalismuskritischen oder harmlosen Parolen steckt faschistische und menschenfeindliche Propaganda!

Als gesprühte oder geschriebene Parole wird meistens der Slogan „NS (=Nationalsozialismus) jetzt!“ oder schwerer zu durchschauende Abkürzungen wie „GNLS“ (=“Good Night Left Side“) angebracht.

 

Obwohl es sich bei solchen Aktionen um vermeintliche Kavaliersdelikte handelt, dürfen wir dem braunen Geschmiere nicht untätig zuschauen! Öffentliche Präsenz durch Aufkleber und Parolen sind nur die ersten Zeichen für neonazistische Tendenzen innerhalb der Stadtteiljugend. Hier müssen wir schnell intervenieren, bevor es zur weiteren Verbreitung und Normalisierung von faschistischem Gedankengut und dann zu schlimmeren Aktionen kommt. Keiner von uns will, dass Langendreer sich zu einer so genannten „No-Go-Area“ entwickelt, in dem Menschen, die nicht in das beschränkte Weltbild der Neonazis passen, mit Angst vor möglichen Übergriffen leben müssen.

Wir haben keine Lust, dass sich Nazis in Langendreer breit machen! Nazis und ihre Propaganda haben weder hier noch sonst irgendwo was zu suchen. Wir wollen die Dortmunder Naziplage nicht in unserer Stadt! Nazi-Propaganda gehört beseitigt!

 

Wenn Sie Nazi-Propaganda entdecken, bringen Sie sie zur Anzeige, oder entfernen Sie sie ganz einfach selbst! Vielleicht treffen Sie ja auch mal einen der Unholde selbst im Stadtteil und sagen ihm was Sie vom „Nationalen Sozialismus“ halten. Aber Aufgepasst, der moderne Nazi läuft nicht immer nur mit Glatze und Bomberjacke herum, sondern kann auch ganz harmlos und modern daherkommen.



Antifaschistische Jugend Bochum

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Als jemand, der in Langendreer wohnt, kann ich nur dazu bemerken: Nazischmierereien sind natürlich nicht schön - was in Langendreer wirklich stört, ist allerdings Antifa- und Ultra-Geschmiere. Von der Anzahl und Größe der "Graffitis" (kann man eigentlich nicht so nennen), würde ich schätzen: 15% Nazi, 35% Antifa, 50% Ultras. Auf eurem Bild "Anti-Antifa-Area Schmiererei" sieht man auch sehr schön, wer da 'angefangen' hat - das "Antifa Area" stand offensichtlich zu erst da (vgl. Schrifttyp u. Positionierung auf der Wand). Mal ernsthaft - wär es wenigstens ein gut gemachtes Graffitti!

 

Welchen Sinn es hat, bspw. die S-Bahn-Haltestelle Langendreer regelmäßig und großflächig mit sinnigen "Antifa! Antifa!"-Kritzeleinen zu verunstalten, entzieht sich mir völlig. Man möchte dann fast lachen, wenn unterbezahlten Bahnarbeiter (beim letzten mal auch dunkler Hautfarbe) dann dieses pseudorevolutionäre Besoffenen-Gemale überstreichen müssen. Ist halt überaus links, wenn wohlhabenden Vorstadtsöhnchen vom Prekariat hinterhergeputzt werden muss.

 

Aua.

Du argumentierst in einem völlig falschen Zusammenhang.

 

Es geht hier nicht um ästhetische Fragen oder darum, ob und inwieweit Gegenkultur auf der Straße und an Hauswänden politisch sinnvoll ist oder nicht. Darüber kann mensch sich lang streiten.

Fakt ist nur, dass Nazis in Langendreer auf der Straße "Gebietsansprüche" stellen, und dass auch ohne "Antifa" oder "Ultra"-Schmierereien und dem gilt es in verschiedener Art und Weise (z.B. über Aufklärung) etwas entgegenzusetzen.

 

Und deinen Einschub "beim letzten mal auch dunkler Hautfarbe" solltest du noch einmal überdenken. Oder willst du unterscheiden zwischen deutschen und Schwarzen Prekären, wer von ihnen das größere Opfer in ihrer Lohnarbeit bringt?

 

Aua.

"... wer von ihnen das größere Opfer in ihrer Lohnarbeit bringt?..."

Wie geil, da hat aber jemand keine Spur über Rassismus in den Metropolen, über Prekarisierung und Hautfarbe nachgedacht.

 

dass die mechanismen von rassistischer und klassistischer unterdrückung ineinander verschränkt sind, steht doch gar nicht zur debatte.

 

Der Zweck dieses Einschubs war doch nur darauf aus zu suggerieren, dass solche Schmierereien politisch und moralisch verwerflicher seien, weil die Drecksarbeit von einem Schwarzen und nicht von einem Deutschen gemacht wurden.

Positive Diskriminierung also einerseits und andererseits spiegelt es ein Denken wieder, dass der Schwarze unbedingt das Opfer ist.

 

Das nenne ich "nicht nachgedacht".