(B) Adbusting-Aktion: Kommunikationsguerilla verändert Wahlplakate vor Parteizentralen

cdu nah

Wer aktuell die Bundeszentralen der im Bundestag vertretenen Parteien besucht, kommt an ironisch-kritischen Kommentaren auf Wahlplakaten nicht vorbei. Denn die Adbusting-Künstler*innen des Herrschaftskritischen Protest-Kunst-Kollektivs (HPKK) haben ausgerechnet die in den Hauptsichtachsen vor den Gebäuden stehenden Großwahlplakate mit herrschaftskritischen Slogans verbessert. „Wir wollen zeigen, dass man das von den Parteien veranstaltete Akzeptanzbeschaffungsspektakel subversiv gegen sie wenden kann“ sagt Hannelore-Patrizia Kauder-Krawallkowski, Senior Strategic Advisor im HPPK zu der Aktion.

 

Herrschaftskritik in der Hauptsichtachse

Netterweise hat die Grüne Partei vor ihrer eigenen Bundesgeschäftsstelle am Platz vor dem Nauener Tor und vor der CDU-Zentrale am Lützowplatz dem HPKK als dankbare Vorlage passende Großplakate aufgestellt. Der ursprüngliche Slogan lautete „Die Zukunft wird nicht besser von allein“. Als interessierte Besucher*in muss man dort nun erleben, dass die letzte Zeile frecherweise mit den Worten „von Parteien“ überklebt wurde. Die neue Lesart der Plakate, die in der Hauptsichtachse vor den repräsentativen Partei-Gebäuden stehen, lautet nun: „Die Zukunft wird nicht besser von Parteien“. Diese Aussage ergänzten die Protest-Künstler*innen noch zusätzlich um die Aufforderung: „Herrschaft abschaffen.“

 

Vor der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Weil es an der Parteizentrale der Linkspartei kein passendes Großplakat gab, fehlt diese leider in der Fotosammlung. Als Ersatz wurde deshalb eine Sichtachse auf das Gebäude der Rosa-Luxemburg-Stiftung am Franz-Mehring-Platz mittels subversiver Slogans aufgewertet. Freundlicherweise haben die Sozialdemokraten eine Adbusting-Vorlage zur Verfügung gestellt. Das Abbild zweier Frauen wurde um Sprechblasen erweitert. Die eine sagt nun: „Eine bessere Zukunft kommt nicht von Parteien“, vorauf die andere „Deshalb Herrschaft abschaffen“ antwortet. Der Zukunft-Spruch der Grünen war einfach zu schön,um ihn nicht auch hier zu recyclen und das partei-linke Spektrum ist also auch nicht von Kritik verschont geblieben.

 

SPD auch betroffen

Auch die SPD ist von den Attacken der selbsternannten „Künstler*innen“ nicht verschont geblieben. An der Hauptsichtachse vor dem Willi-Brand-Haus in der Stresemannstaße hat es ein Plakat der Sozialdemokrat*innen getroffen. Der eigentlich auf dem Plakat befindliche Name einer Kandidat*in und der Slogan „Dein Kiez regiert mit“ wurden überklebt. Nun lautet die Botschaft des Plakates schlicht „Parteien auslachen. Herrschaft abschaffen.“ Um diese Parole entsprechend zu illustrieren, wurde die Abbildung der örtlichen Kandidat*in mit Glubsch-Augen und Grinse-Mund ergänzt.

 

Akzeptanzbeschaffung für Herrschaft angreifen

„Ein komplexes gesellschaftliches Konstrukt wie Herrschaft ist normalerweise nur schwer zu kritisieren. In den Zeiten, in denen die Parteien ihr Wahlkampfspektakel aufführen, ändert sich das fundamental“ erläutert Hannelore-Patrizia Kauder-Krawallkowski den Hintergrund der Aktion „Dann springt einem die Akzeptanzbeschaffung für Herrschaft mittels Wahlen und Wahlkampf an jeder Straßenecke förmlich an. Vor dieser Kulisse fällt ein Diskurs über den Sinn und Zweck von Wahlen und Herrschaft deutlich leichter.“

 

Adbusting als subversiver Versuch einer Kommunikationsguerilla

„Die Omnipräsenz der Akzeptanzbeschaffungsversuche und der Fakt, das bei den Beteiligten am Gerangel um die parlamentarische Macht üblicherweise die Nerven auf kurz oder lang ziemlich blank liegen, ist zudem ein ideales Einfallstor für Kommunikationsguerilla aller Art“ erklärt die selbsternannte Protest-Künstler*in weiter. „Der Versuch, die Botschaft von Wahlplakaten mittels Adbusting subversiv zu verändern kann hier ein Anfang sein, ist aber sicher nicht der Weisheit letzter Schluss“.

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...nur leider fehlt eine Antwort auf die Frage "Was dann?"

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das wär schon verdammt viel .....

Ohne allgemeine Wahlen, ungehemmte Presse- und Versammlungsfreiheit, freien Meinungskampf erstirbt das Leben in jeder öffentlichen Institution, wird zum Scheinleben, in der die Bürokratie allein das tätige Element bleibt.

Rosa Luxemburg