Cornern auf dem GÜZ verboten?

War Starts Here Camp (1)

Krieg beginnt hier – das Camp auch – kommt vorbei! Das War Starts Here Camp am Gefechtsübungszentrum (GÜZ) geht in diesem Jahr in die 6te Runde. Aufgebaut und angekommen auf der traditionsträchtigen Wiese bei Potzehne, in unmittelbarer und feindlicher Nachbar_innenschaft zu einem der größten und wichtigsten Herzen der Bestie (und sie hat leider viel zu viele!) soll es wieder ein Ort werden der einen Blick auf eine solidarische Welt ohne Militär, Krieg und Flucht erhaschen lässt: In kollektivem Austausch und direktem Widerstand wollen wir mit allen, die dieses Ziel teilen, für eine lebenswerte Welt kämpfen. Gegen den „alternativlosen“ kapitalistischen Terror, seine aalglatten Vorsteher_innen und ihre „friedenssichernden“ Todesschwadronen!

 

(Diesen Inhalt als Hörversion? https://www.youtube.com/watch?v=SM7Jxb_n4xM)

 

Unter dem Motto „Krieg.Macht.Flucht – Ohnmacht gemeinsam durchbrechen!“ sind schon jetzt ca. 100 Leute zusammengekommen obwohl wir gerade erst starten. Wie üblich versuchen wir thematisch die Brücke zu schlagen zwischen der globalen Dimension des kapitalistischen Kahlschlags, militaristisch entfachten Brennpunkten auf der ganzen Welt, der Vorbereitung des Krieges und seinem Entstehen hier vor unserer Haustür. Der Grundstein dafür ist gelegt in einem breitgefächerten und internationalen Programm, und wir wollen es uns nicht nehmen lassen euch hier ein paar Highlights daraus vorzustellen, auch als rudimentäres Supplement für diejenigen unter euch, die aus welchen Gründen auch immer, nicht zum GÜZ fahren wollen oder können – was wir natürlich bedauern! Für kurzentschlossene als Erinnerung: der aktionistisch geprägte Samstag (5.8.) wird diesmal unterstützt von einer Demonstration, die den Schritt in militarisiertes Unsicherheitsgelände wagen will. Ob dies legal ist, wird während der Woche noch ausgehandelt werden müssen – denn die Kriegslernenden wollen sich in ihrer Friedhofsruhe nicht stören lassen. Die Legitimität steht für uns außer Frage. Lasst es uns ihnen zeigen, dass wir uns nichts verbieten lassen und kommt am Samstag um 5 nach 12 zum Demotreffpunkt auf dem Letzlinger Marktplatz! Laufen ist euch zu anstrengend? Mit ihrer ruhigen Lage, der erholsamen Natur und relativ geringer Bullenpräsenz eignet sich die Heide auch gut zum gepflegten cornern!

 

Der globale Krieg hat neben einer physischen auch eine (genauso verheerende) strukturelle Komponente, welche aber zu selten als solche benannt wird. Neben der für viele Menschen todbringenden Wirkung von einseitig durchlässigen nationalen Grenzen, führt das weltweite kapitalistische Ringen um das größte Stück vom Kuchen zunehmend dazu, dass Menschen von lebensnotwendigen Gütern abgeschnitten werden. Dies geschieht nicht nur in territorialer Hinsicht. Das Streben nach Macht und Profit zieht immer wieder auch gläserne Wände zwischen Menschen und den Möglichkeiten die grundlegendsten Bedürfnisse wie Nahrung, Wohnung und trinkbares Wasser. In Kriegsgebieten bekommt diese Scheiße dann zusätzlich eine strategische Bedeutung. So wurde etwa vor dem Krieg in Syrien Saatgut zentral gelenkt vom Staat an Bäuer_innen verkauft, welches zudem noch noch (der kapitalistischen Zeitgeist entsprechend) nur für ein Jahr nutzbare Früchte hervorbrachte – damit im nächsten Jahr brav neues gekauft werden muss. Was das in der aktuellen Bürgerkriegsituation für die von Rebell_innen gehaltenen Gebiete bedeutet kann sich jede_r selbst ausmalen. Hunger ist eine Waffe und diese wird (nicht nur) von Assad eingesetzt. Aktivist_innen des Projektes 15th Garden, einem mittlerweile internationalen Netzwerk, das versucht die Menschen in Syrien mit Saatgut dauerhaft nutzbarer Sorten zu Unterstützen werden auf dem Camp über das Thema Ernährungssouveränität in Kriegsgebieten berichten.

 

Im letzten Jahr zwar schonmal da gewesen waren ja die Aktivistinnen von Women in Exile. In diesem Jahr wollen wir den damals begonnen Austausch mit ihnen weiterführen, denn die besondere Situation von Frauen die aus Kriegsgebieten oder vor Ausbeutung und Landnahme in die Flucht getrieben werden ist viel zu wenig sichtbar im öffentlichen Diskurs. Der überwiegend von männlichen Protagonisten getragene Krieg trifft in spezifischer und leidvoller Weise auch Frauen*, eine Situation welche sich auf der Flucht fortsetzt und auch an deren Ende in immernoch patriarchalen Verhältnissen nicht aufhört.

 

Die perversem Zusammenhänge von Krieg und Flucht werden besonders im Mittelmeerraum offensichtlich, wo einerseits der Krieg um Rohstoffe und Macht im Süden Menschen zur lebensgefährlichen Flucht nach Norden über das offene Meer zwingt. Andererseits werden Geflüchtete zunehmend mit militärischen Mitteln überwacht und zurückgedrängt: Nicht nur durch den in ständiger Aufrüstung begriffenen Mördermob Frontex, sondern auch durch den Einsatz der NATO-Armeen im Rahmen von Einsätzen wie EUNAVFOR-MED oder Mare Nostrum. Über die Situation in Nordafrika und die Notwendigkeit antirassistischen und antimilitaristischen Widerstand interkontinental zu vernetzen werden wir mit Aktivist_innen von Afrique Europe Interact! sprechen.

 

Dabei wird der Krieg gegen Flüchtende von Europa aus gesteuert. Entsprechend bieten sich auch hier vielfältige Möglichkeiten ihn anzugreifen. Wir freuen uns diesbezüglich darüber, dass wir dieses Jahr einen Aktivisten und Filmemacher aus Sizilien bei uns auf dem Camp dabei haben werden, welcher den dortigen breiten, praktischen Widerstand gegen die Militärbasis MUOS dokumentarisch festgehalten hat. Wir hoffen auf einen inspirierenden Austausch, auf dass auch hier mehr erfolgreiche Angriffe und Widerstandsaktionen gegen militärische Infrastruktur folgen! Wir haben das GÜZ und zig anderer Übungsplätze, Kasernen und Stützpunkte direkt vor der Nase – Warum nicht mal wieder für freie Sicht sorgen?

 

Die Verwobenheit des ollen Haudegens und Mordskerls „Deutschland“ mit den schmutzigen Kriegen in der Welt aufzudecken ist uns natürlich weiterhin eine wichtige Angelegenheit. Diesbezüglich werden wir natürlich weiter die aktuellen Entwicklungen der deutschen Außenpolitik diskutieren und Strategien gegen das immer weiter wachsende deutsche Selbstbewusstsein entwickeln. Deutsches Kriegsgebaren und die Aufrüstung der Bundeswehr ist dabei sehr eng mit Rüstungskonzernen und deren Profitinteressen verwoben. Dazu werden wir beim diesjährigen Camp besonderes Augenmerk auf Rheinmetall legen. Rheinmetall profitiert als Waffenschmiede und auch militärischer Dienstleister immens von der neuen Linie deutscher Außenpolitik. Der Konzern ist Betreiber des GÜZ, und das nicht nur in der Altmark: Mittlerweile werden - zum Wohle der deutschen Wirtschaft – Gefechtsübunszentren nach altmärkischem Vorbild in die ganze Welt exportiert. Auf dass auch Saudi-Arabien bald mit bestens ausgebildeten humanen Kampfmaschinen z.B. in Katar für „Ordnung“ sorgen kann – dank Rheinmetall und den deutschen Rüstungslobbyis_innen.

 

So wichtig Theorie und Diskussion ist, letztlich wird das allein nicht reichen um was zu verändern. Es war uns daher wichtig dieses Jahr auch unter der Woche mehr Raum für Aktionsplanung und -durchführung zu lassen. Wir hoffen auf eure Motivation und Ideen den militärischen Alltag in der Heide und anderswo zu stören. Mit Worten, Farbe, Körpern, Hämmern, Kunstblut, Kommunikationsguerilla, Steinen, Bass, Stinkbomben, Quitscheentchen, oder zündenden Ideen für einen antimilitaristischen Alltag! Denkt nach, organisiert euch und macht das was ihr am besten könnt, wo ihr gerade seid, hauptsache es hilft das Morden zu beenden.

 

Infos zum Camp: https://www.war-starts-here.camp

 

War Starts Here – Let‘s Stop it here!

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Was ist "cornern"?

wie ich unlängst erfuhr, ist heutzutage das, was wir früher als kommunikatives "rumlungern" oder auch "abhängen"- meist mit bierchen und joint, im luxusfalle auch mal mit casettenrecorder oder musikinstrumenten dabei-  bezeichnet haben- zb. am heini in kreuzberg anfang der 80er- heutzutage cornern. kommt wohl von der straßenecke, also street "corner" im modernen anglizismusversaubeutelten hipspeak. merke: wenn punk oder ähnliches gevölk das tut, dann ist das immer noch "rumlungern", wenn hipsterpack das betreibt- wie zb. in kreuzberg auf der admiralbrücke, dann ist das "cornern".

schonmal gepeilt dass dieses "hipsterpack" durchaus eine politisierbare masse darstellt, wie bei g20 gemerkt? die "hipster" haben einen "guten" eindruck von den bullen gekriegt als sie mit wawes und pfeffer brutal weggespült wurden, das müsste man eigentlich nutzen und sie nicht als "pack" verteufeln - mal ganz abgesehen davon, dass "pack" harter nazisprech ist.

zitat ende.

 

-> wenigstens siehst du es ja selbst nicht so eng mit den anglizismen. cheers!

... man kann auch überall faschismus/sexismus/(bzw. bevorzugte diskriminierungsvariante hier einsetzen) lauern sehen. "pack" ist im übrigen nicht unbedingt negativ konnotiert, siehe z.b. das "rat pack" sogar incl. einem afroamerikanisch/puertorikanischen "nichtweißen" (ggf. durch aktuelle politisch korrekte benennung ersetzen). na gut, ersetzen wir halt "hipsterpack" durch "mietspiegel-anhebende-pseudo-alternative-latte-macchiavelli-saufende hilfstruppen der gentrifizierungsgeier".

 wenn du das "hippe" mitrandalieren in HH als "politisierbar" einschätzt, dann gefällt dir wohl auch die ballermannveranstaltung "myfest" und findest die besoffen komplett indifferenziert alle möglichen läden plättenden randalo-deppen entschuldbar? womöglich "fuckst" du auch noch die "police"? vorsicht, sexuelle gewalt...