Intersquat-Tage und Freiraum-Demo in Barcelona

Smash Gentrification

Vom 16. bis 20. Juni 2010 fanden in Cornella de Llobregat und Barcelona die „jornadas d'okupacio“ statt, ein internationales und teilweise Aktionsorientiertes Treffen der Häuserkampf- und Freiraumszene. Während der Schwerpunkt darauf gelegt war eine Bestand-Aufnahme zu aktuellen BesetzerInnenkämpfen (in Europa) hinzukriegen und fragend nach Perspektiven zu suchen, wurde sich natürlich auch viel amüsiert, miteinander vernetzt und schließlich gemeinsam auf die Straße bzw. in die Häuser gegangen. Ein kleiner Bericht Autonomer ReisechaotInnen aus dem Deutschsprachigen Raum.

 

Nach langer langer Reise landeten wir erschöpft im CSO (Centro Social Occupado) „La Forsa“, einem seit Anfang 2009 besetzten Fabrikgebäude im südlich der katalanischen Hauptstadt gelegenen Cornella, um am internationalen Treffen der HausbesetzerInnen teilzuehmen.

Die Infrastruktur des Treffens war hervorragend: Verschiedene Zentren und Besetzte Häuser der Stadt kümmerten sich um die Verpflegung und ein DolmetscherInnen-Team übersetzte alle Plenar-Runden auf Englisch/Frantösisch/Italienisch/Spanisch und Catalan – weitere Sprachen wurden spontan und je nach Bedarf in Grüppchen übersetzt. Für die Simultan-Übersetzungen wurden eigens Radios organisiert und an die zahlreichen TeilnehmerInnen verteilt.

 

Nach den Intersquat- bzw. Interspace-Treffen in Dijon (2007) und Berlin (2008) war die Zusammenkunft die erste größere öffentlich beworbene Plattform der letzten zwei Jahre, dementsprechend groß war die Resonanz. Die Teilnehmenden stammten aus diversen Städten Skandinaviens und (v.A. West-) Europas, sogar aus den USA beteiligten sich Freiraumkämpfende. In den vier Tagen wurden diverse politische Strategien, der Umgang mit wachsender und allgegenwärtiger Repression, der Europäische Rahmen, die Legalisierung oder Nichtlegalisierung unserer Räume, Formen von Verhandlungen, Resourcen, gemeinsame Kämpfe, Taktiken und Mobilisierungen und vieles mehr Diskutiert; hier soll kein Stand wiedergegeben werden, weitere Veröffentlichungen mit diesem Zweck werden folgen. Gesagt werden kann dennoch wie gut es tut zu sehen, dass unsere Kämpfe nicht isoliert da stehen und unsere Motivationen nach Aneignung und Kollektivierung der gesellschaftlichen Resourcen von zahlreichen GenossInnen an vielen Orten geteilt werden, wie Abgrundtief uns der Kapitalismus und seine Polizeistaaten auch scheinen mögen.

 

Und Äktschn! Am Samstag Mittag war es dann soweit. Gemeinsam gingen wir mit 300-400 Autonomen in Gracia – ein Stadteil Barcelonas das sich als Wiege der BesetzerInnen-Bewegung versteht – auf die Straße – ohne Anmeldung versteht sich. Der Treffpunkt „Valcarca“ (ein Teil von Gracia) wurde nicht durch Zufall gewählt. Nicht nur wurden hier in den letzten Jahren rund 15 Häuser geräumt, auch der Kontrast zwischen kleinen Häusern und schnuckeligen Gassen, sowie Neubauten und Baulücken ist Brutal. Kaum ein Ort könnte Gentrifizierungsprozesse deutlicher machen. Die Bullen hielten sich überraschender weise zurück, auch als nach einem ausgedehnten Frühstück am Demoauftaktort ein Haus besetzt wurde. Nach etwa zwei Stunden Verspätung ging es dann mit Parolen und Pyrotechnik kreuz und quer durch den Stadtteil.

 

Von verschiedenen Brücken und Ex-Besetzten Häusern wurden Transparente herabgelassen, durchgängig wurden antikapitalisitsche- und Freiraumparolen gesprüht. Nicht mal nachdem Farbe auf Banken und Steine auf Makler_innenbüros geworfen wurden intervenierten die Bullen – die gefürchtete Prügeleinheit Mossos d'Esquarra ließ sich nicht einmal blicken. Vor der Stadtteilverwaltung gab es sie dann: Ganze 25 Bullen mit Helmen und Schildern. Nach wenigen Minuten wurden auch diese ein Opfer der Farbei-Fraktion – ohne Reaktion! Die lautstarke und kraftvolle Demo endete nach etwa zwei Stunden und einer letzten Kundgebung ohne Repression aber mit umso mehr Spass...

 

schon am Nachmittag ging es weiter und am Sonntag fand ein letzter großer Arbeitstag mit Auswertung des Treffens statt. Eine wichtige anstehende Mobilisierung zielt auf das „Intersquat-Festival“ in Berlin im September. Und in den Niederlanden könnte das „Kraakverbod“ (Besetzungs-Verbot), das politisch beschlossene Sache ist, ab Oktober angewendet werden. In weiteren Städten sind Aktionen geplant – mit grenzüberschreitender Solidarität ist zu rechnen. Haltet also die Augen offen, der Kampf beginnt... Squat the World!

 

 

 

 

ps: Weitere Bilder und ein Audio-Bericht folgen...

 

 

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Hier gibts ein Interview zu dem Event:

http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=34756