Demo in Fribourg

Devant la prison / Vor dem Gefängnis

Am Samstag 12. Juni fand in Fribourg eine Demo gegen die Polizeigewalt statt. Nach den drei Morden, die die Schweizer Polizei während den Monaten März und April beging, war es Zeit, zu reagieren. In der Affäre des jungen Lyoners Sebastien, der von der Waadtländer Polizei regelrecht hingerichtet wurde, sind immer noch zwei Personen im Gefängnis: Yunus, der Fahrer des Autos, in welchem Sebastien getötet wurde, und Erdal, der Bruder Sebastiens, der verhaftet als er mit seiner Familie die Leiche seines Zwillingsbruder abholen wollte. Letzterer ist in Fribourg im Gefängnis, was der Grund ist, weshalb Fribourg die Ehre hatte, diese Demonstration zu empfangen.

 

150 bis 200 Leute, v.a. AnarchistInnen und KommunistInnen, liefen ungefähr um 15 Uhr 45 vom Place Python los. Hinter einem grossen Fronttransparent machte sich diese schöne Menge also auf Richtung Rue de Lausanne. Nach etwa einer halben Stunde war die Demo beim Gefängnis am Karrweg, wo Erdal eingesperrt ist. Es gab keine Zwischenfälle bis anhin, das grosse Polizeiaufgebot, das gemäss den bürgerlichen Medien da war, wurde nirgends gesichtet. Beim Gefängnis machten wir mit diversen Pyros auf uns aufmerksam. Die Gefangenen haben uns sicher gesehen und gehört und der Rauch war am Schluss so dicht, dass man kaum noch was sehen konnte. Die Bullen fanden das weniger lustig und unterstrichen ihren Unmut mit einigen Gummigeschossen. Zum Glück für uns hatten sie nicht die Idee, das zu tun, was von ihrem Standpunkt logisch erschien, nämlich die Brücke zu blockieren und uns daran zu hindern, wieder ins Zentrum zu gelangen. An der Rue des Bouchers, falls ich mich nicht irre, begann die Demo sich aufzulösen, nachdem einige Scheiben beim Bullenposten zu Bruch gingen. Scheinbar verhinderte die Feuerwehr auch einen Brand, was wohl mit den Pyros zusammenhängt. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass einige DemonstrantInnen bei diesem Wohnhaus einen „Brand legen“ wollten, wie es eine Deutschschweizer Zeitung formulierte.

Alles in allem kann die Demo sicher als Erfolg verbucht werden. Ein starkes Zeichen der Solidarität wurden den Gefangenen entgegengebracht und wir konnten uns ziemlich frei in der Stadt bewegen. Die Bullen hatten wohl nicht mit soviel Kampfgeist gerechnet, was, in Anbetracht des Kontexts, doch eher naiv ist. Kein Vergeben, kein Vergessen!

47 Personen wurden vorübergehend festgenommen, 29 wurden in der Nacht von Samstag auf Sonntag, die 18 anderen sonntags am späteren Nachmittag freigelassen.

Fotos:
https://ch.indymedia.org/fr/2010/06/76283.shtml
https://ch.indymedia.org/de/2010/06/76292.shtml

Bürgerliche Medien:
http://www.20min.ch/ro/news/romandie/story/11256592
http://www.tsr.ch/video/#nav=info/journal-12h45/;id=2106122
http://www.tdg.ch/manifestation-fribourg-vitres-brisees-debut-incendie-2...
http://www.bernerzeitung.ch/region/freiburg/Demonstration-in-Freiburg-ar...

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Subjektiver Bericht zur Demo in Fribourg

14-06-2010 01:21 AutorIn : (A)

 

Diesen Samstag (5. Juni) versammelten sich gegen 200 Leute auf dem Place-Python in Fribourg um zum Gefängnis zu laufen, in welchem sich der Zwillingsbruder des von der Polizei getöteten Franzosen befindet.

 

Nach anfänglichem Warten bis die Angehörigen der Familie aus Frankreich angekommen waren, lief die Demonstration in lockerer Stimmung die rue de Lausanne Richtung Altstadt herunter.
Neben einzelnen Parolen machte man sich dank Flugblättern, die von den Passanten interessiert angenommen wurden, auf sich aufmerksam.

Vor dem Zentralgefängnis angekommen wurde ein gewaltiges Feuerwerk gezündet, welches in der ganzen Unterstadt zu hören war und das ganze Quartier in Rauch einnebelte.
Mit dieser Situation konfrontiert, wusste die Polizei nicht recht umzugehen und war sichtlich überfordert.
Als Konsequenz griff sie in einem Ausfall aus den Gefängnistoren die Demo mit Gummigeschossen an.
Die Demo beantwortete dies mit dem reichlich vorhandenem Feuerwerk, welches nun auf die Polizei gerichtet wurde.
Dabei wurde ein Polizist vom Feuerwerk "schwer" verletzt.

Aus Angst vor einer Einkesselung verliess die Demo nun die Altstadt über den Stalden (steilste Gasse Fribourgs), gefolgt von Einheiten in Kampfmontur.
An der Kathedrale vorbei lief die Demo an einem Polizeiposten vorbei, der kurzerhand entglast wurde.
Kurz danach löste sich die Demo fluchtartig auf und die TeilnehmerInnen verteilten sich in der ganzen Stadt.



Die Polizei verhaftete nun in der ganzen Stadt Personen, die schwarz gekleidet waren, in zu grossen Gruppen liefen oder sonst wie Alternativ aussahen.
Zudem fuhr ein Trupp von leicht gepanzerten Zivil-Polizisten in Autos durch die Strassen um Leute aufzuspühren und zu verhaften.

Insgesamt wurden dabei 47 Personen verhaftet, denen grösstenteils gezwungen wurde, ihre DNA und Fingerabdrücke abzugeben und teilweise bis Sonntagabend festgehalten wurden.



Zum in bürgerlicher Presse gern geschriebenen "absichtlich gelegtem" Brand sei noch gesagt, dass es sich dabei um einen Feuerwerkskörper handelte, der noch brennend auf ein Dach gefallen ist und rauchend in der Regenrinne lag.

 

Erlebnissbericht zur Demonstration vom 12.6 in Freiburg

14-06-2010 22:17 AutorIn : erlebnissberichterInnen

 

Am 12.6.2010 wurde um 15.00 Uhr eine Manifestation angekündigt, welche sich mit der Thematik der Polizeigewalt auseinander- und widersetzte.

Der Start der Manifestation wurde um ca. 1 Stunde verspätet auf die Strasse getragen, da Menschen auf den Bruder des Inhaftierten Yunus gewartet haben. Ca. Um 16.00 Uhr startete der Umzug von der Rue de neueve Richtung Untersuchungsanstalt der Inhaftierten.

Von Anfang an, wurde Freiheit für alle Gefangenen gefordert mit lautstarken Parolen. Erfreut war Mensch darüber, dass die DemonstrationsteilnehmerInnen die Freiheit für ALLE Gefangenen forderten, während bei anderen Demonstrationen, sogar vor Ausschiebungsknästen, die Freiheit ausschliesslich für politische Gefangene gefordert wurde. Was gezeigt hat, wie wenig sich manche Menschen „hier“ mit der Thematik Knast auseinandersetzten.

Die Stimmung war friedlich und verfolgte klar das Ziel bis zum Knast zu gelangen um den Inhaftierten unsere Solidarität kundzutun.
Unterwegs wurden mehrere Petarden gezündet, welche begleitet wurden durch Parolen und Musik. Je näher Mensch sich dem Knast näherte, wurde die Stimmung emotionaler und eine gewisse Furcht und Agressivität wurde spürbar. Kurz vor dem Knast wurden ca. 50 Petarden gezündet, dies ist auf revolutionären Kundgebungen in Frankreich Norm. Nun steht Mensch vor dem Knast.

Unklar war, wie die Polizei in dieser Situation der klaren Unterlegenheit reagieren würde. Wie die Vergangenheit schon oft gezeigt hatte, wurde in solchen Situationen immer wieder die Schusswaffe zum Mordinstrument gebraucht.

Zu diesem Zeitpunkt standen sich DemonstrationsteilehmerInnen und PolizistInnen gegenüber. Im wissen, dass diese PolizistInnen, KollegInnen des Mörders von Sébastien waren, eskalierte die Situation. Darauf zogen sich die DemonstrationsteilnehmerInnen geordnet zurück. Vor der Eskalation verweigerte die Polizei die Kommunikation mit den DemonstratInnen. Worauf die DemonstratInnen Ziele wie den Bullenposten sowie die Kantonalbank angriffen. Diese Angriffe waren spontan jedoch gezielt und keineswegs zu Unlasten der Bevölkerung. Bereits vor dem Knast war die Demonstration bereits durch die Demoleitung aufgelöst.

Als sich Demonstrierende auf dem Weg zum Bahnhof oder auf dem Weg nach Hause befanden, wurden sie kontrolliert und verhaftet. Es wurden sogar Züge gestürmt, wobei in Kauf genommen werden musste, dass Personen verletzt werden.

Wie dieser Einsatz der Kantonspolizei Freiburg gezeigt hat, versucht diese, jeglichen Widerstand im Keim zu ersticken. Dafür schrecken sie auch vor Gewalt, ausspionieren der Privatsphäre, Fichirung, Abnahme von DNA und Fingerabdrücke sowie Mord nicht zurück.

Wer eine friedliche Revolution verhindert, macht eine gewaltbereite unausweichlich.
Dieser Tag hat gezeigt, dass wir auch in einer direkten Konfrontation mit der Polizei nicht unterlegen sind.

Wir sprechen den Familien und Freunden erneut unsere Solidarität zu und werden auch in Zukunft gegen diesen mörderischen Staat mit ihnen zusammen ankämpfen.