[B] Missglückte Besetzung in der Friedelstraße

Friedel54 bleibt

Der Kiezladen Friedel54 rief auf vom 22.4. bis 01.05.2017 Aktionen in Solidarität mit dem besetzten Laden durchzuführen. Wir, als solidarischer Freundeskreis sahen diese Woche als Anlass eine leerstehende Wohnung im Hinterhaus der Friedelstraße 54 zu besetzen. Ziel war es dort eine Ausstellung zum Thema „urbane Proteste in Berlin seit 1872“ zu eröffnen.

 

Seit über einem Jahr stehen im Hinterhaus der F54 drei Einzimmerwohnungen leer. Sie werden verwaltet von der Secura-Hausverwaltung, die gerade damit beschäftigt ist unseren Lieblingskiezladen aus dem Haus zu werfen (bzw. prügeln zu lassen). Den ungenutzten Wohnraum nutzbar und zugänglich für ärmere Menschen zu machen wäre eigentlich unser Anliegen gewesen. Da aber derzeit an 6 Tagen die Woche Sanierungsarbeiten in den Wohnungen stattfinden, mussten wir den Plan verwerfen. Dem Sauhaufen von Secura die Verwertung der vorher spottbilligen Wohnungen leicht zu machen, fanden wir aber auch nicht hinnehmbar. Also schmiedeten wir den Plan einer symbolischen Besetzung in einem informativen Rahmen, die mehrere Ziele haben sollte:

 

a.) Eine Aktion in Solidarität mit dem Kiezladen zu starten um den Besetzer*innen zu zeigen, dass sie nicht allein sind.

b.) Eine Veranstaltung durchzuführen, die Menschen zum nachdenken, diskutieren und handeln anregt.

c.) Pinehill und Secura zu zeigen, dass ihre Renditepläne ohne uns gemacht wurden, dass diese jederzeit von rebellischen Nachbar*innen durchkreuzt werden können und wir auf ihren Eigentumsbegriff scheißen.

 

Am Vortag der Eröffnung verschafften wir uns Zutritt zur Wohnung im 1. Stock des Hinterhauses. Was wir sahen war erst mal gut gemachte Arbeit. Die Wohnung hatte einen neuen Grundriss und würde bald sogar eine eigene Toilette haben. Kompliment an die Arbeiter, die wir mit dieser Aktion natürlich nicht verärgern wollten. Leider sind diese Arbeiten aber nicht dafür da, dass die nächsten Mieter*innen einfach mehr Komfort haben, sondern dafür da ihnen mehr Miete aus der Tasche zu ziehen als es bisher möglich war. Von einem Mietpreis von 2-3 € pro m² wird er auf mind. 10 € steigen.

 

Nach der kurzen Besichtigung bereiteten wir die Ausstellung für den nächsten Tag vor und entfernten die Eingangstür und einiges an Baumaterial. Da wir nicht sicher wussten, ob die Bauarbeiten auch am Samstag des verlängerten Wochenendes durchgeführt werden oder jemand zum kontrollieren der Räume kommt, wollten wir so sicher stellen, dass die Wohnung offen für Alle bleibt.

 

Aus Platzgründen wurde die Ausstellung „Kämpfende Hütten“ nicht nur in der Wohnung, sondern auch im Hausflur, des Vorder- und Hinterhauses angebracht. So entstand ein kleiner Museumsgang durch eine aktive „kämpfende Hütte“, nämlich die Friedel.

 

Am nächsten Tag mussten wir leider feststellen, dass wir zu hoch gepokert hatten. Es kam (wohl zufällig) ein Bauarbeiter am Samstag in die Wohnung, der dann alle Beteiligten der Aufwertung anrief: Secura, Architektin, Bullen. Die Verdrängungsakteure wussten selbst nicht was genau sie mit dem Vorgefundenen tun sollen. Zumal die Veranstaltung am Abend im Internet beworben wurde und sie davon ausgehen mussten, dass irgendwann die ersten Gäste kommen. Am Ende wurde die Wohnung mit Hilfe von Holzbrettern verbarrikadiert und der Polizeiabschnitt 54 in Alarmbereitschaft versetzt um noch mehr Überstunden anzuhäufen.

Wir entschlossen die Ausstellung, obwohl sie noch intakt war, nicht wieder zu eröffnen. Stattdessen hinterließ jemand in Stellvertretung einen Infozettel an der Haustür, der die Vernissage-Gäste über die Ereignisse informieren sollte.

 

Was bleibt?

 

Reine Sabotage, anstatt einer Besetzung.

Wir waren zu zaghaft und haben aus Angst vor Repression nicht nochmal den Weg in die Friedel54 gesucht. Ob es ohne Bullenstress für uns möglich gewesen wäre die Vernissage dennoch durchzuführen, werden wir nicht mehr erfahren.

 

Der verursachte Schaden für die Secura hält sich zwar in Grenzen, wird aber den Renditeplan durcheinanderwirbeln, außerdem wissen sie jetzt, dass sie keine Garantie für reibungslose Abläufe haben. Sie wissen jetzt, was ohnehin an der Fassade steht: „Friedel54 ist Risikokapital!“

Ein anderes gutes Zeichen ist, dass KEINE*R von der Hausgemeinschaft die Bullen oder Secura angerufen hat, obwohl der Eingang der Wohnung als „besetzt“ markiert war.

 

Da die Ausstellung lediglich von den Arbeitern, der Architektin und den Bullen angeschaut wurde, hoffen wir darauf, dass sie diese eingehend studiert haben. Dann wäre unser Bildungsauftrag erfüllt und wir würden verkraften, dass die vielen Besucher*innen am Abend leider vor verschlossenen Türen standen. Davon ist leider nicht auszugehen und wir entschuldigen uns an dieser Stelle bei allen, die sich auf Sekt und Brezeln gefreut hatten.

 

Heute ist nicht alle Tage! Wir werden auch in Zukunft nicht das Eigentum an unseren Häusern akzeptieren! Ob in der Friedel-, Rigaer-, oder Linienstraße: Wir brauchen keine Hausbesitzer!

 

Friedel54 in die Hände der Mieter*innen und Nutzer*innen!!!

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Das Thema scheint stadtweit immer interessanter zu werden, hier ein Strategievorschlag aus der Rigaer.

 

Solidarische Grüße