[K] Rassismus – die Antwort auf Silvester 2015/16 in deutscher Tradition

Bahnhofsvorplatz KölnKessel

Uns haben unsere Beobachtungen in der gestrigen Silvesternacht in Köln betroffen gemacht. Wir wollen sie hiermit kurz beschreiben. Unser Anlass zum Jahreswechsel nach Köln zu fahren, war die über Facebook stattfindende Mobilisierung seitens einschlägiger Gruppen des extrem rechten Hooligan-Spektrums für den 31. Dezember 2016. So wurden „...Ultras, Hooligans, Rocker, Patrioten [...]“ für 21 Uhr zum Kölner Hauptbahnhof berufen, um „[...] erneute Massenvergewaltigungen durch Flüchtlinge zu verhindern“. Da der Aufruf bei Facebook über 2.000-mal mit „Gefällt mir“ markiert sowie über 700-mal geteilt wurde, stand zu befürchten, dass sich militante Rassist_innen in nicht unerheblicher Zahl am Kölner Hbf sammeln würden und es wie schon in den Tagen nach der Silvesternacht 2015 zu Jagdszenen gegen Migrant_innen kommen könnte. Aus diesem Grund entschieden wir uns, die Lage am Hauptbahnhof zu beobachten, um rassistische Übergriffe zumindest zu dokumentieren.


Wir kamen um ca. 20:30 Uhr am Breslauer Platz an und versuchten uns zunächst einen Überblick der Gesamtsituation zu verschaffen. Schon bei der Anreise war aufgrund des großen Polizeiaufgebots sowie von Straßen- und Brückensperrungen ein Eindruck des Aufwandes zu gewinnen, der sich im Gebiet rund um den Kölner Dom massiv verstärkte. Dutzende Mannschaftswagen, Polizei-Lkws, hunderte Polizist_innen – teils mit Maschinenpistolen – die sprichwörtlich an jeder Ecke zu sehen waren, ebenso wie deren Kolleg_innen in zivil. Widererwartend war jedoch vor Ort (insbesondere im Bahnhofsgebäude, auf dem Bahnhofsvorplatz sowie auf dem Breslauer Platz) keine erhöhte Präsenz rechter Schläger auszumachen - zu rassistischen Übergriffen kam es jedoch von anderer Seite aus.


Lage im Kölner Hauptbahnhof

 
Bereits nach den ersten Metern im Bahnhofsgebäude fielen kleine Gruppen von Polizist_innen auf, die immer wieder und ausschließlich auf Menschen zugingen, die ihrer Lesart entsprechend „augenscheinlich fahndungsrelevantes Klientel“ darstellten. Uns nährte sich der Eindruck der Definition von „augenscheinlich fahndungsrelevantes Klientel“ schlicht als: männlich und jeder, der „nicht europäisch“ aussieht. Der Ablauf der zahlreichen von uns beobachteten Kontrollen (Kölns Polizeipräsident Mathies sprach heute von insgesamt 1.700 Personenkontrollen) schien gezielt wie routiniert. Unabhängig davon ob die Menschen es verstanden oder nicht, erfolgte die Ansprache auf deutsch mit den Fragen „Wohin wollen Sie gehen?“ oder „Sind Sie auf der Durchreise?“ woraufhin im Nachgang – losgelöst der Antwort – fast immer die Personalien verlangt wurden. In ungefähr 80% der von uns beobachteten Fälle wurden die Menschen zur Personalienaufnahme weggeführt. Wohin, erschloss sich uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht, später beobachteten wir die „Sammelpunkte“ (Polizeideutsch für Kessel) vor dem Haupteingang und am Eingang am Breslauer Platz.


Im weiteren Verlauf des Abends konnte immer wieder beobachtet werden, wie Trupps der Bundespolizei auf den Gleisen auf ankommende Züge warteten und die aussteigenden Reisenden nach augenscheinlich weiß und dunkelhäutig jeweils einem der beiden Treppenabgängen selektierten. Der Gruppe der „Dunkelhäutigen“ wurde zunächst der Weg in den Bahnhof versperrt, obwohl sie nichts außer der „undeutschen Erscheinung“ und der Anreise mit demselben Zug vereinte, wurden diese von den Polizisten als eine Gruppen angesprochen und im Anschluss geschlossen in einen Kessel aus Hamburger Gittern am Hinterausgang des Hauptbahnhofs geführt.


Gegen 21 Uhr hielten wir uns in der Vorhalle auf, wo Polizist_innen der Bundespolizei begannen, die beiden linken Türen des Haupteingangs abzusperren und vor diesen Türen auf dem Bahnhofsvorplatz Menschen einzukesseln. Zwischen diesen Personen bestand außer der Tatsache, dass sie nicht deutsch aussahen und sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Bahnhofsvorplatz aufhielten keinerlei offensichtlicher Zusammenhang. Ob diese zu dem Zeitpunkt bestehende Menschengruppe auf dem Vorplatz „gesammelt“ wurde oder diese aus Selektionen aus dem Hbf entstand, haben wir nicht beobachtet. Der Kessel wuchs jedoch im weiteren Verlauf immer weiter an, weil die Bundespolizist_innen offenbar „augenscheinlich fahndungsrelevantes Klientel“ an den anderen Türen abwiesen und durch die linken Türen direkt in den Kessel schickten. Es nicht ansatzweise zu erkennen, dass es sich dabei um mittlere oder größere Gruppen handelte, die sich untereinander bekannt wären.


Kessel auf dem Bahnhofsvorplatz und Einlasskontrollen

 
Die eingekesselten Personen verhielten sich zu jedem Zeitpunkt ruhig, von der durch Polizeipräsident Mathies behaupteten „Grundaggressivität“, die nach seiner Aussage Anlass für das Vorgehen gegen diese Menschengruppen war, war nichts zu bemerken. Als sich eine einzelne Person durch eine Lücke in der Polizeikette ruhig entfernen wollte, wurde diese sofort von mehreren Polizisten brutal zu Boden gerissen.


Der Polizeikessel schien in den folgenden Minuten vor allem als Kulisse für diverse TV-Interviews der Polizeiführung zu dienen. Selbst obwohl sie derart zur Schau gestellt wurden und den Fernsehkameras ausgeliefert waren, blieben die festgesetzten Personen – derzeit ca. 300 junge Männer – weiterhin ruhig. Die Pressesprecher der Polizei erklärten sich symbolträchtig als Retter.


Auch die übrigen Maßnahmen erfolgten nach Racial profiling - an den Einlasskontrollen zur Domtreppe wurden Nicht-weiße abgetastet, Weiße bzw. deutsch oder europäisch wirkende konnten problemlos passieren. Gleiches verhielt sich in Bezug auf den Aufenthalt auf der Domtreppe, der nur Weißen problemlos möglich war. Gruppen von Nicht-Weißen wurden von eingesetzten Polizeibeamt_innen augenblicklich aufgefordert, sich entweder in Richtung Bahnhofsvorplatz oder Domplatte zu entfernen, während wir als daneben stehende Weiße nicht behelligt wurden, uns hämisch grinsend mitgeteilt wurde „Sie können ruhig stehen bleiben!“.
Waren die Kontrollen und die Polizeipräsenz bis Mitternacht noch massiv gegeben, änderte sich die Situation danach schlagartig. Bereits um 0:10 Uhr strömten hunderte Menschen aus der Richtung Domplatte kommend zum Hauptbahnhof. Die Situation wirkte vollkommen unübersichtlich und erweckte den Eindruck, des Kontrollverlusts der Polizei. Nach nur kurzer Zeit war die Bahnhofsvorhalle überfüllt.


Kessel am Deutzer Bahnhof


Am Deutzer Bahnhof waren gegen 23:00 Uhr nach Polizeiangaben 300 Personen aus einem Zug sortiert, die unter massiver Bewachung einschließlich Polizeihunden bis kurz vor Mitternacht zwischen zwei Zügen eingekesselt standen. Vor Ort konnten wir auch von dieser Menschenmenge keinerlei Aggressionen wahrnehmen, sie verhielten sich ruhig. Um 23:56 Uhr wurde die Festsetzung von der Polizei mit nachfolgendem Jubel der Menschen aufgelöst.


Fazit

 
Wir widersprechen aufgrund unserer Beobachtungen dieser Silvesternacht den Darstellungen des Polizeipräsidenten entschieden - von den angesprochenen aggressiven Männergruppen war nichts wahrzunehmen! Wir müssen vielmehr feststellen, dass die Polizei über den Abend willkürlich Personen aufgrund ihrer äußeren Erscheinung zu „fahndungsrelevantem Klientel“ erklärte und einkesselte. Von größeren Gruppen kann hier nicht die Rede sein, diese kamen erst im Polizeikessel zustande.


In diesem Kontext fiel dann auch wieder das seit Beginn 2016 bekannte Wort „Nafris“, dass die Polizei über Twitter verbreitete und das in diversen Medien aufgegriffen wurde. Im Zusammenhang mit dieser willkürlichen Sortierung nach Augenschein schon bei Verlassen der Züge, stellt die Beschreibung als „nordafrikanisch“ keinen ethnischen Zusammenhang einer Gruppe dar, sondern ist vielmehr dazu gedacht, einen Generalverdacht gegen Menschengruppen zu legitimieren. Schwarze Haare, braune Augen und nichteuropäisches Aussehen qualifizieren in den Augen der Kölner Polizei scheinbar automatisch zum Nordafrikaner. Wenn der Begriff „Nafri“ in den Medien verwendet wird, dann immer im Zusammenhang mit Eigentumsdelikten, Drogenkriminalität und Polizeirazzien. Ein relevanter Bestandteil des Polizeikonzepts an diesem Abend basierte auf Racial Profiling. Junge Männer zwischen 15 und 30 Jahren wurden aufgrund ihres Aussehens, also willkürlich, als „nordafrikanische Intensivtäter“ eingestuft und über Stunden eingekesselt. Für die Behauptung von Polizei und Medien, durch diesen institutionellen Rassismus wären Ausschreitungen und Übergriffe wie im Vorjahr verhindert worden, fehlen schlichtweg sämtliche Belege.

 

 

---------------------------

Wir empfehlen auch nachstehende Artikel, die unseren Beobachtungen nach objektiv berichtend sind.


"Wer feiern darf und wer nicht -Die Polizei in Köln will mit Personenkontrollen Sicherheit schaffen. Wer wie stark kontrolliert wird, entscheidet sich offensichtlich nach der Hautfarbe."

http://www.n-tv.de/politik/Wer-feiern-darf-und-wer-nicht-article19445146...


"Rassistische Großkontrollen zum Jahreswechsel
Die Polizei in Köln handelt zu Silvester nach dem Motto »Wer dunkle Haut hat, landet im Kessel«"
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1037154.rassistische-grosskontr...

"Polizeikessel statt Party
Kommentar: Mehrere hundert Menschen mit Migrationshintergrund verbringen Silvester im Polizeikessel. Der Vorwurf des »racial profiling« ist berechtigt"
http://www.stadtrevue.de/archiv/archivartikel/10506-polizeikessel-statt-...

#silvester2016 #alerta3112 #köln #rassismus

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

... das war der triumpf des weissen mannes, meinte ein freund, als er --- kontrolliert --- endlich wieder zu uns kommen konnte... verstärkt durch kommentare  einiger blonder junger männer, die sich nun "beschützt" fühlten....die kölner politik hat schon angekündigt, daß dieses an furchtbare zeiten erinnernde verhalten der polizei jetzt wohl noch weiter und mehr praktiziert "werden könnte" ....

Auch wenn der folgende Kommentar rein spekulativ ist, in welche Richtung würde die Diskussion abdriften, wenn es keine proaktiven, sicherheitsrelevante Maßnahmen gegeben hätte und es in Folge zu Übergriffen gekommen wäre ? Welchen Blickwinkel man auch immer wählt, jede Sicht ist mit der Würde des Menschen verargumentierbar.

Auch wenn der folgende Kommentar rein spekulativ ist, in welche Richtung würde die Diskussion abdriften, wenn es keine proaktiven, sicherheitsrelevante Maßnahmen gegeben hätte und es in Folge zu Übergriffen gekommen wäre ?

 Diesem Argument geht die Annahme voraus, die Gekesselten hätten sich zwangsläufig grenzüberschreitend verhalten, wären sie nicht gekesselt worden. Allein dem wohnt schon eine gehörige Portion menschenfeindlicher Vorurteile inne. Desweiteren wenden die Bullen bei jeder Versammlung weißer Deutscher eben nicht das A-Priori-Kesseln an, sofern sie sich vorher irgendeine Prognose aus den Fingern gesogen haben, die erhöhte Gewaltbereitschaft beinhaltet. Stattdessen wird eher in Gruppen- oder Zugstärke das Geschehen vom Rand aus beobachtet. Die Tatsache, dass hier gleich ein Kessel mit schikanierenden Personenkontrollen gebildet wurde, bestätigt dagegen den "abwehrenden" Repressionscharakter polizeilicher Maßnahmen gegen als "Ausländer" gelesene Menschen.

Ich würde gern wissen, worin genau der Unterschied zwischen einer schikanierenden und einer nicht schikanierenden Personenkontrolle besteht. Nach der Silvesternacht 2015/2016 kann man wohl niemandem den "abwehrenden Repressionscharakter" der polizeilichen Maßnahmen in diesem Jahr vorwerfen, nicht wahr? Nicht nur das Klientel, das Ihr beschützen und verteidigen zu müssen meint, hat Rechte. Denk mal drüber nach. Und selbstverständlich war das Augenmerk auf Personen gerichtet, die optisch dem "Klientel" der Silvesternacht vor einem Jahr entsprechen. Der optische Eindruck ist nun mal der erste Eindruck, den man von einem anderen Menschen bekommt, wenn man nicht blind ist. Wann war das noch gleich, als sich das letzte Mal Mitteleuropäer zu Hunderten verabredet haben, um Frauen bei einer Feier tausendfach sexuell zu belästigen? Ach ja richtig, noch nie...

In diesem Bericht wird wiederholt auf die Diskriminierung von Migranten hingewiesen, aber nicht einmal auf die Diskriminierung der Opfer des letzten Jahres, den Frauen. Das ist traurig, und zeigt, dass einige ihren moralischen Kompass verloren haben.

'Dass einige ihren moralischen Kompass verloren haben'???? Hahahaha, daß ich nicht lache, und das sagst du, die*der einen Zusammenhang zwischen 'den Migranten' und sexualisierter Gewalt herstellt???? WTF is happening?

Wo stelle ich denn einen Zusammenhang her? Ich verabscheue Diskriminierung und Rassismus jeglicher Art, und wünsche mir, dass dies auch ohne Lücken angesprochen wird. Das habe ich in dem Artikel vermisst.

In diesem Artikel geht es um dieses Jahr (bzw. letztes Jahr) nicht Letztes (bzw. Vorletztes). Sicherlich gab es auch dieses, letztes und vorletztes Jahr sowie vermutlich auch die noch kommenden Jahre dort, wie überall, scheiß Verhalten gegenüber Frauen. Von den Autor*innen beobachtet wurde es allerdings nicht und muss deshalb auch nicht zwangsläufig in diesem Bericht stehen. Daher: Danke für den Bericht und fürs extra Hinfahren. Dass die erwähnten "kommenden Jahre" in der Zahl klein und absehbar endlich sind, ist Teil unserer Aufgabe und geht langfristig sicherlich nicht so wie in Köln an NYE2016! 

Wenn man aber ein Fazit des Beobachteten zieht, kann man die Ereignisse von vor einem Jahr nicht ausblenden. Das ist in meinen Augen einfach nicht korrekt und wird der Situation nicht gerecht. Gut, lassen wir das. Wir werden auf keinen gemeinsamen Nenner kommen.

Einfach mal zu Ende lesen:

"Für die Behauptung von Polizei und Medien, durch diesen institutionellen Rassismus wären Ausschreitungen und Übergriffe wie im Vorjahr verhindert worden, fehlen schlichtweg sämtliche Belege."

Und du meinst, das reicht für eine kritische Auseinandersetzung? Ich nicht, sorry, das ist mir einfach zu wenig.

Beschreib doch mal kurz, was für einen Beleg die Polizei oder die Medien hätten bringen sollen, den Du bereit wärst zu akzeptieren?

Racial Profiling ist Rassismus. Keine Diskussion. Ganz klar an diejenigen die versuchen Racial Profiling zu rechtfertigen:

 

- Es gab keine Notwendigkeit rassistischer Kontrollen.

 

- Nichts rechtfertigt rassistische Kontrollen.

Sehe ich genauso. Stichwort: Nafris.

 

Danke auch an die Genoss*innen für die Beobachtung und ausführliche Dokumentation!

Es gibt keine Notwendigkeiten für rassistische Kontrollen! Dem zweiten Stimme ich zu!

 

@ Assoziation wider die Verhältnisse : Vielen Dank, dass ihr euch die Silvesternacht für die Beobachtungen um die Ohren geschlagen habt. Ihr seid die Held*innen Sylvester 2016/17!

Beim Oktoberfest in München werden die ganzen weißen Grabscher kontrolliert und gekesselt. Oder? Ach ne, das ist ja dann deutsche Kultur.

Stimmt: da feiern ja auch die Bullen.

 

Deutschland halt die Fresse

... die kritik zu raffen. bitte erklärt mir noch mal, warum die bullen "weiße pärchen" und frauen mit kindern kontrollieren sollen? die tätergruppe vor einem jahr bestand aus jungen nordafrikanischen migranten! ist doch völlig schlüssig, dass diese dann besonders behandelt werden?! insbesondere dann, wenn sie wieder in großen gruppen anreisen? wo ist da mein denk-fehler? und was hat das mit rassismus zu tun. seid ihr echt schon derart in eurem bio-deutsch-hass gefangen, dass ihr einfach leugnet, dass von diesen personen tatsächlich gefahren ausgehen? die fragen sind ernst gemeint! eure argumentation ist einfach an der arbeitsstelle, bekanntenkreis oder familie nicht mehr zu vermitteln! besonders gegenüber leuten, die bereits einschlägige begegnungen mit euren freunden hatten! 

Die tätergruppe sind immer Männer.

Wer nach Hautfarbe selektiert ist rassistisch - denn nichts anderes sagt Rassismus. Aber dafür ist die Polizei bekannt.

es wurde nach einem bestimmten Verhalten, an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit, in Kenntnis massiv begangener Straftaten im letzten Jahr kontrolliert - ist denn das so schwer zu kapieren: und es gab schlichtweg keine Übergriffe wie im letzten Jahr - sprich es hat die "Richtigen" schon getroffen!

Wenn Du verhindern willst, dass Autorennen stattfinden, musst den Typen in der aufgemotzten Karre aus dem Verkehr ziehen, nicht die Mutti in dem Pampers-Bomber. Wenn Du einen Nazi auf die Fresse hauen willst, suchst Du eher nach einem aufgepumpten Glatzkopf als nach einem Opi mit Brille usw. Und wenn Du in der Kölner Silvesternacht sexuelle Übergriffe wie im Vorjahr verhindern willst, dann richtest Du Deine Aufmerksamkeit auf die, die im letzten Jahr verantwortlich waren. Die Nordafrikaner wurden nicht so behandelt wie sie behandelt wurden weil sie Nordafrikaner sind, sondern weil letztes Jahr Nordafrikaner die Bösen waren. Das ist nicht das gleiche! Du verwechselst Ursache und Wirkung.

Deine Vergleiche ziehen auf selbst ausgesuchte Zuordnungen, also fahr ich ne dicke Karre, oder zieh ich mir ne Bomberjacke an und rasier mir den Schädel.
Beim zweiten ist das eine selbstgewollte Zuordnung.
Ein Nazi der nach einem Nazi aussehen will tut das weil er*sie sich dieser bestimmten Gruppe zuordnen will.
Ähnlich ist das mit z.B. Fußballfans oder im linken Kontext das was unter "szene"-Kleidung fällt.
Also einer Selbstidentifizierung mit einer Gruppe.
"Nordafrikaner" in diesem Fall ist aber keine Selbst, sondern einer Fremdbeschreibung die auf einer, vermutete, Herkunft basiert.

Begründet wird dies mit Kulturrassismus. (Deren Kultur würde zu solchem Verhalten führen, im Gegensatz zu der hiesigen)
Das ist auf vielen Ebenen absoluter Bullshit. Die Selektierung der Bullen folgte racial profiling, also Menschen die "verdachtsunabhängig" nordafrikanisch aussahen hatten "zufälligerweise" größere Chancen gekesselt zu werden. Die, in diesem Fall Benachteiligung, nach der Herkunft ist nicht nur, eigentlich, Grundgesetzlich verboten (3.3 GG) sondern eben auch rassistisch.


Wenn ich deine beiden vorletzten Sätze richtig verstehe, dann propagierst du Rassismus auf einer irgendwie definierten Verhältnismäßigkeit. (Also wenn damals die das gemacht haben, dann darf ich jetzt alle dieser (von außen) definierten Gruppe diskriminieren... ,gängeln..., schlagen..., umbringen..., etc.)
Das ist Quark, Rassismus ist nie! Verhältnismäßgig!


Dein Erklärungsmuster ist übrigens zu anderen Zeiten durchaus auch benutzt worden.
Da hat es z.B. Juden getroffen, denn diese seien eben an sich dies oder das, aber auf jedenfall Böse.  (das soll auf keinen Fall verharmlosend rüberkommen) daher sei es richtig wenn. Weil das müsse ja getan werden um.
Und schon steht die Tür offen für alles bis zum Massenmord.

Was willst Du jetzt kritisieren? Dass die Polizei sich nach der Erfahrung der Silvesternacht 2015/2016 gezielt NICHT auf Nordafrikaner konzentriert? Oder genauso viele Nicht-Nordafrikaner wie Nordafrikaner kontrolliert, als Ausgleich sozusagen? Oder dass die Polizei gar nichts tut? Sag mal!

 

Dein Beispiel hinkt im Übrigen gewaltig: Die Vorwürfe, die die Nazis gegen Juden erhoben haben, waren frei erfunden, bestenfalls abstrakt. Hier jedoch kann die Polizei einen ganz klaren Sachverhalt, unwidersprochene Ermittlungsergebnisse als Begründung ins Feld führen, nämlich: die Täter der Kölner Silvesternacht 2015/2016 waren, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, Migranten nordafrikanischer Herkunft. Folglich ist es nur logisch, dies bei einer Prognose zu berücksichtigen und das besondere Augenmerk auf diese Menschen zu richten, und hat nichts mit Rassismus zu tun. Ich würde Dir beim Vorwurf des Rassismus zustimmen, wenn sich die Polizei, ohne die Erfahrungen der Silvesternacht 2015/2016, in diesem Jahr genauso verhalten hätte. Da sie im letzten Jahr diese Erfahrungen noch nicht hatte, hat es damals auch keine solche Kontrollen wie in diesem Jahr gegeben.

Sie hat sich in diesem Jahr also anlassbezogen verhalten und ist einer Prognose gefolgt, die auf der Auswertung der Details der Geschehnisse der Silvesternacht des vergangenen Jahres beruhte. Eine gemeinsame Eigenschaft der Täter des letzten Jahres war deren Herkunft. Natürlich ist die Herkunft nicht selbstgewählt, aber das spielt auch keine Rolle.

Die Erstellung einer Prognose zur Verhinderung der Straftaten beruht auf den zur Verfügung stehenden Informationen. Und wenn die Herkunft der Täter für die Prognose relevant ist, dann wird sie als Kriterium herangezogen.

Ich kann hier keinen Rassismus erkennen, bloß weil die Polizei nicht bereit war zu übersehen, dass nun mal Nordafrikaner mit Abstand die Hauptgruppe der Täter vor einem Jahr bildeten.

vielen dank für den sehr guten bericht. das animiert total zum nachahmen und ist sehr wichtige arbeit. ich glaube ich hätte das kaum ausgehalten, und da ihr das geschafft habt gibts diesen bericht, der eine wichtige gegeninfo ist.

das was ihr beschreibt kann ganz klar als racial profiling benannt werden. ich verstehe nicht die diskusison darum. es ist zum kotzen, wie sehr selbst hier, selbst nach der ganzen diskussion um "köln" ein wahnsinnig tiefsitzender, hasstriefender und unglaublich dummer rassismus zutage kommt. an bahnhöfen derart menschen zu sortieren - in deutschland - dass niemandem die kotze hochkommt bei diesem widerwärtigen faschistoiden bild.

"grundaggressivität" - was soll das eigentlich sein? woran ist das erkennbar? gibts einen kriterienkatalog für "grundaggressives" verhalten? wie wird der angewandt? und wie kann man tatsächlich glauben, dass ein paar bullen, die an einer bahnhofstür in einem überfüllten bahnhof stehen, nach irgendwelchen objektiven kriterien die tausenden feierlustigen vorbeiziehenden menschen verlässlich nach "grundaggressiv" und "friedlich" unterscheiden?  wie kann man nur den mist, die knapp 1000 ihrer rechte beraubten menschen seien allesamt "grundaggressiv" tatsächlich glauben? und dass damit irgendwas verhindert wurde? hoffentlich haut irgendein*e anwält*in wenigstens entschädigungsgelder für die unzulässig ihrer freiheit beraubten leute raus.

deutschland, pfuipfui.

Wo finde ich hier "wahnsinnig tiefsitzenden, hasstriefenden und unglaublich dummen Rassismus"? Was man findet, sind Widerworte. Diese sollte man auch zulassen, wenn alles im Rahmen bleibt.

hast du eigentlich den bericht oben gelesen?

.

Ich schrieb auch nicht in dem Bericht, sondern hier. Watt soll's, ich bin raus.

Naja, wahrscheinlich gibts keinen Kriterienkatalog "grundaggressives" Verhalten. Es gibt ja auch keinen Kriterienkatalog für "faschistoid" und "wahnsinnig tiefsitzend" und "hasstriefend". Was soll das eigentlich alles sein? Letztendlich sind es Meinungen. Ich frage mich allerdings, wie man jemanden bewerten muss, der derart die Fassung verliert, nur weil jemand eine andere Meinung hat? Vielleicht versuchst Du mal, eine Strategie aufzustellen, wie die Übergriffe des Vorjahres hätten verhindert werden können. Dabei beziehst Du mit ein, welche Straftaten begangen wurden, wer die Täter und wer die Opfer waren und wieviele Straftaten und wieviele vermutliche Täter es gab. Am besten unterhältst Du Dich mit ein paar der Opfer. Frag doch mal eine der Frauen, wie es war, plötzlich fremde Finger in ihren Geschlechtsorganen zu spüren, damit Du Dich auch mal ein bißchen in die Rolle dieser Opfer hineindenken kannst. Und danach präsentierst Du uns Deine Strategie, damit wir Dich wieder ernst nehmen können. Also echt! Denk doch mal nach! Dein Weltbild: Migrant = gut, alle anderen = schlecht, ist ein bißchen einfach, findest Du nicht?