[Freiburg] Vier Tage Hausbesetzung in der Gartenstraße

Wählt PHA, die Libertären

Am Freitag vergangener Woche besetzten über 100 Menschen ein seit Jahren leerstehendes Gebäude in der Freiburger Innenstadt. Das ebenerdige Gebäude eignet sich hervorragend als Umsonstladen und Infoladen-Café und findet auch bei vielen Anwohnern und Anwohnerinnen Anklang. Seit einem grösseren Straßenfest, an dessen Rande die Gartenstraße 19 am 23. April besetzt wurde, ist viel passiert...

 

Berichte zur Besetzung in der Gartenstraße: BZ 23.04.2010 | fudder 23.04.2010 | RDL 25.04.2010 | RDL 26.04.2010 | BZ 26.04.2010 | Aktionen der Kampagne: Partybesetzung am 06.03.2010 | Scheinbesetzung am 11.03.2010 | Spontandemo am 20.03.2010 | Anstehende Termine: Bei Räumung: Tag X+1 Demo um 18 Uhr am Bertoldsbrunnen | 27. April: 16 Uhr, Rathausplatz - Kundgebung für Bleiberecht | 1. Mai: Autonomes Straßenfest im Sedanquartier/Grün | 7. Mai: Unangemeldet Wagenburgen-Demo "Platz Rabatz 2010", 18 Uhr Bertoldbrunnen | 8. Mai: Großdemo für Bleiberecht in Karlsruhe | Freiraum-Kongress "Zwischen Szenesumpf und Revolution" 20.-23. Mai, KTS Freiburg | und viele weitere im Programmheft (pdf)

 

Die Freiraum-Kampagne „Plätze. Häuser. Alles.“ strebt einen langfristigen Verbleib in dem ehemals Abriss-bedrohten Objekt eines im Rheinland residierenden Eigentümers. Dieser war zuvor mit der geplanten Bebauung des Areals (inklusive Hinterhof und Garage) an der Stadtverwaltung und einem Streit im Quartier gescheitert. Die Situation ist verhältnismäßig entspannt. Straßen-Cafés, Kneipen, viel Schickeria-Troubel. Ein Spätnachmittag im beschaulichen Freiburg, ein warmer Frühlingstag, Entspannung. Doch plötzlich, am Rande einer nie gewesenen Wohnungsbesichtigung, der auf Einladung der Zypresse 40 Leute in die Gartenstraße folgten: Über 100 Personen, die aus allen Richtungen zielstrebig zum Haus Nummer 19 spazieren.

 

Am 23. April gegen 18 Uhr begann völlig unerhofft ein fröhliches beschauliches Straßenfest in der Freiburger Gartenstraße, Ecke Erbprinzenstraße, das in der Besetzung eines kleinen Gebäudes mündete. Im Rahmen einer seit mehreren Wochen aktiven Kampagne wollen Autonome weitere Räume für selbstbestimmte Zwecke zu „entern“, um mal dem Vokabular der Badischen Zeitung zu frönen.

 

Nach einer lauten Nacht wurde es in den folgenden Tagen ruhiger, trotz regem Verkehr im neuen Squattle. Dies geschah einerseits, um ein gutes Verhältnis zur Nachbarschaft zu wahren und andererseits, um das Ziel der Besetzung, nämlich den Aufbau eines Cafes mit Info- und Umsonstladen umzusetzen. Die Polizei war vorerst mit mehreren Streifen und Wannen vor Ort, ging aber mehr und mehr auf Distanz und zog ihre Streifen am Montag Vormittag vollständig ab. Das Gerücht einer im gegenüber gelegenen Gebäude installierten Kamera bewahrheitete sich nicht.

 

In den ersten Tagen der Besetzung konnten mehrere Küfas (Küche Für Alle), Kaffee und Kuchen, Filmvorführungen und Vorträge zu den Themen Freiräume, Häuserkampf und Autonome Bewegung die Räume mit Leben füllen, Nacht für Nacht brennt eine kleine Feuertonne vor dem Haus, die Stadt wimmelt von dunklen Gestalten...

 

Anlässlich der OB-Wahlen wurde am Sonntag ein Nicht-WählerInnen-Lokal geöffnet, das auch bei der Presse viel Resonanz fand. Der Bereich der Innenstadt erreichte infolge des Boykottaufrufs die größte OB-Ablehnungquote überhaupt: fast 75% der Wahlberechtigten verwendeten die Wahlstimmen lieber anderweitig.

 

Die politische Besetzung soll andauern und mehr widerständischen Raum schaffen!

 

Am Dienstag soll es neben dem normalen Infoladen-Betrieb ein Anti-Rassistisches-Cafe geben, am selben Tag wird die Lebenssituation der Freiburger Flüchtlinge im Gemeinderat besprochen. Um 16 Uhr gibt es eine Pro-Bleiberechts-Kundgebung auf dem Rathausplatz. Für Mittwoch wird der gesamte Betrieb der Offenen-Uni in der KTS in die Gartenstraße 19 verlegt.

 

Unterstützt das BesetzerInnen Kollektiv der Gartenstraße 19!

Ein Haus ist nicht genug, besetzt die Welt!

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert


Solidaritätserklärung des UStA der Pädagogischen Hochschule Freiburg mit der Freiraum-Kampagne „Plätze. Häuser. Alles“

 

Am Freitag dem 23. April wurde in der Freiburger Innenstadt ein leerstehendes Haus in der Gartenstraße 19 besetzt. Die Aktion wurde von der Freiraum Kampagne „Plätze. Häuser. Alles“ initiiert und richtet sich gegen die miserable Wohnraumpolitik, welche insbesondere durch die Politik von Oberbürgermeister Dieter Salomon in den letzten Jahren forciert wurde. Salomon ist als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtbau für die ungerechtfertigt hohen Mieterhöhungen der Freiburger Stadtbau in den vergangenen Jahren verantwortlich. Während laut dem Bonner Marktforschungsinstitut 900 Wohnungen - davon 640 städtische - leer stehen, sind gleichzeitig etwa 700 Menschen in Freiburg wohnungslos (Stand: Dezember 2008). Somit werden zahlreichende Menschen von der Teilhabe am öffentlichen Leben ausgegrenzt.

 

„Die Ursache für diese Wohnungsnot ist im kapitalistischen System verankert“, meint UStA-Mitglied Sven Fred, „denn hierdurch werden Häuser und Wohnungen als Ware auf dem Immobilienmarkt gehandelt, deren bloßer Zweck Gewinnmaximierung ist. Die Häuser und Wohnungen werden somit für den Markt zweckentfremdet. SpekulantInnen kassieren ab, während viele Menschen wohnungslos werden.“


Der UStA der PH Freiburg verurteilt diese ausgrenzende Politik und solidarisiert sich mit der Freiraum Kampagne „Plätze. Häuser. Alles“, sowie mit allen BesetzerInnen der Gartenstraße 19 und spricht sich gegen Konsumzwang, Privatisierung und Kommerzialisierung von menschlichen Bedürfnissen aus.


Gerade auch Studierende sind von der Wohnraumnot und überteuerten Mieten betroffen. Sozialer Wohnraum wird zusehends knapper. Das zeigt auch der Abriss des Studentinnenwohnheims St. Luitgard. Der doppelte Abiturjahrgang zum Wintersemester 2011/12 wird diese Situation weiter verschärfen.


Im Falle einer Räumung wird es am Folgetag um 18 Uhr am Bertholdsbrunnen eine Kundgebung geben. Diese werden wir aus studentischer Perspektive als Studierendenvertretung unterstüzen.


Schluss mit Räumungen und Kriminalisierung linksalternativer Wohnprojekte!

Für alternative Wohnprojekte und Lebensformen in Freiburg und Überall!

Gartenstraße 19, Kommando Rhino, Schattenparker, KTS und KuCa bleiben!!!

 

Solidaritätserklärung (PDF)

Bernhard Schindele 26. April 2010 - 17:53 Uhr

 

Enttäuschung pur. Enttäuscht von den Mieterinnen und Mieter die sich jahrelang über die viel zu hohen Mieten aufregen und aber alles so lassen wie es ist. Nur weil die meisten ANGST vor etwas neuem haben. Das ist einfach keine Lösung nicht zur Wahl zu gehen nun kam die Quittung. Dr. Salomon 50,5 % Das haben wir u.a. den NICHTWÄHLERN zu verdanken. Prof. Dr. Günter Rausch ist der einzige der auf der Seite der Mieterinnen und Mietern steht. Habt Ihr das nicht begriffen? Geht raus aus Eurer Haut, seid offen für ein Neues, Zufriedenes Freiburg. Prof. Dr. Günter Rausch hätte neuen Wind, neue Ideen ins Rathaus gebracht mit denen alle Mitbürgerinnen und Mitbürgern zufrieden gewesen wären. Und dann noch das: in der Gartenstraße wurde zum Wahltag ein NICHTWÄHLERLOKAL aufgemacht, das darf doch wohl nicht wahr sein. Habt ihr nichts in der Birne? Außer nur Besetzen? Günter Rausch wäre der richtige Ansprechpartner für Eure Probleme gewesen. Da bin ich mir sicher. Mit Günter Rausch würde es in unserer Stadt keine RANDGRUPPEN mehr geben. Lasst Euch das mal durch den Kopf gehen. Ihr, die NICHTWÄHLER habt euch das selbst eingebrockt. Also habt ihr bis zur nächsten Wahl nicht das Recht euch über irgendwas, w.z.B über viel zu hohen Mieten, keine Stellplätze für Wohnwagen usw. aufzuregen. In diesem Sinne: lebt weiter mit Eurem Gewissen.

Na sicher, wenn es einen zweiten Wahlgang gegeben hätte, dann wäre Rausch gewählt worden. Wie naiv ist das denn? Abgesehen davon ist es absurd, wenn die ReformistInnen diejenigen, die den Diskurs zu „Wohnraum für alle“ lanciert haben, nun für ihre außerparlamentarische Arbeit kritisieren. Begreift endlich, dass wir niemals bei diesem System mitspielen werden. Auch ein Günter Rausch würde den Verlockungen der Macht verfallen. Nicht, weil er ein schlechter Mensch ist, sondern weil es bisher allen so ging. Begreift endlich, dass wir mitentscheiden wollen, statt einem Repräsentanten unsere Stimme zu geben. Das hiflos-spießige „Ihr wart nicht wählen, jetzt dürft ihr euch auch nicht beschweren“ geht uns am Arsch vorbei, ihr könnt uns mal am Gewissen lecken.