Über den Umgang mit den AfD-Leaks

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Während des Parteitags der AfD am Wochenende des 1. Mai 2016 wurden auf Indymedia linksunten zwei Artikel mit persönlichen Daten von AfD-Mitgliedern veröffentlicht. Damit wurden über 2.000 Namen und Adressen von AfD-Mitgliedern vom Parteitag in Stuttgart 2016 und fast 3.000 Namen und Adressen von AfD-Mitgliedern vom Parteitag in Bremen 2015 geleakt.

 

Selbstverständlich waren die Rechtsradikalen erbost, kündigten haufenweise Klagen an und schrieben tausende hasserfüllte Kommentare unter den Leak-Artikeln, die alle der „linksversifften Meiungsdiktatur“ zum Opfer fielen. Die AfD-Parteifunktionäre vermuteten wie die Polizei einen Innentäter, konnten ihn bisher aber nicht enttarnen.

 

Aber Indymedia linksunten ist Teil eines globalen Netzwerks und auch aus linken Kollektiven außerhalb Deutschlands gab es Kritik an der Veröffentlichung persönlicher Daten. In unserem letzten Communiqué haben wir bereits auf diese Diskussion hingewiesen: „Auch wenn die AfD-Leaks zum Parteitag in Stuttgart und die BekennerInnenschreiben zu Anschlägen auf AfD-Funktionäre auch innerhalb des Indymedia-Netzwerks nicht unumstritten waren und wir teilweise noch immer über unseren Umgang damit diskutieren, haben die Aktionen zweifelsohne den Hass der Rechten auf Indymedia linksunten gelenkt.“

 

Die geäußerte Kritik basiert unserer Meinung nach auf unterschiedlicher politischer Kultur und Praxis in verschiedenen Teilen der Welt. Die radikale Linke in Deutschland ist aufgrund der Nazi-Vergangenheit und des aktuellen Rechtsrucks in Deutschland und Europa sehr antifaschistisch geprägt, was sich auf linksunten widerspiegelt: über 50% der Inhalt sind mit „Antifaschismus“ getaggt.

 

Und gerade diese antifaschistische Politik fokussiert in Deutschland häufiger als anderswo auf individuelle Nazis. Diese Idee der direkten antifaschistischen Aktion steht offensichtlich in einem Spannungsverhältnis zum Datenschutz und zur informationellen Selbstbestimmung. Indymedia linksunten versteht sich als Teil der radikalen Linken in Deutschland und unterstützt die antifaschistischen Kämpfe. Außerdem ist unzensiertes OpenPosting ein Grundprinzip des Indymedia-Netzwerks und auch deswegen war es für uns selbstverständlich, dass wir die Leak-Artikel stehen lassen.

 

Aber wir können und wollen unsere politische Praxis nicht über die grundsätzlichen Bedenken von linken Technikkollektiven und dem globalen Indymedia-Netzwerk stellen. Deshalb haben wir uns nach langer interner Diskussion dazu entschieden, die beiden Artikel ein halbes Jahr nach ihrer Veröffentlichung offline zu nehmen. Wir werden die Artikel in den nächsten Tagen von linksunten.indymedia.org entfernen.

 

Uns ist bewusst, dass unsere antifaschistische Praxis im Widerspruch zur Herangehensweise vieler Linker außerhalb Deutschlands steht. Aber aufgrund unserer historischen Verantwortung wollen wir unseren Standpunkt nicht über die Bedenken aus anderen Teilen der Welt stellen.

 

Antifaschistisch und solidarisch!

 

Indymedia linksunten

Communiqué vom 15.10.2016

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Es wäre schön, wenn ihr die entsprechende Debatte dokumentieren könntet. Oder ist diese nur intern erfolgt? Insbesondere würden mich die Kritiken aus anderen Teilen der Welt und von linken Techkollektiven interessieren.

Die Kritik wurde nur intern geäußert, deswegen können wir sie nicht veröffentlichen.

Wenigstens die konkretere Argumente könnten doch benannt werden?!

Steht doch im Text: Datenschutz und informationelle Selbstbestimmung seien höher zu gewichten als die Veröffentlichung der Namen und Adressen von Nazis.

jetzt die Artikel offline zu nehmen ist nur noch symbolisch.

Und wo genau ist das Problem ? Faschisten und Unterstützer von Faschisten haben Anspruch auf Datenschutz ? Haben die auch Anspruch auf körperliche Unversehrtheit ?

Was für ein Quatsch.

Ich kann damit leben, gerade weil ich mir noch ein Backup ziehen konnte. Auch Symbolpolitik kann wichtig sein. So blöd es für uns auch erscheinen mag: ich kenne Anarchisten, die wollen free speech für alle, wirklich für alle. Vor allem in den USA ist das gar nicht selten und es hat natürlich auch seinen Grund, warum linksunten in New York gehostet wird und nicht in Berlin. Ich kann mir daher gut vorstellen, dass es beim Thema Datenschutz ähnliche Differenzen gibt, gerade vor dem Hintergrund der weltweiten Massenüberwachung.

Der Ansatz ist interessant! Ihr macht das obwohl ihr anderer Meinung seid. Das ist die Umkehrung des antideutschen "wegen Auschwitz dürfen wir beim Thema Antifaschismus machen, was wir für richtig halten, ganz egal, was der Rest der Welt davon hält". Endlich wird mal mit dem "am deutschen Wesen soll die Welt genesen" gebrochen.

 

Obwohl ich in der Sache eurer Meinung bin, kein Datenschutz für Nazis! Aber ich bin ja auch Deutscher. ;-)

wegen Ausschwitz dürfen wir nicht einfach so einen Unsinn schreiben wie du es getan hast. Das war seit längerem einer der bescheursten "Beiträge" zur "Anti-D"-Debatte. Wir "dürfem", was für ein Wort für politische Ideen, als wäre der Genozid in Kartoffelnland tabuisiert. Wir "sollten" die Shoa nicht vergessen