Laupheim: Versuchte Kriminalisierung von Linken?

Juze Laupheim

Einige subjektive Eindrücke des am 10.04.2010 stattgefundenen Ska-Konzerts in Laupheim.

Am Samstag, 10.04.2010, fand im JuZe Laupheim ein Ska Konzert statt. Durch Versäumnisse seitens der JuZe Leitung (es wurde vergessen, das Konzert beim Ordnungsamt umzumelden, da eine Abiparty angekündigt war) gab es von Polizei und Ordnungsamt die Auflage, dass das Konzert gegen 23.15 beendet sein muss.

 

Der Abend verlief friedlich und unter dauerhafter Aufsicht von mindestens 2 Polizeibeamten. Gegen 23.30 wurde das Polizeiaufgebot verstärkt und mit ca. 12 BeamtInnen wurde in das JuZe eingedrungen und das Konzert beendet. Auch bei der Beendigung des Konzertes verhielten sich die anwesenden BesucherInnen absolut friedlich.

 

Provozierend stand danach ein Grüppchen PolizistInnen auf dem Vorhof des JuZes und beäugte das abreisende Publikum. Sämtliche Diskussionen über die Verhältnismäßigkeit ein friedliches Konzert zu solch frühem Zeitpunkt zu beenden wurden von den BeamtInnen ins Lächerliche gezogen. Im Zusammenhang mit diesen Diskussionen zogen sich die Beamten zu ihren Fahrzeugen zurück und bezeichneten einige Punks als "Gesindel", außerdem sollen die BeamtInnen  selbigen den Stinkefinger gezeigt haben.

 

Auf eine Herausgabe der Dienstnummer der BeamtIn wurde verzichtet, dafür umso heftiger diskutiert. Dies führte dazu, dass ein Punk von einem Beamten tätlich angegangen wurde, nach verbalem Protest der restlichen Gruppe ließ er jedoch wieder davon ab.

 

Zu diesem Zeitpunkt befanden sich ca. 15 BeamtInnen um die zehnköpfige Gruppe, was wieder die Frage der Verhältnismäßigkeit aufwirft.

Besonders pikant: Als eine größere Gruppe von Möchtegern Nazis im Laufe des Abends mit dreifachem Hitlergruß provozierte schritten die Beamten nicht ein. Als Fazit bleibt folgendes festzuhalten:

  • Ein absolut besonnenes Verhalten des Publikums

  • Gewalt ging nur von Seiten der Polizei aus

  • Das JuZe machte erhebliche finanzielle Einbußen durch die frühe Schliessung

  • Polizei schreitet nicht bei Hitlergrüßen ein

  • In der Laupheimer Innenstadt war ein enormes Aufkommen an Polizisten zu verzeichnen

Alles in allem ist unserer Meinung nach der klare Versuch zu erkennen, das überwiegend linke Publikum des Abends zu provozieren umso eine Rechtfertigung für den fast schon Belagerungsartigen Zustand der Polizei zu rechtfertigen. Durch das besonnene Verhalten der JuZe Besucher ging der Plan jedoch nicht auf.

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PRESSEMITTEILUNG
vom 11.04.2010

Polizei und Stadtverwaltung lösen Punkerkonzert auf

LAUPHEIM – Streifenbesatzungen aus dem Landkreis Biberach und aus Ulm haben am Samstagabend in Laupheim eine nicht genehmigte Veranstaltung aufgelöst. Im Laufe des Abends war bekannt geworden, dass im Stadtgebiet auffallend viele Punker unterwegs waren. Deren Ziel war das Jugendzentrum, wo ein Konzert mit mehreren Bands stattfand. Die erforderliche gaststättenrechtliche Genehmigung lag nicht vor. In Absprache mit der Stadtverwaltung wurden die Verantwortlichen angewiesen, die Party um 23 Uhr zu beenden. Als die Frist nicht eingehalten wurde, löste die Polizei die Veranstaltung auf. Zu ernsthaften Problemen kam es dabei nicht.

 

Juze-Vorstand widerspricht der Polizei

 

(LAUPHEIM/sz) Der Verein Aktion Jugendzentrum Laupheim widerspricht der Darstellung der Polizei, Streifenbeamte hätten das Punk-Konzert am vergangenen Samstag im Juze aufgelöst, weil eine vereinbarte Frist nicht eingehalten worden sei. „Die Besucher sind wie ausgemacht gegangen“, sagt der Vorsitzende Lukas Englert.

Von unserem Redakteur Roland Ray 

Laupheim am Samstagabend: In Pulks pilgern Punks zum Schloss hinauf. Das für hiesige Verhältnisse ungewohnte Bild lässt besorgte Bürger zum Telefon greifen, sie benachrichtigen die Polizei. Auch von den nächstgrößeren Bahnhöfen treffen Meldungen ein, dass auffallend viele auffällig gestylte junge Leute im Anrollen sind.

Die Polizei ist auf der Hut. Nicht zuletzt deshalb, weil am Samstag auch Angehörige der rechtsextremen Szene in Laupheim gesichtet werden. Eine Konfrontation beider Gruppen gilt es zu verhindern.

Die Leiterin des städtischen Ordnungsamts, Dorothee Jerg, stellt fest, dass ein Punk-Konzert im Juze genehmigt ist, allerdings erst am nächsten Samstag, 17. April. Für den 10. war eine Abi-Feier angemeldet, doch die Termine sind getauscht worden, ohne dass der Juze-Vorstand das Rathaus davon unterrichtet hat. „So etwas gehört unbedingt mit uns abgesprochen“, sagt Jerg. „Wir haben es versäumt, das ist unser Fehler“, bekennt Lukas Englert. Er entschuldigt sich umgehend bei der Amtsleiterin.

Dorothee Jerg vereinbart mit den Veranstaltern, dass das Konzert trotzdem stattfinden kann, jedoch um 23 Uhr beendet werden muss. Vier Bands treten auf, 80 bis 100 Punks feiern eine Party.

Am nächsten Tag meldet die Polizeidirektion Biberach, die gesetzte Frist sei nicht eingehalten worden, Streifenbesatzungen aus dem Landkreis und Ulm hätten die Veranstaltung deshalb aufgelöst. Das will Lukas Englert so nicht stehen lassen. Das Konzert sei pünktlich beendet worden, und „gegen 23.20 Uhr hatten alle Gäste das Juze verlassen“. So sei es besprochen gewesen. Dann sei die Polizei hereingekommen und habe die letzten Anwesenden gedrängt zu gehen. „Es waren aber nur noch Band-Mitglieder da, die zusammenpackten.

Die Punks seien „echt friedlich“ gewesen, resümiert Englert; es gebe „keinen Grund, so etwas nicht wieder zu machen“. Umso mehr verwundert ihn, dass Polizisten die abziehenden Besucher regelrecht eingekreist hätten.

Die Polizei sieht keinen Anlass, von ihrer Schilderung abzurücken. Um 23 Uhr sei die Veranstaltung nicht beendet gewesen, hieß es auf Nachfrage der SZ. Die Beamten hätten sich kulant gezeigt und den Veranstaltern weitere 30 Minuten eingeräumt. Anschließend habe man Gäste auffordern müssen, das Lokal zu verlassen. Zu ernsten Problemen sei es nicht gekommen.