Am 20. Juli 2016 beteiligten sich etwa 60 Menschen an einer Kundgebung unter dem Motto „Bundeswehr abschaffen – Gegen Militärrituale und Krieg“ vor dem Showroom der Bundeswehr in der Georgenstraße 24 in Berlin-Mitte. Neben Redebeiträgen wurden auch kurze antimilitaristische Videoclips gezeigt. Die Polizei – die mit mehreren Wannen vor Ort war – ließ es nicht zu, dass die Kundgebung direkt vor dem Showroom stattfinden konnte und untersagte zudem, dass die Lautsprecherboxen in Richtung des Ladens gerichtet wurden, da der „Betrieb des Showrooms nicht beeinträchtigt werden dürfe“. Etwa zehn Staatsschützer*innen in zivil 0beobachteten die Kundgebung.
Anlass der Kundgebung war das am 20. Juli stattfindende Gelöbnis der Bundeswehr im Bendlerblock. Das Gelöbnis findet immer am 20. Juli, dem Tag des 1944 gescheiterten Hitler-Attentats des Kreises um Wehrmachtsoffizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg statt. Damit will sich die Bundeswehr in die Traditionslinie des so genannten deutschen Widerstands stellen. In einem Videoclip wurden die Proteste gegen Gelöbnisse in Berlin in den vergangenen Jahren gezeigt.
Frank von der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen. (DFG-VK) ging in seinem Redebeitrag auf die Attentäter vom 20. Juli und ihre politischen Ziele ein. In seinem Beitrag hieß es: „Sie teilten den Willen der Nazis zur Abschaffung der Demokratie, ihren mörderischen Rassismus, ihre Bereitschaft, andere Länder zu überfallen, um Deutschland wieder zur Großmacht zu machen. Diese Offiziere waren integraler Bestandteil des deutschen Imperialismus jener Zeit.“ Weiter sagte er: „In Bezug auf die Wehrmacht gibt es allenfalls eine positive Bezugsgruppe: Das sind nicht die Generäle, sondern das sind die Deserteure.“ In einem weiteren Redebeitrag der Initiative „Antimilitaristisch unterwegs“ wurde das Thema Deserteure der Wehrmacht behandelt. In der Friedrichstraße unter der S-Bahn-Brücke befindet sich eine Gedenktafel für zwei junge Wehrmachtssoldaten, die desertierten und an dieser Stelle von der SS erhängt wurden. Die Gedenktafel wurde 1952 angebracht und immer wieder von Unbekannten entfernt. Auch nach 1945 wurden Deserteure in der BRD kriminalisiert, und als „Vaterlandsverräter“ beschimpft.
In einem weiteren Videoclip wurde ein Überblick zu den bisherigen Protestaktionen gegen den Showroom der Bundeswehr gegeben. Für 8000 Euro Miete im Monat hat sich die Bundeswehr mitten in Berlin eingemietet, um für eine „berufliche Karriere“ in der Bundeswehr zu werben. Die Bundeswehr inszeniert sich als „normaler Arbeitgeber“ und verschleiert die Tatsache, dass sie Menschen sucht, die bereit sind zu töten und selbst getötet zu werden. Mit dem Showroom soll auch die Akzeptanz des Militärs in der Öffentlichkeit verstärkt werden. Uwe Hiksch hielt eine Rede für das Bündnis „Schule ohne Militär“ in der er dazu aufrief die weitere Militarisierung der Gesellschaft zurückzudrängen und sich der Bundeswehr in Schulen, auf Messen und anderen öffentlichen Orten in den Weg zu stellen. Er betonte die Notwendigkeit für eine stärkere antimilitaristische Bewegung. Zum Thema Bildung ohne Bundeswehr gab es auch ein kurzes Video. Im Beitrag vom Berliner Antikriegscafe wurde das neue „Weißbuch“ der Bundeswehr thematisiert. Im so genannten Weißbuch werden die militaristischen Großmachtsphantasien Deutschlands schwarz auf weiß festgehalten. Kernaussage des aktuellen Weißbuchs ist es, dass Deutschland bereit sei, Führung zu übernehmen, das heißt weltweit Kriege zu führen.
In einem weiteren Redebeitrag wurde auf den versuchten Militärputsch in der Türkei, die darauf folgende massive Repression und Unterdrückung sowie die Zusammenarbeit der Nato und der BRD mit dem Erdogan-Regime eingegangen. Außerdem wurde noch ein Aufruf zu einer ebenfalls am 20. Juli stattfindenden Kundgebung in Kreuzberg verlesen, bei der an das Massaker in Suruç in der Türkei erinnert wurde, bei dem durch einen Bombenanschlag des IS 33 Revolutionär*innen ihr Leben verloren.
Außerdem wurde dazu aufgerufen sich am antimilitaristischen War-Starts-Here-Camp in der Nähe vom (Gefechtsübungszentrum) GÜZ zu beteiligen. Das GÜZ soll als zentraler Ort der Kriegsvorbereitung sichtbar gemacht und mit unterschiedlichen Aktionen soll der „Normalbetrieb“ – die gut geschmierte Kriegsmaschinerie gestört und blockiert werden. Das Camp ist ein Ort der Diskussion und des Austausches verschiedenster antimilitaristischer Aktivist*innen. Es findet in Potzehne in Sachsen-Anhalt vom 25. bis 31. Juli 2016 statt. Zum Abschluss der Kundgebung wurde noch ein Videoclip zu antimilitaristischen Aktionen im Jahr 2015 gezeigt.
Saft- und Kraftlos steht die Linke dieses Landes da.
Anlässe wie öffentliche Rekrutenvereidigungen, bei denen vor einigen Jahren noch hunderte wenn nicht tausende ihren Protest auf die Strasse getragen haben, finden heute als Video-Kundgebung statt, an denen 60 Personen teilnehmen.
Dies in einer Zeit, in der sowohl der deutsche Imperialismus in Eigenregie aber insbesondere als treuer Vasall des Oberverbrechers dieser Welt, dem
US-Imperialismus, in diverse Verbrechen dieser Welt verwickelt ist.
Selbstverständlich ist daran die neu geschaffene Söldnerarmee Bundeswehr intensiv beteiligt.
Das was sich hier als Linke begreift hat in wesentlichen Teilen aber keine Zeit sich mit solchen wichtigen Fragen zu befassen. Das beschäftigen mit Freiräumen und irgendwelche skurrile Verirrungen (z.B. Tierbefreiung) hat absoluten Vorrang.
Ist die Feststellung erlaubt, das beträchtliche Teile dieser Linken eigentlich unpolitisch sind?
Zumindest würde ich das mal bezüglich des Einsatzes für die fortschrittliche gesellschaftliche Veränderung dieses Landes als mein Fazit feststellen.
Solche Beiträge..
kommen in einer Regelmäßigkeit die seltsam ist. Es ist auch eine Strategie das Ende einer Bewegung herbeizureden bzw. zu schreiben. Zudem wird hier noch fleißig rumgespaltet. Freiräume sind essentieller Bestandteil autonomer "Politik" und Motor sozialer Transformation (oder sollten es sein).
Welches gesellschaftliche Ziel hast du denn?
Bitte Butter bei die Fische, was ist denn falsch an meinem Kommentar.
Was hieran falsch ist
oder zumindest nur ein Bruchteil der Wahrheit ist die doch ganz arg olle Kamelle vom bösen, bösen Ami, der die Welt beherrschen will, und deren "treuer Vasall" wir doch seien - übrigens kann man solche Sprüche 1:1 auch bei den Rechtsaußen lesen, fehlt bloss noch der Jud', der hinter allem steht.
Das ist doch lachhaft, von der BW mit heute noch unglaublichen 178.000 Leutchen (kurz nach dem Mauerfall, in Summe von BW und NVA, waren es noch fast 600.000!) sind aktuell gerade mal 4.000 bis 5.000 ausserhalb der BRD unterwegs, davor zittert die Welt! Alle diese Einsätze stehen unter Führung der UN, EU oder NATO:
https://de.wikipedia.org/wiki/Auslandseinsätze_der_Bundeswehr#Laufende_Eins.C3.A4tze
Zu den anderen "global players" ausser den USA hat die Linke dagegen leider kaum was bis nichts zu sagen, hier eine lose Aufzählung, ohne Reihenfolge oder Wertung: Die Russen kassieren die Ostukraine und die Krim und bedrohen das Baltikum; die Chinesen halten seit 1950 Tibet besetzt und nehmen gerade im südchinesischen Meer anderen Ländern wie Vietnam, Malaysia oder Philippinen Seegebiete und Inselarchipele ab, die zu Militärfestungen ausgebaut werden; der Iran versucht sich (wieder) als regionale Macht zu etablieren; die Saudis schicken ihren Wahhabismus in die Welt und verursachen damit Bürgerkriege und Terror; in Afghanistan und Pakistan liefern sich Taliban und IS-Anhänger einen "Wer ist der beste Terrorist"-Wettkampf; in Afrika wüten Diktatoren und Boko Haram; in der Türkei versucht Erdogan zum Sultan aufzusteigen und das Osmanische Reich wieder auferstehen zu lassen, unter grausamer Niederschlagung insbesondere der kurdischen Genoss*innen; zwischen Iran, Irak und Syrien schlagen die Ethnien und Religionen im Wahn aufeinander ein; ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_andauernden_Kriege_und_Konflikte
Wikipedia ersetzt nicht politisches nachdenken
Deine Zeilen bezüglich der Bundeswehr, werden sehr beruhigend und tröstend für die Angehörigen der Opfer eines von einem Deutschen Offizier befohlenen Bombenschlages auf unschuldige Zivilisten in Afghanistan sein.
Du erinnerst dich, weit über 100 Tote Zivilisten, nur weil diese Menschen versucht haben etwas für ihr karges tägliches Leben zu ergattern.
Und das ist nur ein Beispiel für die Verbrechen welche im Namen Deutschlands begangen werden. Der Offizier ist dann folgerichtig auch befördert worden, „gute“ deutsche Militärtradition, zumindest die wilhelminisch und faschistisch geprägte.
Das es auch den russischen Imperialismus und seine Verbrechen gibt, dürfte für einen Linken ja eigentlich keine Entschuldigung für die Verbrechen anderer Imperialisten insbesondere des US-Imperialismus sein.
Deine krampfhaften Versuche hier den US-Imperialismus und die gesamte imperialistische Ausbeutung und Unterdrückung zu relativieren und in Schutz zu nehmen, machen es glücklicherweise auch einem interessierten Leser deiner Zeilen einfach, dich und deine Haltung einzuordnen.
Denn das die Imperialisten und ganz vorne weg der US-Imperialismus ihre blutigen Pfoten in allen Konflikten dieser Welt mit drin haben, ist heutzutage schon Basiswissen eines mittelprächtigen Oberschülers.
Das du so plump daher kommst, sagt einiges über dich aus und das ist auch gut so.
Tja
Woher soll Materalist das wissen. Der liest doch nur BZ, BILD oder noch viel schlimmer die TAZ.
und...?
Das ist dann natürlich kein Grund gegen Militarisierung der Gesellschaft auf die Straße zu gehen, oder was? Eine Linke die Antimilitarismus nicht als zentralen Bestandteil ihrer Kämpfe versteht, hat einiges nicht verstanden. Ja Freiräume sind wichtig, sie sind eine Infrastruktur für die von uns auszutragenden Kämpfe - werden sie zu nem reinem Selbstzweck, haben sie ihre gesellschaftliche Rolle eingebüßt und sind somit kaum noch von nem Eigenheim in Hintertupfingen zu unterscheiden...
Wir sollten wieder dahinkommen miteinander diskutieren zu können und nicht jeden Diskussionsversuch als Spalterei abzutun...
P.S. Auch wenn die reine Anzahl der deutschen Soldaten stark zurückgegangen ist, so hat die Verbreitung deutschen Kriegshandwerks auf der Welt stark zugenommen. Sei es durch Trainings- und Ausbildungsmissionen oder die vielzitierten deutschen Industriegüter, die in fast allen Konflikten auf der Welt sich gegenseitig beschießen...