Er gilt als smarter und gemäßigter Politiker: Bayerns AfD-Chef Petr Bystron. Doch er unterhält offensichtlich enge Kontakte zu Neonazis. Am Mittwochabend versuchte er in eine Veranstaltung in München zu gelangen. Mit dabei: zwei militante Rechtsextremisten. In einem Interview mit dem BR bestritt Bystron jede Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten. Das ganze Gespräch sehen Sie hier ungeschnitten im Video.
Illustres Trio
Unsere Fotos zeigen Bystron (in der Mitte halb verdeckt mit schwarzem T-Shirt) mit W. (rechts im weißen T-Shirt) und Bals (links im roten Hemd) in der Münchner Schwanthalerstraße. Die drei und zwei weitere Männer wollten in das Eine-Welt-Haus gelangen, wo Robert Andreasch, ein Kenner der rechtsextremen Szene im Freistaat, gerade einen Vortrag zur bayerischen AfD hielt. Als nach einem Anruf des verunsicherten Veranstalters die Polizei anrückte, zog die Gruppe ab. Laut Augenzeugen blieb es bei Pöbeleien. Bystron, Bals und W. kehrten in einem nahegelegenen Biergarten ein.
Bystron mit Bals und W.
Bystron: "Ich kannte die beiden nicht näher"
Bystron schrieb am Donnerstagabend in einer Stellungnahme, die anderen "Personen", die ebenfalls nicht eingelassen wurden, "nicht näher" gekannt zu haben.
"Da uns das gleiche Schicksal traf - nämlich willkürlich und ohne jede Begründung abgewiesen zu werden - habe ich die Personen auf ein Bier in der gegenüber liegenden Gaststätte eingeladen. Zwei von ihnen folgten der Einladung."
Petr Bystron gegenüber BR24
BR-Interview mit Petr Bystron
Diese Darstellung einer zufälligen Bekanntschaft ist wenig glaubwürdig. Mehrere Augenzeugen berichteten uns unabhängig voneinander, das Trio habe sich vorher getroffen sei gemeinsam zum Eingang des Veranstaltungsortes gekommen. In einem Interview mit dem BR bestritt Bystron auch das. Es gebe keine Zusammenarbeit der bayerischen AfD mit Rechtsextremisten. Die mit der AfD verflochtene "Identitäre Bewegung", die der Verfassungsschutz als rassistisch einstuft, bezeichnete Bystron als "Folkloregruppe".
AfD-Bundesspitze reagiert abwartend
Der AfD-Bundesverband sieht keinen Anlass, nach den Rechtsextremismus-Vorwürfen gegen den bayerischen Landesverband aktiv zu werden. "Selbstverständlich wird der Landesverband Bayern dem nachgehen und den Sachverhalt prüfen", sagte Bundesvorstandsmitglied Georg Pazderski der Nachrichtenagentur Reuters. "Bis dahin gilt natürlich die Unschuldsvermutung." Auch ein Sprecher von AfD-Chefin Frauke Petry erklärte, für den Vorfall sei der Landesverband zuständig.
Gewalt und Vorstrafen
Bals und W. sind kein unbeschriebenes Blatt. Erstgenannter stammt aus Nordrhein-Westfalen und war bei der neonazistischen Organisation "Die Rechte" aktiv. Er nahm an dem berüchtigten Rathaussturm nach der Kommunalwahlen 2014 teil und wurde im Jahr darauf wegen Körperverletzung bestraft. Er hatte eine Politikerin der Piraten mit der Faust geschlagen. Es war zu diesem Zeitpunkt bereits seine zwölfte Verurteilung. "Gewaltaffinität und dumme Sprüche" sind sein Markenzeichen, sagen Weggefährten.
Lukas Bals
W. wiederum griff laut Andreasch Medienvertreter bei AfD-Veranstaltungen in Geretsried und München körperlich an. W. ist Mitglied des "Bündnis deutscher Patrioten" (BDP), das auf seiner Facebook-Seite massiv gegen Flüchtlinge hetzt. Dort wird allen Ernstes diskutiert, wie man Migranten in Münchner Freibädern umbringen könnte – mit Strom im Becken oder mit Zyklon B, der Chemikalie, mit der die Nationalsozialisten Juden in Auschwitz ermordeten. BR24 liegen Belege vor, dass W. auf AfD-Demonstrationen mitmarschiert ist.
Einkehr im Biergarten: Bystron, W., Bals
Bystron unterwegs mit Militanten
Um Bystron hat sich offensichtlich eine gewaltbereite Schlägertruppe geschart. Dass Bystron vorhatte, dem "Hetzvortrag" der "linken Lügner" einen Besuch abzustatten, kündigte er im Internet an: "Könnte amüsant werden. Wer kommt mit?", fragte er angriffslustig auf Facebook. Der smarte Bystron wird gerne in den Medien herumgereicht. Er gilt als vorzeigbarer Vertreter der AfD. Doch offenkundig hat die Spitze des bayerischen Landesverbandes die Tür ins militant-neonazistische Milieu weit aufgestoßen. Bystron bestritt das am Abend gegenüber BR24.
Bayerischer Verfassungsschutz beobachtet einzelne AfD-Mitglieder
Die bayerische AfD ist bislang von einer Beobachtung durch den Verfassungsschutz verschont geblieben. Das zuständige Landesamt schaut nach eigenen Angaben zur Zeit auf "Schnittmengen" mit Rechtsextremisten und hat einzelne AfD-Mitglieder im Visier. Namen nannte Verfassungsschutzsprecher Markus Schäfert nicht. "Unter dem Strich gibt es aber noch keine hinreichenden Anhaltspunkte für extremistische Bestrebungen des bayerischen Landesverbandes", sagte Schäfert gegenüber BR24. Die Indizien sprechen freilich eine andere Sprache.
Neuer Video-Link
Link zum Video hat sich geändert.
http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/nachrichten/bystron-stellungn...