Tag 5. Briefe aus der belagerten Rigaer Strasse 94

Love94

Heute war der erste ruhige Morgen, an dem wir nicht von Flexgeräuschen oder Baulärm geweckt wurden. Doch wir wurden schon bald von in den Treppenhäusern herumlungernden, gaffenden Secus unangenehm an die Geschehnisse erinnert.

 

Danach stieg der Druck auf uns nur weiter. Zuerst wurden wir im freien Zugang zum Haus eingeschränkt, vielen Gästen wurde der Zutritt gänzlich untersagt, einige konnten nach Personalienfestellung und -dokumentation eintreten. Einer neunjährigen, die ihre Freundin im Vorderhaus besuchen wollte, wurde der Zutritt erst nach einer ausführlichen Taschenkontrolle gestattet.


Wir haben versucht, so viele Gäste wie möglich ohne Kontrolle über das Gitter zu bringen. Dabei wurden Leute wiederholt körperlich am Zutritt zu unserem Haus gehindert. Weil den Cops durch fehlende rechtliche Grundlagen die Argumente ausgegangen sind, wurden sie schließlich so gewaltätig, dass einer sogar mit seiner Hand an der Waffe gedroht hat die Eskalation auf die nächste Ebene zu treiben. Danach wechselte er seine Dienstnummer.

Der Tag verlief weiter in dieser Stimmung. Leute haben immer wieder die Vorgänge dokumentiert, was einem Hundertschaftsführer Abends schließlich als Grund diente, einen Gewaltexzess zu starten. Dabei stürzten sich mehrere Beamte auf einen Familienvater aus dem Vorderhaus und schlugen ihn vor den Augen der Frau und Kinder zusammen und schleiften ihn davon. Auch die Mutter wurde bei dem Angriff an der Hand verletzt. Es handelt sich um die Familie, bei denen im Januar das SEK die Kinder mit gezogenen Waffen bedroht hat. Die Hausgemeinschaft konnte sich glücklicherweise danach umgehend um die Kinder kümmern.

Die Eskalation führte schließlich dazu, dass die Bullen einen noch größeren Bereich, nämlich die gesamte Rigaer Straße zwischen Liebigstraße und Zellestraße absperrten, da die Zahl der anwesenden Solidarischen immer mehr anwuchs. Die Cops wurden immer beunruhigter, was in mindestens 2 Festnahmen am Dorfplatz endete. Es waren zu diesem Zeitpunkt mehrere Hundertschaften im Bereich gebunden.
Als unser Anwalt eintraf, teilten ihm die Cops mit, dass wir natürlich Gäste empfangen dürfen und sie würden nur ihre normalen Gefahrengebietkontrollen durchführen.

Ihre Aktionen zeigen eindeutig, wie sie versuchen, uns fertig zu machen und die Situation eskalieren zu lassen, damit sie eine komplette Räumung des Hauses legitimieren können. Aber wir werden nicht auf ihre faulen Tricks hereinfallen!


Ihre Eskalation mag in unseren Treppenhäusern stattfinden aber mit eurer Hilfe ist unsere Eskalation auf ihren Straßen!

Eure Flammen der Solidarität erwärmen unsere Herzen!

Eure Rigaer94

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Wie nervös die Bullen im Moment reagieren konnte am Samstag am Bersarin Platz und am RAW Gelände beobachtet werden:

Am Bersarin Platz wurde eine Gruppe von 3 Personen von mehreren Polizeiwagen eingekreist, es wurden Alkoholkontrollen durchgeführt und schließlich Identifikationen durchgeführt, die Situation insgesamt war ruhig, ich weiß nicht, was den Personen vorgeworfen wurde, lt. Aussage ebenfalls auf der Mauer sitzenden Personen, seien die betroffenen Personen überfallartig und ohne ersichtlichen Grund plötzlich angegangen worden. Die Personen waren übrigens alle nicht alkoholisiert und völlig klar bei Verstand und auch nicht agressiv.

Ähnliches Bild am Kaisers Nähe RAW Gelände, hier wurden Samstag Abend drei Punks vertrieben, eine Person, offensichtlich stark alkoholisiert, äußerte sich verbal gegenüber die Polizisten, sie wurde verfolgt und schließlich festgenommen, dabei verletzt, kein Arzt wurde hinzugezogen, obwohl offensichtlich nicht zurechnungsmäßig und völlig harmlos, hätte man diese Person einfach ziehen lassen. Auch hier findet offensichtlich Verdrängung statt, zu Gunsten einer touristisch genehmen Umgestaltung. Eine Gefährdung von den drei am Boden sitzenden Punks ist zu keiner Zeit ausgegangen.

Mehrere Unbekannte haben am frühen Morgen die Scheiben einer Bank in in der Neuen Roßstraße (Mitte) eingeworfen. Sie sprühten Parolen an die Fassade, u.a. „R94“ (das umkämpfte linksautonome Haus in der Rigaer Straße 94). Der Staatsschutz ermittelt.

Unbekannte Täter haben in Berlin an fünf Nächten in Folge randaliert: Am frühen Montagmorgen warfen mutmaßlich Linksradikale die Scheiben einer Bank in Berlin-Mitte ein und sprühten Parolen an die Fassade des Gebäudes in der Neuen Roßstraße. Der Staatsschutz ermittelt, weil ein politisches Motiv vermutet wird. Unter anderem wurde "R94" an die Fassade gesprüht - das bezieht sich auf die Auseinandersetzungen um das linksautonome Wohnprojekt in der Rigaer Straße 94 in Friedrichshain.

ich hab die ganze aktion gestern auf dem dorfplatz angesehn und kann nur bestätigen, dass die cops mit krasser brutalität vorgegangen sind. obwohl von den leuten, die draussen waren nix ausgegangen ist, wurden menschen an häuserwände gedrückt und mit fäusten verprügelt, ich selbst bin übel geschubst worden, leute sind grundlos festgenommen worden. zeigt präsenz und lasst euch nicht einschüchtern !

Ihr wollt Klassenkampf und heult rum, weil sie euch geschubst haben??? Hat man euch etwa erzählt, das wird ein Kindergeburtstag mit Sterni und Bengalos? Echt mal Leute, langsam wird's lächerlich. Reißt euch mal zusammen!