Kurzbericht vom 21.3. in Neckarwestheim

Transpi

Dem Aufruf des Libertären Bündnisses Ludwigsburg und der FAU Stuttgart, am 21.3. antikapitalistische Positionen in die Demonstration zu tragen, folgten ungefähr 50 Menschen. GenossInnen aus Heidelberg, aus dem Bodenseeraum und der FAU Darmstadt sorgten mit uns zusammen zumindest streckenweise für eine lautstarke Demo im ansonsten eher an einen Trauermarsch erinnernden Zug.

 

"Anarchist? Ach, deshalb vermummt."

- Eine Bürgerliche am Rande der Demonstration -

 

Zu Beginn der Demonstration stellte sich das „Endlich-Abschalten“-Bündnis an die Spitze, gefolgt von LINKS-Partei, ÖDP und BUND. Als sich unsere Gruppe mit zwei Transparenten in der Spitze einreihen wollte, wurde die Poleposition vom bürgerlichen Bündnis heftig verbal, teilweise körperlich verteidigt. Dennoch konnten wir unseren Platz einigermaßen behaupten und kamen nach 2km am AKW Neckarwestheim an.

 

Wie bereits auf linksunten berichtet, provozierte EnBW mit einem Propagandawürfel direkt am Kundgebungsplatz. Als sich einige Tapfere daran machten, EnBW symbolisch am Würfel anzugreifen, wurden sie von den abgestellten Konzerneinheiten, vielmehr und renitenter aber aus dem bürgerlichen Demospektrum heraus angegangen und teilweise an dieser Form des Protestes gehindert. Trotzdem wurde der Würfel von Unbekannten an einigen Stellen beschädigt und mit Schriftzügen versehen. Die Polizei hielt sich dabei die ganze Zeit im Hintergrund.

 

Wir werten unsere Beteiligung an dem Protest dennoch als Erfolg, da die radikale Linke Akzente setzen konnte und hoffen, dass dies der Beginn einer lange anhaltenden Beteiligung an den Anti-AKW-Protesten war.

 

Wir sehen uns am 24.4. in Biblis!

Atomlobby angreifen! Kapitalismus und AKWs abschalten! Es muss ums Ganze gehen!

 

FAU Stuttgart und Libertäres Bündnis Ludwigsburg

 

 

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Ihr schreibt nur davon, wie die Teilnehmer des linken Spektrums behindert und nicht unterstützt worden seien. Das stimmt nicht. Der Hauptredner vom BUND hat explizit die Aktion von Robin Wood gelobt. Die war allerdings auch besser sichtbar und wirksamer als Eure doch recht dünnen Beschriftungen am Fuß des EnBW-Würfels.

Ein ausführlicher Rückblick mit Links zu Presseartiekln, Bildern und Videos findet sich auf der Internetseite des Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim.

Im Gegensatz zur Darstellung im obigen Artikel war es eine großartige Veranstaltung, die dem (lokalen) Anti-AKW-Protest einiges an nötigem Schub geben dürfte.

Dennoch sind die im Artikel genannten Konflikte beispielhaft für die Probleme in der anti-AKW Bewegung. Denn leider lässt diese Bewegung an fortschrittlichen Positionen zu wünschen übrig. Parteien, Gewerkschaften und NGOs meinen das Thema gepachtet zu haben und sozialrevolutionäre Positionen werden möglichst totgeschwiegen. Geht das mal nicht, werden die OrdnerInnen auch mal hinterfotzig.

 

Der "Pluralismus der Aktionsformen", der ja eigentlich Grundkonsens sein sollte damit's klappt, sind nicht geduldet. Erlaubt ist, was legal und von den obengenannten Organisationen abgesegnet wurde. Ansonsten wird gnadenlos sabotiert und mit den Repressionsorganen kooperiert.

Mich macht eher der Artikel traurig, die Demonstration und Kundgebung habe ich hingegen viel positiver erlebt, nur der anfängliche Regen hat etwas auf die Stimmung gedrückt. Zum vorausgehenden Kommentar sei gesagt, dass auch die FAU eine Gewerkschaft darstellt.

 

Wieso sollten Demoveranstalter eigentlich zulassen, dass andere durchaus willkommene Gruppen die Spitze übernehmen? Wenn ihr eine Demo organisiert, würde es euch sicher auch nicht gefallen, wenn z.B. die Grünen die Demospitze übernehmen wollten. Dass Leute aus der Demo heraus im nennenswerten Umfang an irgendetwas am Würfel gehindert wurden, verweise ich in das Reich der Legendenbildung. Die weitaus meisten Orgagruppierungen hätten eine Demontage des Würfels sicher begrüßt. Leider kam es vorher wegen der Kürze der Zeit zu keinem Fax an die EnBW mit der Aufforderung den Würfel bis zum Kundgebungsbeginn zu entfernen, da man sich andernfalls gezwungen sähe, diesen selbst zu entfernen und den Abbau der EnBW in Rechnung zu stellen.

Ein Pluralismus der Aktionsformen funktioniert nicht ohne Absprachen, denn eine Demontage beißt sich nun mal mit der Transparentaktion von Robin Wood. Und sich gerade auf der Seite Richtung AKW und deren Werkschutz plus Kameras zu postieren, zeugt ebenfalls nicht von einem durchdachten und entschlossenen Plan, den Würfel seiner Propaganda zu berauben. Davon abgesehen, stellt sich natürlich die Frage, ob man damit dem Würfel und der EnBW-Propaganda eher in die Hände gespielt und dieser über Gebühr Medienaufmerksamkeit erhalten hätte.

 

Als Anti-Atom-Bewegung hat diese ein relativ klar definiertes politisches Ziel, vereint die unterschiedlichsten Menschen und Gruppierungen und darf sich deshalb nicht von Parteien, NGOs oder Sozialrevolutionär/innen für deren Zwecke vereinnahmen lassen, darum redeten auf der Kundgebung auch keine Parteivertreter/innen. Wer gewinnen will, muss überzeugen können, statt sich unter Gleichgesinnten das Weltbild gegenseitig zu bestätigen. Ich hoffe der zitierten Bürgerlichen wurde erklärt, warum es sinnvoll ist, sich zu vermummen. Und wer den Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Atomenergie thematisieren will, sollte sich schon im Vorfeld von Veranstaltungen inhaltlich einbringen.

Mit solidarischen anarchistischen Grüßen

War doch mal eine super Sache, dass sich das autonomere Spektrum an solchen Aktivitäten beteiligt hat und wahrgenommen wurde durch die Bionaden-Hippies und Bürokraten- und Karriereonkels. Das Tolle an dem Aktionstag war die Kreativität der einzelnen Gruppen und die gegenseitige Toleranz. Das von SPD, Grünen da nichts zu erwatren war, war klar, zumal es diesen Gruppierungen vornehmlich darum geht, ihre Fahnen gut sichtbar zu postieren.

Die Präsenz der FAU und des LB², aber auch das Material der Linksjugend ['solid] waren eine willkommene Abwechslung im reformistischen Allerlei der anderen Gruppen. Erwähnt sei noch, dass es zu einem kleinen Flash-Mob am Eingang des AKWs kam und zu einer pantomimischen Steinewerf-Aktion gegen das AKW. Biblis - wir kommen!