+++ Vertreibung von Obdachlosen in Hamburg - Hilfe für Klaus +++

Vertreibung von Obdachlosen in Hamburg - Hilfe für Klaus

Gestern wurden am Nobistor in Hamburg die Unterkünfte der dort lebenden Obdachlosen geräumt. Mit einem Großaufgebot der Polizei gab das Ordnungsamt zu verstehen, dass dort kein Platz fürs Zelten sei und vertrieb die dort lebenden Mittellosen von ihren Schlafplätzen.

 

Bericht hier --> https://www.hinzundkunzt.de/polizeieinsatz-gegen-obdachlose-am-nobistor/

 

Auch Klaus wurde oft schon vertrieben. Klaus (61) ist obdachlos und ernährt sich fast ausschließlich von dem, was Andere wegwerfen. Das hat ihn oft schon sehr krank gemacht. Mit etwas Unterstützung könnte er auch mal was Gesünderes essen und für ein paar Tage ins Hostel, um mal richtig durchzuschlafen. Mehr dazu gleich noch ...

 

Stadt-Schamane Klaus

 

Wer kennt ihn nicht - den älteren Herrn mit den langen Dreadlocks und dem Bart bis zum Bauch? Wer in Hamburg unterwegs ist, wird Klaus vielleicht schon einmal begegnet sein und vielleicht fragt sich der Ein oder Andere, welche Geschichte dieser Mann wohl hat und was ihn an die Straße bindet? Viel über den weisen Mann mit den Tüten an der Hand ist nicht bekannt, nur so viel: Klaus ist über 60 und hat sein Leben lang unabhängig vom Staat gelebt. Klaus will auch keine Hilfe vom Staat - er möchte weiterhin "unabhängig" bleiben.

 

30 Jahre "Platte"

 

Ein Sozialarbeiter wollte Klaus mal ans Arbeitsamt vermitteln, daraufhin sagte Klaus nur: "Hör nicht auf ihn, er bekommt Kopfgeld für Leute, die er dem Arbeitsamt anschließt" und auch wenn der Spruch wohl nicht ganz ernst gemeint war, spiegelt er sein Abwehrverhalten durchaus wieder und Klaus ist nicht der Einzige, der Hilfe vom Staat kategorisch ablehnt. Er will nicht "Teil des Systems" sein. Schon 30 Jahre lebt Klaus-Walter so und ich kenne auch noch einige mehr, die mit dem Staat nichts zu tun haben wollen. So jemanden dann für Dauer unterzubringen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, schon weil am Ende immer irgendwer die Hand aufhält und die angebotene Hilfe nicht wirklich selbstlos passiert. Es gibt kaum bis keine Heime, die völlig selbstlos und unabhängig vom Staat Obdachlose für mehr als nur ein paar Tage unterbringen.

 

Nicht ohne dem Staat?

 

Ein Heim für Obdachlose - gleich welcher Herkunft - egal ob Leistungsbezieher oder nicht - finanziert nur aus den Spenden der Unterstützer - das wäre mal eine echte Selbstlosigkeit in diesem Land. Doch die müssen wir erst noch schaffen ... (mehr dazu demnächst....)

  

Ausgrenzung & Stigmatisierung 

 

Eines der beliebtesten Argumente sogenannter "Außenstehender" sind Sätzen wie: "Der will ja gar keine Hilfe" und weil es ja immer gut dokumentierte Fälle gibt, in denen Obdachlose die ihnen angebotene Hilfe ablehnen. So erfror erst letzten Winter ein Obdachloser mitten in Berlin auf dem berühmten "Kudamm". Passanten wollen ihm Hilfe angeboten haben - doch der Obdachlose wollte nicht. Vorschnell wird geurteilt - er sei ja selbst dran schuld, dabei wird regelmäßig die Ursache dieser Ablehnung unterschlagen.

  

Ganz oft ist es der verloren gegangene Glaube, dass eine Rückkehr in ein geregeltes Leben überhaupt gelingen kann. Schon das lässt viele aufgeben und den Mut verlieren, überhaupt an sich und ein besseres Leben zu glauben. Besonders bei Langzeit-Obdachlosen ist dies ein weit verbreitetes Phänomen. Es heißt: "Wer länger als ein Jahr auf der Straße lebt, bleibt auch dabei", sei es aus Angst vor der Umstellung oder anderen Gründen, die zuweilen sehr vielschichtig sind.

 

Was Obdachlose an die Straße bindet

 

Nicht wenige fürchten sich auch in der neuen Situation nicht bestehen zu können und leben dann lieber ihr altes Leben weiter, weil sie darin ja schon bestanden haben. Es geht also auch um Sicherheit - sich in der gewohnten Situation sicher zu fühlen - denn jede Veränderung bringt auch Unsicherheit - die Furcht vor dem Versagen in der dann neuen Situation. Nicht wenige denken so. Ich war mal einer von ihnen.

--> https://www.youtube.com/watch?v=7EqGx5TVHzo (Oktober 2011) 

 

Aussteiger & Ablehner

 

Darüber hinaus gibt es die Gruppe der "Punks" und alle, die aus Überzeugung mit dem Staat nichts zu tun haben wollen. Sie wollen den Kapitalismus weder mit Arbeit noch mit Steuern unterstützen. Sie wollen frei sein und diese Freiheit auch leben dürfen. Leider sind solche Menschen, die jede Hilfe vom Staat ablehnen - auf sich alleine gestellt und auch wenn Klaus nun wirklich kein "Punk" ist, hat er sich für dieses Leben entschieden. Alles was wir tun können, ist ihm das Leben ein wenig erträglicher zu machen.

 

Ausgrenzer & Herrscher

 

Beispiel Hauptbahnhof: Klaus sagt - Zitat: "Alle Randständigen haben ein Hausverbot, damit sie sich zielgerichtet verhalten und sie eine Maßregelung mit auf den Weg bekommen!" (Klaus Walter)

 

Und in der Tat, wer etwas über Armut und Ausgrenzung erfahren möchte, möge sich dieses Video anschauen. --> https://www.youtube.com/watch?v=lL3FXnuzSJA&index=11&list=UUWbqAhkZlc-5P2_rEJtcXkg

 

Darin gut zu erkennen, wie die herrschende Klasse mit Randständigen umgeht und warum der Hamburger Hauptbahnhof zum Beispiel eine Regel machte, die Obdachlosen “aus dem Gesichtskreis der Zielgruppe herausnehmen soll”. Denn die Zielgruppe - das sind die Konsumenten. Vor ihnen soll die Armut versteckt werden, denn es sei "nicht schick, wenn ein Obdachloser sein Essen aus dem Müll holt”. (Zitat Klaus Walter im Interview).

 

Wer das Interview anschaut, wird lernen, dass einfach so "rumstehen" am Hamburger Hauptbahnhof nicht wirklich möglich ist, weil jeder, der die Wandelhalle am Hamburger Hauptbahnhof betritt, sich auch "zielgerichtet" verhalten muss. Das bedeutet: "einkaufen", "mit der Bahn fahren " oder "die Hallen wieder verlassen" - nur diese 3 Optionen stehen zur Wahl - regulär betrachtet.

 

Was bleibt?

 

Was bleibt sind zumeist nur die Zuwendungen derer, die ein Mitgefühl für Randständige zeigen und dazu beitragen das Leid dieser Menschen zu lindern. In Hamburg gibt es dutzende Hilfsstationen die Obdachlose auffangen, ihnen Essen und trinken anbieten. Doch wer nicht gut zu Fuß ist, hat schlechte Karten. Zwar gibt es den Mitternachtsbus, der auch die Schlafplätze der Obdachlosen anfährt, aber das auch nur an Hotspots - nicht jeder einzelne kann angefahren werden - auch das ist klar. Es wäre sicher eine große Erleichterung, wenn Menschen wie Klaus trotz ihrer Ablehnung auch über eigene Mittel verfügen würden, damit auch Menschen wie Klaus sich vor Ort mal was kaufen können - da wo sie gerade sind. Bislang ist das nicht möglich.

 

Hilfe für Klaus

 

Liebe Freunde, wer Klaus zufällig auf Hamburgs Straßen entdeckt, möge ihn gerne mal ansprechen und wer dann vielleicht auch gerade eine Tüte Pommes in der Hand hält und diese nicht zu Ende essen mag, möge ihm ruhig etwas davon abgeben. Klaus ernährt sich oft nur von dem, was Andere wegwerfen. Bitte helft mit, damit auch Menschen wie Klaus in Würde leben können.

 

Hier gehts zur Spendenseite: "Ein Herz für Klaus"

facebook.com/notes/max-bryan/-hilfe-f%C3%BCr-klaus-/1248970531787526

 

Mit etwas Geld könnte Klaus sich an dem Ort seiner Wege auch mal was Ordentliches zu Essen kaufen.

 

Und vielleicht auch ein paar neue Schuhe und was er sonst noch so braucht.

 

Vielleicht sogar ein Zimmer, in einem der günstigen Hostels, um mal richtig durchschlafen zu können. Das "Reste-Trinken" hat Klaus ganz oft schon sehr krank gemacht und in dem Alter heilen die Infektionen auch nicht mehr so gut aus. Als ich ihn das letzte mal sah, war er ganz schlimm erkrankt von dem Trinken aus fremden Flaschen, die andere achtlos stehen lassen. Bitte helft mit und unterstützt Klaus mit einer kleinen Spende für ein besseres Leben.

 

Danke Freunde!

 

Max Bryan

11. Juni 2016 

 

Spendenkonto: "Ein Herz für Klaus" -->

paypal.com/cgi-bin/webscr?cmd=_s-xclick&hosted_button_id=PV99LP46G2JTS 

 

Bankverbindung (ohne Paypal) via PM.


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Fotos: Max Bryan | Blogger & Bürgerreporter | www.maxbryan.de

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Mich berührt das Engagement von Max und ich hoffe, auch, dass sich mehr Menschen einbringen und sich solidarisch an der Versorgung mit Leuten ohne Wohnung beteiligen.

 

 

Ich war selbst mal ohne feste Wohnung und bin dankbar für ne Menge Unterstützung, die Leute durch Couchsurfing und andere Sachen angeboten haben. Allerdings sehe ich auch die merkwürdige Haltung vieler Linker, die manche völlige kaputte zwar dulden, aber kaum einen ich-du Kontakt aufbauen. Es ist ja auch unglaublich schwer, jemanden zu akzeptieren, der all das wofür man sich selbst den Arsch abrackert, untergräbt, in dem, meist ja Männer, er so vor sich hindümpelt, sich oft an den Paar Banalitäten des Alltages festhält und nicht viel zu Gesprächen beitragen kann. Man muss hart sein, um das alles zu überstehen und wie willste da sozial helfen?

Oder umgekehrt, wie willst du Leute als Wohnungsloser akzeptieren, die es ok finden, dass du bei ihnen bist und nichts zu sagen hast, oder dich immer wiederholst, weil dein Kopf eh seit langem Loopings schlägt.

 

Da sind Leute dabei, die jahrelang vielleicht nicht mal gekuschelt haben, das sind keine Leute, die mal Werkzeug in die Hand nehmen und Kunstwerke gestalten, wie willst du mit dieser gleichzeitigen Unter- und Überforderung umgehen?

 

 

Total schwierig. Es gibt so einige tolle Videos, in denen junge sozial engagierte Frauen einzelnen Geflüchteten helfen. Vielleicht haben einzelne Leute und Gruppen Bock, ähnliches Wohnungslosen anzubieten, zusammen zu grillen, Fussball zu spielen oder irgendwo einen Bauwagen klarzumachen, oder n Häuschen in einer Gartenkolonie, Fahrräder zu sponsorn oder verschliessbare Kisten in denen Pfandflaschen deponiert werden können.

 

Gott, ich glaube, schon wenn viele Wohnungslose einen sicheren Zugang zu einem Keller hätten, in dem sie ihre Habe unterstellen könnten, wäre vielen geholfen, oder wenn es mal einen Job schwarz oder als Aufwandsentschädigung bekämen, damit sie selbst ihre Power wirksam wieder erleben.

 

Überleg mal, was es bedeutet in einer Welt ohne Handy zu leben, oder wie es wäre, wenn jemand einmal im Monat über längere Zeit eine Flatrate für ein Billighandy bereitstellen würde.

 

Das liesse sich so fortsetzen.

 

Joahhh, hm bis dann und wann mal, tschüss Leude ; )

In Gedenken an Dieter Eich - Niemand ist vergessen - YouTube

 

In der Nacht vom 24. zum 25. Mai 2000 wurde Dieter Eich, zu dieser Zeit erwerbslos, von 4 Neonazis in seiner eigenen Wohnung in Buch ermordet. Was uns ... 

 

youtube.com/watch?v=ZI4PVdtnLJk

Ich bin immer mal wieder pleite und heilfroh, dass mir die Obdachlosentagesstätte einfiehl, ein paar Brötchen haben die immer. Was ich erlebt habe spottet jeder Beschreibung, man wird begrüßt mit A4 Ausdrucken, dass wer sich länger im Treppenhaus aufhielt, mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruch zu rechnen hatte. Am Eingang gab es eine Leibesvisitation wie im Berghain, eine Begründung wurde nicht geliefert.

 

Ich hatte Glück, es gab zwei verschiedene warme Gerichte zur Auswahl, aber wieder: Das Besteck wurde mir gesondert gereicht, angeblich zur Sicherheit der Angestellten. Überall Verbotsschilder, die sogar das Betreten des Balkones mit einschlossen (wieso?!). Es gab viele polnische Obdachlose, die die deutliche Mehrheit bildeten und offenbar ein ganz merkwürdiges Scheitern verkörperten, schlecht rochen, rote Gesichter hatten. 

 

Aber das war es nicht, die Sozialarbeiter wirkten ziemlich bestimmend und hart und man denkt sich, "shit" vielleicht haben all diese Regeln leider mehr Sinn als ich wahrhaben will.Jedenfalls möchte ich da nicht nochmal rein, man bekommt zwar kostenlos Futter, aber man zahlt es mit guter Laune.

 

 

Witzigerweise lernte ich einige Tage später eine Pressefrau der AWO kennen, der ich diese Zustände erklärte. Sie meinte, dass das für normale Leute kaum erträglich sein muss, dass sie aber von den konkreten Umständen wenig Kenntnis habe, nur eben wisse, dass Obdachlose bei den NGO's im EG mehrfach eingebrochen haben.

Sie vermutet, dass die Angestellten in der Filiale noch nach den üblichen Schemen berichteten. Ich riet ihr, Hilfskräfte die dort im "Arbeit statt Strafe" Programm sind zu befragen, da die so einem geringeren  Erwartungsdruck unterliegen wie die Festangestellten.

 

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Ich kenne leider etliche solcher Geschichten, beispielsweise in einer Sammelunterkunft im Winter. In einer Traglufthalle wurden viele Obdachlosen ein leidlich warmes Feldbett angeboten, aber regelmäßig waren die Duschen nach einigen Stunden so verdreckt, dass es eine Zumutung war, diese zu betreten!

 

Fäkalien, ewig getragene Socken und ähnlicher Mist lagen in den Duschkabinen, so dass ich mich in der Zeit aus Notwehr daran machte, die Duschen aufzuräumen. Eigentlich hätte es genau dafür eine professionelle Stelle gebraucht, aber die war nicht vorgesehen und die Freiwilligen weigerten sich die beissenden Gerüche für 8,- die Stunde zu beseitigen.

 

Es fickt dein Selbstbewußtsein unter solchen Umständen sich zu waschen. Auch durch sowas entsteht Stigmatisierung und lässt nachvollziehen, wieso es so wenig Solidarität unter Obdachlosen gibt.

Man will in solche Buden nicht rein, oder nutzt sie weil man muss, oder um abzuhängen, Tee in sich reinzuschütten und die Zeit damit tot zu schlagen, am Elend der anderen Leute vorbeizugucken. Zumal es kaum interessante Bücher oder Zeitungen in solchen Einrichtungen gibt, aber das nur am Rande. Du kannst dich da aufhalten, aber eigentlich nichts gestalten.

 

Dass es mal Ausflüge gibt, wie im "Warmen Otto" in der nähe der Turmstrasse, ist eher die seltene Ausnahme, die sind zusammen Minigolf spielen gegangen.

 

 

Einmal traf ich eine Designerin die mir erzählte, dass sie mit Leuten im Gefängnis Kleidung entwirft und näht, solche Angebote bräuchte es dringend. In Berlin gibt es lobenswerterweise einige Einrichtungen, die besonders in Kreuzberg die Klienten nicht direkt spüren lassen, dass Armut ein Riesenproblem ist. 

 

Zu erwähnen ist da die Gitschiner Strasse 15, in der die Ex-Partnerin von Harald Juhnke Jocelyn B. Smith einen Chor leitet, wo es Massagen gibt und sich Leute künstlerisch ausprobieren können, wo es ne Fahrradwerkstatt hat und das Angebot der Sozialarbeiter dazu.

 

Oder die Bürgerhilfe gleich am Lido in der Cuvrystrasse.

 

Erwähnenswert ist auch die Jenny de la Torre Stiftung gleich gegenüber vom neuen Geheimdienstbau in der Schwarzkopfstrasse, die Frau war lange in der Obdachlosenversorgung als Ärztin tätig und hat ihre Erbschaft in ein vierstöckiges Haus gesteckt, mit Frisör, Zahnarzt, Kleiderkammer, Psychologen etc. Die de la Torre Stiftung ist ziemlich angesehen und hochfinanziert.

 

 

 

Aber es gibt auch die Kehrseite, die Essensausgabe am Zoo, wo auf Wunsch der Betreibenden die Polizei Dauerpräsent ist, weil ständig kaputte Obdachlose austicken. Man wartet in einer Schlage für etwas Tee der einem aus dem Fenster gereicht wird, an vielen Ecken riecht es nach Pisse. 

 

Es gibt diese S-Bahnbrücke, nicht die wo alle langgehen um auf den Ku'damm zu latschen, sondern die an der Biege wo es in den Tiergarten geht. Da hat sich ein riesiges Obdachlosenlager etabliert, dort wo man zur TU geht. 20 oder 30 Menschen haben sich auf beiden Gehwegen eingerichtet, wenigstens hat der Staat im Winter entlich mal Schlafsäcke rausgerückt. Das ist echt eine kleine Minifavella entwickelt, direkt neben der Bullenwache.