Hamburg: Identitäre, schlagende Verbindungen und die IfD

Alte FB-Propaganda

Als das Hamburger Abendblatt im Januar berichtete, dass die rassistische Identitäre Bewegung (IB) ein Geheimtreffen im niedersäsischen Tostedt plante, wurde auch der bürgerlichen Öffentlichkeit deutlich, dass diese Strömung im Großraum Hamburg wieder aktiv wird. Geheim an dem Treffen war der Ort, das Treffen an sich wurde über die Facebook-Seite der IB Großraum Lüneburg beworben, die sich seit einiger Zeit auch für den Raum Hamburg zuständig fühlt, laut eigenen Angaben auch Mitglieder aus Hamburg vertritt und jüngst in IB Niedersachsen unbenannt wurde. Man bezieht sich auf Facebook auf die historischen Vorbilder der Konservativen Revolution und die aktuellen neu-rechten Ideologieschmieden von Sezession,   Blauer Narzisse u.ä. Die identitären Aktivitäten im Norden Niedersachsen haben wieder zugenommen, seit einer ihrer Haupaktivisten von einer längeren Reise zurück ist.


Eine eigenständige Hamburger Facebookgruppe der IB gibt es schon seit längerem nicht mehr,  öffentlich aufgetreten waren die Identitären in der Stadt vor allem 2013. Nach Offenlegung einiger ihrer Aktivisten und Protesten gegen ihre Präsenz, wurde es vorerst still um die IB Hamburg.  Seit dem Sommer sind die jugendlichen Islamfeinde allerdings wieder verstärkt in Hamburg aktiv,  Berichte über eigene Aktivitäten werden regelmäßig auf der FB-Seite der IB Niedersachsen gepostet. Spektakulärste Aktion war die kurzzeitige Besetzung der SPD-Zentralen in Hamburg und Berlin im Sommer 2015, über die bundesweit in den Medien berichtet wurde. Seit Entstehung der IB in Hamburg bzw. Niedersachsen sind Kontakte in die extreme Rechte bekannt, der Inlandsgeheimdienst aus Niedersachsen beobachtet die IB seit Anfang 2014.

 

Identitäres bei Germania und Studentenverbindungen


Seit Gründung der IB lassen sich aber auch enge Kontakte der IB ins Milieu der Neuen Rechten und zu Studentenverbindungen nicht nur bundesweit, sondern auch in Hamburg nachweisen.


Vorbild und Impulsgeber für die Identitären im deutschsprachigen Raum war die französische Genération identitaire, welche sich 2012 mit einer „Déclaration de guerre“ per Video meldete. Die Hamburger Burschenschaft Germania (HBG) verlinkte diese Kriegserklärung an die liberale Gesellschaft im Oktober 2012 mit dem Kommentar „Großartig!“ Das Video wurde damals allerdings bald für den deutschen Sprachraum bei youtube gesperrt. Vor diesem Hintergrund verwundert es wenig,  dass besagte Burschenschaft nun im November 2015 der IB ihr Haus für ein Treffen zur Verfügung stellte. Und ebenso wenig verwundert, dass im Stadtteil Winterhude,  wo das Germanenhaus liegt, vermehrt Aufkleber und Schmierereien der IB auftauchten, was diese auch stolz auf ihrer Seite postete. Im Haus der Burschenschaft sollte Anfang Dezember auch einer der intellektuellen Vordenker der Identitären,  Götz Kubitschek von der neurechten Zeitschrift Sezession vortragen. Der jetzige Pegida-Redner und Berater reiste 2012 extra nach Frankreich um sich die dortigen Ursprünge der Identitären anzugucken und die Strömung in Deutschland bekannt zu machen. Sein Referat bei Germania zu einer neuen Kampagne namens „Ein Prozent für unser Land“, musste allerdings aus Krankheitsgründen ausfallen. „Ein Prozent“ empfahl auch die „IB Großraum Lüneburg“ mit den Worten „Sie planen einen bürgerlichen Protest? Wir vernetzen mit Gleichgesinnten aus der Region ...“ und führte zum Thema im Frühjahr einen Stammtisch unter dem Motto „Mut zum Widerstand“ durch. Damit übernahmen sie Kubitscheks Agenda, der nach mehreren gescheiterten Versuchen eine rechte, soziale Bewegung aufzubauen,  nun in Pegida und ähnliche Protestformen große Hoffnung legt und dieser Entwicklung mit „Ein Prozent“ eine solide organisatorische und auch finanzielle Basis geben möchte. Auch ursprünglich die als Gastgeber vorgesehene HBG war letztes Jahr geradezu euphorisch inspiriert über die „Spaziergänge“ angeblich christlich motivierter Abendländler in Dresden. Mehrere Burschenschafter der Germania nahmen laut eigenen Angaben an den rassistischen Aufmärschen teil.


Eine personelle Verbindung gibt es über Moritz Schellenberg. Er kommt ursprünglich aus Berlin, wurde dort 2015 als Schatzmeister der Jungen Alternative (JA) angegeben, schrieb für den neurechten Blog Blaue Narzisse und war in Berlin für die Identitären aktiv. Aktuell ist Schellenberg Aktiver bei der HBG und pflegt immer noch seine Kontakte zur Neuen Rechten. Bei den Identitären,  allerdings den Hamburgern, mischt auch die Tochter eines Alten Herren der Germania mit, welche momentan noch zur Schule geht. Von der Aktivitas, also den jungen, studierenden Mitglieder der Germania gehen laut Hamburger Verfassungsschutz rechtsextremistische Bestrebungen aus. Es wäre interessant zu wissen, welche Erkenntnisse der Inlandsgeheimdienst zu Überschneidungen von Germania, Identitären und Junger Alternative hat. Ebenso wäre es interessant zu wissen, ob sich unter den elf 2015 in Hamburg festgenommenen Besetzern der SPD-Parteizentrale Angehörige rechter Organisationen oder Studentenverbindungen befunden haben.


Ideologische Vorarbeiten


Vordenker Kubitschek ist auch Gründer des neurechten „Instituts für Staatspolitik“ (IfS) und bei einigen Hamburger Studentenverbindungen kein Unbekannter,  2009 wurde er gleich zweimal ins Haus der Landsmannschaft Mecklenburgia geladen. Einer der Vorträge lautete„Was ist für Konservative heute zu tun?“ Seine Frau und politische Gefährtin Ellen Kositza sollte dagegen zum  Thema „Gender Mainstreaming“ im gleichen Jahr bei den Meckis referieren. Die Vortragsveranstaltungen bei der schlagenden Verbindung fanden damals unter dem Titel „Hamburger Freiheitsgespräche“ statt und wurden von Torsten Uhrhammer verantwortet. Mitveranstalter waren die Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft, die ebenfalls Funktionäre als Referenten ankündigte sowie das IfS und Sezession. Der Mittvierziger Uhrhammer hatte vorher schon Erfahrung aus der neofaschistischen DVU und der SCHILL-Partei mitgebracht, bevor er für die Freiheitsgespräche mobilisierte.


Die Einladung der berüchtigten Neonazi-Anwältin Gisa Pahl in das Haus der Mecklenburgia führte dann 2011 zur Trennung der Landsmannschaft von den Freiheitsgesprächen. Wahrscheinlich fürchtete die akademische Korporation dann doch zu sehr um ihren Ruf, Pahl musste anderen Orts vortragen.


Uhrhammer landete inzwischen bei der AfD, aufgrund seiner eindeutigen Herkunft hält er sich aber lieber im Hintergrund. Er ist spezialisiert auf Marketing,  Public Relations und Events und brachte seine Erfahrung in den Hamburger Bürgerschaftswahlkampf der AfD ein. Inzwischen wurde er als verantwortlich für die Facebook-Präsenz der AfD-Fraktion angegeben. Außerdem publizierte Uhrhammer immer wieder für die Junge Freiheit als auch gelegentlich für die Sezession. Diese Tätigkeit teilte Uhrhammer mit  Nils Wegner, einem regelmäßigen Autor des Blogs Sezession im Netz. Dieses ist der der Blog von Kubitschek Zeitschrift,  und hier publizierte Wegner auch mehrmals über die Identitären. Wegner begann seine Magisterarbeit in Geschichte an der Hamburger Universität 2014 mit einer Arbeit über die neofaschistische Zeitschrift Staatsbriefe. Ein kleines Blatt welches sich der Aktualisierung der Reichsidee verschrieben hatte und dessen Herausgeber Hans-Dietrich Sander wegen Veröffentlichung von volksverhetzenden Artikeln 1998 zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt wurde. Wegner und Uhrhammer dürften sich außerdem über die L. Mecklenburgia kennen, denn in der Verbindung, welche Veranstaltungsort für die Freiheitsgespräche war,  ist Wegner Mitglied.

 

Verbindende Verbindungen und die AfD


Moritz Schellenberg ist nicht das einzige Mitglied einer schlagenden Verbindungen das parteipolitisch für die AfD aktiv war oder noch ist. Am erfolgreichsten war bisher der Rechtsanwalt Alexander Wolf, welcher es als Abgeordneter bis in die Hamburger Bürgerschaft brachte. Und dieses obwohl Wolf nicht nur früher Funktionär des Republikanischen Hochschulverbandes (RHV) war, sondern die aktiven Studenten seiner Münchner Burschenschaft Danubia noch heute Objekt der Beobachtung durch den bayrischen Inlandsgeheimdienst sind. Die Danubia zählt wie auch die Hamburger Germania zählen beide nicht nur zu den übrig gebliebenen Hard-Core Rechten der Deutschen Burschenschaft (DB) sondern auch zum völkischen inner-verbandlichen Kartell Burschenschaftliche Gemeinschaft (BG). Die BG kann als einer der Think-Tanks der Neunen Rechten gelten,  in denen seit Jahren die ideologischen Grundlagen für den heutigen rechten Aufbruch von gelegt wurden. Alexander Wolf warb im Wahlkampf um Stimmen aus dem burschenschaftlichen Milieu. Ein weiterer AfD-Kandidat zur Bürgerschaftswahl 2015 kommt ebenfalls aus einer schlagenden Verbindung.  Philipp Thein ist Mitglied der Landsmannschaft Slesvigia-Niedersachsen aus dem Coburger Convent. Thein schaffte es nicht in die Bürgerschaft, betätigt sich aktuell allerdings im Vorstand der Hamburger Jungen Alternative (JA). Thein kann zu den Rechten in der AfD gerechnet werden,  auch er scheint die Identitären zu mögen,  nicht hingegen innerparteiliche Gegner des völkischen Flügels der Partei. Als die JA aus Bayern in der Kontroverse um die rassistischen Thesen von Björn Höcke („lebensbejahender afrikanischer Ausbreitungstyp“) dessen Ausschluss aus der Partei forderte, giftete Thein: „ JA Bayern, damit seit ihr zum parteiinternen Abschuss freigegeben – euch Verräter machen wir fertig!“


Im Vorstand der JA Hamburg trifft Schatzmeister Thein auf Delphine Thiermann, welche stellvertretende Vorsitzende ist. Ihr Nachnahme lässt auf verwandtschaftliche Verbindungen zu Raphael Thiermann schließen. Dieser fungierte 2012 als Sprecher der BG und veröffentlichte in den Burschenschaftlichen Blättern (BBL) 1/2015 einen Artikel über seine Hamburger Germania mit dem Titel  „Kontrollierte Einwanderung in Gegenden der Besserverdienenden“. In derselben Ausgabe schrieb auch sein Germanenbruder und  IB-Aktivist Moritz Schellenberg über „Ein Land am Scheideweg.“ Und so schließen sich die Kreise wieder.

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da hat wohl jemand bei den infos zu schellenberg vergessen die quellen anzugeben...

https://linksunten.indymedia.org/de/node/113621

Laut Facebook Profil gehört Leonie Bärisch aus Eimsbüttel auch zum Umfeld   könnte sich dabei um T.Matthießen handeln 

Leonie Bärisch IST Teresa Matthießen aus Eimsbüttel.