Druck der Europäischen Union auf Griechenland, schärfere Maßnahmen in
Fluchtpolitik zu ergreifen, wird direkt umgesetzt
Heute Morgen, am 1. Februar 2016, hat die griechische Polizei mit
teilweise schwer bewaffneten Sondereinheiten die Unterkunft von
internationalen Refugee-Unterstützer_innen in der Nähe der
griechisch-mazedonischen Grenze gestürmt. Das komplette Haus sowie alle
umstehenden Busse wurden mit Hunden durchsucht; alle anwesenden Personen
mussten sich Leibesvisitationen unterziehen. Der angebliche Grund für
die Razzia sei die Suche nach Drogen. Gefunden wurde nichts außer ein
paar Taschenmessern. "Es ist einfach absurd", so eine der
Unterstützer_innen "Wir kochen Suppe! Es scheint als ob die
Kriminalisierung von Helfer_innen nun von den Inseln auch zu uns hinüber
schwappt."
Das Haus in der Nähe des Grenzortes Idomeni wird seit einigen Monaten
von internationalen Unterstützungsgruppen als Quartier genutzt. Von dort
werden täglich tausende Menschen, die auf der Flucht sind, mit warmem
Essen, Tee und Kleidung versorgt.
Täglich kommen zwischen 600 und 3000 Menschen an der
griechisch-mazedonischen Grenze Idomeni an. Die Situation ist äußerst
prekär. "Einige werden in einem Camp an der Grenze zwischengeparkt,
andere warten bis zu 30 Stunden auf einer Raststätte 20km vor der
Grenze", so eine der freiwilligen Unterstützer_innen. "Wo sie genau sind
und wie es für sie weitergeht sagt ihnen niemand. Das machen wir dann
bei der Essensausgabe so gut es geht." Eine offizielle Versorgung mit
Mahlzeiten und warmem Tee gibt es nicht.
Besonders schlimm ist die Situation für Menschen auf der Flucht, die
nicht aus Syrien, Afghanistan und Irak kommen. Ihnen wird ein Übertritt
der Grenze untersagt, sodass viele in den Wäldern um Idomeni campieren
und auf ihren Versuchen ihre Flucht fortzusetzen häufig auf
Schmuggler_innen angewiesen sind und zum Teil enormer Polizeigewalt und
Raubüberfällen zum Opfer fallen. Die unabhängigen Unterstützungsgruppen
versuchen auch die illegalisierten Menschen auf ihrer Flucht mit Essen,
Decken und Kleidung zu versorgen.
Während die Situation an der griechisch-mazedonischen Grenze also
weiterhin einer humanitären Katastrophe gleicht, feilt die EU weiter an
ihrer unmenschlichen Asylpolitik. So wird Griechenland mit einem
informellen Ausschluss aus dem Schengenraum gedroht, sollte die
griechische Regierung keine stärkere Absicherung der
türkisch-griechischen Grenze gewährleisten können, wie es beispielsweise
der deutsche Innenminister De Maizière fordert. Zudem berichtete The
Times London vorgestern von einem bei einem Treffen der EU-
Innenminister entstandenen Dokument vom 27.Januar 2016, dass die Absicht
belegt, unabhängige Freiwillige, die Menschen auf der Flucht
unterstützen, auf eine Ebene mit Schmuggler_innen zu stellen und so zu
kriminalisieren.
Die prompt folgende Repression am heutigen Tag durch die griechische
Polizei, die den europäischen Druck direkt aufzunehmen und weiterzugeben
scheint, kommt somit nicht überraschend. Sie zeigt ein weiteres Mal die
Ungeheuerlichkeit der ausgrenzenden Politik der Festung Europa und das
vehemente und kriminalisierende Vorgehen gegen Alle, die sich für
Bewegungsfreiheit und ein selbstbestimmtes Leben für alle Menschen,
unabhängig von Pass und Herkunft, einsetzen.
Nichts desto trotz wird heute in dem griechischen Dorf Nahe der Grenze
weiter gekocht. Auch heute werden einige Tausend Menschen erwartet.
Kontakt: 004915210640117
solidarity_with_refugees-fr@riseup.net
http://aiddeliverymission.org/
Bilder der Razzia
https://linksunten.indymedia.org/de/node/167593