Lesung mit Rehzi Malzahn (Hg.)
Seit Jahrzehnten ist die Linke in Deutschland vornehmlich eine Jugendbewegung. Spätestens Anfang 30 steigen die meisten aus. Was aber ist mit denen, die »dabei geblieben« sind? In knapp 30 Interviews geht Rehzi Malzahn der Frage auf den Grund, was diejenigen Aktivist_innen bewegt, die auch mit Mitte 40, 50, 60 noch auf die Straße gehen, Aktionen planen oder auf vielen anderen Wegen ihre radikale Kritik an den Verhältnissen ausdrücken.
Die Interviewten gehören verschiedenen linken Bewegungen an. Sie blicken auf ihr Leben und erzählen, wie alles angefangen hat, woran sie verzweifelt sind, was sie ermutigt oder wie sie mit Frust umgehen. Sind Job und Familie wirklich Gründe, um den Einsatz für eine radikal andere, bessere Welt aufzugeben – oder sind das nur vorgeschobene Gründe an einem Punkt, wo man von vielen Fragen nicht mehr berührt wird? Ein Destillat ihrer Erkenntnisse aus den Gesprächen gibt die Autorin den Leser_innen in der Einleitung mit auf den Weg.
Ein Buch für alle Generationen und Lebenswege: Wer auch
noch ›dabei ist‹, liest, wie es den Anderen damit geht.
Wer ausgestiegen ist, erfährt etwas über das Leben, für
das er_sie sich nicht entschieden hat. Wer ›dabei bleiben‹
will, findet Anregungen dazu. Wer Pause macht, kann über
die Bedingungen des Aktivseins reflektieren, und wer nie
›dabei war‹, bekommt einen Einblick in das Leben
derjenigen, für die der Kampf um eine bessere Welt eng mit
dem eigenen Dasein verknüpft ist.
Rehzi Malzahn:
Ab Anfang dreißig stellten sich der Autorin [dabei geblieben], die selbst seit Langem in diversen linksradikalen Zusammenhängen aktiv ist, manche Fragen anders und neu. Ein zunehmendes Gefühl der Entfremdung von bestimmten linken Ritualen und Codes führte sie zu dem Wunsch, die älteren Genoss_innen zu befragen. Rehzi Malzahn brach einst ihr Studium ab und arbeitet seitdem in prekären Jobs. Seit Jahren publiziert sie – mal bezahlt, mal unbezahlt – eigene Texte und lebt in Köln.
analyse & kritik über ›dabei geblieben‹
»In der linken Szene ist das Bestreben nach einem
generationenübergreifenden Austausch eher selten
anzutreffen. Das Buch dabei geblieben bildet da eine
Ausnahme. [...] Insgesamt liefert der Band vielfältige und
durchaus unterhaltsame Einblicke in den Zusammenhang von
Biografie und Aktivismus.«
Johannes Spohr, analyse & kritik #610, 17.11.2015
Ort: Bremen, Infoladen, St.-Pauli-Str. 10-12
Ein weiteres Interview, das nicht im Buch erscheinen durfte