Guatemaltekische Aktivistin ermordet

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Die Repression gegen soziale Proteste und ihre AktivistInnen nimmt erschreckend zu. In Guatemala wurde vor einigen Tagen die Widerstandskämpferin Evelinda Ramírez Reyes auf offener Straße erschossen. Informationen zu dem Fall und eine Einordnung in die aktuellen Geschehnisse in Guatemala.

Am vergangenen Mittwoch, den 13. Januar, um ungefaehr 16 Uhr 30 wurde die Anfuehrerin Evelinda Ramírez Reyes, Mitglied von FRENA und CUC, ermordet. Der Angriff wurde gegen sie veruebt, als sie von mehreren Versammlungen zurueckkehrte, die in der Hauptstadt zu dem Thema Energieversorgung abgehalten wurden, insbesondere um die uebertriebenen Zahlungsforderungen und andere Praktiken des Missbrauchs des Stromverteilerunternehmens DEOCSA-Unión FENOSA anzuzeigen und eine oeffentliche Verwaltung der Stromversorung zu fordern.

 

Dieser Mord summiert sich zu dem von Víctor Gálvez, ebenfalls ein Anfuehrer von FRENA, der am 23. Oktober 2009 ermordet wurde.

 

 

Hintergrundinformationen zu dem Fall.

Der transnational operierende spanische Konzern Unión Fenosa ist seit 1998, d.h. seit dem Jahr, in dem die Energieversorgung im Land unter der Regierung Álvaro Arzú privatisiert wurde, in Guatemala taetig.1 Seit mehreren Jahren haben Tausende von NutzerInnen die Maengel in der Qualitaet der Stromversorgung und die ueberhoehten Tarife angezeigt. Laut dem Register der Nationalen Elektrizitaetskommission (Comisión Nacional de Energía Eléctrica, CNEE) wurden zwischen Januar und Mai 2009 mehr als 90.000 Anzeigen gegen die beiden Tochtergesellschaften der Unión Fenosa in Guatemala erhoben: das Stromverteilerunternehmen im Westen (Distribuidora de Electricidad de Occidente, DEOCSA) und das Stromverteilerunternehmen im Osten (Distribuidora de Electricidad de Oriente, DEORSA). Bei der staatlichen Stelle zum Schutz der Menschenrechte (Procuraduría de Derechos Humanos, PDH) gingen in der gleichen Zeit ebenfalls 37 Anzeigen gegen Deorsa und 41 gegen Deocsa ein.2

 

Vor dem Hintergrund dieser Situation begannen Einwohner des Departements San Marcos, sich in der Widerstandsfront fuer die Verteidigung der natuerlichen Ressourcen und der Voelkerrechte (Frente de Resistencia en Defensa de los Recursos Naturales y Derechos de los Pueblos, FRENA), zu organisieren. Die Forderungen der Bewegung beziehen Stellung gegen die hohen Stromtarife und schlagen die Einrichtung eines staedtischen Unternehmens vor, um Strom zu einer oeffentlichen Dienstleistung zu machen, die allen zugänglich ist. Aufgrund ihrer Arbeit haben schon mehrere AnfuehrerInnen der FRENA Drohungen erhalten.

 

Der Fall von Víctor Gálvez, Anfuehrer der FRENA in Malacatán, ist emblematisch. Nach einem ersten heftigen Angriff im Juli 2009, wurde er am 23. Oktober 2009 am helllichten Tag im Zentrum von Malacatán durch mehr als 30 Schuesse getoetet. Sein Tod hat im ganzen Departement viel Zorn und Konfliktivitaet ausgeloest, wie die letzten Strassenblockaden im vergangenen Dezember zeigen.

 

Vor dem Hintergrund der Proteste der Bevoelkerung, insbesondere der Strassenblockaden und der Demonstrationen, verhaengte die aktuelle Regierung am 22. Dezember 2009 den Ausnahmezustand im Departement San Marcos. Dieser dauert bis zum heutigen Tag an und schraenkt die individuellen Freiheiten wie das Recht zur freien Meinungsaeusserung sowie das Versammlungs- und Demonstrationsrecht stark ein. 3

 

 

Vorkommnisse.

Am 11. Januar dieses Jahres traf eine Delegation von FRENA in Guatemala Stadt ein, um mehrere Versammlungen mit Organisationen der Zivilgesellschaft sowie mit staatlichen Behoerden wie dem Verteidigungsministerium, dem Regierungsministerium und dem Generalsekretariat der Praesidentschaft abzuhalten. Die Versammlungen wurden mit dem Ziel organisiert, DEOCSA, die Tochtergesellschaft des spanischen Unternehmens Unión Fenosa, mit Hilfe von weitreichenden Unterlagen anzuzeigen.

 

Nachdem die Reihe an Versammlungen beendet worden war, kehrte die Delegation nach San Marcos zurueck. Waehrend der Reise wurde der Wagen, in dem sich auch Evelinda Ramírez Reyes befand, von einem viertürigen weissen Fahrzeug mit zwei Insassen, die ungefaehr zwischen 22 und 24 Jahren alt waren, verfolgt.

 

Bei Kilometer 208 (auf der Hoehe der Finka San Antonio Miramar) um 20 Uhr 30 sah der Zeuge erneut dasselbe Fahrzeug, das sie in diesem Moment ueberholte und ihnen den Weg abschnitt. Es wurden Schuesse abgefeuert, die vermutlich aus einem anderen Fahrzeug – einem weissen Pick-up, der hinter den Mitgliedern von FRENA zum Stehen kam – stammten.

 

Zu diesem Zeitpunkt war der Fahrer bereits leicht durch eine Kugel in den Unterleib verletzt worden und entschied sich, zu versuchen, rueckwaerts zu fahren und zu wenden. Waehrend dieses Manoevers befand sich Evelinda gegenueber den Angreifern und drei Kugeln trafen sie durch die Windschutzscheibe in den Brustkorb. Im selben Moment stuerzte ihr Wagen in den Strassengraben. Die drei anderen Mitglieder von FRENA konnten aus dem Wagen fliehen und sich im Graben verstecken. Die Maenner stiegen aus ihrem Wagen aus, um sie zu suchen, aber vergeblich.

 

Als der Zeuge 10 Minuten spaeter zum Pick-up zurueckkehrte, nachdem er abgewartet hatte, bis die Angreifer abgezogen waren, war Evelinda bereits ihren Wunden erlegen. Man dachte, dass ebenfalls eine andere Person von der Delegation verschwunden waere, aber sie tauchte ein paar Stunden spaeter wieder auf. Es ist wichtig hervorzuheben, dass aus dem Pick-up keine Gegenstaende entwendet wurden.

 

Die 26-jaehrige Evelinda Ramírez Reyes war alleinerziehende Mutter eines 5 Jahre alten Jungen und Mitglied von FRENA sowie Praesidentin des Vorstands der Gemeinschaft Chiqurines de Ocós im Departement San Marcos, die in der Landarbeitergewerkschaft Comité de Unidad Campesina (CUC) organisiert ist.

1 Frente Nacional de Lucha, 11 de marzo de 2008 - “Nacionalización de Deorsa y Deocsa”

[en línea ] <http://estamosdefrente.blogspot.com/2008/03/nacionalizacin-de-deorsa-y-deocsa.html>

2 Prensa Libre, 21 de julio de 2009 - “90 mil reclamos contra Deocsa y Deorsa” – página 2

[en línea ] <http://prensalibre.com/pl/2009/julio/21/329517.html>

3 El Periódico, 8 de mayo de 2008 – “¿Qué es un Estado de Prevención?”

[en línea ] <http://www.elperiodico.com.gt/es/20080508/pais/54494>

 

 

Mehr Info (spanisch):

 

Frente Nacional de Lucha, 11 de marzo de 2008 - “Nacionalización de Deorsa y Deocsa”

http://estamosdefrente.blogspot.com/2008/03/nacionalizacin-de-deorsa-y-deocsa.html

Prensa Libre, 21 de julio de 2009 - “90 mil reclamos contra Deocsa y Deorsa” – página 2

http://prensalibre.com/pl/2009/julio/21/329517.html

El Periódico, 8 de mayo de 2008 – “¿Qué es un Estado de Prevención?”

http://www.elperiodico.com.gt/es/20080508/pais/54494

 

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Empfohlene Aktionen:

Schickt Appelle, die die folgenden Forderungen beinhalten, in Spanisch oder ihrer eigenen Sprache, an die guatemaltekischen Behoerden mit Kopien an die jeweiligen diplomatischen Sitze (Briefvorschlaege unten):

  • Forderung nach einer umgehenden und umfassenden Untersuchung des bewaffneten Angriffs gegen die FuehrerInnen, der den Mord an Evelinda Ramírez Reyes und zwei weitere Verlezte zur Folge hatte.

  • Forderung nach der umgehenden Ausstellung von Haftbefehlen gegen die Verantwortlichen.

  • Forderung nach der umgehenden Aufhebung des Ausnahmezustandes in San Marcos, da dieser keine Sicherheit bietet und die Grundrechte der Bevoelkerung wie das Versammlungs- und Demonstrationsrecht einschraenkt.

  • Forderung nach der umgehenden Ergreifung von Mitteln seitens der Regierungsbehoerden, um die Sicherheit der Mitglieder von FRENA und im Allgemeinen die Sicherheit von allen Personen die fuer die Verteidigung ihrer Rechte kaempfen, zu garantieren.

  • Bestehen auf die Anhoerung der dargelegten Forderungen gegen die Unión Fenosa und ihren Ableger DEOCSA und auf das Finden von friedlichen Loesungen in diesem Konflikt seitens der Regierung.

 

 

Schickt Appelle an / email wäre natürlich auch eine Idee:

Lic. Álvaro Colom

Presidente de la República

Casa Presidencial, 6ª Avenida 4-18, Zona 1

Ciudad de Guatemala, Guatemala

Telefax: (00502) 2221 4423 / (00502) 2238 3579

 

Sr. Raúl Antonio Velásquez Ramos

Ministro de Gobernación

6ª Avenida 13-71, Zona 1

Ciudad de Guatemala, Guatemala

Telefax: (00502) 2413 8658

 

Lic. José Amílcar Velásquez Zárate

Fiscal General de la República y Jefe del Ministerio Público

8ª Avenida 10-67, Antiguo Edificio del Banco de los Trabajadores, Zona 1

Ciudad de Guatemala, Guatemala

Telefax: (00502) 2411 9124 / (00502) 2411 9326

 

Ing. Luis Velásquez Quiroa

Secretario de Coordinación Ejecutiva de la Presidencia

5ª avenida 6-06 zona 1, Edificio IPM nivel 4.

Ciudad de Guatemala, Guatemala

Telefax: (+502)2230-1986

 

Ing. Carlos Ivan Meany Valerio

Ministro de Energía y Minas

24 calle 21-12, zona 12

Ciudad de Guatemala, Guatemala

Telefax: (+502)2476-2007

 

General de División Abraham Valenzuela González
Ministro de la Defensa Nacional

Avenida "La Reforma" 1-45, zona 10 (antigua Escuela Politécnica).

Ciudad de Guatemala, Guatemala

Telefax: (+502)2414-7101

 

Briefvorschlag:

<!-- @page { size: 21cm 29.7cm; margin: 2cm } P { margin-bottom: 0.21cm } -->

Lic. Álvaro Colom

Presidente de la República

Casa Presidencial, 6ª Avenida 4-18, Zona 1

Ciudad de Guatemala

Guatemala

Telefax: (+502) 2221-4423 o (+502) 2238-3579

LUGAR/FECHA

 

Estimado Sr. Presidente / O OTRA PERSONA

 

Me dirijo a usted con motivo del ataque y del subsecuente asesinato de Evelinda Ramírez Reyes, integrante del FRENA y del CUC, ocurrido el 13 de enero de 2010, mientras regresaba de una serie de reuniones sostenidas en la capital sobre el tema de la energía eléctrica, en particular para denunciar los cobros excesivos y otras prácticas abusivas de DEOCSA-Unión Fenosa y la reivindicación de una gestión pública de la distribución de la energía eléctrica.

Este asesinato se sume al de Víctor Gálvez, también líder del FRENA que fue asesinado el 23 de octubre de 2009, caso que queda todavía sin resolver.

 

El hecho que los cuatro integrantes de FRENA que se encontraban en el carro volvían de reuniones sobre Unión Fenosa y el hecho que no hubo ningún robo dentro del carro descarta la posibilidad de un ataque coincidencial y enfoca más bien en un ataque dirigido en contra de líderes de la organización.

 

 

Por consiguiente, de manera respetuosa y atenta, quisiera solicitar:

  • Una investigación inmediata y exhaustiva del ataque armado en contra de los y las líderes y liderezas que resultó en el asesinato de Evelinda Ramírez Reyes y heridos de dos personas más, así como la búsqueda de los responsables del hecho.

  • La emisión inmediata de órdenes de captura en contra de los responsables.

  • Al gobierno que deje de usar el Estado de Prevención como respuesta ante conflictos o protestas sociales, dado que agudiza los mismos conflictos y que restringe los derechos constitucionales de la población de reunirse y manifestarse.

  • La transferencia del caso del asesinato de Evelinda Ramírez Reyes a la Fiscalía de Derechos Humanos del Ministerio Público.

  • Medidas inmediatas por parte de las entidades gubernamentales para garantizar la seguridad de los y las integrantes del FRENA y de forma general, de todas las personas que luchan para defender sus derechos.

  • Al gobierno que escuche las reivindicaciones expresadas en contra de Unión Fenosa y su filial DEOCSA y encuentre soluciones pacíficas al respecto.

 

Atentamente,

 

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