Wie Teile der deutschen Linken Faschisten in der Ukraine unterstützen, Teil 3: Genosse Mosgowoj und sein »kommunistisches« Gespenst

Bild 2: Alexej Mosgowoj in der Uniform der Weißen Garde

Bei diesem Text handelt es sich um den dritten Teil einer sechsteiligen ausführlichen Recherche des linken ukrainischen Aktivisten Kyrylo Tkachenko über die Handlungen einzelner Zusammenhänge der deutschen Linken im Kontext des Russland-Ukraine-Krieges.

 

Im dritten Teil geht es um die Hintergründe der berüchtigten Prisrak-Brigade, deren Kämpfer Wojzechowski mit Geld der Roten Hilfe gefördert wurde, und deren Kommandeur Markow von der Jungen Welt zum Rosa-Luxemburg-Kongresses 2016 eingeladen wurde, um die bewaffnete Gruppierung erneut als linkes Projekt zu verklären. 

 

Über den Autor: Kyrylo Tkachenko war Mitbegründer und Co-Redakteur der ukrainischen Zeitschrift für Soziale Kritik »Spilne« und politischer Aktivist in der Free-Mumia-Bewegung. Während seines Studiums in München war Kyrylo mehrere Jahre lang in deutschen linken Zusammenhängen aktiv. Er publizierte als Autor u.a. im Unrast-Verlag und unterstützte zuletzt in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Arbeiterprojekte in der Ostukraine.

 

Auf Linksunten bereits veröffentlicht:


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Teil 3: Genosse Mosgowoj und sein »kommunistisches« Gespenst
 

I. Alexej Borisowitsch Mosgowoj


Angesichts vieler Ungereimtheiten ist es schon seit einiger Zeit nicht mehr so einfach, die so genannten »Volksrepubliken« als ein »linkes Projekt« zu verkaufen. Irgendwie gab es dort zu viele Nazis und so… also haben sich die linken Anhänger der »Volksrepubliken« schnell ein neues Märchen gebastelt: Den angeblichen Kampf zwischen einem »rechten« und einem »linken« Flügel in den »Volksrepubliken«. Wenn schon die große Erzählung vom »antifaschistischen Volksaufstand« auseinanderfiel, so sollte doch zumindest irgendetwas gerettet werden.

 

Eine ganz besondere Rolle fiel dabei der Brigade Prisrak (Gespenst) und ihrem Anführer Alexej Mosgowoj anheim, dem »Che Guevara des Donbass«.[1]

 

Bild 1
Zwei Che Guevaras auf einem Bild: »Ich bin ein Mensch, das Volk ist mit mir!« 

(Quelle: Mehrfachposting bei unterschiedlichen pro-russischen Internetauftritten)

 

In der Tat sah man Mosgowoj nicht selten mit einer Mütze á la Che Guevara auf dem Kopf. Dass er auch ab und zu eine Kosaken-Mütze anhatte oder gar mehrmals in der Uniform der konterevolutionären Weißen Garde posierte, störte seine linken Verklärer weniger.

 

Bild 2: Alexej Mosgowoj in der Uniform der Weißen Garde

Alexej Mosgowoj in der Uniform der Weißen Garde


Vor dem Beginn der russischen Besatzung war Mosgowoj ein Dichter. Ein wahnsinnig schlechter Dichter, nebenbei angemerkt, der offensichtlich krasse Probleme mit der russischen Sprache hatte.[2] Umso interessanter sind die Gedichte in ihrer Naivität. Die Absicht des Verfassers war es offensichtlich, einen tiefen Einblick in seine erstaunliche Seele zu gewähren. Und so bedienen wir uns derselben.

 

Ein Lieblingsthema Mosgowojs war die Revolution und der Bürgerkrieg. Mosgowoj beweint die besiegten Weißgardisten und schreibt Trauriges über die konterevolutionären Kadetten[3] und Kosaken.[4] Indem Mosgowojs lyrisches Ich sich an den Panzerkreuzer Aurora wendet, dessen Schuss der Legende zufolge als Signal zur Oktoberrevolution diente, äußert es sich folgendermaßen:

 

Hallo du, Idol der roten Brühe,

das Pest rauskotzt.

[...]

Der letzte Schuss fiel,

Das Echo hört man bis heute.

Ohne viel Bedenken

Erklärte dein Kapitän Terror dem Lande!

[...][5]

 

Gedichte antikommunistischen Inhalts schrieb der künftige »Che Guevara des Donbass« sehr gerne. Dagegen sucht man bei Mosgowoj vergeblich nach Verklärung der UdSSR, antifaschistischen Motiven oder sonst etwas »Linkem«.

 

Wirklich spannend sind auch seine Dichtereien über Frauen: »Sie sind keine boshaften Wesen / Manchmal sind sie sogar zärtlich« usw.[6] Voll cool sind auch seine Hymnen an Wodka: »Und Wodkalein, das ist doch ein Wunder! / Ein Zaubergetränk, ein Traum. / Du trinkst nicht? Dann bist du ein Langweiler / Denn Frauenschönheit ist darin [im Wodka]«.[7] Und so weiter und so fort, eine ziemlich klischeehafte »russische Seele«, mit allem Drum und Dran.

 

Das einzige »Revolutionäre«, was man beim dichtenden »Che Guevara« finden kann, ist ein sonderbares Gedicht namens »Es ist Zeit, ein bisschen zu schießen«[8] sowie eine Prophezeiung über sein eigenes Schicksal: »Es bleibt nur noch, das eigene Blut mit der Hölle zu verwachsen. / Dort für immer zu brennen ist mein sündiges Los«.[9]

 

Bild 3

Aus dem Dichterleben: Alexej Mosgowoj (oben) und der Panzerkreuzer Aurora

 

Vor der russischen Besatzung war Mosgowoj nichts weiter als eine komische und für den postsowjetischen Raum nicht untypische Gestalt, ohne Bedeutung und Einfluss. Doch seit dem Frühjahr 2014 änderte sich alles von Grund auf. Die ehemals harmlosen Witzfiguren schafften es auf einmal aus der Marginalität in die höchsten Kollaborateurs-Ämter. Sie wurden wichtig. Sie kamen an Waffen und Macht. Sie durften über Leben und Tod entscheiden.

 

Seit dem Frühjahr 2014 hatte auch unser Held keine Zeit mehr für Dichtung. Der ehemalige Berufssoldat Alexej Mosgowoj organisierte eine Mörder-Bande und begann, zu predigen. Er meinte, dass er »erst jetzt angefangen hat zu leben«.[10]

 

In einem Interview bestätigte Mosgowoj, dass Prisrak keine Gefangenen nimmt.[11] Er meinte auch, dass er gerade damit beschäftigt sei, drei Raketen des Typs Totschka-U zu kaufen (d.h. einen Sprengkopf mit über 160 Kilo Sprengstoff darin), um auf Kyiw »draufzuballern«.

 

Er erklärt auch seine Beweggründe: »Wie viele anderen Menschen in Neurussland kann ich nicht mit der Ideologie leben, die Kiew vom Westen aufgezwungen wird. Ich kann keine gleichgeschlechtlichen Ehen akzeptieren, keine Jugendgerichte, die es Eltern verbieten, ihre Kinder zu erziehen. Überhaupt hat man uns von unseren Wurzeln losgerissen. Und jetzt wird es uns verboten, wir selbst zu sein.«. Ansonsten kein Wort über Kommunismus oder Sozialismus. Nur Schimpferei über »Faschisten« und Versprechungen, »es bis nach Kiew zu schaffen«.

 

Interessanterweise verrät er im selben Interview, dass sich seiner Brigade bald »Antifaschisten aus Deutschland anschließen werden«.[12]

 

Bild 4

Alexei Mosgowoj und Wladimir Schirinowski, auch so ein legendärer Mensch, dessen Gestalt die höchste Konzentration des russischen Chauvinismus verkörpert

 

Das obige Interview wurde Ende August 2014 aufgezeichnet, auf dem Höhepunkt der russischen Offensive. Danach begann sich einiges zu verändern. Neben vielen anderen Anführern der »Separatisten« gehörte Mosgowoj zu den »Falken« und wollte, dass die Offensive trotz des Minsker Abkommens weiter geführt wird. Er erkannte auch Igor Plotnizki nicht an, eine von Moskau gesetzte Marionette in Lugansk. Damals besaß Plotnizki in Lugansk viel weniger Einfluss auf die verschiedenen »Separatisten« als sein Kollege Alexander Sachartschenko in Donezk.

 

Vermutlich über die Hälfte der Großstädte im besetzten Teil des Verwaltungsgebiets Lugansk wurden damals von Kosaken kontrolliert, die Plotnizki nicht respektierten; andere Anführer, wie Alexej Mosgowoj oder Pawel Bednow taten dasselbe. Die Situation wurde zusätzlich durch die von Separatisten durchgeführten »Wahlen« vom 2. November 2014 verschärft,[13] zu denen weder Mosgowoj noch Bednow zugelassen wurden.

 

Um Disziplin herzustellen, begannen russische Spezialeinheiten damit, die Gegner Plotnizkis zu beseitigen. Am 1. Januar 2015 wurde Alexander Bednow erschossen (wenn man es so nennen darf – eigentlich wurden dabei Flammenwerfer eingesetzt).[14] Am 23. Januar wurde Jewgenij Ischtschenko ermordet, einer der wichtigsten Feldkommandeuere der »Kosakischen Garde«, der die Stadt Perwomaisk kontrollierte.[15]

 

Am 28. Februar wurde der »Kreishauptmann des Allgroßen Heers vom Don, General-Major« Sergej Kosogorow gefangen genommen, dessen Bande die Stadt Krasnyj Lutsch kontrollierte - und zwar nach einem schweren Kampf zwischen Kosaken und einer Einheit des »Ministeriums für Staatssicherheit der LVR« (vermutlich eine reguläre russische Spezialeinheit).[16]

 

Es kamen noch weitere kleinere Kosaken- »Hauptmänner«, »Jessaulen«, »Oberste« und dergleichen ums Leben oder wurden verhaftet. Die anderen, wie der Kosaken-Oberbefehlshaber, Nikolaj Kosizin, oder der Kosakenanführer Pawel Drjomow, der die Stadt Stachanowo kontrollierte, flüchteten nach Russland – dem Land, aus dem sie ursprünglich kamen, um die Ostukraine mit ihrem düsteren Mittelalter zu überfallen.

 

Obwohl Drjomow sich später bereit erklärte, die Führung der LVR anzuerkennen (und anscheinend im Gegenzug irgendwelche Versicherungen erhielt) und grundsätzlich aufpasste, indem er Plotnizki beispielsweise nicht mehr als »Schwindeljude« bezeichnete,[17] wurde er nach seiner Rückkehr auf das Territorium der LVR durch die Explosion einer Bombe ermordet und zwar am Tag seiner geplanten Hochzeit[18] (Gerüchten zufolge besitzt der LVR-Chef ein besonderes Gefühl für Humor).

 

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Justiz auf Kosaken-Art: Öffentliche Prügelstrafe in Swerdlowsk nahe Lugansk (Quelle: ura.ru[19])

 

In einigen Fällen gab die Führung der LVR zu, dass sie dahintersteckte. Die Verbrechen der Sadisten-Bande, die von Pawel Bednow angeführt wurde, waren beispielsweise so grausam, dass man damit seine Beseitigung in der Öffentlichkeit gut rechtfertigen konnte.[20] (Was jedoch nicht hieß, dass damit dem Sadismus der Bednow-Leute ein Ende bereitet wurde – viele von ihnen landeten anschließend bei Prisrak, einer Einheit zu der die Bednow-Bande ursprünglich gehörte[21]).

 

Auch die Gefangennahme von Sergej Kosogorow wurde zugegeben (bald soll ein Schauprozess in Lugansk stattfinden, aus dem wir bestimmt viel Interessantes erfahren werden). In den meisten Fällen wurden jedoch irgendwelche geheimnisvolle ukrainische Diversantengruppen durch die LVR-Führung zur Verantwortlichen erklärt – eine Version, die weder von der ukrainischen Seite bestätigt wird, noch bei den Anhänger*innen der Marionettenrepubliken selbst viel Anklang findet (und in der Tat von vielen internen Berichten heftig bestritten wird).[22] Dasselbe trifft auch auf Alexej Mosgowoj zu. Wie es aussieht, sind selbst die deutschen Bewunderer der neusten Che Guevara-Reinkarnation nicht wirklich überzeugt, dass er von der »Junta« ermordet wurde.[23]

 

Das war also der Kontext: Die Kumpel Mosgowojs schieden einer nach dem anderen aus dem Leben,[24] er selbst geriet in eine äußerst prekäre Lage. Seine Rhetorik änderte sich auch bemerklich. Er schlug plötzlich einen viel friedlicheren Ton an und meinte, dass er eigentlich in der Ukraine bleiben wolle. Er beklagte sich über das gegenseitigen Morden usw. Mosgowoj meinte auch, dass es eine Lüge sei, dass die »Separatisten« gegen Faschisten kämpfen würden. Laut den Einschätzungen des großen Antifaschisten gab es in der ukrainischen Armee höchstens ein halbes Prozent Faschisten.[25]

 

Der Autor dieser Recherche würde zwar ein bisschen höher tippen, aber wem soll man und frau schon glauben, dem »Faschoversteher Kyrylo« oder dem wahren Helden unserer Zeit? All die Bewunderer des »linken Flügels« der Marionettenrepubliken dürfen sich also die Zahl ein für alle Mal merken: 0,5 Prozent und nicht mehr!


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Den Kindern Gutes beibringen: Alexej Mosgowoj als Pädagoge


Nach dem ersten Attentat gegen Mosgowoj am 7. März 2015, das er überlebte, wurden ihm einige Sachen noch klarer. So enthüllte er »die Wahrheit« über den Antifaschismus: »Meine Lieben, es gibt keinen Faschismus. Die Antifaschistische Bewegung ist wie — wisst ihr, wie es mit Computern ist — Virus und Antivirus. Der Virus wird von denselben Menschen gemacht, der den Antivirus macht. Das ist alles Business, pures Business. Man macht eine Welle, dagegen macht man eine Gegenwelle und kassiert Geld hier und dort. Das ist alles«.[26]

 

Mit einem Wort, nachdem Mosgowoj vom GRU angeschossen wurde, fand er Krieg und alles irgendwie blöd. Er wusste auch schnell den Schuldigen: »Die orthodoxen Christen auf der anderen Seite mit der Waffe [in der Hand], sie sind genauso orthodox [wie wir]. Vielleicht [passiert es] weil unsere Regierung und andere Leute [in Schlüsselpositionen] nicht wirklich orthodoxe Menschen sind. Heuchler. Oder genauer gesagt eben keine Heuchler. Sie machen alles, was ihr Glauben ihnen vorschreibt und zwar auf dem Territorium der Orthodoxie: ‘Vernichte die Gojim und habe Freuden daran’«.[27]

 

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Alexej Mosgowoj unterwegs mit einer besonders glückbringenden Ikone

 

Dass Mosgowoj am 23. Mai ermordet wurde und zwar zu Sonnenuntergang, genau zu Anfang des jüdischen Wochenfests, dient seinen antisemitischen Verklärern als unwiderlegbarer Beweis, dass es sich bei seiner Ermordung um eine »sakrale Opfergabe« handelte.[28]

 

Und so weiter und so fort. Eine Zitatenliste mit deftigen Äußerungen Mosgowojs (und seiner Anhänger) kann beinahe endlos weitergeführt werden. Russischen Nationalismus, Klerikalismus sowie Sexismus der untersten Gattung[29] kann man und frau bei Mosgowoj kaum übersehen. Außer Internet-Zugang und Kenntnis der russischen Sprache braucht man bloß Geduld und Nerven, um die stundenlangen Predigten dieser inzwischen zur Ikone gewordenen Witzfigur durchzuhören und seine endlosen Interviews durchzulesen. Es ist in mehreren Hinsichten symptomatisch, dass solche elementare Fakten über den »Che Guevara des Donbass« von seinen »antiimperialistischen« und »antifaschistischen« Verklärern in Westeuropa schlicht und einfach ignoriert werden.

 

Um kurz auf das Thema »Deutsche Linke« zurückzukommen: Ich will noch einmal betonen, dass ich wirklich keine allzu großen Hoffnungen mit dieser Recherche verbinde – wenn ich auch nur zwei oder drei Lesern helfen kann, ein bessere Verständnis der Situation zu entwickeln, soll mir das schon reichen.

 

Zur Veranschaulichung: Die letzte antisemitische Äußerung Tjagnyboks wurde in Öffentlichkeit vor elf Jahren verlautbart. Unmittelbar darauf wurde er aus der Juschtschenko-Partei Unsere Ukraine rausgeworfen. Wie seine Kollegen aus der Swoboda-Partei hat Tjagnybok seitdem die elementarsten Anforderungen der political correctness zu beachten gelernt. Das macht Swoboda zwar nicht zu einer nicht-rechtsextremen Partei —, Tjagnybok und zumindest sehr viele seiner Parteigenossen mögen immer noch antisemitische Vorurteile hegen (einige von ihnen tuen es nachweislich). Aber wenn wir Tjagnybok mit Mosgowoj vergleichen, und uns fragen, wer von den beiden dem Faschismus näher ist, wird dieser Vergleich nicht unbedingt zugunsten Mosgowojs ausfallen. Und das betrifft nicht nur antisemitische, sondern auch militaristische, nationalistische und konservative Rhetorik.

 

Worauf ich hinwill: Man kann noch dutzende solche Artikel schreiben oder gar jedem deutschen Linken ein Band mit Mosgowojs Reden in der feinsten deutschen Übersetzung in die Hand drücken. Aber das wird nicht viel bewegen können. Egal was passiert, ein nicht geringer Teil der »deutschen Linken« wird sich immer noch an die antiukrainischen Vorurteile klammern und dieselben Propaganda-Lügen wie »Verbot der russischen Sprache«, »antijüdische Pogrome« und ähnliches mehr gebetsmühlenartig wiederholen. Man kann tausendfach darauf hinweisen, dass im ukrainischen Parlament unter den über 400 Abgeordneten nur 14 Parlamentarier unter die Definition »Rechtsextreme« fallen, dass Swoboda dort nur sechs und der Rechte Sektor nur zwei Abgeordnete hat;[30] dass die Beziehungen zwischen der ukrainischen Regierung und den Rechtsextremen — insbesondere nach Mukatschewo[31] und dem Anschlag vor dem Parlament Ende August[32] — sich inzwischen eher als Repressionen und Abwehr bezeichnen lassen.[33]

 

Die »linken« Vorurteile, die man und frau sich mithilfe der Kreml-Propaganda schnell und ohne viel Kopfzerbrechen aneignete, werden aber in der deutschen Linken noch Jahrzehnte überleben.

 

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II. Gehörte zum Prisrak: Die Sturmtruppe Russitsch

 

Noch schlimmer als die Äußerungen Mosgowojs sind jedoch die Taten seiner Brigade. Zu ihr gehörte eine Zeit lang die Sabotage- Sturm- und Aufklärungsgruppe (DSchRG) Russitsch („Russe“).[34] Das sind Neonazis aus Russland, überwiegend aus Sankt-Petersburg. Geleitet wurde Russitsch von Alexej Miltschakow, der in seinen jungen Jahren Hunde quälte, mordete und kochte. Die entsprechenden Fotos stellte er ins Netz.[35] Als Jugendlicher ließ er sich auch mit einer Nazi-Fahne fotografieren und gehörte der faschistischen RNE an (der Russischen Nationalen Einheit).

 

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Der künftige »Antifaschist von Noworossija«: Alexej Miltschakow mit einer Flagge

 

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Ereignisreiche Jugend: Alexej Miltschakow als Mitglied der Russischen Nationalen Einheit

 

Der Wappen von Russitsch vereinigt die russische Reichsfahne, die Schwarze Sonne und die slawische Swastika (Kolowrat). Georgsbändchen sind natürlich auch dabei:

 

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Wappen der Abteilung Russitsch: Alles dabei

 

Die offizielle Seite von Russitsch strotzt vor Antisemitismus, Rassismus und Homophobie. Die Ukraine werde angeblich nur noch von Juden regiert. Selbst ukrainische Nationalisten würden von Juden angeführt. Der »wahre« Name Tjagnyboks soll Frottmann sein, Dmytro Jarosch sei ein hundertprozentiger Jude usw. Selbst den Namen »Rechter Sektor« haben die Moderator*innen der VK-Seite von Russitsch in ein antisemitisches Schimpfwort umgewandelt.[36] Zum Beweis, wie schlimm alles in der Ukraine sei, dienen Fotos von lächelnden Schwarzen in ukrainischen Trachtenhemden. Die ukrainische Bevölkerung würde gewaltsam homosexualisiert. Dabei ist alles mit Collagen und selbstgemachten Zeichnungen bebildert und zwar auf dermaßen heftige Weise, dass das Bildmaterial einfach nicht zitierbar ist. Für russische Neonazis typische rassistische Hetze gegen Kaukasier gehört ebenfalls zu einem der Schwerpunkte der offiziellen Seite von Russitsch.[37]

 

Um ehrlich zu sein, habe ich immer noch nicht genügend Kraft, um das ganze Russitsch-betreffende Material zu bearbeiten. Auch heute noch kann ich es nicht über mich bringen, alle Videos, Auftritte und Interviews von Leuten des Russitsch durchzuschauen und durchzulesen. Es mag vor allem daran liegen, dass Ortschaften wie Donez'k, Lugans'k, Mariupol', Gorliwka, Kramators'k, Debalzewo, Lyssytschans'k, Sewerodonez'k und selbst das berüchtigte Dorf Schyrokyno für mich keine abstrakten Punkte auf der Landkarte sind. Viele Freunde und Verwandten von mir stammen von dort, einige von ihnen mussten erst vor Kurzem fliehen.

 

Es reicht auch vielleicht, wenn wir auf ein einziges Video von Russitsch eingehen, das der Autor zu Ende anschauen konnte.[38] Es geht um einen Hinterhalt auf ukrainische Soldaten aus dem Bataillon Aidar, der von Russitsch und der Abteilung von Alexander Bednow am 5. September 2014 organisiert wurde, und zwar nachdem der mit Minsk-1 ausgehandelte Waffenstillstand schon angekündigt war.

 

Es wurden dabei Dutzende ukrainische Soldaten getötet, einige lagen schwerverwundet auf dem Boden, zwei wurden gefangengenommen. Von dem sterbenden Schwerverwundeten will man unbedingt erfahren, wie viel ihm bezahlt wurde. Er soll doch ein Söldner sein. Jedem der noch ansprechbaren ukrainischen Soldaten wird das Gleiche vorgeworfen: »Warum seid ihr hierher gekommen? Es ist doch unser Boden!« Und das sagen Menschen bei welchen nordrussischer Akzent unüberhörbar ist, die bis zum Ausbruch des Krieges vielleicht noch nie in der Ukraine waren.[39]

 

Wenn sie vom schwerverwundeten ukrainischen Soldaten verlangen, dass er Russisch sprechen solle, mag es bloß daran liegen, dass sie kein Ukrainisch verstehen. Einer der beiden gefangenen Soldaten ist ein Bergarbeiter aus Selidowo, nahe Donez'k. Eines von drei gezeigten Dokumenten der getöteten Ukrainern zeigt, dass sein Besitzer aus Lugans'k stammte. Die Reaktion der angereisten »Befreier« auf die Soldaten vom Ajdar, die nicht so ganz dem Klischee eines »Strafbataillons« entsprachen, das angeblich aus westukrainischen Nationalisten bestehe, war jeweils die gleiche: »Verräter! Faschisten!«

 

Nach dem Kampf besprachen die beiden Neonazis Alexej Miltschakow und Jan Petrowski die Besonderheiten der slawischen Walhalla und klärten, warum Peruns Kriegsgefolge in den Kampf in weißen Hemden zog (Perun ist der altslawische Gott des Krieges, so etwas zwischen dem altgermanischen Odin und Thor). In der Tat ist dieses Video in mehreren Hinsichten und wegen vieler Details interessant… Wenn man es so bezeichnen kann.

 

Die abscheulichsten Dinge passierten jedoch nach dem Kampf und wurden nicht im besprochenen Video gezeigt. Es geht darum, dass die Nazis aus Russitsch (aktive Nutzer der Sozialen Netzwerke) auf die Vorwürfe, dass sie schlecht mit Gefangenen und Verwundeten umgehen würden, einige Fotos ins Netz stellten, die nach dem Kampf am 5. September aufgenommen wurden – zusammen mit Kommentaren.

 

Einem Verwundeten hat Miltschakow den Kopf durchgeschossen, einem weiteren Soldaten wurde das Ohr abgeschnitten (Miltschakow hält das abgeschnittene Ohr in der Hand). Den verwundeten Ukrainer aus dem Video erkennt man auf diesen Fotos tot wieder, in sein Gesicht wurde ein Kolowrat (eine slawische Swastika) mit einem Messer eingeschnitten (Miltschakow tritt dabei die Leiche mit dem Stiefel). Später bei Debalzewo, als diese Abteilung schon Alexej Mosgowoj unterstellt war, schnitten die Nazis des Russitsch einem Ukrainer das Gesicht ab und stellten das Foto ebenfalls ins Netz.[40] 

 

Nach der Ermordung Mosgowojs kehrten die Neonazis des Russitsch nach Russland zurück. Es geht ihnen dort prima. Sie treten im russischen Fernsehen auf - als Freiheitskämpfer versteht sich.[41] Im Museum von »Noworossija« in Sankt-Petersburg ist der Abteilung Russitsch ein eigener Raum gewidmet.[42]

 

Beim konservativen Forum in Sankt-Petersburg, zu dem auch Udo Voigt eingeladen wurde, »auch ein Antifaschist«,[43] traten Miltschakow und Petrowski als special guests auf. Auch zum feierlichen »ersten Kongress des Bundes der Donbass-Freiwilligen« von Alexander Borodaj wurden sie eingeladen, welcher in Moskau am 10. Oktober 2015 stattfand.[44] Kurz davor waren die Leute von Russitsch als Ausbilder zu einem Militärcamp für Kinder und Jugendliche in Moskau-Region eingeladen, organisiert in der Zusammenarbeit mit der russisch-orthodoxen Kirche.[45] Dort lernten die Kinder und Jugendliche unter anderem aus echten Pistolen, Kalaschnikows und Scharfschützengewehren zu schießen.

 

In welchem Verhältnis Derartiges zu den Gesetzen der Russischen Föderation steht, hat der Autor nicht nachgeprüft. Angesichts dessen, was die Leute von Russitsch bekannterweise und nachweislich in der Ukraine anrichteten, wäre es höchst naiv sich noch zu wundern, warum die russischen Strafverfolgungsbehörden wegen solchen Nichtigkeiten wie der Besitz und Einsatz von Feuerwaffen zu Bildungszwecken gestört fühlen sollten. Insbesondere, wenn es um »Helden von Neurussland« geht.

 

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Das Museum von »Noworossija« in Sankt-Petersbug: Eine Ecke im Raum, der der Abteilung Russitsch gewidmet ist (Quelle: Internet-Seite des Museums von Neurussland[46])

 

Bild 12

Während des »Konservativen Forums« in Sankt-Petersburg: Alexej Miltschakow, Jens Pühse (NPD, hält die Litze der Abteilung Russitsch), Jan Petrowski und Karl Richter (NPD)

 

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Beim »Konservativen Forum« in Sankt-Petersburg: Alexej Miltschakow überreicht die Litze der Abteilung Russitsch dem US-Amerikanischen Rassisten Jared Taylor

 

Bild 14

Region Moskau, Ende September 2015: Ein Militärausbildungscamp für Kinder und Jugendliche. In der Mitte erkennt man unter anderem Jan Petrowski, Alexander Borodai und Alexej Miltschakow. Den dritten von links (mit dem Bart und der Sonnenbrille) kennen wir aus einem Foto aus dem vorherigen Teil der Recherche. Dort stand er links von Alexej Mosgowoj und trug ein T-Shirt mit der Aufschrift »Ruhm sei Gott dafür, dass wir Kosaken sind«

(Quelle: die offizielle Internet-Seite der ENOT-corporation, eines russischen Söldner-Unternehmens, welches während des Donbass-Krieges diverse Aufträge erfüllte[47])


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III. Weitere Brigadenfaschisten


Eine der leitenden Persönlichkeiten in der PR-Abteilung[48] der Brigade Prisrak heißt Alexej Markow. Wie Alexej Miltschakow ist er auch aus Russland angereist, um Teilnehmer des »Bürgerkriegs in der Ukraine« zu werden. Markow versteht sich aber als Kommunist. Nicht nur mit der PR der Brigade, sondern auch mit Eigen-PR beschäftigt, schaffte es Markow in die internationale linke Presse. Als Held selbstverständlich. In der Jungen Welt etwa wird er als »Humanist im Flecktarn« besungen.[49]

 

Wie fühlte es sich nun für jemanden wie Markow an, mit den Leuten von Russitsch in derselben Brigade zu sein? Zumindest in der ukrainischen Presse (aber auch in den russischen regierungskritischen, darunter auch linken ohne Anführungszeichen Medien) wurde doch die Abteilung Russitsch berüchtigt, wurde zum Sinnbild sowohl des verbrecherischen Charakters des Putinschen Hybridkrieges als auch der Verlogenheit der Kreml-Propaganda.[50]

 

Die Abteilung Russitsch wurde zu etwas, womit sich so ein Kommunist nicht unbedingt rühmen würde. Die Nase von den Leuten aus dem PR-Team von Prisrak kann aber der Länge nach inzwischen mit derjenigen von Wladimir Wladimirowitsch wetten. Nicht nur liegen ausreichend Nachweise vor, sondern auch die Vertreter des PR-Team versprechen sich mehrmals oder reden sogar plötzlich selber ganz offen von Dingen, über die sie lieber schweigen sollten. Anscheinend passiert so etwas, wenn einer zu viel lügt.

 

In einem Interview mit einer russischen Zeitschrift sagt Alexej Markow, der Kronzeuge der Jungen Welt, Folgendes:

 

»Wir besaßen eine große Zahl nationalistischer Abteilungen und Menschen, zum Beispiel Ljoscha Miltschakow.[51] Wir haben gewitzelt: Wenn der Krieg zu Ende ist, dann werden wir uns gegenseitig in die Fresse hauen, aber bis dahin besitzen wir einen gemeinsamen Feind«.[52]

 

Wer dieser Feind sein sollte erfahren wir sicher von der Berliner Rosa-Luxemburg-Konferenz am 9. Januar, an der auch Markow (per Skype) neben so illustren Persönlichkeiten wie Sahra Wagenknecht teilnimmt.[53] Der Hauptakzent seiner Ansprache wird höchstwahrscheinlich auf der Faschismus-Bekämpfung liegen. Höchstwahrscheinlich wird diese Veranstaltung nicht von Linken gestört. Was natürlich nicht daran liegen wird, dass es in Berlin keine Linken gibt…

 

Unser Kronzeuge hat auch insofern Recht, dass es sich beim Russitsch nicht um eine Ausnahme handelt. Es gab viele weitere Nazis in der Brigade Prisrak. Ein Mitglied der Abteilung Phoenix, die sich gleichfalls dem Prisrak anschloss, erinnert sich, dass sie Mosgowoj informierten, dass es sich beim Phoenix um Leute mit NS-Überzeugungen und Neopaganisten handelte. Mosgowoj meinte, das sei alles kein Problem.[54]

 

Bild 15

Sonderkompanie Phoenix aus der Brigade Prisrak
(Quelle: VK-Seite des Russitsch)


Die Abteilung Warjagi (ostslawische Bezeichnung der Wikinger) besteht den Angaben ihres Leiters, Konstantin Kowalew, zufolge ausschließlich aus russischen Nationalisten, viele von ihnen kommen aus der faschistischen Russischen Nationalen Einheit. Die Abteilung Warjagi ist im Oktober 2014 als Sicherheitsdienst der Brigade Prisrak gebildet worden.[55] Kowalew erinnert sich:

 

»Mosgowoj war eine vollkommene Verkörperung des Kampfes für Neurussland und die Russische Welt. (….) Er war russischer Nationalist. Die Interessen des Volkes stellte er über alles. Er sehnte sich danach, die Slawen zu vereinigen und hielt die jüdisch-oligarchische Clique auf beiden Seiten für Feinde. Er sprach darüber offen und ohne Umschweife.

 

Dass einige Degenerierten gerade versuchen, ihn als einen Linken auszugeben, entspricht der Wahrheit um keinen Deut. Vor der Ermordung erklärte Alexej Borisowitsch [Mosgowoj] dass er ein neues Bataillon formiert, „Heiliges Rus“, das er selber anführen wollte. Das Bataillon wollte er aus Rechten formieren. So wollte er „Prisrak“ reanimieren, da sich unter dem Protektorat der LVR-Regierung zu viel Abschaum der Brigade anschloss. Die Erklärung machte er am 22. Mai. Am 23. Mai wurde er nach Lugansk berufen und auf dem Weg erschossen. Schlüsse können Sie selber ziehen«.[56]

 

Bild 16

Wieder mal die ganze Palette »antifaschistischer« Symbolik: Das Wappen der Abteilung Warjagi der Brigade Prisrak

(Quelle: VK-Seite der Abteilung Warjagi[57])

 

Bild 17

Konstantin Kowalew, der Leiter der Abteilung Warjagi (Sicherheitsdienst der Brigade Prisrak) und der Brigadenleiter Alexej Mosgowoj


Auch andere Quellen deuten darauf hin, dass Mosgowoj kurz vor seiner Ermordung tatsächlich derartige Pläne besaß. Vielleicht auch das: Am 21. März 2015 traf sich Mosgowoj mit Andrej Rodionow, dem Leiter der Organisation Slawische Vereinigung und Wiedergeburt. Sie besprachen eine Zusammenarbeit und beschlossen unter anderem, im Rahmen der Brigade Prisrak eine neue Abteilung zu formieren, die aus »russischen Nationalpatrioten« bestehen sollte.[58] (Als ob die Gespenster-Brigade noch mehr davon gebraucht hätte).

 

Bild 18

Alexej Mosgowoj und Andrej Rodionow, Leiter der nationalistischen Organisation Slawische Vereinigung und Wiedergeburt


Auch die aus Russland angereiste Abteilung der Imperialen Legion war eine kurze Zeit bei Mosgowoj untergebracht. So wird auf der VK-Seite der Imperialen Legion daran erinnert:

 

»In seiner [Mosgowojs] Brigade „Prisrak“ verbrachte unser Trupp „Imperiale Legion“ nur einen Monat, im Herbst des letzten Jahres (2014 – K.T.). Nach dem fünfmonatigen Kampf in der DVR schloss sich unser Trupp der Brigade „Prisrak“ an. Es gab viele Gründe dafür. Das waren sowohl Streitigkeiten in der DVR, aber auch die Abkehr der Führung von den ursprünglichen Prinzipien des „Russischen Frühlings“. In dem Moment trat Strelkow auf (Igor Girkin – K.T.). Er rief die ideentreuen Kämpfer dazu auf, sich um Mosgowoj und seine Brigade „Prisrak“ zu vereinigen. (…) Mosgowoj war zu uns positiv eingestellt, trotz einige Exzesse (einer unserer Kämpfer, den wir später aus der Legion rauswarfen, hetzte seine Bekannten, liberale Journalisten, auf Mosgowoj).

 

Wir wurden in die Brigade aufgenommen und dem Ministerium für Staatssicherheit untergestellt. Die Abwesenheit von Waffen[59] sowie Kriegshandlungen führten leider dazu, dass wir an die Front zogen, zu Nikischino. Einige unsere Kämpfer sind aber in der Brigade geblieben. Jemand wurde zum Ausbilder, jemand diente in der Leibwache des Brigadenleiters. Wir haben uns sehr freundlich verabschiedet. Wir sprachen mit Mosgowoj darüber und haben ihm die Situation erklärt. Der Brigadenleiter zeigte sein volles Verständnis«.[60]

 

Bild 19

Das Banner der Imperialen Legion
(Quelle: VK-Seite der Imperialen Legion[61])

 

Bild 20

Alexej Mozgowoj und Mitglieder der Imperialen Legion
(Quelle: VK-Seite der Imperialen Legion[62])

 

Viele weitere russische Nationalisten und Nazis kämpften bei Prisrak, zu vielen anderen Nazis besaß Mosgowoj beste Beziehungen. Alles kann man in einem Artikel kaum erfassen. Ein eigenes Thema sind »internationale Beziehungen«, darauf werden wir im nächsten Teil der Recherche im Detail eingehen (die vorliegende Recherche besteht inzwischen nicht aus fünf, sondern aus sechs Teilen).

 

Bild 21

Alexej Mosgowoj und Ksenija Schykalowa (alias Weselina Tscherdanzewa), eine berüchtigte neonazistische Mörderin aus Sankt-Petersburg
(Quelle: VK-Seite von Ksenija Schykalowa[63])

 

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IV. Stalinos

 

Der Autor des vorliegenden Artikels ist bereit, eine Wette abzuschließen (eine gute Whisky-Flasche vielleicht). Ich wette, dass die PR-Abteilung der Brigade Prisrak demnächst ein neues Märchen in die Welt setzt: Die angebliche Vertreibung der Rechten aus den eigenen Reihen.

 

Eines kann man den Stalinos nicht absprechen: Meister der Intrige sind sie schon. Anscheinend haben sie es tatsächlich geschafft, nach der Ermordung Mosgowojs in der Brigade ihren Einfluss zu stärken. Sie schafften es beispielsweise, die Abteilung Phoenix zu vertreiben, sowie das Klima für einige weitere Rechtsextreme, wie das kosakische Bataillon Jermak unerträglich zu machen, die aber im Unterschied zu den Mitarbeitern der PR-Abteilung die meiste Zeit nicht vor dem Bildschirm, sondern in den Schützengräben verbrachten.[64] Das Ergebnis: Die ehemals 4000 Männer starke Brigade zählt den Angaben von Alexej Markow zufolge nun zwischen 700 und 900 Kämpfern, nur ein Zehntel davon gehört zum Freiwilligen Kommunistischen Trupp.[65] Man kann sich zwar damit trösten, dass die Stalinos auch bei den Rechten etwas kaputt machen können. Die Frage ist aber, wie »links« selbst die »linkesten« Kämpfer der Brigade eigentlich sind.

 

Erinnern Sie sich an die im vorherigen Teil der Recherche auseinander genommen Interviews von Wlad Woizechowski? Wojzechowski mag sich noch tausendfach vor einem Lenin-Denkmal fotografieren lassen, seine Ansichten zeugen aber von einem offenen russischen Chauvinismus. Unabhängig davon, was wir von Lenin halten, hatte der Anführer des Weltproletariats nur Kraftausdrücke für russische Chauvinisten übrig.[66] Leninistisch sind Wojzechowskis Ansichten nicht, sie sind stalinistisch.

 

Man kann zwar heute noch weitere Rechte in der Brigade aufzeigen, auf weitere »Versprechen« in den Interviews von Stalinisten hinweisen,[67] oder sich einfach daran erinnern, dass der heutige Brigadenleiter derselbe Typ ist, der im berühmten Video sagt »man muss sie alle vergewaltigen« (während Mosgowoj den Frauen befiehlt, ab sofort zu Hause zu bleiben und keine Cafes zu besuchen – sonst würden sie verhaftet).[68] Doch mit den Nachweisen des »Rechts-seins« der heutigen Zusammensetzung der Gespenster-Brigade durch das Aufzeigen solcher Nebenumstände wäre es wie in einer von Slawoj Žižek geliebten Anekdote: Von einem Arbeiter wusste man, dass er beim Verlassen der Fabrik jedes Mal etwas stiehlt. Jeden Abend rollte er ein Fass mit sich, welches beim Ausgang von den Wächtern immer genau geprüft wurde. Es dauerte lange, bis man verstand, dass das, was der Arbeiter jeden Tag stiehlt das Fass selbst ist.

 

Es ist etwa, wenn man die Nähe von Mosgowoj zum rechten Rand durch irgendwelche persönliche Verbindungen nachweisen würde, während Alexej Borisowitsch selbst ein… sagen wir mal ganz vorsichtig - eine ziemlich rechtsoffene Persönlichkeit war. Anders gesagt, brauchen wir uns nicht auf das Fassprüfungsspiel mit den Stalinos einzulassen.

 

Bild 22

Alexej Borisowitsch ist tot, seine Sache lebt aber weiter: Das Symbol der Brigade, die Kindersoldatin Bogdana, vor dem Bild von Mosgowoj mit ihr selbst.

Für ihren Dienst in der Brigade erhält Bogdana einen Sold von 1000 Rubel monatlich, eine gewaltige Summe

(Quelle der letzten Aussage: VK-Seite des russischen Faschisten Gennadij Dubowoj[69])

 

Bild 23

Nur Bogdana darf jetzt aus der Lieblingsmaschinenpistole von Mosgowoj schießen

(die Quelle der letzten Aussage: VK-Seite des russischen Faschisten Gennadij Dubowoj[70])


Bild 24 Bild 25

Projekte von Mosgowoj-Denkmälern: Ob in Altschewsk, Moskau oder Madrid - derartiges wird irgendwann schon errichtet (um damit eine Spielart der Identitären zu künftigem Blutvergießen zu motivieren)


Wie im ersten Teil der Recherche bereits hervorgehoben, ist das Gegensatzpaar »faschistisch-antifaschistisch« nicht das, was den Donbass-Krieg in erster Linie kennzeichnet. Genauso ist dieses Gegensatzpaar nicht das, was diesen Krieg so grausam macht. Was Markow und Miltschakow eigentlich zusammenbringt, ist der Kampf für ein Großes Russland. Die ideologischen Unterschiede sind dann nicht mehr entscheidend. Der gemeinsame Nenner ist russischer Chauvinismus, im dessem mächtigen Tiegel alles Übrige rest- und problemlos verschmilzt.

 

Es geht in erster Linie um einen revanchistisch motivierten Krieg Russlands gegen die Ukraine, um eine schmerzhafte Zuckung eines seit einem Jahrhundert absterbenden Reiches, um eine schwindelerregende Überreaktion auf den so wahrgenommenen Verlust eines seiner Lieblingsuntertanen. Einer der abscheulichsten Umstände ist die Tatsache, dass es sich nicht um einen konventionellen, sondern eben um einen Hybridkrieg handelt.

 

Dass auch ein Teil der westlichen Linken zum Opfer der hybriden Kriegsführung geworden ist, ist nicht nur auf die angebliche Genialität der aus dem KGB stammenden Kreml-Führung, sondern auch auf einige seit langem ungelösten Probleme in der Linken selbst zurückzuführen. Probleme, die man und frau aber sowohl vor dem Hintergrund der im Westen kaum aktualisierten mentalen Karten sehen muss, auf welchen gleich hinter Polen ein großes differenzloses »Russland« anfängt, als auch vor dem Hintergrund einiger Probleme im Umgang mit der historischen Vergangenheit, was allgemein auf Westeuropa, aber ganz besonders auf das heutige Deutschland zutrifft.

 

Abschließend wollen wir auf ein Interview mit einem ehemaligen Prisrak-Kämpfers eingehen,[71] der aus Russland aus Überzeugung kam, aber dermaßen enttäuscht wurde, dass er unter anderem Folgendes anmerkte: »In meinem Kopf hat sich alles dermaßen gewendet, dass ich beinahe den ukrainischen Freiwilligenbataillonen beitreten will, um deren Unabhängigkeit zu verteidigen«.

 

Doch lassen wir uns Schritt für Schritt fortfahren. Bondo Dorowskich war ein Unternehmer aus Moskau, der mit Ölhandel beschäftigt war und später in einem Bauunternehmen arbeitete. Die Motivation für seine Entscheidung, in die Ukraine zu gehen, um dort »den Faschismus« zu bekämpfen ist dieselbe wie bei den meisten Freiwilligen aus Russland. Dieses Motiv ist in so gut wie jeder detaillierten Erzählung der Freiwilligen aus Russland anzutreffen:

 

»Die ganze Zeit hatte ich im Kopf den Sender „Rossija-24“, auf dem die neuste Geschichte der Ukraine gezeigt wurde. Und dann habe ich mir immer gesagt: Ich fahre dorthin nicht, ich brauche das nicht. Jeden morgen habe ich mir das gesagt. Aber sobald ich den Fernseher einschaltete, wo von Morgen bis Abend nur noch davon die Rede war…. (Pause von Dorowskich – K.T.) Ja, die Massenmedien haben ihre Rolle gespielt«.

 

Doch gleich nach seiner Ankunft merkte er, dass die Realität eine andere war. Das erste, was er nach seiner Ankunft sah, war eine Prügelei unter Miliz-Mitgliedern. »Wenn du dorthin gerätst, merkst du in den ersten Minuten, dass es sich nicht um eine reguläre Armee, sondern eine regelrechte Bande handelt«, sagt Dorowskich. Nach einigen Vorfällen begriff er, dass die Wahrscheinlichkeit, von den eigenen Kampfgenossen umgebracht zu werden, viel größer ist, als die, von einer Kugel von der ukrainischen Seite getroffen zu werden.

 

Die Mehrheit der Brigade war Dorowskich zufolge »apolitisch«. »Das sind gewöhnliche Halsabschneider, es ist ihnen egal, gegen wen sie kämpfen. Sie leben einfach wie Banditen«. Es gab keine Übungen in der Brigade, die Mehrheit war sich selbst überlassen und war mit den Plünderungen beschäftigt. Nach den Angaben von Dorowskich war es die »Internationale Brigade« im Prisrak, die am diszipliniertesten war.

 

Im nächsten Teil werden wir zeigen, dass diese Abteilung von Prisrak zu einem Teil aus westeuropäischen Faschisten bestand (zum anderen aus »Kommunisten« aus Spanien). Hier soll aber noch ein Mal betont werden, dass das Gegensatzpaar »faschistisch-antifaschistisch« eben nicht das Schlimmste an diesem Krieg ist. Die Faschisten aus Frankreich mögen für die Bevölkerung des Donbass tatsächlich viel erträglicher sein, als Banditen aus der Umgebung, die jetzt an Macht und Maschinengewehre kamen.

 

Wie wurde die brüderliche Hilfe Russlands von der Donbass-Bevölkerung empfangen? Dorowskich erinnert sich:

 

»Als wir nach Altschewsk ankamen, gingen wir am nächsten Tag auf den Markt um Rubel umzutauschen. Wir trafen eine Oma, sie fragte uns: „Bist du auch gegen uns?“ Eine halbe Stunde später gingen wir in die Kirche, da kam eine Frau zu mir und fragte, wie sie wählen müsse. Ich meinte:„Benutzen Sie Ihre Stimme bei den Wahlen so, wie es Ihnen am Herzen liegt. Kann jemand Ihnen befehlen, wie sie zu wählen haben?“ Sie sagt: „Wir wollen keinen Putin, wir wollen nicht nach Russland. Wir wollen hier eine unabhängige Ukraine.“ Das ist das erste, was ich dort traf, gleich nach der Ankunft.

 

Später in Nikischino kam ich zu einer Frau und habe sie danach befragt. Ich fragte: „Als Nikischino noch von der ukrainischen Armee kontrolliert wurde, wie haben sie sich hier benommen, haben sie marodiert?“ Sie sagt: „Nein, alles war in Ordnung, denen haben wir nichts vorzuwerfen. Aber als „Oplot“ von Sachartschenko zu uns kam, haben sie uns befohlen unsere Häuser zu verlassen und haben dort marodiert, auch Autos und verschiedenen Kleinkram weggenommen, sie haben uns ausgeraubt“. Sie meinte: „Russen, bitte helft uns. Wir haben keine Angst vor ukrainischen Nazis, wir haben Angst vor den Volksmilizen“. Das ist was ich dort traf. Es gab noch weitere Äußerungen von Leuten, die uns im Prinzip für Besatzer halten«.

 

Es gibt auch viele weitere höchst interessante Aspekte der Zeugenaussagen dieses ehemaligen Prisrak-Kämpfers. Zum Beispiel das Zugeständnis, dass die Prisrak-Kämpfer Sold erhielten, oder dass im Stab der Brigade russische Offiziere sitzen, oder Zeugnisse vom massiven Einsatz russischer Truppen im August 2014. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass insbesondere diese Passage meiner Recherche einen wahren Aufstand von Stalinisten in den Kommentaren auslösen kann. Man könnte gegen Dorowskich anführen, dass er ein Unternehmer ist, oder dass Radio Liberty eine lange antisowjetische Tradition besitzt.

 

Genauso aber wie im Fall der Videos mit Mosgowoj über »das halbe Prozent Faschisten«, das wahre Wesen des Antifaschismus oder die Juden, kann dieses Interview nicht als ein Fake abgetan werden. Es liegen zahlreiche Fotos und Videos vor, die nachweisen, dass Dorowskich tatsächlich im Donbass kämpfte, einiges davon findet man heute noch auf der VK-Seite der Imperialen Legion. Vermutlich ist Dorowskich eben jene Person, die im zitierten Artikel der Imperialen Legion erwähnt wurde (als der Mensch, der »liberale Journalisten« gegen seine Brigade hetzte).

 

Viele weitere Aussagen Dorowskichs wurden durch Wladimir Jefimow bestätigt, der einen Transport russischer Söldner aus dem Ural managte, dann aber auch selbst mit einer Gruppe von Freiwilligen nach Donbass kam, um der Brigade Prisrak beizutreten. Dabei wurde ein 50 Männer starker Trupp feierlich aus der Jekaterinburg in die Ukraine abgeschickt, wo eigentlich gerade das Minsker Friedensabkommen umgesetzt werden sollte. Es handelt sich um den Uralschen Freikorps, das in seiner Symbolik die russische schwarz-gelb-weiße Reichsfahne verwendet (siehe das Foto der feierlichen Vergabe der Auszeichnungen in Jekaterinburg im ersten Teil der Recherche).

 

Die Zeugnisse Jefimows sind in vielfacher Hinsicht interessant. Unter anderem bestätigt er, dass die Milizen-Mitglieder Sold bekamen und dass seine Männer von den Donbass-Bewohner*innen als »Okkupanten« bezeichnet wurden.[72]

 

Dass die sogenannten Milizen für zahlreiche Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung verantwortlich sind, Menschen terrorisieren, marodieren und plündern, den Leuten Autos und Wohnungen wegnehmen, dazu gibt es so viele Belege, dass der Autor einfach nicht wüsste, womit er anfangen, und womit er enden soll. Eine komplette Quellenliste wäre dann um einiges länger als die vorliegende Recherche.[73] Dass das Interview Dorowskichs bei Radio Liberty und nicht etwa in der Jungen Welt, dem Freitag oder Konkret erschienen ist, ist sicher nicht die Schuld von Radio Liberty.

 

Bild 26

Was erkennt man nicht alles im Blick des starken Mannes: Putinversteherei – ein Problem nicht nur der Jungen Welt

 

Im nächsten Teil der Recherche gehen wir auf die Querfront á la russe ein und behandeln die internationale Verquickungen, zu denen uns die Heldenbrigade führen wird. Die Darstellung der ukrainischen linken Zusammenhänge kommt im übernächsten Teil.

Den ersten Teil dieser Recherche findet ihr hier, und den zweiten Teil findet ihr hier.

 

***


Fußnoten

[1] Auf Deutsch wurde Mosgowoj tausendfach zum Che Guevara verklärt: http://remembers.tv/mord-an-mozgowoj-ein-zynischer-sbu-versuch-den-widerstand-zu-zerschlagen/; http://www.heise.de/tp/artikel/45/45023/1.html; https://www.jungewelt.de/2015/09-12/031.php; sowie in vielen weiteren Texten von Antiimps, Putin-Fans und »Neurussland«-Anhängern.

[2] Obwohl das Russische eine der beiden Muttersprachen des Autors ist, gehört es nicht zu meinen Stärken. Mein geschriebenes Russisch ist schlechter als mein geschriebenes Ukrainisch (aber schon besser als mein geschriebenes Deutsch). Desweiteren habe ich kein Problem mit »poetischen Freiheiten«, wobei mit der Rechtschreibung eben frei umgegangen wird. Ich bin auch vollkommen dagegen, dass Menschen wegen sprachlichen Fehlern stigmatisiert werden. Ich selber hatte kein Problem damit, viele Beiträge auf linksunten unkorrigiert zu veröffentlichen. Doch davon, was Alexej Mosgowoj der schönen russischen Sprache als »Dichter« antut, wird auch keinem feinen Sprachkenner bang. Der Mensch hätte für die »russische Welt« sicher viel mehr getan, indem er das Russische gelernt hätte, seine Muttersprache. Ein Überblick über die Sprachgewandheit Mosgowojs hier: http://ord-ua.com/2014/11/06/-ya-poet-zovus-ya-lyosha-ot-menya-vam-vsem-galosha/

[11] Diese Information über Prisrak wird auch von einem weiteren Prisrak-Kämpfer und einem Kämpfer des ukrainischen Aidar-Bataillons bestätigt, das mit Prisrak mehrfach »Kontakt« besaß (http://vk.com/public87260327?w=wall-87260327_204; http://www.theinsider.ua/politics/54a9af9fa9f76/).

[20] Siehe das Video zu Bednows Bande, das durch die sogenannte Staatsanwaltschaft der sogenannten LVR gedreht wurde: http://theins.ru/obshestvo/2384

[24] Zumindest ursprünglich hatte Mosgowoj gute Beziehungen zu Bednow und Drjomow.

[33] Dazu später mehr.

[34] Russitsch gehörte ursprünglich dem Bataillon Batman an, das von Alexander Bednow angeführt wurde. Wie erwähnt, war die Einheit von Bednow ursprünglich Alexej Mosgowoj unterstellt. Ob Miltschakow und seine Leute mit dabei waren, wissen wir nicht genau. Wir wissen aber, dass Russitsch nach der Ermordung Bednows zu Mosgowoj überwechselte und bei der Debalzewo-Offensive unter seinem Kommando stand (zu dieser Zeit verübten die Sadisten des Russitsch ihre grausamsten Verbrechen). Obwohl Russitsch in seinem Internet-Auftritt sich als »unabhängig« gibt und die PR- bzw. die Politabteilung von Prisrak seit dem Berühmtwerden der »Heldentate« dieser neonazistischen Sadisten auch keinen großen Grund hatte, sich mit so einer Einheit zu brüsten,  gehörte Russitsch laut einigen internen Berichten bis zum Tode von Mosgowoj zur Brigade Prisrak (http://russorum.livejournal.com/15276.html?page=1). Unseren Kronzeugen aus dem Prisrak, Alexej Markow, werden wir an einer späteren Stelle zitieren.

[35] Unbedingt anschauen muss man sich das nicht: http://zhivoderam.net/milchakov-aleksej

[36] »Картавый сектор« anstatt »Правый сектор«.

[38] Wegen mancher zu brutalen Inhalte würde ich nicht unbedingt empfehlen, dieses Video anzuschauen: https://www.youtube.com/watch?v=v-Ne79OQXEw

[39] Die Rede ist vom Russitsch. Einige Kämpfer von Bednow — wie sich ihre Aussprache beurteilen lässt — mögen Bewohner vom ukrainischen oder russischen Teil vom Donbass sein.

[40] Ist hier bloß als obligatorischer Beleg angeführt, anschauen muss man und frau sich das nicht unbedingt: https://site.ua/den.kazansky/332-ne-zabudem-ne-prostim/

[41] Miltschakow und Petrowski bei LifeNews: https://www.youtube.com/watch?v=ZBaGtpAKS3M. Miltschakow und Petrowski bei AnnaNews: https://www.youtube.com/watch?v=OryUVbUH_uU.

[48] Selbstbezeichnung: »Politabteilung«, »Politbrigade«.

[50] Laut einer detaillierten Recherche der wohl besten ukrainischen Quelle für Rechtsextremismusaufklärung bykvu.com kooperierte Miltschakow mit russischen Geheimdiensten höchstwahrscheinlich noch vor dem Einsatz in der Ostukraine. Es liegen auch Indizien vor, die nahe legen, dass auch seine Abteilung vom FSB »betreut« wurde (http://bykvu.com/home/mysli/4216/o-prichinakh-vyvoda-dshrg-rusich-iz-dnr-ili-kak-zhivodery-stanovyatsya-geroyami.html).

[51] »Ljoscha« ist die Abkürzung von »Alexej«. Markow redet von Miltschakow wie von jemanden, den man gut kennt.

[57] Auch ohne Russisch-Kenntnisse ist die Seite anschauenswert: http://vk.com/club_novorossia . Unter anderem mal wieder positive Bezugnahme auf Sahra Wagenknecht seitens der russischen Faschisten.

[59] Im selben Artikel wurde vorher erklärt, dass die LVR-Führung gegen Mosgowoj intrigierte und der Gespenster-Brigade den Nachschub von Waffen aus Russland entzog.

[64] Eine interne Beschreibung dieser Kämpfe hier: http://russorum.livejournal.com/15276.html?thread=286892

[67] Alexej Albu von Borot‘ba, der sich der Gespenster-Brigade nach der Ermordung Mosgowojs anschloss, behauptet in einem Interview, es gäbe keine russischen Nationalisten in der Brigade. Er sagt dann aber gleich, mit den Kämpfern, die monarchistische und imperiale Überzeugungen hegen »versuchen wir zu diskutieren« (http://ukraina.ru/interview/20150720/1013708570.html). Anscheinend sind die Menschen mit monarchistischen und imperialen Überzeugungen nach Albu doch keine russischen Nationalisten. Merken Sie auch, dass man und frau in der heutigen Ukraine nach so einem Monarchisten ziemlich lange suchen muss, um mit ihm zu diskutieren. Sie gibt es in der Ukraine einfach wahnsinnig selten. In gewissen durch die Gäste aus der Russischen Föderation gestärkten Kreisen steigt aber deren Konzentration gewaltig. Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Diskussion steigt jedenfalls um einiges, wenn man der Brigade Prisrak oder einer ähnlichen rechten Bande beitritt. Witzig ist auch, dass Albu seinen Aufgabenbereich in der Brigade auf folgende Weise beschreibt: »Ich wurde zum Spezialist für finanzielle und wirtschaftliche Angelegenheiten«. Dafür sind die Leute von Borot'ba tatsächlich große »Spezialisten« (https://linksunten.indymedia.org/en/node/117286).

[69] http://vk.com/public93369497?w=wall-93369497_456. Über Dubowoj siehe den Artikel von Paul Canning: http://paulocanning.blogspot.de/2015/08/the-fascists-in-russias-hybrid-army.html?m=1 sowie die Artikel von Denis Kasanskij, eines aus dem Donbass geflohenen ukrainischen Journalisten: http://frankensstein.livejournal.com/tag/%D0%94%D1%83%D0%B1%D0%BE%D0%B2%D0%BE%D0%B9.

[72] http://www.e1.ru/news/spool/news_id-422297.html. Über die Feierlichkeiten anlässlich des Abmarschs der Okkupanten in die Ukraine hier: http://www.e1.ru/news/spool/news_id-420441.html. Über die Verleihung der Auszeichnungen hier: http://www.e1.ru/news/spool/news_id-416396.html. Siehe auch ein langes Interview mit Jefimow: http://www.e1.ru/news/spool/news_id-416966.html, sowie ein weiteres ganz symptomatisches Interview mit einem freiwilligen Okkupanten aus dem Ural-Region hier: http://znak.com/moscow/articles/04-12-19-47/103315.html.

[73] Das meine ich ernst: im digitalen Zeitalter liegen dazu inzwischen hunderte von tausende Fotos und Videos vor, sowie hunderte von tausenden von schriftlicher Zeugnisse. 

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Hallo Kyrylo,

 

ich danke dir sehr für einen weiteren Teil :) Bisher der beste meiner Meinung nach. Den ersten Teil fand ich inhaltlich etwas schwachbrüstig, der zweite Teil war inhaltlich echt stark, der Exkurs zu linkem Antisemitismus hat dir glaube ich viele Feinde geschaffen und mich in meiner linken Identität ziemlich getroffen. Über deine dort gefällten Aussagen werde ich wohl noch eine Weile nachdenken müssen.

 

Dieser Teil hier gefällt mir besonders gut, weil er fundiert und gut recherchiert mit deutschen Mythen über die separatistische Bewegung im Donbass aufräumt. Ich freu mich auf Teil 4 :)

 

Grüße aus Moskau!

 

P.S. Ich weiß, du hast mich nicht zu überzeugen brauchen, aber vielleicht kannst du mit dem positiven Feedback trotzdem was anfangen. Wenn ich mir die Kommentare zu deinen Texten anschaue, dann glaube ich übrigens, dass du tatsächlich was erreichst.

freut mich sehr. Und ja, mal schauen, vielleicht ändert sich was ein bisschen tatsächlich.

 

Grüße aus Kiew!

WTF? Schreib doch einfach ein Buch, Kamerad....

Ist aber nicht so einfach: Einerseits wenden sich meine Texte an eine linke Leserschaft (was bei einem nicht-linken Verlag schlecht ankommt), andererseits komme ich damit, was ich so zu sagen habe, nicht so gut bei einem linken Verlagen an.

 

Liegt wohl nicht daran, dass linke Verlage nichts zum Thema Ukraine veröffentlichen wollen, oder dass sie zu hohen Anforderungen an die Texte haben. Ganz im Gegenteil. Auch ohne Russisch-Kenntnisse - von der Kenntniss der ukrainischen Sprache mal ganz zu schweigen - kannst du heute ein ganzes Buch über die Ukraine schreiben, dasselbe einem linken Verlag anbieten und das erfolgreich veröffentlicht zu haben. Sachkenntnisse sind dabei nicht so entscheidend. Da muss bloss die Linie eingehalten werden: pro-faschistischer Putsch, bedrohter Putin usw.

die Buchmacherei in Frage? Ich kenne Danyluk und co. nicht so super, aber vom bisherigen Programm würde das eigentlich passen.

Wie es von der Moskauer 5. Kolonne in Deutschland mittgeteilt wurde, gibt es bald/schon die Brigade Prisrak nicht mehr.

Das steht schon in der "neurussischen" Newsfront. Auch der Tobias Pfennig* (Antiimperialaistischen Aktion) lässt die Heldenbrigade grüssen: A last salute to battalion Prizrak, which just announced its disbandment!

 

Die Nachricht wurde bei der FB-Seite der Antiimperialistischen Aktion am 7. Januar gepostet. Muss man noch prüfen, aber womöglich war die Prisrak schon zum Zeitpunkt der Markows Ansprache bei der Rosa-Luxemburg-Konferenz bereits tot. Jedenfalls soll man und frau seine Rede vor dem Hintergrund dieser Informationen sehen - das verleiht ihr eine tiefere, tragische Dimension. Ich frage mich bloss, wie lange die PR-Abteilung der Brigade so tun wird, als ob es Prisrak immer noch existiert.

 

Und ja: Ich dachte eigentlich, dass die Betreuer aus Moskau die "kommunistische" Brigade noch lange dulden werden - allein wegen des propagandistischen Nutzens.

 

 

*Alias Nase - ein zumindest für meine ausländischen Ohren seltsamer Spitznahme für so einen Antiimperialistischen Faschismusbekämpfer.

Der Artikel ist teilweise einfach nur lächerlich. Dass es in der Ostukraine jede Menge dubiose und auch offen faschistische Gestalten gibt, weiß mittlerweile doch jeder, dafür wäre also so ein langer Text nicht nötig gewesen. Aber es geht ja auch um was anderes: den ostukrainischen Widerstand gegen den Kiewer Faschismus grundsätzlich zu delegitimieren und darum, Antifaschisten (ohne Anführungszeichen), die darin kämpfen, in die rechte Ecke zu stellen. Was ist also der Vorwurf an Markow und seine Leute? Dass sie in der Ostukraine für die "Volksrepubliken" kämpfen? Im Rest der Ukraine ist es unmöglich geworden, als Kommunist politisch tätig zu sein, weil man dann schlicht umgebracht wird. Berichte darüber gibt es genug. Kann man also Markow wirklich vorwerfen, dass er die einzigen Gebiete der Ukraine verteidigt, in denen kommunistische politische Arbeit noch halbwegs möglich ist?

Abgesehen davon verharmlost der Artikel ganz offensichtlich das ukrainische Putschregime, betet die antirussische Propaganda des Westens nach (die Ukraine als Opfer eines bösen, aggressiv-expansionistischen Russlands) und geht vollends auf den Standpunkt der Bourgeoisie über, wenn es um antikommunistische Hetze geht (mit jemandem, der über "Stalinismus" redet, braucht man in der Regel eh nicht zu diskutieren).

 

No pasarán!

Es ist halt einfach absurd, 10 Seiten darüber zu schreiben, ob Mosgowoj ein Nationalist war oder nicht und dabei den ganzen Charakter des Konflikts zu unterschlagen. Natürlich stimmt es, dass der Konflikt nicht primär einer zwischen Faschismus und Antifaschismus ist - sondern ein Stellvertreterkonflikt im Neuen Kalten KRieg des Westens gegen Russland. Dann muss man das aber auch so sagen. Und dann ist es eben nicht das Wichtigste, wie einzelne Figuren auf Volksrepubliken-Seite zu bewerten sind, sondern dass die Volksrepubliken im Moment objektiv das einzige sind, was dem Durchmarsch des von der NATO alimentierten westukrainischen Neonazismus noch im Weg steht. Man muss sicher kein Freund Putins sein, um diesen simplen Zusammenhang zu verstehen. In wessen Interesse wäre denn ein Untergang der Volksrepubliken? Wäre das ein Schlag gegen den Faschismus, wie der Autor des Textes zu meinen scheint, oder wäre es im Gegenteil ein Sieg des Faschismus? Wer noch einen Bezug zur Realität hat, muss doch wohl erkennen, dass der Putsch in der Ukraine (gemeinsam mit den Entwicklungen in Polen, Ungarn, dem Baltikum, Frankreich usw) ein Meilenstein in der Faschisierung Europas ist.

Über den chauvinistischen und reaktionären Charakter eines großen Teils der Kräfte, die in der Ostukraine gegen das Kiewer Putschregime kämpfen, wurde im Übrigen in der hier an den Pranger gestellten jungen Welt immer wieder berichtet, u.a. in den durchaus sehr differenzierten Berichten von Rainer Lauterbach. Wenn hier also so getan wird, als wäre man der erste, der herausgefunden hat, dass in der Ostukraine nicht nur politisch korrekte Saubermänner unterwegs sind, ist das etwas absurd.

 

Solidarität mit den Kommunisten in der Ostukraine!

Inwiefern unterscheiden sich die Urkainischen Nazis von den Russischen?

Dein toller Putin hat Marie Le Pen Millionen €uros für den Wahlkampf gegeben und daneben noch 6 andere europäische Naziorganisationen.

Nicht sehr glaubwürdig für einen "Antifaschisten" oder? 

http://www.focus.de/politik/ausland/putins-rechtspopulisten-neun-million...

ALLE die Putin im geringsten kritisieren weil er 40 Millionen Euros für die Wahlen als Wahlkampfkredite an die verschiedensten europäischen Naziorganisationen rausgehauen hat sind Bandera. Alle die den antifaschistischen Charakter von Putins Wahlkampfmillionen für die ungarische Jobbik , die französische Front national, der englischen UKIP von Farage und einige anderen Nazivereinen denen so ins EU-Parlament verholfen wurde anzweifelt, ist Bandera, Bandera , Bandera-Inflationära und der OberOber-Bandera überhaupt. Googelt doch mal Bandera. Ihr habt alle Sex mit Bandera gehabt wenn ihr nich bis zur Hüfte in Putins Popo kriecht und man sollte euch wie Pussy Riot in ein Arbeitslager stecken, die haben sich immerhin erdreistet auf Meinungsfreiheit basierend Musik zu machen die Putinkritisch ist was sie zu einer Horde Banderas macht. Nur Putin ist gut und ihr ganzen Banderas wagt ihn zu kritisieren. Googelt doch mal bitte Bandera und was der alles gemacht hat. Titanic versenkt, Pest erfunden in der Antike und auch für den Kilmawandel und die Tsunamis ist Bandera ebenfalls verantwortlich, warum sysmphatisiert ihr mit Bandera in dem ihr Dinge kritisch hinterfragt anstatt einfach blind Putin zu glauben? Überall Banderas außerhalb der russischen Medienzensur. Antonio Banderas ist bei seinem Namen ebenfalls höchst suspekt. Und die Klitschkobrüder diese Banderas, geben offen zu manchmal Brot zu essen und das OBWOHL hinrechend erwiesen ist das Bandera auch manchmal Brot gegessen hat. Aber den Zusammenhang will natürlich Niemand sehen. Googelt doch mal bitte Bandera. Informiert euch über Bandera.

Ihr wollt den Unterschied zwischen russischen und ukrainischen Nazis wissen? Die ukrainischen Nazis sind Bandera und die Wurzel allen Übels, die russischen Nazis sind sehr nützlich und tun das selbe wie die anderen Nazis denen Putin so viel Geld in den Arsch gebalsen hat, versteht ihr Banderas das nicht?

 

Wer in diesem Posting Sarkasmus findet darf ihn behalten, ändert aber nichts an der Tatsache das er ein Bandera ist. 

ist das viele Geld was Putin den ganzen Faschistischen Parteien als Wahlkampfhilfe in den Arsch gesteckt hat.

die Volksrepubliken im Moment objektiv das einzige sind

"Objektiv" soll hier heissen, dass die Ukrainer*innen einen riesen Haufen Mist im Namen der Geschichte/Antiimperialismus/Geopolitik geniessen dürfen? So quasi entspannt und ohne sich dabei zu beklagen?

 

Es ist irgendwie immer ähnlich mit diesem "objektiv". "Die Antifaschisten von Novorossija, die sind vielleicht ein bisschen nationalistisch und so, aber objektiv..." usw. Vielleicht geniesst ihr selber so was ganz schönes im Namen der Geschichte und Fortschritts ohne den Ukrainer*innen dasselbe zu empfehlen? So auf ein kleines schönes Inselchen abhauen, um dort eure Ideale bis in den Abgrund hinein auszuleben?

 

Solidarität mit den Kommunisten in der Ostukraine!

Ähmmm.... mit welchen? Welche der bewaffneten Einheiten oder Zusammenhänge meinst du denn genau? 

man in der Regel eh nicht zu diskutieren"

 

Du willst sagen, dass es antikommunistische Hetze sei, über Stalinismus zu reden? So mit Anführungszeichen?
Oh Mensch. Das ist so krass wahrheits- und menschenfeindlich, in dem Kommunismus den Du Dir offensichtlich wünscht, will ich nie und nimmer leben. Würde ich auch nicht lange und viele andere auch nicht.

 Antifaschisten (ohne Anführungszeichen), die darin kämpfen

(Vielleicht erreicht mein Brief den unbekannten Kenner, vielleicht berührt ihn meine kärgliche  Bitte...)

 

Die gibt es also, die wahren Antifaschisten von Novorossia!

Mein Werter, ich flehe Sie an, klären Sie mich auf, nennen Sie mir die Namen von den echten Antifaschisten, die in den Steppen von Donezk die putsh-faschistische Horden bekämpfen. Oh weh, wie lange habe ich nach ihnen gesucht! Und wie tief war meine Enttäuschunt jedesmal!!! Doch nachdem ich von Ihnen erfahren habe, nachdem die Existenz des Trägers Des Geheimen Wissens mir bewusst wurde, steigt meine Hoffnung verjüngt aus der mehrfach verbrannten Arsche empor und wieder will ich an die hohen Ideale glauben! Wollen Sie mir mindestens einen einzigen Kampfverbund derjenigen ohne Anführungszeichen verraten? Oder noch besser ein paar gleich?

Stossen Sie mich nicht ab,

Euer ergebene Dienerin,

Ukrainistan Prostitute, die nach dem Weg der Verbesserung sucht...

Dagegen sucht man bei Mosgowoj vergeblich nach Verklärung der UdSSR, antifaschistischen Motiven oder sonst etwas »Linkem«.

äh Verklärung der UdSSR ist links? Hoffentlich NICHT!

Ich meinte bloss, dass bei dem dichtenden Mosgowoj nicht mal die Verklärung der UdSSR anzutreffen ist. Daher auch Anführungszeichen wenn ich vom sonst etwas "Linkem" spreche.

 

Wenn wir aber schon dabei sind - ja, auch im heutigen Deutschland sieht ein nicht so ganz gering zu schätzender Teil der Linken etwas ganz Progressives in der DDR- bzw. UdSSR-Nostalgie und ist immer wieder bereit auch solchen Dreck der Geschichte wie Stalinismus oder Staasinismus reinzuwaschen.