Berlin: Autonome Vollversammlung 13.01.2010

Das Bethanien

Am 13. Januar 2010 fand im New Yorck 59 (Bethanien) in Berlin die monatliche Autonome Vollversammlung (AVV) statt. Etwa 50 Personen nahmen an der AVV teil, diskutierten über Antirepressionsarbeit, aktuelle Geschehnisse in Berlin und die Organisation der AVV. Die Polizei überwachte wie gewohnt auch diese Veranstaltung, eine gemeinschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Überwachung gab es jedoch nicht.

In einer Einladung zur Autonomen Vollversammlung wurde diesmal angekündigt, dass die angenommene Überwachung des Veranstaltungsraums durch Repressionsorgane, beispielsweise durch ZivilpolizistInnen die vor dem Veranstaltungsort stehen oder durch Wanzen die im Veranstaltungsraum angebracht sind, nicht hingenommen werden kann. Angeregt wurde, dass sich eine halbe Stunde vor dem Beginn der AVV zwei Gruppen finden können. Eine Gruppe die den Veranstaltungsraum nach Wanzen und versteckten Mikrophonen absucht und eine Gruppe die die Gegend nach ZivilpolizistInnen absucht, um die angetroffenen ZivilpolizistInnen gemeinschaftlich zu verweisen und die Observation zu dokumentieren.

Gegen 19 Uhr waren jedoch noch keine TeilnehmerInnen anwesend. Etwa um 19 Uhr 20 fuhr eine Zivilstreife mit zwei szenekundigen Beamten des Landeskriminalamt vor das Bethanien und observierte die eintreffenden TeilnehmerInnen. Einige ankommende TeilnehmerInnen nahmen diese recht offene Observation wahr, andere bemerkten sie Observation nicht. Die Observierung wurde durch "Nichtverhalten" hingenommen, eine gemeinschaftliche Intervention in die Observation oder eine Diskussion darüber gab es nicht. Auch wurde der Veranstaltungsraum nicht gemeinschaftlich nach Wanzen und versteckten Mikrophonen durchsucht. Bis auf eine kurze Thematisierung der Handys (Handy als Wanze und Bewegungsmelder) wurde auch nicht die mögliche technische Überwachung des Veranstaltungsraums und Gegenmassnahmen diskutiert.

Zu beginn der Autonomen Vollversammlung gab es ein grosses Schweigen. Wer würde anfangen und wer hatte etwas vorbereitet? Alle schauten sich ratlos an bis irgendwer fragte, ob etwas vorbereitet wurde. Daraufhin wurde der Einladungstext vorgelegt und gesagt, dass ein AVV-Vorbereitungstreffen notwendig ist. Ein Teil der Einladung wurde vorgelesen, einige wichtige Topics dann aber doch nicht diskutiert.

Eine längere Diskussion über das Thema Antirepressionsarbeit entwickelte sich. Die vorgeschlagende "Operative Antirepression", also das Beobachten von und das Intervenieren in Repression (z.B. bei geplanten Festnahmen auf Demonstrationen, die festzunehmende Person auf die geplante Festnahme hinweisen), wurde eher abgetan. So etwas würde ja schon von Einzelpersonen gemacht und darum brauch das nicht in Gruppen organisiert werden, war zum Beispiel eine Meinung dazu. Gelobt wurde diesbezüglich die Broschüre "Polizeibericht Berlin 2009" der "Autonome(n) Gruppe". Anschliessend wurde bemerkt, dass die Seite "sondereinheit.fateback.com", dort wurden ZivilpolizistInnen geoutet, abgeschaltet wurde. Es wurde diskutiert, ob es nicht eine neue Seite geben müsste. Der Verlauf dieser Diskussion soll im Einzelnen nicht veröffentlicht werden.

Ein Flyer-Entwurf für ein neues Format von "Was tun wenn´s brennt?" soll auf der nächsten Autonomen Vollversammlung vorgestellt werden, wurde beschlossen. Als dann das Thema COP15 zur Sprache kam, stellte eine Person die Cop15-Antirepressions-AG vor. Das ist eine offene Soligruppe die sich mit den Inhaftierungen und Gerichtsverfahren von bzw. nach den Kopenhagener Klimagipfel-Protesten befasst. Die Gruppe trifft sich am Sonntag, den 24. Januar 2010 um 18 Uhr im New Yorck 59. Alle die an Antirepressionsarbeit interessiert sind können sich da vernetzen und etwas gegen die Repression die der COP15-Gipfel hervorbrachte tun. Die Homepage der Soligruppe lautet cop15antirep.blogsport.eu - Dort kann sich über den Stand der Dinge informiert werden.

Nun informierten BewohnerInnen des Wohnprojekts Liebigstrasse 14, dass vom 28. Januar bis zum 6 Februar 2010 ein Anti-Räumungs-Festival stattfinden wird. Menschen die sich da miteinbringen wollen werden auch noch gesucht. 10 Tage wird es rund um das Haus Live-Konzerte, Infoveranstaltungen, Performances, Pyro, Ausstellungen, Workshops, Kabarett, Aktionen, Tanz, Lesungen, Installationen, Feuertonnen, Kino, Puppenspiel, Kinderaction, Theater, Futter, Bar, Diskussion, Party und vieles mehr geben. Plakate gibt es für das Festival auch schon, fleissige PlakatiererInnen können sich gerne bei der Liebigstrasse 14 melden. Eine Ankündigung für Transparente malen gab es dann auch. Mehr Informationen gibt es zur Liebigstrasse 14 unter liebig14.blogsport.de - Das ist auch die Homepage, wo Informationen über die Liebigstrasse 14 verifiziert werden können.


Auch jemand von der FAU war anwesend und schilderte die Lage der Gewerkschaft. Der Betreiber des Kino Babylon reichte Klage gegen die FAU ein, nachdem diese sich aktiv gegen die prekären Arbeitsbedingungen der Angestellten wehrte. Daraufhin wurde der FAU der Gewerkschaftsstatus aberkannt. Auf der Webseite www.fau.org/ortsgruppen/berlin gibt es genauere Informationen dazu. Anschliessend wurden auch über die Angriffe auf linke Projekte in Berlin-Neukölln gesprochen. Es soll bald eine "Lange Nacht der Soliparty´s" geben, um die Kosten für die entstandenen Schäden zu decken. Bei den Themen "FAU" und "Angriffe auf linke Projekte in Neukölln" fiel auf, dass Input fehlte. Ein spektrenübergreifendes Bewusstsein schien sich bei den meisten TeilnehmerInnen der AVV noch nicht entwickelt zu haben.

Der letzte und wichtigste Punkt ging über die Struktur der AVV selber. Um das Ganze ein bisschen mehr zu beleben, werden sich einige - so kündigten sie es an - über die Struktur Gedanken machen und auf der nächsten AVV ihre Ergebnisse vorstellen. Ein festes Vorbereitungstreffen stiess auf wenig Resonanz. Einige TeilnehmerInnen wünschten sich, dass jede Autonome Vollversammlung ein grosses Thema hat, über das sich dann unterhalten werden kann. Bei der konkreten Aufgabenverteilung für die nächste AVV taten sich die meisten TeilnehmerInnen etwas schwer.

Da am 13. Februar 2010 in Dresden Neo-Nazis blockiert werden, beschloss die Autonome Vollversammlung die nächste AVV nich wie gewohnt am 13. stattfinden zu lassen. Die Autonome Vollversammlung wird um einen Tag, auf den 14. Februar 2010 verschoben.

Fazit:

Die Autonome Vollversammlung war wieder gut besucht. Das ändert aber nichts daran, dass eine richtige Diskussion kaum zustande kam. Auch eine konkrete Gruppen- und Aktionsfindung wurde nicht erreicht. Ziel einer VV ist es nicht nur zu informieren, sondern auch sich zusammenzufinden und gemeinschaftlich etwas zu verändern.

Die nächste Autonome Vollversammlung findet am 14. Februar 2010 im New Yorck 59 (Bethanien) statt. Die AVV beginnt wie gewohnt um 19 Uhr 30. Topics (Diskusionspunkte) werden dann vor Ort gesammelt. Grussworte, Anregungen oder Anliegen an die Autonome Vollversammlung die ihr nicht persönlich vortragen könnt, könnt ihr an die E-Mailadresse autonome_vollversammlung-at-riseup-dot-net schicken. Wir freuen uns besonders, dass es nun auch eine Autonome Vollversammlung in Bremen gibt und wünschen uns eine bundesweite Vernetzung der einzelnen AVVs.

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verschickt oder macht ihr keine protokolle?

ihr müsst ja keine namen oder dummes zeug reinschreiben.

...

und warum diskutiert ihr sowas, wie das offensichtlich kritisierte verhalten, nicht intern weiter?

ist das den leuten nicht klar?

...

vielleicht ist es sowieso egal?

weil eh die meisten bekannt sind, regelmäßig hingehen, und "nur die neuen" vorsichtig sein sollten?

sollten die dann nicht besser, zb vor abfilmen, abfotografieren, gewarnt werden?

...

wenn ihr glaubt der raum sei verwanzt, warum trefft ihr euch nicht woanders? oder sucht ihn an einem andern tag ab wenn es nicht so auffällt, zb mit lauter musik?

...

ist das nicht vielleicht auch egal, weil eh alles hier ins indymedia geschrieben wird was besprochen wurde und leute alles was sie anstellen wollen würden wenn sie es wollen würden eh für sich behalten sollten...

 

???

 

 

was ist mit denen die dann vielleicht noch in der gesa sind?


ok, die brauchen dann eh erstmal ne pause, oder wie?


naja, besprochen ist beschlossen, usw, ne...



tschuldigt, daß mir so viele fragen auf den nägeln brennen...

 

lässt sich das bethanien überhaupt so gut überwachen? gibt es da nicht viele nebeneingänge, oder sind die alle verbarrikadiert? ok, das werdet ihr jetzt nicht verraten, aber trotzdem komisch, daß angeblich ein wagen mit zwei typen gereicht haben soll um 50 leute zu "überwachen"...

 

 

 

1. kein ausführlicher bericht mehr im inet sondern nur noch die themen, tops.

1.1. d.h. keine personenzahlen nennen, keine randerscheinungen erzählen, außer es gab vielleicht ne auseinandersetzung mit nazis, bullen, usw, dann aber auch nur soweit wie nötig.

 

2. ankündigung für die nächste vv auch nur kurz mit thema. also: wenn ihr über das und das reden und euch organisieren wollt, bzw orientierung zum organisieren braucht, kommt dann und dann, usw.

 

3. ausschließlich, wenn überhaupt sachlich berichten, dh keine wertung rein, außer die vv hat es einstimmig, einvernehmlich, konsensual, so besprochen, beschlossen.

Das Bethanien ist kein besetztes Haus, also nicht verbarrikadiert. Und überwachen lässt sich das leicht, konntest Du doch lesen. Die Polizei stellt sich vor den Eingang und sieht alle die da reingehen.

 

Zum internen verschicken von Protokollen: Die AVV ist kein klandestines Treffen, sondern öffentlich. Ein Protokoll ist dazu da, dass Menschen die nicht da waren und da sein konnten mitbekommen können um was es so in etwa ging. Bei der AVV gibt es auch keinen Führer und keine Führerin, ein Kritikverbot wäre also enorm lächerlich. Aber wenn gesagt wird "Schreib das bitte nicht ins Protokoll", dann wird das auch nicht ins Protokoll kommen und somit auch nicht in einem Indymediabericht.

 

Zum gut geordneten Vorschlag:

 

1. Wenn nur noch Themen und Tops im Bericht stehen, dann bekommen Menschen die nicht da waren nicht mit über was inhaltlich gesprochen wurde. Wozu dann noch ein Protokoll? Dann können wir gleich ein geschlossenes, klandestines Treffen machen - Wobei wir aus Angst vor VS-InformantInnen und Wanzen da auch nicht frei reden würden.

 

1.1. Wir haben auch nicht genau gezählt. Das war nur eine Schätzung, die die Polizei wie gesagt auch machen konnte. Wir haben auch überlegt, ob wir eine Personenanzahl reinbringen sollen. Das ist aber in solchen Berichten bisher Standard. Die erste AVV 2007 hatte demnach etwa 300 TeilnehmerInnen. Was ist mit Randerscheinungen gemeint?

 

2. Da wir diesmal uns vorher kein Thema ausgesucht haben, ist die Ankündigung eh lückenhaft. Ansonsten: Was haben wir diesbezüglich falsch gemacht? Denn so wie Du es schriebst, haben wir das auch gemacht.

 

3. Das kannst Du vergessen! Du willst entscheiden was sachlich ist? Wenn geschrieben wird, "das und das war geplant, aber die TeilnehmerInnen haben nichts auf die Reihe bekommen", dann siehst Du darin eine subjektive Wertung, andere sehen darin Sachlichkeit. Es ist wichtig kritikfähig zu sein, und vor allem seinen Mitmenschen gegenüber ehrlich zu sein! Bei so einer heterogenen Versammlung kannst Du auch lange auf einen Konsens warten. Manchmal ensteht zwar so etwas wie eien Hegemonie, wo sich KritikerInnen nicht trauen etwas zu sagen und die Redenden glauben, dass alle das gut finden was gesagt wird, aber eine Konsensentscheidung ist kaum möglich.

 

Und wenn nichts gemacht wird, dann wird auch nichts gemacht.

ok, danke.


vor allem das mit dem öffentlich war mir leider vorher nicht so ganz klar.


aber dann heißt es ja eigentlich auch nur daß es dabei um autonomie, also unabhängige (autonome) politik, und vielleicht auch praxis geht...


dann, also gut. mehr davon, überall!