Am Donnerstagabend fanden in Marzahn zwei Veranstaltungen von Neonazis statt. Zu der ersten hatte die neonazistische Gruppe „Wir Für Berlin & Wir Für Deutschland“ aufgerufen. Unter dem Titel „2. Abendspaziergang für eine angemessene Politik“ wollten Veranstalter Enrico Stubbe an die letzte „Wir Für Berlin“/BÄRGIDA Demonstration am 2.11. an der S-Bahnstation Springfuhl anknüpfen (LINK ZU BERICHT). Das scheiterte kläglich an der geringen TeilnehmerInnenzahl von knapp 50 Neonazis, anstatt wie am 2.11. 160 Personen.
Die Gruppe fand sich gegen 18:30 am Parkplatz am S-Bahnhof Marzahn zusammen, wo sie erst einmal eine Runde herum standen.
Auf der anderen Straßenseite, am Ausgang des Eastgates an der Marzahner Promenade fanden sich in klarer Konkurrenz Neonazis um René Uttke ein.
Uttke hatte seine Feindschaft gegenüber Enrico Stubbe und seiner BÄRGIDA/Wir Für Berlin Crew schon im Vorfeld deutschlich zum Ausdruck gebracht. Auf twitter beleidigte er die Gruppe:
#Marzahn: Die Klapse möchte dringenst ihre Patienten von "Wir für Berlin"...einsammeln . Übermäßiger jenuss von Alk macht Birne hohl .
Uttkes Veranstaltung war dagegen noch kleiner, knapp 25 Neonazis aus dem Umfeld der Bürgerbewegung M-H hatten sich eingefunden um mit Reichsfahne und 2 Transparenten stundenland herum zu stehen. Die Kundgebung am Eastgate war nicht die erste an diesem Tag: Am Vormittag versammelten sich René Uttke, Patrick Krüger und Kameraden am Jobcenter Marzahn in der Rhinstraße und hielten eine kleine Kundgebung ab. Danach ging es wohl zur Landsberger Allee Ecke Blumberger Damm, an dem sich Uttke nach Ablauf seines Aufenthaltsverbots wieder aufhalten darf.
Dritte und letzte Station war dann das Eastgate, wo Uttke mit seinen Kameraden laute Nazimusik spielte und zwischendurch kurze Redebeiträge hielt. Dabei legte er es vor allem darauf an die Truppe von Enrico Stubbe und ihre Demo als „Verrat am Volke“ zu beleidigen, ihnen zionistische Ambitionen zu unterstellen und Ähnliches.
Als die Demonstration von Wir-Für-Berlin dann startete waren über den Busbahnhof vorm Eastgate laute Volksverräter Rufe zu hören, mit denen sich die beiden Nazigruppen gegenseitig beleidigten.
Die Nazitruppe von Wir-Für-Berlin zog vom Eastgate auf dem Gehweg über die Märkische Allee hinauf in Richtung S-Bahnhof Raoul-Wallenberg-Straße, in die Franz-Stenzer-Straße, Raoul-Wallenberg, Landsberger Allee, Pöhlberg Straße auf den Blumberger Damm.
Von Dort ging es bis zur Landsberger Allee, in die sie ein bogen in Richtung Blumberger Damm und der dortigen Containerunterkunft für geflüchtete Menschen. In Sichtweise zur Unterkunft endetete die Veranstaltung, ca. 200 Meter davor.
Danach verzogen sich Nazigruppen in den Kiez ohne weiter von der Polizei behelligt zu werden. Wir-Für-Berlin hat auf Facebook angekündigte ihren „Abendspaziergang“ als regelmäßige Veranstaltung nun wöchentlich zu veranstalten. Dabei versuchen sie an die zeitweise sehr erfolgreichen Nazi-“Montagsdemos“ von Uttke anzuknüpfen, ob ihnen dies gelingt bleibt abzuwarten.
Jedoch lässt sich feststellen das es nun mehr zwei in Konkurrenz stehende Nazigruppen in Marzahn-Hellersdorf gibt, die es schaffen parallel eine nicht unbeträchtliche Zahl AnhängerInnen auf die Straße zu bringen.
Die Strategie der Polizei waren an diesem Abend wieder einmal eindeutig: Während die wenigen Gegendemonstrat_innen und Antifaschist_innen immer wieder an unterschiedlichen Ecken kontrolliert wurden konnten sich die Neonazis frei bewegen.
Eine Gruppe von ca. 6 Nazis konnte gegen ca. 18:30 einen Geflüchteten nahe der S-Bahnstation Raoul-Wallenberg-Straße angreifen. Die Täter waren schwarz gekleidet und vermummt und schlugen mit einer Eisenstangen zu wie beobachtet wurde. Als Personen versuchten einzugreifen wendeten sich die Nazis gegen sie und jagten sie.
Währenddessen wurden vermeintliche Gegendemonstrat_innen an allen Ecken kontrolliert und Personalien aufgenommen.
Antifa in die Offensive!
Eine Gegenveranstaltung gab es an diesem Abend nicht, abgesehen von einigen spontaten Sprechchören vorm Eastgate. Antifas und Zivil gesellschaftliche Kräfte aus dem Bezirk hatten am Donnerstag auf Gegenprotest verzichtet und den Nazis das Feld überlassen. Umso schöner das es Antifaschist_innen spontan schafften entlang der Route immer wieder zu protestieren.
Während Planungen zur Silvio-Meier-Demo laufen konnte an diesem Donnerstag nicht einmal eine kleine Gegenkundgebung organisiert werden. Das Nazis sich selbstbewusst und frei im Umfeld von Veranstaltungen bewegen und Menschen angreifen gehört in Marzahn schon viel zu lange zum Standardprogramm. Während ein Blick in die Chronik des Berliner Registers für rassistische und rechte Vorfälle genügt, um die Eskalation rassistischer Gewalt in den letzten Monaten nach zu vollziehen, scheint der antifaschistische Gegenprotest eingeschlafen zu sein.
Unbeeindruckt planen die Neonazis der NPD mit Unterstützung von Uttke und Krüger eine Demonstration in Hellersdorf für den 30. November. Die Demo an einem Montagabend soll von der Zossener Straße / Alte Hellersdorfer Straße um 18:30 Richtung Cottbusser Platz laufen. Dort befindet sich die Unterkunft für Geflüchtete in der Maxie-Wander-Straße, die 2013 Aufhänger für den neonazistischen Protest der ehemaligen Bürgerbewegung Hellersdorf war.
Uttke und Krueger
Uttke und Krueger sind wegen gemeinschaftlich begangenem Bankraub mit Geiselmitnahme vorbestraft, in Tateinheit mit Bandenbildung, unerlaubtem Waffenbesitz und Koerperverletzung.
Sind die richtigen sich fuer recht und ordnung einzusetzen.
Im Umfeld
Im Umfeld der beiden Naziaktivitäten wurde eine Gruppe von 12-15 Nazis beobachtet die offensichtlich die Nähe zu dem "Nazi Spaziergang" und der "Kundgebung am Eastgate" bewusst vermied. Deren Ziel war offensichtlich aus dem Schutze der wenig beleuchteten Innenhöfe der dortigen Wohnanlagen heraus AntifaschistInnen die den "Nazispaziergang" seitlich protestierend begleiteten , gemeinschaftlich zu überfallen. Dieses wurde zumindest einmal direkt beobachtet.
Ein Passant der die Gruppe auf einem dunklen Parkplatz, wo sie sich gerade berieten, in 15 m Entfernung passierte, wurde offensichtlich für einen Antifaschisten gehalten und sofort rennend verfolgt. Der Mann entkam der Verfolgung nur weil ein Auto das die Nazis für ein Zivil Einsatzfahrzeug der Polizei hielten, in die Situation hineinfuhr. Der Angriff wurde abgebrochen und die Gruppe verschwand geschlossen in einem Durchgang zwischen den Häusern. Der verfolgte Mann war offensichtlich ein Anwohner, da er kurze Zeit später einen der umliegenden Hauseingänge aufschloss und dies Haus dann auch betrat.
Sie bewegten sich geschlossen als Gruppe und zogen sich mehrfach in dunkle Bereiche zurück um ihr gemeinschaftliches Vorgehen zu besprechen. Es waren ausschließlich junge Männer von 20 bis 25 Jahren. Alle fast durchgängig schwarz gekleidet.
Die Beobachtenden rechnen in Zukunft bei ähnlichen Anlässen in ähnlichen Situationen mit der Wiederholung dieser Strategie von dieser "Nazi Gruppe". Von der Polizei wurde diese Gruppe offensichtlich nicht erkannt und lokalisiert.
Eine Aufgabe für entsprechende antifaschistische Kräfte bei der zumindest die Polizei kein störender Faktor mehr ist!
Die Abreise der Nazis die nach Beendigung des "Spazierganges" wurde mittels der Straßenbahn und der Begleitung von ca. 5 Hundertschaftsbullen bewerkstelligt. Die Fahrzeuge der Bullen wurden parallel zu fahrenden Straßenbahn mitgeführt.
Wenige Stationen später stiegen einige Nazis aus um in eine an der Straßenbahn umzusteigen.
Dort soll es zu einer Auseinandersetzung mit einem Fahrgast gekommen sein, in Folge es bei den Nazis zu leichten Verletzungen gekommen sein soll.
Fazit ist, das während der Anreise, der Durchführung und der Abreise der Nazis dort und unter ähnlichen Bedienungen große Aufgaben aber auch Spielräume für antifaschistisches Agieren vorhanden sind.
Interessant, aber
unklarer Bezug
Glambecker Ring
Im weiteren Abendverlauf wurden ca. 3-5 schwarzgekleidete Nazis dabei gesehen wie sie sich ebenfalls Ecke Blumberger Damm in dunkle Bereiche Richtung Flüchtlingsunterkunft verzogen. Ein wesentlich älterer Glatzkopf stand durchgehend telefonierend mit Blick zur Kreuzung Blumberger bei seinem golfähnlichen PKW mit gotischem "Ostdeutschland" Schriftzug. Knapp 30-45 Minuten später fuhren 3 Polizei PKWs mit Blaulicht und sehr hohem Tempo den Blumberger Damm herauf. Zwischen 21 und 22 Uhr zogen sich 2 jüngere Nazidemoteilnehmer mit Mundschutz zur Bushaltestelle Leonhardstraße zurück und fuhren ab, kurz vorher verschwand einer mit blauer Daunenjacke mit Schlüßel im Hauseingang direkt dahinter. Der am PKW telefonierende (Mehrower Allee) war ca 35-40 Jahre alt. Gibt es Fotos von Uttke und Krüger ?
silvio meier
bilder
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