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Gestern versammelten sich linke Aktivisten aus verschiedenen Spektren und Organisationen, Gewerkschafter und zahlreiche Teilnehmer aus bürgerlicher Mitte zu einer Friedensdemonstration im Zentrum von Ankara. Zeitnah kam es inmitten der Versammlung zu 2 Explosionen - vermutlich durch Selbstmordattentäter - wodurch mittlerweile 128 Menschen starben, 68 Verletzte sich noch in kritischem Zustand befinden und über 500 verletzt wurden, jedoch außer Gefahr sind. Massenmedien sprechen von einem „Schwarzen Samstag.“ Zahlreiche Ungereimtheiten finden hingegen keine Erwähnung, begleiten aber auch hier wieder die aktuellen Geschehnisse in der Türkei zum Auftakt des Wahlkampfes.

Erst einmal könnte man sich fragen wie so etwas an einem Platz möglich ist, der sich 3km vom Polizeihauptquartier Ankaras, 1km vom hiesigen Geheimdienst „MIT,“ und 3km vom türkischen Parlament entfernt befindet. Weiterhin fiel auf dass die anwesende Polizei keine einzige Kontrolle durchführte, was bei tendenziell linken Veranstaltungen recht ungewöhnlich ist. Aber auch das plötzliche Verschwinden der Ordnungshüter kurz vor dem Anschlag und das anschließende Wiederauftauchen nach der letzten Explosion, lässt Fragen offen.

Nachdem die erste Bombe inmitten der Versammlung explodierte, wurde die zweite etwa 3 Minuten später genau in der Richtung gezündet, wo die meisten Demonstranten versuchten hin zu flüchten. Im Anschluss tauchten die türkischen Ordnungshüter auf einmal wieder auf und fingen nun allmählich an Taschen und Rucksäcke zu durchsuchen, wo selbstredend nichts mehr zu finden war. Damit nicht genug setzten die Beamten nun auf gewohnte Eskalation und machten von ihrem Gewaltmonopol Gebrauch. An Tränengas wurde hier nicht gespart und um Demonstranten anzugreifen traten (!) sie sogar auf die toten Körper der ersten Opfer des Anschlags, die ihnen im Wege lagen.

Eintreffende Krankenwägen wurden durch die Gewaltexzesse der Polizei daran gehindert Hilfe zu leisten, bis die Ordnungshüter ihr Treiben beendeten, an dem sie sichtlich Spaß hatten. Ob hier noch Leben hätte gerettet werden können bleibt offen.

Merkwürdig erschien auch dass der IS im Anschluss eine Gratulation für dieses Attentat aussprach für „wer auch immer das getan hat.“ Bekannt haben sie sich zu dieser Aktion also offensichtlich nicht. Eine Kooperation zwischen der türkischen Regierung und dem IS stellen in der Türkei nur noch die wenigsten in Frage, aber das dürfte die AKP nun in Erklärungsnöte bringen, die mittlerweile krampfhaft versucht die DHKP/C oder PKK hierfür unter Verdacht zu stellen, was nur noch absurd erscheint.

Die Propagandamaschinierie der AKP wird’s schon richten...

Premierminister Davutoğlu ließ schon kurz nach dem Anschlag verlauten dass man nicht alles glauben sollte was man auf sozialen Netzwerken so an Bildmaterial findet, was wie eine Vorbereitung erschien, da kurz darauf u.a. Facebook in der gesamten Türkei lahmgelegt wurden.

Seine Erklärung zum Vorfall wirkte schizophren als er sagte dass es am Anschlagsplatz gar keine Sicherheitsmängel gegeben habe und rief zusammen mit seiner „Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung“ (AKP) dazu auf dass nun alle türkischen Parteien zusammenhalten müssten.

Sprich: AKP, die faschistische MHP und die nationalistisch-kemalistischen Sozialdemokraten der CHP. „Alle, außer die demokratische Partei der Völker HDP,“ das konnte sich der Premier nicht verkneifen. Bis zum Abend rief er dann zusammen mit der AKP ganze 3 Trauertage in Folge aus.

Die Demonstranten in Ankara reagierten auf diese Erklärung und ließen fortan keine Presse der etablierten Medien mehr in ihre Versammlung hinein, die ohnehin alle von der AKP kontrolliert werden.

Nach zahlreichen Demonstrationen und Protestaktionen weltweit im Anschluss gab es zum heutigen Tag einige Gedenkveranstaltungen in verschiedenen türkischen Städten, die allesamt durch die türkischen Ordnungshüter intensiv kontrolliert wurden und damit zu extremen Verzögerungen führten. Das lässt sich nach vorangegangenem nur noch als Provokation verstehen.

Seit der Wahlschlappe der AKP vom 07.06.15 gehen mit dem gestrigen Anschlag zusammen mit den Ereignissen rund um Suruc und Cizre mittlerweile 694 Tote direkt oder indirekt auf das Konto der AKP, die seither verzweifelt versucht ihr Präsidialsystem unter Führung von Recep Tayip Erdogan mit Verhaftungswellen gegen links, Krieg und Gewalt zu erzwingen.

Wie die umstrittene Neuwahl am 01.11.15 in der Türkei dann ausgehen wird bleibt abzuwarten. Prognosen zu Folge nicht sonderlich gut für die AKP, die hierfür alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen wird. Erinnert sei an dieser Stelle auch gleich noch mal an die mysteriösen Stromausfälle ausgerechnet in kurdisch/alawitisch bewohnten Gebieten des Landes zur letzten Regionalwahl etc.

Dass die islamisch-konservative Partei sich mit einer weiteren Wahlschlappe einfach so abfinden wird, scheint unwahrscheinlich...

Weitere Links zum Thema:

Grüße vom IS:
http://odatv.com/isidciler-ankaradaki-saldiriyi-boyle-duyurdu--101015120...

Massaker in Ankara
https://www.jungewelt.de/2015/10-09/003.php?sstr=is|t%C3%BCrkei

Ankaras geheimer Krieg
https://www.jungewelt.de/2015/10-11/001.php?sstr=is|t%C3%BCrkei