Ich habe folgenden Artikel zum Thema Wirtschaftsflüchtlinge entdeckt. Ist jetzt keine wissenschaftliche Abhandlung, und auch nicht unitauglich, aber durchaus mal ein Statement: Was bitte ist ein Wirtschaftsflüchtling?
In erster Linie ist das nur ein Schlagwort im politischen Diskurs über #Asylgesetze #Asyl #Flüchtlinge usw., das impliziert, dass Menschen aus rein wirtschaftlichen Interessen in ein anderes Land kommen. Die Frage, ob das der Realität entspricht ist mehr als offen. Interessanterweise wird sie aber nur selten gestellt und noch seltener beantwortet.
Was sind denn diese wirtschaftlichen Interessen? Wo fängt wirtschaftliches Interesse an? Wirtschaftlichkeit wird definiert als:
"Übereinstimmung mit dem Prinzip, mit den gegebenen Mitteln den größtmöglichen Ertrag zu erwirtschaften oder für einen bestimmten Ertrag die geringstmöglichen Mittel einzusetzen" (Quelle: Duden: Wirtschaftlichkeit)
So, das lassen wir erstmal kurz sacken und überlegen uns mal kurz 2 Minuten lang, was das angewendet auf Menschen bedeutet...
Abgesehen davon, dass die bloße Vorstellung, Menschen dieser Definition nach einzuteilen, in mir eine schwer beschreibbare Mischung aus Brechreiz und unbeschreiblicher Wut auslöst, ist es einfach unmöglich Menschen daran zu messen, wie gewinnbringend sie verheizbar sind. Menschen stimmen nicht mit diesem Prinzip überein, können sie nicht, sollen sie nicht und wollen sie hoffentlich auch nicht.
Andererseits macht es mir das natürlich sehr einfach, schließlich bedeutet das eben auch, das ich Menschen, die andere in die Kategorie Wirtschaftsflüchtling einsortieren, auch genau daran messen können müsste. Also: Wie wirtschaftlich ist so ein #Kaltländer denn so? Ist er wirklich "wirtschaftlich"? Kann man nicht-wirtschaftliche #Kaltländer zur Wirtschaftlichkeit zwingen? Muss man das vielleicht sogar?
Wirtschaftlichkeit bedeutet nicht nur, keine Kosten zu verursachen, sondern maximalen Nutzen aus geringen Ressourcen zu ziehen! Grundsätzlich macht das Wort Wirtschaft in Verbindung mit dem Wort Flüchtling also einen Menschen zur Ressource. Mir ist schon klar, das Menschen das oft anders meinen, aber die momentane Debatte darüber, Flüchtlinge in nützlich ("Wir brauchen Zuwanderung von Fachkräften") und nicht nützlich ("Asylschmarotzer") einzuteilen legt genau diesen Schluß nahe. Abgesehen davon klingt in den Begriffen nützlich und nicht nützlich ein leichtes "wert" bzw. "unwert" mit, auch wenn fast jeder, der mit diesen Begriffen hantiert das energisch bestreiten wird. Unwert durch nicht nützlich zu ersetzen mag zwar eine neue Terminologie sein (so neu auch wieder nicht), zeigt aber doch sehr deutlich wessen Geistes Kind Leute sind, die so argumentieren.
Also, an alle "Besorgten Bürger", oder wie ihr Euch auch immer nennt: Wie sieht es aus, mit Eurer Wirtschaftlichkeit? Wie, Ihr bringt nicht maximalen Profit? Ihr verursacht sogar Kosten? Und jetzt? Achso, Ihr habt den richtigen Pass! Na dann... dann sind wir wohl doch wieder bei Blut und Boden, und das macht Euch zu was? Genau, zu nichts anderem als dreckigen Rassisten und Nazis!
Zurück zum Anfang: Was ist jetzt ein Wirtschaftsflüchtling?
Es gibt keine Wirtschaftsflüchtlinge! Egal, was irgendwelche Pegida-Flachpfeifen oder auch irgendwelche Politiker behaupten. (An die Politiker, die sich jetzt mit Pegida gleichgesetzt fühlen: Verhaltet Euch nicht so, dann hör ich auf Euch in einem Atemzug mit denen zu nennen! Solange ihr Debatten darüber führt, wer nützlich für #kaltland ist, seit Ihr genauso Pegida für mich, also nichts anderes als jämmerliche Rassisten die blöderweise auch noch Redezeit in den Nachrichten, Talkshows usw. bekommen!)Wenn es jemals welche gab, dann waren das Staatsbürger der DDR die 1989 versuchten über Ungarn, Tschechien, usw. in die BRD auszureisen. Damals sind viele wirklich aus wirtschaftlichen Gründen geflohen. Auch wenn mir das herumreiten auf "Ossis" ziemlich auf den Keks geht ändert das nichts daran, das viele ostdeutsche Flüchtlinge nicht "rübergemacht" haben, weil sie alle Staatsfeinde waren, und politisch verfolgt wurden, sondern sie wollten die vermeintlichen Segnungen der kapitalistischen Warenwelt.
Und was macht die damaligen Flüchtlinge zu Wirtschaftsflüchtlingen? Die Menschen sind nicht vor Armut geflohen, sondern sie wollten "rüber", weil sie (unter Anderem) ein wirtschaftlich "besseres" Leben wollten. Coca-Cola und Bananen statt Vita-Cola und Knusperflocken (ich weiß ich bin polemisch, aber das seit ihr doch auch)!
Und dem Gegenüber steht das:
Menschen die momentan als Wirtschaftsflüchtlinge bezeichnet werden, schaffen es oft nicht, zu Hause ihre Familie durchzubringen. Ihnen fehlt es an Allem und sie haben dort, wo sie herkommen keinerlei Perspektive. Darum machen sie sich auf, und suchen nach einem Auskommen für sich und ihre Familie, dass sie in ihrer Heimat nicht haben.
Nur um es mal zu erwähnen, es scheint in #kaltland momentan mehr als nötig zu sein:
Artikel 25
1. Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen, sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände.
(Artikel 25.1. der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte)
Alles, was hinter den oben genannten Bedingungen zurückbleibt bezeichne ich als Armut! Und ich gehe davon aus, dass das Konsens ist. Schließlich hat #kaltland die Menschenrechte anerkannt!
Genau deshalb kann man auch in #kaltland von Armut reden, wenn diese Bedingungen nicht gewährleistet sind (was erschreckenderweise immer wieder der Fall ist). Das ändert aber nichts daran, das die Menschen die hier herkommen ein Recht darauf haben versorgt zu werden. Einfach deshalb, weil MENSCHENRECHTE KEIN LUXUS sind.
Offiziell bezeichnet Armut übrigens folgendes:
Absolute Armut
Absolute oder extreme Armut bezeichnet nach Auskunft der Weltbank eine Armut, die durch ein Einkommen von etwa einem Dollar (neuerdings 1,25US$) pro Tag gekennzeichnet ist. Auf der Welt gibt es 1,2 Milliarden Menschen, die in diese Kategorie fallen.
Relative Armut
Von relativer Armut spricht man in Wohlstandsgesellschaften, in denen es absolute Armut praktisch kaum gibt, wohl aber eine arme „Unterschicht“ (neuerdings auch Prekariat genannt). Als relativ arm gilt hier derjenige, dessen Einkommen weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens beträgt.
Gefühlte Armut
Gefühlte oder auch sozio-kulturelle Armut lässt sich weniger an konkreten Einkommensgrenzen festmachen. Es ist mehr das Bewusstsein, das diese Art der Armut konstituiert. Sie betrifft diejenigen, die sich aufgrund ihrer allgemeinen gesellschaftlichen Ausgrenzung oder Diskriminierung als „arm“ betrachten oder Angst vor einer sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage haben bzw. in ständiger Angst vor Armut leben.
(Quelle: www.armut.de)
Während in #kaltland die meißten Menschen unter Relativer Armut oder Gefühlter Armut zu leiden haben, kommen die sog. Wirtschaftsflüchtlinge oft aus der absoluten Armut. Diese Menschen fliehen nicht, weil sie sich zu Hause keine Bananen leisten können, sondern oft genug, weil sie sie vorher geerntet haben, und trotzdem das Geld nicht reicht um sich zu ernähren. Und auch die Menschen die aus Osteuropa herkommen haben ein RECHT auf ein menschenwürdiges Leben, egal ob Euch das gefällt ihr "besorgten Bürger"
Oder ganz kurz:
Wirtschaftsflüchtling ist jemand, der in ein anderes Land geht, weil er dort NOCH BESSER LEBEN kann.
ARMUTSFLÜCHTLING ist jemand, der in ein anderes Land geht um ÜBERHAUPT halbwegs LEBEN zu können.
Quelle: https://armutalsfluchtgrund.wordpress.com/2015/09/03/wirtschaftsfluechtlinge-wtf/
meier
wirtschaftsflüchtling ist das umkehrwort für "armutsvertribene_r", so wie flüchtling das von "vertriebe_r" ist und "vertriebe_r" ein adjektiv für vorm wort: MENSCH.