Kopenhagen Tag 4: No Border, No Nation, Stop Deportation.

No Border Action II

Auch heute gingen die Aktionen in Kopenhagen weiter. Im Mittelpunkt stand der NoBorder-Aktions-Tag. 1500-2000 TeilnehmerInnen schaffen es dank geschlossenen, kompakten Auftretens ihre Demo bis vor das Parlamentsgebäude zu bringen. Der heutige Aktions-Tag hatte zum Ziel, den Zusammenhang von Klimawandel und Klima-Migration zu thematisieren. Außerdem gab es frühmorgens eine Aktion vor der kanadischen Botschaft um gegen einen Energiekonzern zu protestieren der Ölsand verarbeitet. Ab 23 Uhr kam es im alternativen Viertel Christiania zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und AKtivistInnen.

 

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Obwohl es eigentlich darum gehen müsste, Verantwortung zu übernehmen für das, was sie mit der Klimaerwärmung verursacht haben, schotten sich die Industrieländer gegen (Klima)Flüchtlinge ab. Die Festung Europa wird dabei immer weiter ausgebaut, immer perfektere Grenzanlagen und -Kontrollen werden errichten, bewacht von Polizei und Militär, koordiniert von Frontex, der Agentur für die Aussengrenzen Europas. Gerade in Deutschland kam es in den letzten Tagen vermehrt zu Demonstrationen gegen Abschiebung, wie zum Beispiel am 06.12 in Freiburg.

 

 

Transparente Solidarität CO2 Ball

 

Klar deshalb, dass von dieser Demo die Forderungen ausgingen: Grenzanlagen auflösen, volle Bewegungsfreiheit für alle Menschen, Stopp der Abschiebungen! Weg mit allen Restriktionen gegenüber Flüchtlingen, Zuerkennung aller Rechte - kein Mensch ist Illegal!

Entsprechend dem Thema war auch die Demo internationalistisch geprägt. Viele Stimmen, viele Sprachen, viele Farben. Eine riesige orangefarbene Weltkugel, die eine Tonne CO2 symbolisieren sollte, hatte sich die Demonstration auf dem Slotplads gegen den Willen der Polizei angeeignet. Eigentlich ein schönes Bild, dass ihr während der Demo die Luft ausging. Wenn auch so gut wie keine Redebeiträge gehalten werden konnten, kamen die Inhalte in den Sprüchen zum Ausdruck:

 

„Higher taxes and inflation aren´t caused by immigrations - bullshit get off the enemy´s profit.“

„We are here and we will fight, Freedom of movement is everybodies right.“

„Who streets - our streets.“

„No Border, no nation, stopp deportation“

zu hören hier

 

Die Stärke der Demo zeigte sich auch darin, dass die Leute sehr geschlossen auftraten. Zum Schutz vor der massiven Polizei Eskortierung, bildeten je 130-140 Leute an den Aussenseiten Ketten und liefen parallel zur Demo mit. Obwohl die Demo von Anfang an vielen Spannungen ausgesetzt war - ein Pressefotograph wurde von einem Polizeihund in den Oberschenkel gebissen - gelang es so, die Demo ohne Massenfestnahmen oder Ausschreitungen zum Parlamentsgebäude und weiter sicher ins Christiania zu bringen.

Auffallend war, dass sich ein Tross von MedienvertreterInnen in Erwartung des Riots am Anfang des Demozuges in Stellung hielt, scharf darauf, die besten Bilder einzufangen, wie ein Teilnehmer meinte.

 

Während auf den Straßen am heutigen Tag die AktivistInnen ein geordnetes Bild abgaben, spielen sich im Konferenzgebäude des Bella-Centers offensichtlich chaotische Szenen ab. Es wird berichtet, dass es sowohl logistische wie auch politische Pannen und Blockaden gibt. So wurden wohl bereits NGO-VertreterInnen bei der Anmeldung zurückgewiesen, weil das Bella-Center anscheinend an seine Kapazitätsgrenze stößt. Für einen Eklat sorgte heute, dass die Vertreter der G-77 Länder, sog. der Zusammenschluss der sog. Schwellen- und Entwicklungsländer, aus Protest geschlossen die Verhandlungsrunde verliessen. Sie beschuldigten die Industrieländer, die Klimaverhandlungen zu sabottieren. Um den Schaden zu begrenzen, bemühen sich Merkel und Sarkozy jetzt darum die aufmüpfigen Inselstaaten, die eine Festlegung auf das Ziel einer 1,5 Grad Begrenzung gefordert hatten, hinter Verschlossenen Türen noch vor Ankunft der Staatschefs am Mittwoch zu besänftigen. Verwirrung stiftet auch die Ankündigung von Gordon Brown, bereits am Mittwoch, früher als zunächst geplant, beim Klimagipfel aufzutreten. Es sieht ganz so aus, als wolle jeder der erste sein, um sich so breit wie möglich in Szene zu setzen.

 

Razzia en Christiania Eingang Christiania Festnahmen

 

Ab 23 Uhr kam es zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und AktivistInnen rund um das Viertel Christiania, nachdem in den Straßen Barrikaden errichtet und angezündet worden waren. [Audio 1,2,3] Während der Razzia fand in dem Viertel eine Feier des Climate Justice Networks statt bei der unter anderen Naomi Klein und Tadzio Mülle das Wort ergriffen. Alle im Viertel anwesenden Gäste wurden von der Polizei unter Einsatz von Tränengas und Wasserwerfern gezwungen das Viertel zu verlassen. Es kam zu mehr als 200 Festnahmen. [IMC Video]


Berichte von "Reclaim Power" über COP15:

 

Einige Audiobeiträge von heute: