Seit einer Woche steht der Lehrstuhlinhaber für politische Theorie an der Hu, Prof. Dr. Herfried Münkler in der Kritik. Studierende betreiben auf dem Blog hu.blogsport.de ein „Münkler-Watch“. Doch in der gestrigen Vorlesung zur Politischen Ideengeschichte war alles anders. Neben der Anwesenheit von Radio- und Zeitungsredakteur_innen gab sich Herr Münkler sichtlich Mühe. „Herr Münkler hat heute gezeigt, dass er Vorlesungen ohne die Reproduktion von sexistischen oder rassistischen Stereotypen halten kann“ sagt Caro Meyer, Sprecher_in von hu.blogsport.de. „Hoffentlich hält Münklers guter Wille auch noch an, wenn keine Journalist_innen mehr in der Vorlesung sitzen“.
Münkler sensibilisiert für Sexismus
In der heutige Vorlesung zu „Souveränität und Infrastruktur der Macht“ gab sich Herr Münkler sichtlich Mühe, angesichts des Pressewirbels und der Anwesenheit von Journalist_innen, seine Ressentiments nicht wie sonst üblich offen zu zeigen. Im Gegenteil, er gab sich sogar Mühe, die unreflektierte Reproduktion derselben zu vermeiden. So markierte er bei der Darstellung des Souveränitätsbegriffes von Jean Bodin dessen Äußerungen explizit als „vermutlich sexistisch“.
Militarismus markiert
Auch Begriffe und Wendungen aus der Militärsprache markierte er mit sarkastischen Seitenhieben auf Münkler-Watch als militaristisch. Selbst bei einem seiner Kernprobleme, dem Eurozentrismus, gab sich Münkler sichtlich Mühe. So streifte er während der Vorlesung kurz klassische Überlegungen zur Rechtfertigung einer angeblichen europäischen Überlegenheit. Doch Münkler schaffte es, die Debatte um die angeblich nur in Europa vollzogene Trennung von Kirche und Staat und Staat und Privatem für seine Verhältnisse relativ wertneutral darzustellen.
Alle Kritiker_innen Kommunist_innen?
Münklers Weltbild schimmerte nur am Anfang der Vorlesung kurz durch, als er in einer Einleitung Bezug auf Münkler-Watch nahm. Hier warf er den ihn kritisierenden Studierenden vor, überhaupt keine Studierenden zu sein. Laut Münkler handle es sich stattdessen um Kommunist_innen der trotzkistischen Internationale. „ Hier zeigt sich Münkler Weltbild als Extremist der Mitte: Wer ihn kritisiert, ist ein Kommunist oder Extremist“ analysiert Caro Meyer. Darüber hinaus werfe der Professor der Gruppe um Münkler-Watch vor, unsauber zu zitieren. „Münkelr hingegen braucht für seinen Tatsachenbehauptungen wie dem Kommunismus-Vorwurf weder Belege noch Zitate“. Dies zeige, wie Münkler arbeiten würde.
Weiter so, Herr Münkler
„Wir freuen uns, dass Herr Münkler sich neuerdings bei der Vermeidung von sexistischen und rassistischen Stereotypen Mühe gibt. Wir hoffen, dass das auch so bleibt, wenn nächste Woche keine Journalist_innen mehr im Saal sind“ sagt Caro Meyer.
Mehr Infos:
Münkler-Watch Folge 5
http://hu.blogsport.de/2015/05/13/muenkler-watch-folge-5/
FAQ zu Münkler-Watch:
http://hu.blogsport.de/2015/05/12/faq-muenkler-watch/
Stellungnahme von Münkler zu Münkler-Watch:
https://www.sowi.hu-berlin.de/de/lehrbereiche/theorie-der-politik/mittei...
nettes Experiment
Ich hab´s eben noch in einem alten Handbuch nachgelesen: Das Experiment ist eine zulässige Methode der Politikwissenschaft. Insofern, nur weiter, die Reaktionen des Herrn Professsor werden lehrreich sein, lehrreicher wahrscheinlich, als die Mitschriften der KollegInnen.
Politikwissenschaft 2.0 - wem oder welcher die Gründungslegende der PoWi als von den alliierten BefreierInnen eingesetzte Demokratiewissenschaft vertraut ist, wird es lieben.