[B] Zelte am Spreeufer müssen Zaun weichen

Erstveröffentlicht: 
17.03.2015

Lange war es friedlich im Teepeeland auf der Eisfabrik-Brache in Mitte. Nun ließ der Eigentümer des Nachbargrundstücks einige Zelte unter Aufsicht der Polizei abbauen - und einen Zaun ziehen.

 

Aufregung in der alternativen Zelt-Kommune Teepeeland an der Spree in Mitte: Am Dienstagmorgen gegen 7.00 Uhr rückten sechzig Polizeibeamte an, etwa zehn von ihnen beaufsichtigten den Zaunbau auf dem Nachbargrundstück des Uferstücks. Die Kommunenbewohner hatten einige Teepeeland-Zelte auf dem Privatgelände errichtet; diese wurden im Auftrag der Eigentümerin TLG Immobilien AG abgebaut.

"Es ging ohne Vorwarnung los", sagte Fernand, einer der rund zwanzig Bewohner der Brache. Am Vormittag sei bereits ein Zelt abgerissen und ein weiteres beschädigt worden.

Bei einem dritten war offenbar nicht klar, ob es sich auf dem TLG-Gelände befindet - vorerst sei der zwei Meter hohe Zaun um dieses Zelt herumgebaut worden. Im weiteren Tagesverlauf sollte auch ein selbst gezimmertes Toilettenhäuschen weichen. Die Stimmung unter den Kommunenbewohnern blieb aber friedlich, die Polizei musste nicht eingreifen.

TLG: Der Zaun war seit einem Jahr angekündigt

Dennoch sind die Teepeeland-Leute verärgert. Sie glauben, dass der Zaun illegal sei, weil er fest im Boden verankert wird. Die TLG sieht sich klar im Recht. "Es gab von jeher die Absprache, dass die Zelte so lange auf unserem Teil der Brache stehen können, bis wir sagen, dass sie weg müssen", sagt Sprecher Christoph Wilhelm. Nun wolle sich im Teepeeland niemand daran erinnern können. Bereits im vergangenen Jahr habe die TLG angekündigt, dass der Zaun gezogen werde. Daraufhin gab es Diskussionen - "aber es ist nun einmal unser Grundstück", bekräftigte Wilhelm. Damit sei auch verbunden, dass das Unternehmen für die Sicherheit auf dem Gelände zuständig sei und verhindern müsse, dass jemand das marode Backsteingebäude der Eisfabrik betrete.

Indes hält Bewohner Fernand dagegen, dass der Streifen, der jetzt von der TLG geräumt wurde, ohnehin im Rahmen des Bebauungsplans von der Stadt zurückgekauft werden soll. Ein Uferweg soll über die Brache führen. Zudem habe die Kommune in der Vergangenheit Gefahren auf der Brache sogar eingedämmt. "Als sich Leute in der Eisfabrik einrichteten, haben wir ihnen gesagt, dass das nicht geht."

 

"Die TLG hat kein Interesse an einem Dialog"

Warum der Zaun jetzt gezogen würde, können die Bewohner nicht verstehen. "Ich vergangenen Jahr habe ich der TLG eine Mail geschrieben, aber die hat kein Interesse an einem Dialog", moniert Fernand. Auch an der Diskussion über die Gestaltung des geplanten Uferweges auf der Brache - initiiert vom Bezirksamt Mitte - habe sich die TLG nicht beteiligt. Laut Teepeeland-Blog habe es bereits Anfang Januar einen Versuch gegeben, einen Zaun zu errichten. Damals habe die herbeigerufene Polizei das Vorhaben der TLG allerdings nicht unterstützt.

 

Erst im vergangenen Jahr fand eine andere Spreeufer-Brache ihr Ende: Auf dem Cuvry-Gelände waren nach einem Brand im Herbst Hütten und Zelte beseitigt worden, die lange Zeit Flüchtlingen, Obdachlosen und Aussteigern als Unterkunft dienten. In diesem Jahr sollen auf der Brache die „Cuvryhöfe“ mit 250 Wohnungen gebaut werden.

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

"Es ging ohne Vorwarnung los", sagte Fernand

contra

TLG: Der Zaun war seit einem Jahr angekündigt