[B] An die Menschen, die unsere Wohnung mit Steinen beworfen haben!

In der Sylvester-Nacht, am 31.12.2014, wurde unsere Wohnung in der Liebigstraße 1a mit Steinen beworfen. Scheiben gingen zu Bruch.  Wir, die BewohnerInnen, das sind Jeannette, Sabine und unser Sohn Yannick (10) weilten zu der Zeit bei FreundInnen. Dass uns der Anschlag auf unsere Wohnung tief getroffen hat, wird jedem verständigen Menschen unmittelbar einsichtig sein. Getroffen wurde unsere Wohnung; gemeint aber waren doch wohl wir ?! Sabine ist Sozialpädagogin, Jeannette ist Erzieherin und arbeit als Kita-Fachberaterin; Yannik ist Schüler.

 

Wir sind ganz 'normale' BerlinerInnen, (aufgewachsen im Friedrichshain und in Brandenburg) und fragen uns, warum greift Ihr uns an? Ein Zusammenhang könnte darin bestehen, dass wir eine Eigentumswohnung erworben haben, die frisch fertig ist, und möglicherweise missfällt Euch dieser Tatbestand? Davon gehen wir im Folgenden mal aus.

 

Wir kennen Euch nicht, und wir denken, Ihr kennt auch uns nicht. So können wir über Eure Motive nur spekulieren. Damit unsere Spekulationen nicht ins Kraut schießen, sondern einen gewissen Wirklichkeitsgrad erreichen, orientieren wir uns im Folgenden an einer Argumentation, die von "interessierten Nachbar*innen und engagierten Gegner*innen eines kapitalistischen Wohnungsmarktes"1 auf Indymedia veröffentlicht wurde.2

 

Dort werden 4 argumentative Stichpunkte aufgeführt, die uns als Grundlage dienen sollen. Dass soll nun nicht heißen, dass wir Euch die dort dargestellten Argumente 1 zu 1 unterstellen; jedoch wird es zulässig sein, anzunehmen, dass die argumentative Schnittmenge zwischen Euch und den "Gegener*innen" recht groß sein dürfte.

 

Auch wenn wir denken, dass uns die Argumente, auf die wir im Folgenden eingehen werden, wahrscheinlich nicht überzeugen werden, wollen wir den Versuch dennoch wagen, mit Euch in Kontakt zu kommen, denn Probleme und Konflikte versuchen wir grundsätzlich im Wege eines Dialogs zu lösen.

 

Welche der im Text aufgeführten Argumente sind es also, die wir gegen uns gelten lassen müßten? Oder anders: mit welchen Argumenten rechtfertigen die "Gegner*innen" ihr Vorgehen?

 

Argument 1:

 

Der erste Punkt, zu dem sich die "Gegner*innen" in den 4 Stichpunkten äußern, ist der Vorwurf von BewohnerInnen des Bruno Taut Hauses, dass die "Gegner*innen" die angegriffenen BewohnerInnen persönlich nicht kennen. (Davon, dass Ihr uns nicht kennt, gehen ja auch wir aus.)

 

Die "Gegner*innen" schreiben dazu: "Freilich, persönlich kennen wir jene Menschen nicht, wir führen aber auch keinen persönlichen Kampf gegen einzelne Personen, sondern einen politischen Kampf gegen den Wohnungsmarkt, gegen eine Stadt, in der immer mehr Platz für Reiche und Besserverdienende zur Verfügung gestellt wird, während alle anderen enger zusammenrücken oder wegziehen müssen."

 

Aus unserer Perspektive wird selbstverständlich ein "persönlicher Kampf gegen einzelne Personen" geführt – in unserem Fall nämlich gegen uns. Allein die Tatsache, dass man jemanden nicht kennt, heißt ja nicht, dass man ihn durch eine Beschädigung des Eigentums nicht trifft. Wir fühlen uns sehr wohl persönlich getroffen. Das zu erreichen, ist doch wohl auch Absicht, denn sonst liefe die Beschädigung unseres Eigentums ja ins Leere. Wir denken, durch das Einwerfen der Scheiben soll uns angst und bange werden – das ist, nach unserer Meinung, Sinn und Zweck des Handelns? Und das ist ein Handeln gegen einzelne Personen – wie käme es denn sonst zu dem kalkulierten und erwünschten "Lern"-Effekt?

 

Von allen Argumenten, die wir in den 4 Stichpunkten gelesen haben, hat uns dieses Desinteresse, das gegenüber anderen Menschen gelebt und geäußert wird, am tiefsten getroffen. Welch eine Haltung Menschen gegenüber: es interessiert einfach nicht, wer da wohnt und lebt und wen man trifft, denn man hat eines ganz klar, und das folgt dann gleich im nächsten Satz:

 

Argument 2:

 

"Doch wir wissen eines auf jeden Fall über die Menschen in jenen Neubauten: sie haben Geld, viel Geld und sie haben sich entschlossen, dieses Geld in die Ware Wohnung zu investieren."

 

Obwohl man nichts über uns weiß3, weiß man doch eines scheinbar ganz sicher, dass wir "Geld, viel Geld" haben, wir also "besserverdienend" oder sogar "reich" sein sollen, wie es weiter oben bereits hieß? Liebe Leute! Hättet Ihr Euch nur vorab dafür interessiert, wer hinter den Scheiben, die eingeworfen wurden, wohnt, dann hätte man wissen können, dass wir als Erzieherin und Sozialpädagogin weder "besserverdienend" und schon gar nicht "reich" sind! Und "Geld, viel Geld" haben wir uns von 'unserer' Bank leihen müssen, um unseren Traum von den eigenen vier Wänden wahr werden lassen zu können.

 

Argument 3:

 

Doch der Fehler, den wir nach Meinung der "Gegner*innen" gemacht haben, besteht dann doch wohl nicht eigentlich darin, "Geld, viel Geld" zu haben, "reich" oder "besserverdienend" zu sein, sondern darin, dass wir mit "dieser Investitionsentscheidung Nein zum Modell einer Sozialen Stadt (gesagt haben), in der Wohnrecht unabhängig vom Geldbeutel verhandelt wird. Wir dagegen sind der Meinung, dass Wohnen ein Menschenrecht ist und dass Monopoly mit echtem Wohnraum kein unschuldiges Spiel ist."

 

Wir verstehen diesen (für uns nicht ganz leicht verständlichen Satz) so, dass es in unserer Stadt ein "Modell einer sozialen Stadt" gibt, in dem Wohnrecht nicht etwa abhängig vom Geldbeutel verhandelt wird, sondern Wohnen ein Menschenrecht ist, Wohnrecht also unabhängig vom Geldbeutel bestehen sollte? Haben wir das richtig verstanden ? Dann sind wir uns einig. Eine Wohnung zu haben, ist ein Menschenrecht. Dieses Menschenrecht haben wir für uns in Anspruch genommen.

 

Das war kein "Spiel" mit Wohnraum, kein Monopoly, bei dem man mal kauft (=investiert) und dann wieder verkauft und sich gleich die nächste Wohnung leistet, um sie dann (gewinnbringend) erneut zu verkaufen oder teuer zu vermieten (Wohnraum als Ware) – Nein, für uns war und ist der Erwerb dieser Wohnung DIE Entscheidung unseres Lebens (zumindest, was das Wohnen angeht).

 

Argument 4:

 

Auf unseren Einwand, dass wir doch Wohnraum geschaffen und mit der Bildung von Eigentum für uns selbst gesorgt haben, wird geantwortet:

 

"Sie haben Wohnraum geschaffen für Menschen, die ihn sich so oder so fast überall leisten können. Dieser Wohnraum für Besserverdienende, die dann gerne mal zu zweit 150 m² belegen, fehlt vielen anderen Menschen in dieser Stadt. Mit jedem Luxusneubau auf Privateigentumsbasis gehen potentiell sozial-ausgerichtete und dem Markt entzogene Um- oder Neubau-Grundstücke verloren."

 

Schon eingangs haben wir darauf hingewiesen, dass wir 'normale' BerlinerInnen sind, und um dies auch anhand der Wohnfläche konkret zu machen: unsere Wohnung ist ca. 80qm 'groß' - für drei Personen nicht grad üppig, oder? Yannick bewohnt ein Zimmer, seine Eltern ein weiteres, und dann gibt es noch die gemeinsame Wohnküche. Und das war's dann auch schon. Von "Luxusneubau" zu sprechen, verbietet sich in diesem Fall, und es ist demzufolge auch nicht richtig, davon auszugehen, dass mit unserem Neubau "potentiell sozial-ausgerichtete und dem Markt entzogene Um- oder Neubau-Grundstücke" verlorengehen. Das Grundstück, das wir bebaut und die Wohnung in der wir wohnen, werden, und das haben wir anhand von Belegung und Wohnfläche dargestellt, in üblicherweise, d.h. sozial-konform, genutzt.

 

Argument 5:

 

Auf das Argument, das wir oben zwar schon zitiert haben, aber auf das wir noch nicht eingegangen sind, nämlich, dass in Berlin "immer mehr Platz für Reiche und Besserverdienende zur Verfügung gestellt wird, während alle anderen enger zusammenrücken oder wegziehen müssen", wollen wir mit der Frage antworten, ob 80qm für drei Menschen nicht eng genug "zusammengerückt" ist? Wie eng, bitte, muß es denn sein, um unbehelligt zu bleiben und in Berlin leben zu dürfen?4

 

Argument 6:

 

Bliebe als letztes Argument der "Gegner*innen" ihre Kritik, wir "würden uns (durch die Investition in den Wohnungsmarkt) an diesem Markt" beteiligen und das trüge "zu seiner Aufheizung mit bei". Das sei nicht gut, so unsere KritikerInnen, denn jeder "Profit mit dem Wohnen ist Mist und genau das haben die Wohnungseigentümer*innen nicht verstanden". Es gäbe schließlich "andere, soziale und solidarische Formen, mit dem eigenen Kapitalüberschuss umzugehen".

 

Dass wir unsere Wohnung nicht in der spekulativen Absicht erworben haben, auf dem (Wohnungs-)Markt Profit zu generieren, haben wir weiter oben versucht, darzustellen. Es dürfte auch deutlich geworden sein, dass wir keinen "eigenen Kapitalüberschuss" zur Verfügung gehabt haben. Um einen Kapitalüberschuß einsetzen zu können, muß man ihn erst einmal haben. Unsere liquiden Mittel, die wir als Eigenes zur Verfügung hatten, waren Erspartes – und nicht etwa Kapital5. Diese Eigenmittel resultierten aus jahrelanger Sparsamkeit, verbunden mit einer persönlichen Weitsicht und konkreter Lebensplanung. Wir fahren nicht 'auf Sicht', wir haben Verantwortung übernommen: Unserem Sohn versuchen wir, ein gutes Zuhause zu geben (das einige grad beabsichtigen, zu zerstören?). Wir werden alles tun, dass unser Plan gelingt – und ja, für uns gehörte dazu, dass wir uns nach Jahren des Miete-Zahlens ein vom Miet-Wohnungsmarkt unabhängiges Zuhause gewünscht haben. Ziel war und ist es, dauerhaft in den eigenen vier Wänden wohnen zu können und auf diese Weise Mietverhältnisse ein für alle Mal vom Hals zu haben.

 

Dass also unsere Wohnung keine "schick aufgemöbelte" und kein "Luxusneubau" ist, wie es im Text der "Gegner*innen" heißt und sie somit ganz und gar nicht "symbolisch für den Ausverkauf und die Kommerzialisierung dieser Stadt steht", dürfte durch unsere Ausführungen dargelegt worden sein.

 

Soweit zu den Argumenten.

 

Wir suchen mit diesem Schreiben Kontakt zu Euch. Wir haben uns mit unseren Ausführungen für unsere Wohnweise gerechtfertigt, obwohl wir uns nichts haben zu Schulden kommen lassen und niemanden etwas getan haben - wir wissen, dass es in Berlin Menschen gibt, die für sich ein Recht reklamieren, zu intervenieren wann und wo sie es für richtig halten. Ein solches Intervenieren mag richtig und vernünftig sein, solange die Interventionen gut überdacht sind; und aus diesem Grund ist es für uns selbstverständlich und darf erwartet werden, dass Menschen, die so handeln, wie Ihr handelt, ihr Handeln gegenüber den Betroffenen begründen und rechtfertigen.

 

Mehr verlangen wir nicht. Das wäre, neben der folgenden Bitte, alles:

 

Wir bitten Euch: laßt uns in Ruhe!

 

Wir verwahren uns dagegen, mit unserem Eigentum für irgendwessen Politik in Haftung genommen zu werden.

 

Mit ganzem Herzen arbeiten wir seit Jahren am Gelingen eines sozialen Miteinanders in dieser Stadt. Als Erzieherin und Sozialpädagogin tun wir dies tagtäglich, jede Woche 40 lange Stunden lang.

 

Mit der Bitte um Nachsicht dafür, dass unser Text an der ein oder anderen Stelle möglicherweise zu emotional herüberkommt, in der Hoffnung, Euch erreicht zu haben, verbleiben wir mit besten Grüßen

 

 

Jeannette und Sabine

 

Berlin, 14.01.2015

 

Kontakt: Liebig1a@gmx.de


 

1Im Folgenden "Gegner*innen" genannt

 

2Indymedia vom 05.11.2014, "Bruno-Taut-Haus, Strategiediskussion bezüglich Anti-Gentrification"

 

3 Unsere NachbarInnen und wir haben eine AG Nachbarschaft gegründet, die seit Beginn der Baumaßnahme arbeitet und versucht, mit unseren NachbarInnen in der Liebig,- , Proskauer- und Rigaerstraße Kontakt aufzunehmen. Zur Grundsteinlegung haben wir alle NachbarInnen eingeladen. Hier war die Möglichkeit, uns kennenzulernen – leider ist niemand unserer Einladung gefolgt.

 

4Lt. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (2011) betrug die rechnerische Wohnfläche pro Kopf 38,80qm und die durchschnittliche Belegungsdichte 1,82 Personen pro Wohnung. Nach diesen Durchschnittszahlen liegen wir mit unseren 80qm weit unter dem Durchschnitt, denn rechnerisch stehen jeder/m von uns in unserer "Luxuswohnung" lediglich 26,67qm (statt 38,80qm) zur Verfügung. Und mit einer Belegung von 3 Personen (statt 1,82) hocken wir, zumindest nach den offiziellen Berliner Zahlen, wohl auch enger aufeinander, als der Durchschnitt.

 

5Wir, als Angestellte, verfügen über kein "Kapital", denn wir gehören zu denjenigen, die nichts anzubieten haben, als ihre Arbeitskraft (deren Gesundheit grad heftig gebeutelt wird durch die psychische Belastung als Folge des Anschlages).

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Sehr schöner Text. Ich hoffe, er erreicht die Spinner*innen, die diese Scheiße fabriziert haben.

Wäre nicht das erste mal das das LKA versucht mit kruden Mitteln (Der Erfolgsdruck bei der Nummer ist hoch) versucht Leute aus der Deckung zu holen. EMail Adresse könnte dazu benutzt werden, an die IP-Daten zu gelangen.

Erstmal: Ich finde es schön, dass ihr den Kontakt und die Kommunikation sucht.

 

Ich bin in der entsprechenden Diskussion nicht tief drin! Aus der Erfahrung mit der linken Szene heraus würde ich allerdings unterstellen, dass die Menschen, die euer Haus angegriffen haben, dafür ihre Gründe hatten.

Es erfolgen -glaube ich- auch kleine Aktionen der linken Szene erst nach langem Abwägen. Die Arroganz die Leute als "Spinner" zu bezeichnen (siehe obigen Kommentar) kann ich entsprechend nicht teilen.

 

Grundsätzlich gilt, dass bei dem (meines Erachtens notwendigen) Kampf gegen dieses ausbeutende System auch immer die "kleinen Rädchen im Getriebe" zu Schaden kommen können.

Das ihr solche Rädchen im System und weniger die aktiven Kämpferinnen gegen die Ausbeutung seid, steht für mich außer Frage*. Über diese Funktion für das System hinaus seid ihr aber natürlich Menschen. Gegebenenfalls sogar sehr nette mit denen man in einer befreiten Gesellschaft sehr gerne zusammen leben würde!

Dieses Dilemma ist natürlich probelmatisch.

 

*Vielleicht noch zwei Worte dazu, warum ich euch für "kleine Rädchen im Getriebe halte": Ihr kauft eine Wohnung in einem umkämpften Gebiet. Auch Aufgrund von Nachfragen wie der euren steigen dort die Preise und auf der anderen Seite wird Aufgrund von Ängsten vor Situationen wie der euren dieser Tendenz etwas Einhalt geboten. Eure Absicht ist dabei leider irrelevant für die Funktion, die ihr erfüllt.

 

Es gilt leider, dass wir alle an der einen oder anderen Stelle dieses System reproduzieren und das Problem primär ein strukturelles ist. Aus diesem Grund wird eigentlich auch immer versucht "Personen-Schäden" zu vermeiden (zumindest wenn Leute ihre Funktion nicht besonders "gerne und scheiße" ausfüllen) . Auch hier wurdet ihr ja (glücklicherweise!!!) nicht verletzt. Allerdings ist es kaum möglich, die Funktion eines Menschen an zu greifen ohne dabei auch auf irgend eine Weise den Menschen zu attakieren. Eigentum zu zerschlagen (anstatt Leuten gar auf die Schnauze zu hauen) empfinde ich da als noch akzeptable Aktion.

"Allerdings ist es kaum möglich, die Funktion eines Menschen an zu greifen ohne dabei auch auf irgend eine Weise den Menschen zu attakieren. Eigentum zu zerschlagen (anstatt Leuten gar auf die Schnauze zu hauen) empfinde ich da als noch akzeptable Aktion."


Besitzt diese Aussage auch bei umgekehrten Vorzeichen noch Gültigkeit, wenn andere Personen sich beispielsweise nicht mit den Funktionen Ihres Lebensmodells anfreunden können und sich - natürlich nur um Ihre Funktion im System zu bekämpfen - an Ihrem Eigentum vergreifen?

Gab vor einigen Jahren eine Diskussion zum Umgang mit Baugruppen in der Linken und allgemein. Nachzulesen hier:

 

https://gentrificationblog.wordpress.com/2009/12/07/berlin-die-baugruppe...

 

Die Argumentationen - hier und bei den baugruppenbefürworter_Innen damals - ähneln sich in ihrer inhaltlichen Schwäche... Wenn Menschen ihre privilegierte Situation nutzen um ihre Schäfchen ins trockene zu bringen, können sie das ruhig auch schreiben, anstatt sich und anderen in die Tasche zu lügen. Ob jemand dann als Sozialpädagogin und Erzieherin arbeitet ist sowohl für die Argumentation als auch für die Menschen, die sich ihre Wohnungen nicht mehr leisten können, ziemlich Wumpe.

 

Eigentumswohnungen sind und bleiben unsolidarisch, Steine in Wohnflächen zu befördern ist unabhängig davon reichlich blöde... 

Zur Frage von Baugruppen und Gentrifizierung empfehle ich den Dokumentarfilm "Verdrängung hat viele Gesichter". Dort wird die Problematik sehr schön aufgegriffen und in ihrer Widersprüchlichkeit gezeigt. Den Trailer gibt es auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=5Np3g80UM9M

"Eigentumswohnungen sind und bleiben unsolidarisch", trotzdem ziehen selbst Leute, die angeben gegen Gentridingsda undso auf die Strasse zu gehen, in persönlicher Abwägung in eben solche..und finden auch tolle Selbstbetrugsargumente wie "ist ja Niemand vertrieben worden"(in dem Fall "nur" Gewerbe) und kaufen im hippen Szenviertel mit dem bunten Leben vor der Tür für ca 5000/qm ne Wohnung "um nicht verdrängt zu werden"..und das kann der dann auch via SpiegelTV-Kamera (http://www.spiegel.tv/filme/reportage-schanzenviertel-hamburg/) in die Öffentlichkeit schleudern..traurig

hmmm...verstehe die argumente contra eigentum ja durchaus.

 

allerdings frage ich mich so ein bißchen, wo denn der unterschied (sofern keine staats-finte) zwischen den nachbar_innen oben und hausprojekten sein soll, die sich angesichts der lage gerade selber kaufen.

ist das nicht im endeffekt auch ein "die schäfchen ins trockene bringen"?

oder ist da der gewichtige unterschied tatsächlich, dass ein hausprojekt in kollektives und nicht individuelles eigentum übertragen wird?

 

gleiche frage stell ich mir schon seit einiger zeit bei baugruppen. bin gespannt auf eure antworten.

dann streng dein Köpfchen noch ein bisschen an und du wirst die unterschiede selbst herausfinden. bin nicht gespannt auf deine Antworten.

ist eindeutig: Hausverbot

Hausprojekte - sofern sie diesen Namen verdienen - bilden Gemeineigentum, sofern sie ihr Projekt kaufen. Es wird mit unterschiedlichen juristischen Tricks ein Zustand geschaffen, in dem keine Person individuelles Eigentum hält. Insbesondere eine Veräußerung ist ausgeschlossen. Dadurch geht das Haus de facto in Gemeineigentum über. Die Entscheidungsmacht über die Nutzung liegt bei den Bewohnenden. Diese können auch Regeln, wer ein- und auszieht und dadurch entscheidungsberechtigt über die Nutzung wird. Sie können das Eigentum jedoch nicht verkaufen und so auch keine Kohle aus dem Projekt ziehen. Der materielle Vorteil (aufs finanzielle beschränkt) besteht in dem biligen Wohnraum.

 

Bei einer Baugruppe gehört nachher in der Regel jedem eine Wohnung in dem Gebäude. Die Leute sind dann Privateigentümer und können die Wohnung zum Beispiel gewinnbringend verkaufen oder vermieten. In seltenen Fällen gehört das Haus allen gemeinsam. Dann hat jeder einen Anteil (z.B. 10%) an dem gemeinsam Haus. Auch dieser Anteil ist Privateigentum und kann verkauft werden.

 

Der große Unterschied: In einem Fall gibt es Eigentum und Besitz an dem Wohnraum durch Einzelne, die darüber entscheiden können, was damit geschiet. Insbesondere auch Profite damit machen. Im anderen Fall gibt es Gemeineigentum, über dessen Nutzung die aktuell dort Wohnenden entscheiden.

 

Infos zu dem Thema gibts zum Beispiel auch beim Mietshäuser Syndikat: http://www.syndikat.org/de/

Also wenn ich das richtig verstehe wird in beiden Fällen ein MFH für z.B. 500.000 Euro gekauft und bei unterstellten 10 Wohnungen bezahlt der der einzieht seinen Anteil von 50.000 Euro. Der einzige Unterschied ist dass ich im Hausprojekt meine bewohnte Wohnung später bei Aus-/ Umzug nicht verkaufen kann. In der Regel kaufe ich doch aber eine Wohnung weil ich da sehr lange, ggf. bis zum Lebensende wohnen will. Und wenn ich nun beruflich bedingt ans andere Ende der Republik oder Welt umziehen muss? Oder mich ein Schicksalsschlag trifft und ich z.B. pflegebedürftig bin und ins Pflegeheim muss? Dann freut sich mein Nachfolger im Hausprojekt darüber dass er umsonst wohnen darf wofür ich vormals viel Geld (50.000 Euro) bezahlt habe. Sehr schön... Und bei allem SpekulationsHausbesitzerKapitalausHausverkaufen-Geschwafel: Vom wem erwirbt denn das Hausprojekt sein Haus oder Baugrundstück wenn nicht von einem anderen Haus- oder Grundstücksbesitzer; vom Weihnachtsmann oder wem?

Es könnte tatsächlich sein, dass der Text vom LKA kommt. Wenn dem nicht so ist, schön, dass ihr euch die Mühe für den Text gemacht habt. Aber ihr versteht einfach nicht, dass ihr mit eurer privaten Entscheidung zur misslichen Lage auf dem Wohnungmarkt beitragt und auf lange Sich davon profitiert.

 

Ihr wisst ganz genau, dass die Wohnung im wert sehr stark steigen wird und ihr ab jetzt auch ein Interesse an steigenden Preisen auf dem Wohnungsmarkt habt. Noch dazu hat eure Wohnung einen teureren Mietpreis als die umliegenen, wodurch ihr insgesamt zu einem höheren Mietniveau beitragt. Ihr wechselt sozusagen die Seite und profitiert davon, dass alle anderen immer mehr Kohle für die Miete zahlen müssen. Ihr hättet ja auch eine Genossenschaft gründen können oder anderen Rechtsformen nutzen können, in denen gemeinschaftliches Eigentum entsteht aus dem niemand Profit zieht. Ihr entscheidet euch dagegen, gut. Aber verwechselt das nicht damit, dass ihr "unabhängig vom Wohnungmarkt seid". Das seid ihr nicht, auch wenn ihr es noch so oft anders darstellt. Ihr seid Teil davon und könnt irgendwann die Bude gewinnbringend verkaufen. Diese (EURE) Verlogenheit muss euch doch auffallen. Ihr seid im zwischenmenschlichen Miteinander vielleicht Spitzentypen, aber der Eigentumswohnungsquatsch ist und bleibt scheiße.

 

Und ich gehe davon aus, dass die Leute die die Steine geworfen haben, gecheckt haben, dass niemand in der Wohnung ist. Letztlich finde ich es sinnvoll, den Wert eurer Wertanlage zu mindern. Diese Stadt ist keine Wertanlage! Das auch mit Steinen anzugehen ist in Ordnung, ihr habt eure Strategie ja auch mit Steinen vorgetragen. Eure Strategie vertreibt hunderttausende, ihr müsst die Fensterscheibe wechseln. Willkommen im Konfliktfeld Wohnungsmarkt! Vielleicht ist es ja in 8 Jahren euer Sohn, der euch die Fensterscheide einwirft?

Dann rechnen wir mal was die zwei Spießerinnen so für einen Kapitaleinsatz geleistet haben:

 

Kaufpreis: ca. 4000 Eur/m²

Wohnfläche: 80 m²

EK-Einsatz: ca. 20%

 

4000 Euro/m² * 80 m² * 0,20 = 64.000 Euro

 

Zzgl. der Einrichtung und einer standesgemäßen Küche

 

Ja ja so sind ist die Bourgeoisie.

 

Weitsicht würde ich das auch nicht nennen. Eine Weltwirtschaftskrise mit steigenden Zinsen und schon können die weitsichtigen Raten nicht mehr gezahlt werden. 

 

Generell ist das auch eine philosophische Frage, will man ein freies Leben leben oder macht man alles so wie es das System vorgibt, natürlich gehört das auf Pump gekaufte Eigentum dazu. Als Marxisten lehnen wir Privateigentum ab, Frei ist man nur ohne diesen ganzen Quatsch.

Es zeugt gerade von Weitsicht, in Zeiten von historisch niedrigen Zinsen Wohneigentum (auf Kredit) zu erwerben. Und wenn es in 5 Jahren zur Wirtschaftskrise kommt und die Zinsen auf 10 % steigen: na und? Schon mal was von Zinsfestschreibung gehört? Da bleiben die Zinsen die nächsten 10 oder mehr Jahre auf dem Stand von heute! Das wiederrum führt dazu, dass die Banken bei steigenden Zinsen mit diesen dann Alverträgen keinen Gewinn machen können. Somit tragen die Beiden (ob nun echte Personen oder LKA-fake) gewollt oder ungewollt in weiser Voraussicht auf steigenden Zinsen auf ihre Art auch zum (Klassen-)kampf gegen das Bankensystem bei.

 

Und ist es nicht auch eine Art von "frei sein", wenn man mit 50 oder 60 Jahren sich keine Gedanken mehr machen muss über die Höhe der Mietzahlung weil die Rente später eventuell nicht reicht? Wohneigentum hat da den Vorteil dass man im Alter eben KEINE finanzielle Belastung mehr durch Miete hat. Und das Geld was dann übrig bleibt kann man dann den ach so lieben Enkeln hier und da mal zustecken. Vielleicht sogar auch solchen die meinen, steineschmeißend gegen das Scheiß-System kämpfen zu müssen...

Da sieht man mal wieder das Unwissen der Spießer, aber bitte dann nicht beschweren wenn der ach so sichere Festzins plötzlich aus gewissen Gegebenheiten garnicht so sicher ist. Da gibt es ja viele Möglichkeiten, Zins ist z.B. plötzlich nach 10 Jahren bei x%, dann heißt es noch 20 Jahre abbezahlen oder besser gesagt Überschuldung. Möglich ist auch das eine Weltwirtschaftskrise zu besonderen Situation führt (siehe z.B. Bankenpleiten). An das Kleingedruckte der Bank darf man auch gerne Erinnern.

 

Lange Rede, kurzer Sinn das Leben ist nicht sicher, auch wenn die Werbung was anderes vorgaukelt. Luxus ist nur ein Hirngespinst, ob man in einer 30 m² oder 100 m² Wohnung lebt macht keinen großen Unterschied. Will man frei leben, muss man sich vom Materialismus freimachen, den Marxismus verstehen und Kommunist werden. Privateigentum ist immer die falsche Lösung.

Das ist doch aber immer jedem seine eigene Sache wie er die Dinge sieht.
Wenn ich meine ich brauche eine 1.000.000 Villa mit allem Schnickschack dann kaufe ich es mir weil ich das Geld habe.
Wenn ich meine ich brauche das und habe das Geld nicht dann spare ich darauf oder besorge es mir mit kriminellen Machenschaften.
Wenn ich meine mir reicht eine unsanierte Wohnung in nem alternativen Wohnprojekt mit Warmwasser aus dem Kochtopf und Etagenklo dann wohne ich eben da.
Ich kann doch aber mich nicht hinstellen und nun allen Leuten vorschreiben das Letzteres das einzig wahre ist und alle so leben müssen?!
Oder wie soll Wohnraum aussehen wenn es kein (Wohn-)Eigentum mehr gibt? Schon die DDR vergessen? Die staatlich subventionierte Miete (ca. 70-100 Mark für ne Durchschnittswohnung bei durchschnittlich 1.000 Mark Gehalt) führte zu zwei Dingen: erstens war es aufgrund der geringen Mieteinnahmen den staatlichen Wohnungsbaugenossenschaften so gut wie unmöglich, Verbesserungen im Wohnkomfort zu schaffen bzw. die vorhandene Bausubstanz bei Altbauten einigermaßen instand zu halten.
Zweitens ging der Staat nicht nur, aber auch aufgrund der Zuschüsse zu den Mieten letzten Endes Pleite. Wenn ich mehr ausgebe als ich einnehme überschulde ich mich. Oder, um die geringen Einnahmen durch mehr gedrucktes Geld auszugleichen, ich setze eine Inflation in gange. Kommunismus hin oder her

Das ist eben eine Frage der Weltanschauung. Bürgerliche Freiheit für 10-20% der Menschen oder Freiheit für alle. Kapitalismus vs. Sozialismus. Im Endeffekt ist die Gentrifizierung, Pegida etc. zu begrüßen. Das zeigt nur das die Pseudo Soziale Marktwirtschaft in Wirklichkeit ist. Umso mehr Leute jetzt die Möglichkeit haben, das auch mit eigenen Augen zu sehen oder zu spüren bekommen, umso besser. Dem Marxismus gehört die Zukunft.

Fahnungsplakat der Schweine Silvester - 14/15 (Tel-Nummern Zensiert)Die Schweine vom LKA haben letzte Woche Donnerstag übrigens eine Fahndung mit Plakaten gestartet:

 

 

Gewaltexzess zum Jahreswechsel - Polizei sucht Zeugen
Polizeimeldung vom 08.01.2015 - Nr.0072
Friedrichshain - Kreuzberg 01.01.2015
Bezug Pressemeldung Nr. 0011 vom 01.01.2015

 

Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes sucht Zeugen zu einem Gewaltexzess, der sich zum Jahreswechsel in Friedrichshain ereignet hat.

Wie berichtet, war eine Gruppe von rund 20 bis 30 Personen in der Silvesternacht vermummt durch die Straßen gezogen und hatte hierbei mehrere Fahrzeuge und Baucontainer in Brand gesetzt, weitere Fahrzeuge und Gebäudefassaden teilweise schwer beschädigt und zudem einen Mitarbeiter eines Sicherheitsunternehmens körperlich attackiert sowie ein Polizeifahrzeug angegriffen.
 
 
Die Straftaten ereigneten sich von 0.00 Uhr bis ungefähr 0.30 Uhr entlang folgender Straßen:

    Liebigstraße
    Proskauer Straße
    Niederbarnimstraße
    Simon-Dach-Straße
    Kopernikusstraße
    Libauer Straße
    Revaler Straße

Den Kriminellen war es gelungen, noch vor Eintreffen der Polizei im Silvestergetümmel zu verschwinden. Der ermittelnde Polizeiliche Staatsschutz sucht nun Zeugen der Straftaten und wird hierzu in den nächsten Tagen auch Plakate rund um die Liebigstraße aufhängen.

Hinweise nimmt der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes unter den Telefonnummern XXXX oder – XXXX entgegen. Darüber hinaus können sich Zeugen auch bei jeder anderen Polizeidienststelle melden oder ihre Hinweise über die Internetwache geben.

 

wird zeit diese wildplakatierenden bullenchaoten mal so richtig den kleber zu versalzen! abreißen, als geschenkpapier verwenden oder vielleicht auch als nettes andenken für die freunde von woanders? alles ist möglich!

vielleicht kommt ja auch der ein oder andere chaot auf die idee zur dunklen jahreszeit in der dunklen tageshälfte am falschen ort zu sein und plakate zu kleben... wer weiß

im wesentlichen haben sich engagierte Leute schon um den Dreck gekümmert, zumindest in den Blocks entlang der Frankfurter sind alle schon abgehängt worden...

Das ihr keinem Menschen Schaden zufügt, mögt ihr vielleicht so sehen, liegt aber in der vorgefertigten Denke von kapitalistischer Legalität begründet. Menschen aus ihren Wohnungen zu werfen (weils relativiert wird paar andere Beispiele: Konsumgüter kaufen die mit Sklaven und Kinderarbeit erzeugt wurden, Fleisch kaufen, Banken mit Krediten und Profiten helfen (Rüstung, Knäste, Lebensmittelspekulation etc.), zur Umweltzerstörung beitragen usw.) das ist alles legal und dabei kommt kein "Mensch zu Schaden". Natürlich nicht, schließlich misst sich Kapitalistischer Prozess nicht an humanitären und Ethischen Werten, sondern an dem Profit. Ein jeder Mensch fügt der Umwelt und den Tieren und anderen Menschen Schaden zu, ganz legal und sogar ohne das er*sie das mitbekommt. Das das alle machen, ist ein Punkt der die Überleitung erzeugt:

Würde es eine breite und starke linke Bewegung geben, dann wären nicht nur eure Scheiben fällig, sondern auch der Besitz von unzähligen anderen Menschen. Der Clou und gleichzeitig die Schwierigkeit ist dabei, den Fortschritt zu einer Welt in der alle ein gerechtes Leben führen zwar mit der Zerstörung der Ungerechtigkeiten zu begleiten, aber gleichzeitig auch eine gerechte Welt aufzubauen. Eben dieser Mangel an alternativen Wirtschafts und Sozialkreisen macht die "Opfer" linker Militanz (oder wenn Mensch so will Gewalt) erst zu Opfern. Eine Stadt in der sich breite Bevölkerungsteile gegen die Vorhaben von Kapital und Staat solidarisch wehren, müßte keine ausschließenden Projekte a la Eigentumswohnung, Lofts, Baugruppenhäuser etc. dulden. Menschen könnten sich einigen und versuchen auszuhandeln wer was wo für sich in Anspruch nimmt, ohne andere zu bedrängen.

Natürlich machen alle nur ihr Ding im System, aber indem sie diese Dinge tun, bedrängen sie andere in Verschiedener Art und Weise weil sie dem Muster der kapitalistischen Konkurenz folgen.

Angesichts der diffundierung der sozialen und politischen Verantwortlichkeiten will keine und keiner heute mehr Verantwortung tragen. Dieses Prinzip zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten. Natürlich gibt es Kapitalistische Mechanismen, aber die gibt es nur weil wir alle als Mechaniker und Mechanikerinnen das am laufen halten.

 

Ps: Ach der liebe Sohn... selbst bürgerliche Statistiken sagen aus das spätestens nach der 2. Generation das Lebensgefüge verändert wird (Haus in Stadt, Wohung, Landhaus etc.). Ihr glaubt doch nicht ernsthaft das man von klein bis groß in irgendeinem Loch in diesem Moloch hier hängt. Berlin wächst, weils ein kapitalistischer Akkumulationsprozess an Humankapital ist. Alle kommen hier her, keiner und keine will hier sein, deshalb ist die Unzufriedenheit in Berlin mit am größten und deshalb wird auch der liebe Sohn ausziehen oder ganz wegziehen und plötzlich, welch Überraschung, gibts ne "hübsche" Eigentumswohnung im "schicken Viertel" für nen Knallharten Preis im Internet inseriert.

Natürlich nur für Otto und Ottolinchen normalverbraucher inn...

"Diese Eigenmittel resultierten aus jahrelanger Sparsamkeit, verbunden mit einer persönlichen Weitsicht und konkreter Lebensplanung"

 

Wer keine Eigentumswohnung in der Liebigstr. besitzt, war halt also einfach nur jahrelang zu verschwenderisch, zu dumm oder zu faul.  Ja der Kapitalismus macht es einem halt sehr leicht, den eigenen abstoßenden Sozialchauvinismus auch noch als tolle Lebensleistung zu verkaufen.

 

Ich gehe ja auch von einem Fake aus, weil kein normaler Mensch solch ein gesteltztes Bürokratendeutsch formuliert.

 

Sollte dieser Text allerdings wirklich von realen Anwohnerinnen verfasst worden sein, tun mir einfach nur die Menschen leid, die solchen "Erzieherinnen" und "Sozialpädagoginnen" (in der Regel schutzlos) ausgesetzt sind.

Erstmal danke dafür das ihr das gespräch sucht. Ich will hier nur nochmal den für mich wichtigsten punkt wiederholen: ihr hättet das ganze haus ja auch als kollektives projekt planen können mit einer klausel die den weiterverkauf verhindert und dazu raum für von verdrängung betroffene schaffen können UND das haus zukünftiger spekulation entziehen können. Ihr habt euch dagegen entschieden und das in einem der am heftigsten umkämpften gebiete berlins. Die steine sind dadurch vorprogrammiert gewesen.

Auch wenn ihr das nicht sehen wollt - ihr treibt damit den gentrifizierungsprozess voran.

Jeanette und Sabine haben nicht verstanden, daß sie sich mit ihrem aus ihrer unreflektierten, von kapitalistischer, kleinbürgerlicher Denke geprägten Sicht völlig normalen und unverfänglichen Immobilienkauf zu Akteurinnen in einem sozialen Konflikt gemacht haben. Die finanzierende Bank und die Verkäufer*in der Immobilie freuen sich, mit einem Objekt in solch brisanter Lage dennoch Reibach gemacht zu haben.

 

Sowohl die Beteiligung an dem Immobilienprojekt als auch der obige Text zeigen eine völlige Verkennung der Situation. Jetzt haben sich Jeanette und Sabine auf Jahrzehnte verschuldet um sich eine Immobilie in ihnen feindlich gesonnener Umgebung ans Bein zu binden. Dumm gelaufen. Aber ist ja nur Geld... ;-)

eure sogenannten lebensentscheidungen sind es, die zusammen mit abertausenden anderen lebensentscheidungen, das leben anderer menschen vernichten.

wieso habt ihr nicht eure schnauze aufgerissen, als menschen aus ihren wohnungen und auf die straße geschmissen wurden, damit asoziales gesindel wie ihr eure wohnung kriegen könnt?! Wo wart ihr als aus sicht eurer vermieter weniger rentable leute sich umgebracht haben, weil sie die schikanen nicht mehr ertragen haben?!

die antwort ist klar, es hat euch gar nicht interessiert! nein, es war euch scheißegal und selbst jetzt noch habt ihr die dreistigkeit, euch hier ausschnittartig als die armen opfer darzustellen.

zieht euch nur auf eure vermeintlich biedere harmlosigkeit zurück wie ihr wollt, aber es wird nichts ändern oder euren anteil an der schuld mindern, welche ihr auf geladen habt.

Sorry, ich könnte kotzen.

ich bin 45, habe früher in Berlin gelebt und mich lange (und sehr aktiv) zum Teil der radikalen undogmatischen Linken gezählt, wie ihr ja vermutlich (ich bin mir da gar nicht mehr sicher ?) auch. Ich habe meine Einstellung nicht gewechselt, bin radikal geblieben und (im Rahmen meiner Möglichkeiten) noch aktiv, allerdings außerhalb dieser Szene, die ich im Nachhinein nur noch als Durchlauferhitzer für anradikalisierte (überwiegend) Kinder aus klein- bis gutbürgerlichen Verhältnissen, erlebe. Und das ist ein kein Klischee, nee, echt nicht, ich habs ja selbst erlebt. Schaut Euch doch mal um bei Euch und Euresgleichen und seid ehrlich. Die meisten von Euch stammen mit Sicherheit aus Familien, die sich genau so wie Jeanette und Sabine ihren Traum vom Eigenheim erfüllen wollten und haben. Und ehrlich, wie viele von Euch studieren gerade Medizin, Jura  oder andere Studiengänge mit Potential ? Ihr seid lächerlich, wenn ihr Jeanette und Sabine hier Reichtum unterstellt und das dann auch noch vorzurechnen versucht. Ja und ? Reden wir hier über die oberen 1 % ? Oder nicht doch über ganz nomale Leute der Mittelschicht ? Vielen von Euch wird es nach Abschlus ihres Studiums  vermutlich besser als denen gehen. Erinnert Euch dann mal daran, was ihr hier verzapft.

Und ganz nebenbei, falls ihr das noch nicht begriffen habt: dieses System heisst Kapitalismus, und es ist eine Struktur, die auch ihr jeden Tag bedient, mit jedem Griff ins Portemonnaie, egal ob faire Schokolade oder nicht. Man kann versuchen, darin halbwegs anständig zu agieren, und das haben Jeanette und Sabine u.a. getan, in dem sie mit Euch ins Gespräch kommen wollten. Aber verlassen wird man das kapitalistische System dadurch nicht, und auch nicht durch ein paar Scherben mehr oder weniger. Glaubt ihr, dass ihr irgendwas dadurch ändert ? Das einzige, was ihr dadurch erreicht ist, dass sich wieder ein paar mehr Leute von Euch abwenden. Leute, mit denen man sogar hätte reden können. Leute, die vermutlich ebenfalls Pegida scheisse finden und mit denen es auch sonst viele Berührungspunkte geben könnte. Aber scheiss drauf, das ist Euch ja gar nicht wichtig. Hier gehts nur drum wer die dicksten Arme hat und am lautesten "Aktion" ruft. Macht sich gut bei der nächsten Kiezdisco. Und Scheiben bei den Nachbarn zerdengeln ist ja allemal besser, als sich einen Kopp um die wachsende Kriegsgefahr (Stichwort Ukraine/Blockkonfontation), Totalüberwachung (Snowden, NSA) und Geheimdienstplots zum Abbau demokratischer Rechte zu machen, die allesamt darauf hinauslaufen, dass  wir in ein paar Jahren solchen Problemen wie Gentrifizierung als "gute alte Zeit" nachtrauern werden. Diejenigen von Euch, die in 10 Jahren noch nicht das gleiche bürgerliche Leben wie ihre Eltern (oder schlimmer) führen, und das werden die wenigstens sein, haben dann Zeit, sich in den NATO-Kerkern darüber Gedanken zu machen, was "damals" wohl falsch gemacht wurde, als es eigentlich darum gehen musste, gegen diese Tendenzen zusammenzustehen und eine linke Alternativ zu entwickeln. Ich weiß, dass meine Einlassungen hier nutzlos sind, vielleicht hätte ich vor 20 Jahren noch genau so geschrieben wie die meisten hier. Aber das ist Mist, ist falsch und geht an der Lebensrealität vorbei und damit gewinnt man nie einen Blumentopf, sondern liebt immer isolierte Szene (oder haben Oma Meyer oder Herr Yasin von nebenan Beifall geklatscht und kommen jetzt zu Anti-Gentrifizierungstreffen ?). Aber den meisten von Euch ist das ohnehin egal, hauptsache, man ist Teil einer Szene. Morgen dann eben Kaninchenzüchterverein. Nur behaupten die nicht, sie wären Revolutionäre.      

 

P.S. und klar, natürlich ist das hier als rein spalterische Position vom LKA initiiert, genauso wie das Schreiben von Jeannette und Sabine. Nee, leute, das müssen die gar nicht machen. Ihr erledigt Euch durch Eure Aktionen selbst

 

P.S.P.S. an Jeannette und Sabine: ich finde es toll, dass ihr geschrieben habt. Helfen wird es vermutlich wenig. Ich wünsche Euch gute Nerven und eine gute Glasbruchversicherung.  Es ist sicher nicht leicht, aber nehmts nicht tragisch: IHR (als Menschen) seid tatsächlich nicht gemeint, es ist (überflüssiger und hilfloser) Symbolismus.

Ich bin 38 jahre, berlin ging mir schon immer am arsch vorbei und deine relativierende wahnwichtel-kacke (geheimdienste! nato-kerker! nsa! snowden! ukraine!111!elfelf) kannste woanders ablassen, versuchs doch mal in den facebook-kommentaren bei ken fm oder todenhöfer, da passt du ganz gut hin du reaktionärer otto! du kartoffel!

Hab mir Vieles durchgelesen und kann auch die Gegenargumente gut verstehen, selber schon gedacht und manchmal auch so gehandelt bzw. handeln können. Vielleicht werden wir ja - wenn schon nicht in der Form, so doch im Wesen - etwas genossenschaftlicher. Ich bin dabei.

Nur bitte keine großen Steine auf uns kleine Schweine.

 

Der Radwechsel

 

Ich sitze am Straßenhang.
Der Fahrer wechselt das Rad.
Ich bin nicht gern, wo ich herkomme.
Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre.
Warum sehe ich den Radwechsel
mit Ungeduld?

 

B. Brecht

An unsere Kritikerinnen und Kritiker,
zunächst vielen Dank, dass wir auf unseren Brief Antworten erhalten haben. Besonders gefreut haben uns diejenigen Texte, die unserer Darstellung mit Verständnis begegnen. Aber auch für die geäußerte Kritik und Lesehinweise vielen Dank(zu einigen Kommentaren werden wir uns nicht äußern. Beleidigungen u.ä. sind für uns keine akzeptable Form der Kommunikation. Sachlichkeit ist unser Stil und sachlich werden wir diese Kommunikation auch zu Ende führen).
Doch bevor wir auf die Kritik eingehen: nein, es sind nicht staatliche Stellen, die den Brief geschrieben haben. Es sind tatsächlich wir, Sabine & Jeannette. Und noch ein Hinweis: da im Grunde auf Indymedia alles anonym abläuft, und wir deshalb nicht einmal wissen, mit wem wir kommunizieren, denken wir, dass es mit dieser Antwort sein Bewenden auf dieser Plattform haben sollte.
Doch nun zur Kritik an unserem Schreiben:
Mit Verblüffung haben wir festgestellt, dass unsere KritikerInnen viele Argumente, die wir dem Bruno Taut Haus Text entnommen haben, nicht verteidigen. Es spielt offenbar gar keine Rolle, ob wir nun tatsächlich "reich" oder "besserverdienend" sind, ob wir "zu zweit auf 150qm leben" oder nicht, ob unsere Wohnung nun eine "schick aufgemöbelte Luxuswohungen" ist oder eine normale Drei-Raum-Wohnung (der angesetzte qm-Preis übersteigt bei weitem den tatsächlichen. So entstehen Bilder von "Luxus"wohungen, die sich dann in Köpfen verfestigen). Auf die Argumente, die wir zu unserer konkreten Wohnsituation vorgetragen haben, wird nirgendwo eingegangen. Sind sie nicht mehr relevant, haben wir uns gefragt? Geht es darum gar nicht?
Der Eindruck entsteht, dass unseren KritikerInnen möglicherweise nicht ganz wohl bei der Sache ist, wenn sie 'normale Leute' angehen. Denn sie müssten sagen, warum bspw. 80qm zuviel Wohnraum für unsere Familie sind.
Unsere KritkerInnen kritisieren dagegen mehrheitlich die Form des von uns gewählten Wohneigentums. Vielen Dank deshalb an eine/n unserer KritikerInnen für den Lesehinweis zur Baugruppen-Diskussion. Eigentumsformen sind dort Gegenstand heftiger Debatten. Sie werden miteinander verglichen, rauf u. runter diskutiert, die eine findet man besser, die andere nicht so toll. Es scheint keine Einigkeit darüber zu geben, welche Form von Wohneigentum denn nun letztlich akzeptabel u. welche verwerflich sein soll. Und auf dieser wackeligen Basis wird von einigen AkteurInnen entschieden, ob unsere Familie nun eine 'gute' oder 'schlechte' Eigentumsform gewählt hat?
Wir werden uns in diese heillose Debatte nicht einbringen. Wir haben unseren Standpunkt bereits mit dem Brief vom 14.1.15 dargestellt: wir nutzen unseren Wohnraum sozial-adäquat, u. die Unterstellung eines profit-orientierten Verkaufs (spät.) in 20 Jahren ist eben nur eine Unterstellung, entgegen unserer erklärten Absicht, das Wohneigentum dauerhaft selbst nutzen zu wollen. Ein ausdrücklicher Dank an Hein, der in seinem ausführlichen Beitrag in vielen Punkten offenbar bereits langjährige Erfahrung und Auseinandersetzung gehabt hat. Wir haben uns in vielem, was er schreibt, wiederfinden können.
Vielleicht haben unsere Ausführungen jemanden von 'Euch' erreicht. Wir bleiben dialogbereit.
Mit besten Grüßen Sabine & Jeannette