An diesem Sonntag wird wie alljährlich hierzulande der Volkstrauertag begangen. Wie schon in den letzten Jahren rufen wir als Antifa-Bündnis Gotha wieder zu Protesten dagegen auf. Nachdem diese Proteste, die sich vor Allem gegen das seit Jahren in Friedrichroda stattfindende Heldengedenken der Nazis richten, von der Lokalpresse in Gotha weitestgehend ignoriert wurden, wurde nun im Laufe der Woche bereits mehrfach über unsere am Samstag geplante Demonstration in Gotha berichtet (tlz.de und tlz.de).
Auch in der gestrigen Printausgabe der Gothaer TLZ fand eine unserer Veranstaltungen Erwähnung, nämlich unsere Kundgebung am Sonntag in Friedrichroda, die ebenso wie die Demonstration am Vortag in Gotha unter dem Motto „Volkstrauertag abschaffen“ steht. Nur wurde diese nicht als solche beworben. Vielmehr soll sie nun dem Frierichrodaer Bürgermeister Klöppel dazu dienen, sich öffentlichkeitswirksam gegen Extremisten zu stellen.
Auf einer Pressekonferenz am Mittwoch in Friedrichroda zum geplanten Naziaufmarsch, welche von einem sich zu diesem Zwecke formierten Bürgerbündnis initiiert wurde, war auch Klöppel anwesend, der gegenüber der Zeitung verlautbarte, dass er von der bisherigen „Strategie“ der Nichtbeachtung des Naziaufmarsches in Friedrichroda Abstand nehmen möchte und stattdessen den Nazis die Rote Karte zeigen will. Das Schweigen rund um das „Heldengedenken“ in Friedrichroda scheint also endgültig gebrochen worden. Setzte Bürgermeister Klöppel im letzten Jahr noch auf die vom Verfassungsschutz empfohlene Strategie des offensiven Ignorierens, bahnt sich dieses Jahr ein Strategiewechsel an. Die Bewohner_innen Friedrichrodas werden vom Bürgermeister aufgefordert "Rote Karten gegen Extremisten" in ihre Fenster zu stellen.
Begeistert von dieser Aktion ist der hiesiege Bundestagsabgeordnete Tankred Schipanski. Konnte die CDU-Anhängerschaft am letzten Sonntag noch gemeinsam mit AfDlern und militanten Neonazis gegen Bodo Ramelow demonstrieren, zeigt die konservative Trauergemeinschaft am Volkstrauertag den Nazis die kalte Schulter. Ließ man die Nazis bisher ungestört durch Friedrichroda marschieren, lässt man sie dieses Jahr wieder ungestört laufen, aber diesmal mit einer roten Karte im Fenster. Für Schipanski steht der Volkstrauertag für Versöhnung, Verständigung und Frieden. Gemeint ist damit wohl die Versöhnung zwischen den Gefallenen der SS-Wachbataillone und all ihren Opfern. Wie diese Versöhnung auszusehen hat, entscheiden in Deutschland nicht etwa die Opfer, sondern die CDU und ihr Umfeld.
Über den Aufruf zum „zeigen der roten Karte“ und der Teilnahme an einer Gedenkveranstaltung anlässlich des Volkstrauertages hinaus, werden die Friedrichrodaer von ihrem Bürgermeister auch aufgefordert, Schilder mit einer Aufschrift gegen Extremisten zu basteln, um mit diesen an der Kundgebung am Sonntag teilzunehmen. Das dies nicht in unserem Sinne ist, braucht hier nicht weiter ausgeführt werden. (Auseinandersetzung mit der Problematik der Extremismustheorie finden sich genug auf: http://aagth.afaction.info und http://agst.afaction.info/). Verwunderlich ist es allerdings schon. Schließlich unterzeichnete Klöppel einen Aufruf, der dazu auffordert, an einer Kundgebung teilzunehmen, die von Menschen organisiert wird, welche er wohl ebenfalls als Extremisten begreifen würde. Wie dieses Problem gehandhabt wurde, darüber klärt schließlich der Artikel der TLZ auf. Dem kann man entnehmen: „Irritationen rief eine alte Fassung des Aufrufs zur Gegenkundgebung hervor, die einen Internet-Link enthielt, hinter dem zur Abschaffung des Volkstrauertages aufgerufen wurde sowie Christdemokraten und Nazis auf einer Stufe standen. Er wurde entfernt.“
So ruft nun also der Friedrichrodaer Bürgermeister dazu auf, zu unserer Kundgebung zu kommen, ohne dabei aber den Inhalt der Kundgebung unterstützen zu wollen und auch nur nachdem der Verweis auf das Anliegen der Veranstalter_innen entfernt wurde. Wir allerdings haben ein klares Anliegen, welches wir auch nach außen tragen wollen und werden. Uns geht es NICHT darum, eine vermeintliche Instrumentalisierung des Volkstrauertages durch die Nazis zu kritisieren, um in formaler Abgrenzung zu diesen letztlich wie diese den Opfern und Tätern der Weltkriege gleichermaßen zu gedenken. Uns geht es NICHT darum, unter Verweis darauf, dass die Anmelder des Naziaufmarsches nicht (mehr) aus Friedrichroda kommen eine Imagepflege des Luftkurortes zu betreiben. Uns geht es um eine Kritik der deutschen Gedenkpolitik im allgemeinen und eine des Volkstrauertages im besonderen, in derem Sinne wir die Abschaffung des Volkstrauertages fordern. Wir freuen uns über alle, die durch Teilnahme an der Kundgebung dieses Anliegen unterstützen wollen, Geschichtsrevisionisten die sich unter Verweis auf die Extremismustheorie versuchen von den Nazis abzugrenzen, weil es ihnen in ihrer Form des Gedenkens inhaltlich nicht möglich ist, mögen aber besser zu Hause bleiben.
Artikel der TLZ vom 13. November
Vielfache Bekundung gegen Rechtsradikale
Akteure aus Friedrichroda und dem Landkreis einigten sich auf veränderten Aufruf. Zugleich Plakataktion und Gebet.
Von Peter Riecke
Freidrichroda. In der Stadt Freidrichroda hat man keine guten Erfahrungen damit gemacht, das Auftreten Rechtsradikaler einfach durch Nichtbeachtung zurückdrängen zu wollen.
Seit Jahren melde kein Friedrichrodaer mehr eine Kundgebung solcher Personen an, betonte Bürgermeister Thomas Klöppel (parteilos) im Verlauf einer gestern zur Vorbereitung des Volkstrauertages in Friedrichroda anberaumten Pressekonferenz, zu der auch Einwohner der Stadt, politische Akteure aus dem Landkreis und Gewerkschafter erschienen.
Dennoch „nutzen Neonazis bereit zum zwölften Mal in Folge den Volkstrauertag Mitte November, um in Freidrichroda im Landkreis Gotha deutsche Täter des Zweiten Weltkrieges zu Opfern zu machen.“ So heißt es in einem Aufruf, den der Gothaer Kreisvorsitzende des Deutsche Gewerkschaftbundes, Olaf Kämpfer, gestern verteilte.
Man wolle einer prognostizierten höhreren Teilnehmerzahl als in den vergangenen Jahren etwas entgegen setzen und ruft zu einer Gegenkundgebung am Sonntag um 16 Uhr auf den Parkplatz der ehemaligen Rewe-Parkhalle an der Bebrastraße im Neubaugebiet auf. Vera Fitzke sagte für die Linksfraktion des Kreistages spontan eine finanzielle Unterstützung von 200 Euro zu.
Bereits vor zwei Jahren habe man sich in der Stadt entschlossen, sich aktiv von dem Auftreten Rechtsradikaler am Denkmal für die Gefallenen der Weltkriege im Schillerpark zu distanzieren, erklärte auch der erste Beigeordnete Falk Ortlepp (CDU) auf Nachfrage unserer Zeitung. Die Hoffnung, das deren Aufmärsche durch Nichtbeachtung einschliefen, habe sich nicht bestätigt, räumte er unumwunden ein.
Man habe sich im Konsens aller demokratischen Kräfte dazu entschlossen, die Bürger aufzurufen, am Vortag Plakate mit der Aufschrift „Platzverweis für Extremisten“ in ihre Fenster zu stellen, erörterte Klöppel.
Die Gedenkveranstaltung der Stadt ist um 11.30 Uhr am Denkmal und 16 Uhr gibt es ein Friedensgebet.
Irritationen rief eine alte Fassung des Aufrufs zur Gegenkundgebung hervor, die einen Internet-Link enthielt, hinter dem zur Abschaffung des Volkstrauertages aufgerufen wurde sowie Christdemokraten und Nazis auf einer Stufe standen. Er wurde entfernt.
TA Artikel ist unvollständig!
Hallo an Alle Teilnehmer der Diskussionsrunde,
ich habe inzwischen den TA - Artikel zur Pressekonferenz lesen "dürfen" oder "müssen"! Die Diskussion der Teilnehmer wurde meiner Meinung nach zum größten Teil unrealistisch und unvollständig wiedergegeben. Die Bürger und andere Menschen, die an der Runde zur Pressekonferenz nicht teilgenommen haben, können den Sinn und den Inhalt der Diskussionsrunde wie im TA - Artikel veröffentlicht, nicht nachvollziehen. Wenn dann eher die Meinung des Fraktionsvorsitzenden des CDU - Stadtrates Friedrichroda wiedergegeben wird (der an der Runde gar nicht teilgenommen hat), als die doch kritischen Einschätzungen zum Verhalten der Stadt zum Sachverhalt, dann kann ich darin erst mal die Position der Zeitung erkennen. Das ist traurig, denn ich hatte mir da mehr versprochen, vor allem das auf die steigende Gefahr von "Rechts" und die zur "Selbstverständlichkeit" gewordenen jährlichen Auftritte dieser Gruppen in Friedrichroda eingegangen wird. Welche klare Position in der Pressekonferenz herausgearbeitet wurde, ist in dem Artikel nicht nachvollziehbar! Die Meinungen gehen dann hier in der Diskussion auch sehr am eigentlichen Anliegen vorbei, denn ich hätte mir gewünscht, dass die Organisatoren der Demos - "aagath" teilnehmen, um sich ein Bild vor Ort machen zu können. Dann hätten Sie auch gemerkt, dass die Rederunde kritischer war, als im Artikel der TA dargestellt. Deshalb bedaure ich auch, dass ein erster Schritt, welcher hier auch lobenswerter Weise von der Gewerkschaft mit organisiert wurde, dann zerredet wird. Vermisst habe ich eben zur Pressekonferenz auch die Anwesenheit der Vertreter der Kirchen, denn ich kann doch nur Sachverhalte diskutieren, die ich selbst vor Ort erlebt habe! - denn schon haben wir wieder eine "Gerüchteküche" und Meinungen, die "aufeinander prallen" ohne dass man die wahren Hintergründe kennt!
Es ist richtig, dass die Antifas die Gegendemos organisieren, aber wenn auch erstmalig sichtbar Bürger und Vertreter der Stadt teilnehmen, dann wäre das ein kleiner Erfolg in eine Richtung, die ich mir persönlich seit vielen Jahren wünsche! Aus diesem Grunde hoffe ich auf ein ruhiges und friedliches Miteinander in Friedrichroda am "Volkstrauertag" - denn an diesem Tag müssen wir alle ein Ziel verfolgen!
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denn an diesem Tag müssen wir alle ein Ziel verfolgen, Deutschland abschaffen!