Mitgehört: Rassismus in der Security niedersächischer Asylheime und der DB-Sicherheit

Ich musste am 12. 09. im Regionalexpress zwischen Hannover und Stadthagen (Niedersachsen) ein erschütterndes Gespräch zwischen zwei Angestellten  des DB-Sicherheit, die auch als Sicherheitsleute in niedersächsischen Asylheimen beschäftigt sind, mitanhören. Danach hatte ich ein klareres Bild über den gewalt- und rassismusgeprägten Alltag in einer Asylbewerberunterkunft als mir lieb gewesen wäre.

 

Vielleicht berichte ich erst sehr spät, doch ist das Mitangehörte zu schwer zu verdauen, um es nicht publik zu machen.

Vorneherein möchte ich etwas klarstellen: Natürlich war es mehr als bescheuert das Gespräch, dessen Zeuge ich wurde, nicht auf Video aufzuzeichnen oder die Sprachaufnahmefunktion meines Handys mitlaufen zu lassen. Ich habe mir aber direkt danach die wichtistgen Zitate notiert, freut euch drauf...

 

Ich betrat also den RE um 22:09 in Hannover und wählte unbewusst den Platz neben den wohl ekligsten Faschos im ganzen Zug; einem jungen, bulligen, und einem etwas älteren und kleineren DB-Sicherheitsbeauftragten. Ich sollte noch raushören, dass der bullige Glatzkopf neben dem alten-Damen-in-die-Bahn-helfen auch fürs Ausländerverprügeln bezahlt wird:

"Die Marrokaner, die vermöbeln wir jeden Tag. Und die Algerier sind die allerschlimmsten, die will hier in der Gegend keiner mehr aufnehmen"

 

Warum die Marrokaner oder andere Geflüchetete 'vermöbelt' werden müssten, kam nie zur Sprache. Auf welche Art und Weise die Kameraden ihrer Pflicht nachkommen, wurde dagegen unerträglich weit ausgewaltzt:

"Und ich sag da dann so zu dem: 'Schau mir mal in die Augen, Kollege!' Und als der das echt macht gabs natürlich Pfeffer"

 

"Wir hatten da oben die Tür eingetreten und ich meinte zu Werner*: 'Der nächste von den Algeriern der jetz noch um die Ecke kommt, dem puste ich das Maul voll"                                                                                                                                       *Vielleicht heißt Werner auch Joseph oder Adolf oder so

 

Die beiden tauschten sich weitergehend über Pfeffergas aus; welches mehr "knallt" und in welcher Abfüllmenge es erstanden wird:

"Wir haben ja Gas jetz auch in dieser Feuerlöschergröße, weil das ist ja mittlerweile bei den so schnell leer"

 

Und auch andere Ausrüstungsgegenstände wurden angesprochen:

"Diese Teleskopschläger waren ja damals streng verboten, aber die hat ja mittlerweile eh jeder"

 

Nachdem nun der Gewaltverherrlichung und der Lust daran sich auf "Asylanten draufzuhocken, damit die Ruhe geben" genug Konversation gewidmet worden war, kamen auch die Lebensumstände in den Lagern ins Gespräch:

"Strom fällt immer nach ner halben Stunde aus und denn haben die Neuangekommenden zum Bettenbauen kein Licht. Das ist schon blöd, aber es fühlt sich halt keiner für den Sicherungskasten da verantwortlich"

 

"Die oberen Etagen sind ab Herbst auch echt kalt" - "Wieso?" - "Da müssten diese Dieselgenaratoren mit Gebläse stehn aber die waren auf Zeit zu teuer..."

 

"Wenn die da auch immer die Fenster offen lassen, ist das nicht mein Ding, wenn den jemand da nen Eimer Scheiße reinkippt"

 

Ich hörte mir den Spaß 2 Stationen lang mit hochrotem Kopf mit an, während ich krampfhaft überlegte, ob es nun schlau wäre meinen Reisekoffer einem 1.95m-Fascho ins Gesicht zu werfen. Als ich fast aussteigen musste, bat ich die Herren aufs freundlichste, ihre rassistischen Gespräche einzustellen, ich würde mir das mit wenig Gefallen mitanhören wollen. Was daran rassistisch wäre wusste keiner der beiden, ich müsse ja sowieso gar nicht hinhören.

Ich habe den leisen Verdacht, dass die folgenden Beleidigungen meinerseits nur Tropfen auf heiße Steine waren; 'Die Bahn' hat auch auf keine meiner Beschwerde-Mails geantwortet.

Mir bleibt nun nur noch übrig zu sagen: Was für mich eine unangenehme halbe Stunde war, ist wohl für viele Geflüchtete schrecklicher Alltag.

Ein Bespiel dafür ist der Skandal-Vorfall in Burbach, der in den letzten Wochen durch die Medien kursierte. Dass rechte Securitys, die nicht ganz lieb zu Refugees sind, aber gar kein Einzelfall sondern ganz einfach Programm ist, wurde in keinem Bericht erwähnt.

 

Wenn das System die Geflüchteten noch nicht an ihre Grenzen bringt, dann schaffen das noch die selbsternannten 'SS-Truppen' in ihren Lagernbezahlt von, unter anderem, der Deutschen Bahn. 

 

Fuck DB!

Fuck EHC!

Refugees Welcome!

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Naja, ich will das nicht in Frage stellen, was du hier berichtest.

Aber irgendwie passt es in die derzeitige Tendenz die Zustände in diversen Asylbewerberheimen den Securitys anzulasten.

Im Security-Sektor sind viele Faschos und rechte Spinner unterwegs: Definitiv.

Die werden natürlich, wenn Sie können, auch ihre Machtposition dort missbrauchen.

Fakt ist aber auch: Den Job als Sicherheitsmitarbeiter in den Asylbewerberheimen würde keiner von Euch machen wollen!

Dort wird mensch fast täglich bepöbelt, bespuckt, mit Flaschen, Möbeln und Messern angegriffen.

Es gibt regelmäßig Massenschlägereien der ethnischen Gruppen untereinander.

Die hygienischen Zustände sind oft unter aller Sau (woran aber die BewohnerInnen teilweise selbst die Schuld tragen, da Sie beispielsweise in die Treppenhäuser urinieren oder scheißen.).

Und diesen "Spaß" darf man sich dann für 8,17€ in der Stunde antun. Oft 180-200 Stunden im Monat oder mehr.

 

Ich nehme hier nicht das Faschopack in Schutz.

Aber nicht die Sicherheitsmitarbeiter sind Schuld an den üblen Zuständen dort.

Wer so eine Arbeit über längere Zeit macht, stumpft eben auch selbst ab und wird Empathie und Mitgefühl verlieren und eine gewisse Aggressivität aufbauen.

Halte ich für einen richtigen und wichtigen Einwand. Wie sehr auch Mitarbeiter_innen von Sicherheitsdiensten an der Verknastung der Welt mitarbeiten und eben auch Teil dieser GEsellschaft sind (rassismus usw.) so sind sie häufig aber auch Menschen aus der unteren Lohnschicht, die in schwierigen Verhältnissen eine fragwürdige Arbeit einnehmen müssen.

Ich kann nicht unbedingt bestätigen das es eine "Tendenz" gibt die Zustände den Secruitys anzulasten, aber als ein Blitzableiter können sie allemal funktionieren. Die Systematik mit der diese Heime in gezielt schlechtem Zustand und Armut gehalten werden, kann durch Personalisierung gut kaschiert werden.