Rigaer Staße: Wiederstandsnest oder Erlebnispark für Reiche?

Squat

Der Bauboom, der besonders in den letzen 2 Jahren die Altbaugebiete des Friedrichshainer Nordiezes heimsucht, greift auch am Dorfplatz um sich. Ein markantes Ereignis im Kampf um die Gegend wird der Einzug der Eigentümerschaft des Bauprojektes in der Rigaer Straße 22 sein.

 

Vor 2 Jahren lebten hier Menschen in den Garagen der alten Werkstatt, spielte noch Hunde im Grünen, wurden ab und an Feste gefeiert und jeder liebte sie einfach: Die Brache zwischen Liebig und Rigaer Straße namens Bambiland. Sie war ein letztes Stück Wildnis in einer immer aufgeräumteren Stadt.

 

Im Winter 2012 rückten dann die Baufahrzeuge einer Baugruppe an. Unter der Betreuung des Unternehmens Smart Homing hatten sich offenbar genug Verrückte gefunden, die trotz der eindeutigen Ablehnung gegen Luxuseigentum in diesem Stadtteil ihren Palast hier bauen wollen. Das Ergebnis der Planung ist heute in greifbarer Nähe: sechs freistehende Hochhäuser mit viel Glas und Platz dazwischen stehen zwar noch inmitten einer Baustelle, sind aber bereits in ihrer endgültigen Form erkennbar.

 

Vernünftige Betreuer_innen hätten definitiv jedem davon abgeraten, hier soetwas zu bauen. Das Grundstück befindet sich einen Steinwurf von der Rigaer 94 entfernt, zwei Steinwürfe von der Liebig 34 und vielleicht drei Steinwürfe vom Fischladen. Die Investor_innen, die gleichzeitig auch die Eigentümer_innen der Luxuswohnungen sind, befinden sich quasi im Zentrum dessen, was von der Hausbesetzerbewegung im Kiez übrig geblieben ist. Weit über die Grenzen hinaus sind die Rigaer und die Liebig Straße für Krawalle und Gesetzlosigkeit bekannt.

 

Warum haben sie sich diesen Ort ausgewählt? Sei es Mangel an teurem Wohnraum, Ignoranz, Dreistigkeit oder Gottvertrauen in die Exekutive - egal: Fakt ist, dass sie hier sind und unser Zuhause zerstören werden. Mit dem Einzug wird ein neuer Schwung dynamischer Staatsbürger kommen, mitsamt ihrer dicken Portemonnaies, Schnüffelmentalität, Bedarf an Polizeischutz und verwöhnten Besserwisserkindern.

 

Wenn es ihnen hier gefällt, werden sie herumerzählen wie harmlos und schön die Rigaerstraße doch eigentlich ist. Sie werden über den Kampf gegen Gentrifizierung und Mietsteigerung lachen und die Gastronomie in der Gegend schnell auf ihre Seite ziehen. Sie werden in der Sonne sitzen, Latte Macchiatto schlürfen, zusammen mit Ladenbesitzer_innen Chaoten beschimpfen und mit ihren I-Phones versuchen, Straftaten zu filmen um sie dem Ordnungsamt oder den Kontaktbereichsbeamten zu übergeben. Die Mieten werden in die Höhe schießen und letztendlich werden sich gewisse Hausbesitzer die Frage stellen, ob Räumungen sich nicht doch lohnen, wo die fette Kohle für in Eigentum umgewandelte Wohnungen winkt.

 

Die einzige Möglichkeit, das zu verhindern, ist das Aufpolieren des Images der Gegend in unserem Sinne. Wenn Eigentümer_innen das Wort Liebigstraße in den Mund nehmen, soll dabei ein angstvoller Unterton mitschwingen. Wenn Mieter_innen oder Besetzer_innen von der Rigaerstraße reden, soll das zuversichtlich klingen.

 

Projektionsflächen für ein von uns geschaffenes Bild gibt es genug. Mit Luxusbauten und sanierten Fassaden haben sie uns Leinwände unermesslicher Größe geschaffen. Die Eigentümer_innen auf dem Bambiland haben uns gar ihre Archillesferse entgegengestreckt, indem sie ihre Intimsphäre in unsere Hände legen. Wer im Glashaus sitzt...

 

Smart Homing, die Organisator_innen dieses Irrsinns, betreffend, ist mehr auf ihrer Seite unter smarthoming.de nachzulesen. Dort finden sich ihre Projekte und die Geschäftsstelle mit Ortsangabe.

 

Besorgte Anwohner_innen

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Friedrichshain ist schon längst gentrifiziert. Kuck dir doch mal die Studierenden an, die da rumlaufen und einen auf Dicke Hose machen, weil ihnen die Eltern die Kohle in den A. schieben.