[H] Abschiebung mit Blockade verhindert. Wie weiter

No Border. No Nation. Stop Deportation.

In Hannover wurde in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (28.08.14) die Abschiebung eines Aktivisten aus dem Sudan verhindert, der zusammen mit anderen Refugees auf dem Camp am Weißekreuzplatz für gleiche Rechte kämpft. Zwischen 200 und 250 Menschen haben dies Möglich gemacht. Die Zahl von 150, die bisher in verschiedenen Presseberichten verbreitet wird, ist zu niedrig.

 

Im folgenden sollen positive Aspekter heraus gestellt werden und Punkte benannt werden, die beim nächsten Mal (mehr) zu beachten wären. Am Ende gibt es noch einen Medienspiegel

 

Das diese Aktion geklappt hat und die Abschiebung erstmal verhindert wurde, ist großartig. Insbesondere:

  • Wichtigster Punkt: Die Abschiebung wurde verhindert! Es war ein Erfolg sowohl für den Aktivisten als auch für die Supporter_innen. Das muss man sich eingestehen und darf sich auch auf die Schulter klopfen, auch wenn das Schweinesystem weitermacht.
  • Mobilisierung von rund 200 Menschen aus ganz verschiedenen Spektren (Studierende, Hippies, Nachbar_innen, Anwohner_innen, Antifas, Ultras, radikale Linke, Mitglieder von parteinahen Jugendorganisationen usw.), die vor Ort blieben. Alle die vor dem Auftauchen der Behörde gehen mussten, versprachen wieder zu kommen, wenn es ernst werden sollte.
  • Niemand hat sich vom Auftauchen der Bullen provozieren lassen. Ihre Nachfragen (z.B. nach "einem Verantwortlichen") wurden ignoriert.
  • Die Vermittlung der Aktion hat auf einer kleinen, aber wichtigen Ebene geklappt. Die Hausbewohner_innen waren im Vorfeld informiert. Die Aktion wurde mindestens wohlwollend zur Kenntnis genommen. Auch von denen, die wegen Lohnarbeit früh aufstehen mussten oder in deren Wohnungen sich kleine Kinder befanden.
  • Einige Hausbewohner_innen nahmen an der Aktion teil. Eine WG im Haus öffnete ihre Wohnung als Raum zum Aufwärmen, für Klobenutzung und zum Kochen von Tee, Kaffee und Essen.
  • Relativ koordiniertes und geschlossenes Agieren beim Bemerken des Behördenwagens durch Blockierung des Hausflurs und der Treppen.
  • Gute Einbindung des NDR-Kamerateams. Auf der anderen Seite aber auch Sensibilität gegenüber den Supporter_innen von Seiten des Teams: Keine Portrait(ähnlichen)aufnahmen, eher Aufnahmen aus größerer Entfernung von der Menge.
  • Richtige Entscheidung einen klaren Endpunkt der Aktion zu setzen um ein langsames unkontrolliertes Wegtröpfeln der Aktivist_innen zu verhindern.

 

Dennoch müssen einige Punkte benannt werden, die nächstes Mal besser laufen bzw. klarer abgesprochen werden können:

  • Das Vermummen im Bereich der Haustür bei Eintreffen der Behördenmitarbeiter_innen war kontraproduktiv und hat weder die Stimmung noch die Zusammensetzung der Beteiligten zu diesem Zeitpunkt repräsentiert.
  • Die Mobilisierung kann und muss breiter werden. Wo es dieses Mal eine Überraschung für die Cops war, wird nächstes Mal vielleicht die Bereitschaftspolizei gerufen.
  • Das relativ milde Wetter war ein Glück. Beim nächsten Mal brauchen wir mehr Decken usw.
  • Um sich auch von diesen Gestalten nicht provozieren zu lassen, sollte es einen Aktionskonsens für die folgenden Aktionen dieser Art geben. Vorschlag: 1. Unser konkretes Ziel ist die Verhinderung von Abschiebungen. 2. Unser Mittel ist das Blockieren der Zufahrtswege (wie Treppenhäuser, Hausflure, Straßen) durch Menschen. 3. Von uns geht keine Eskalation aus. 4. Wir fordern das Ende aller Abschiebung. Alle sollen bleiben!
  • Getroffene Entscheidungen von Deliplena müssen besser an alle verbreitet werden. Dafür braucht es eine bessere Struktur. wie kann die aussehen? Ist das Medium Deliplenum überhaupt das richtige für eine solche Situation?
  • Nach Möglichkeit sollte noch mehr Presse angesprochen und eingeladen werden. Wenn es mehr wird, braucht es verbindliche Begleiter_innen und Ansprechpartner_innen für diese.

 

Nach einer solchen Aktion

  • Die Kosten für Verpflegung usw. sollen von den Beteiligten mitgetragen werden.
  • Gemeinsames Aufräumen im Treppenhaus nach der Aktion.

Medienberichte vom 28.08.14

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"Das Vermummen im Bereich der Haustür bei Eintreffen der Behördenmitarbeiter_innen war kontraproduktiv und hat weder die Stimmung noch die Zusammensetzung der Beteiligten zu diesem Zeitpunkt repräsentiert."

 

Immer ne gute Idee: Nach einer super Aktion erstmal spalten!

 

Und dann belegt mal, dass das kontraproduktiv war und der Rest des Satzes ist sowieso murks, weil die Menschen, die sich vermummt haben, auch Beteiligte waren (und kein geringer Teil).

 

Darüber hinaus behaupte ich mal, dass wenn die (vermummten) Leute vorne sich einfach nur hingesetzt hätten und die Cops sie dann weg getragen hätten und Yassin abgeschoben worden wäre, dann hättet ihr rumgeschimpft, warum die Leute nicht mehr gemacht haben.

Immer ne gute Idee: Nach einer super Aktion erstmal spalten!

tut doch keine_r. es geht darum eine debatte aufzumachen, wie es das nächste mal besser laufen kann. solidarische kritik!

vermummung liefert schutz vor neugierigen blicken in stressigen situationen. in dieser situation kontraproduktiv, weil es nichts gebracht hätte sich mit den bullen zu boxen oder die behördenmitarbeiter_innen anzugreifen. das hätte die situation eskaliert und es wäre in letzter konsequenz nicht nur die abschiebung durchgesetzt worden, sondern auch ermittlungsverfahren eingeleitet worden.

sicher waren sie beteiligte, aber auf das ganze treppenhaus gesehen eher ein kleiner teil. es geht auch gar nicht darum, daß vermummen scheiße ist. aber nicht bei einer solchen aktion.

 

im endeffekt wurde diese frage nicht behandelt. also fällt dieser punkt am ehesten mit der aufstellung eines aktionskonsens zusammen.

Vielleicht sollte dabei aber nicht vergessen werden dass einige solidarische Menschen eben nunmal nicht so gern ihre Gesichter in irgendwelchen Schmierblättern/auf Naziseiten/Bullenarchiven sehen wollen und da die "Presse" meist wahllos drauf los fotografiert und nur die wenigsten freien Fotograf_innen ihre Bilder verpixeln, bleibt es im endeffekt immer noch den Menschen selber überlassen ob sie ihr Gesicht verbergen oder nicht.

Die Alternative dazu wäre dann wahrscheinlich dass diese Menschen nicht mehr zur Unterstützung solcher Aktionen kommen.

 

Bestes Beispiel dafür dass das mit der Sicherheit nicht mal in "Alternativen Medien" klappt, sind die Videos von "leftvision" auf youtube die nie verpixelt sind aber immer bei möglichst vielen Aktionen dabei sind.

 

Anna und Arthur, klein My und Snuffkin halten's Maul, auch visuell gesehen.

"Die Alternative dazu wäre dann wahrscheinlich dass diese Menschen nicht mehr zur Unterstützung solcher Aktionen kommen."

ODer sich nicht umbedingt in die erste Reihe stellen... Es war ja absehbar wer in dieser Situation gefilmmt wird und wer nicht.

"ODer sich nicht umbedingt in die erste Reihe stellen... Es war ja absehbar wer in dieser Situation gefilmt wird und wer nicht."

 

Wenn die Bullen Reihe für Reihe geräumt hätten, wäre Reihe für Reihe gefilmt worden und es gibt noch mindestens 10 Situationen, die hätten passieren können, wo auch andere gefilmt worden wären. Du kannst solche Situationen nicht sicher berechnen und deswegen ist es wichtig, sich rechtzeitig vernünftig zu vermummen, weil wenn du erstmal gefilmt bist, ist es zu spät!

 

Außerdem kannst du grundsätzlich LEIDER nie wissen, welcheR IdiotIn wann ihr/sein Handy nimmt und ein Foto/einen Film macht.

Zu allerst möchte ich den Menschen danken, die sich nach der Aktion noch einmal hingesetzt haben und Kritk und Lob formuliert haben.
Ich denke die Kritkpunkte sind für die organisierenden Menschen sehr hilfreich. Eine Abschiebung auf diese Weise zu verhindern ist nach meinem Kenntnisstand eine Premiere für Hannover. Der zeitraum für die Organisierung diese Aktion war knapp bemessen und mit jedem Mal wo eine solche Aktion notwendig ist, lernen Organisierende und auch die Teilnehmenden.
Zum Kritikpunkt der Vermummung am Eingang: Konsens im Deli-Plenum war die passive und deeskalative Blockade des Eingangs und des Treppenhauses. Die vermummten Menschen am Eingang haben sich in diesem Konsens bewegt. Die Absprache mit dem Kamera-Team war außerdem, das Teilnehmende sich äußern oder vermummen sollen, wenn sie nicht gefilmt werden sollen. Nach meinem Empfinden hat auch die auf diese Weise blockierte Eingagstür einen Eindruck auf die Vollzugsbeamt_innen gemacht, der sie dazu bewegt hat die Abschiebung in diese Nacht nicht durchzusetzen. Ob die Personalsituation der Einsatzhundertschaften durch die SquattingDays in Hamburg dort mit hineingespielt haben, bleibt eine Vermutung, die dennoch beachtet werden sollte. 

Ich bin mir sicher, dass sowohl Yassin, als auch die Menschen in der Wohnung oben sich über jede Form des passiven Widerstandes gefreut haben - und auch zukünftig freuen werden.
Ob ein Deli-Plenum das richtige Mittel für die Koordinierung einer solchen Aktion ist, sollte weiter reflektiert werden.

 

In diesem Sinne:

Bleiberecht  überall - Kein Mensch ist illegal!

 

Ob in Kreuzberg oder Friedrichshain, Geflüchtete sind nicht allein !

Refugees Welcome !

Demo: Sonntag, 31.08. 17 Uhr S + U Warschauerstr.

Und was passiert jetzt mit dem Geflüchteten? Wird er bei nächster Gelegenheit tagsüber und unangekündigt abgeschoben?

Warum ist der Geflüchtete ein "Aktivist" und die anderen nur "Supporter_innen"?!