Guerilleros als Opfer des sozialen und bewaffneten Konflikts: Norbey

Im September schickte er seiner Mutter das Geld, das er sich geliehen hatte und trat anschließend in die Reihen der FARC-EP mit einem Alter von 15 Jahren ein. Guerilleros als Opfer des sozialen und bewaffneten Konflikts: Norbey...

 

Am Anfang des Jahres 2000 überfielen Paramilitärs unter dem Kommando von Martin Llanos, begleitet und in direkter Form unterstützt vom Bataillon 21 Vargas, stationiert in Granada (Meta) die Gemeinde El Castillo im Departement Meta. Die Gemeinde machte aus, dass die Militärs die offizielle Kleidung gegen die von den Paramilitärs ausgetauscht hatten, um kriminelle Massaker an der Zivilbevölkerung durchzuführen, die vermeintliche Kämpfer oder Unterstützer der Guerilla zu sein schien. Sie ließen auch ihre offiziellen Waffen außen vor und benutzten AK-47-Gewehre, um die Opfer zu ermorden.

 

Bei ihrem Vormarsch durch das Territorium hinterließen sie Tod und Verwüstung. Norbey war bis dahin 13 Jahre alt und arbeitete auf der Finca, gelegen in der Ortschaft La Floresta, die Don Gabriel Quiguanás gehörte. Dort bekamen sie die Nachricht mit, dass die Paramilitärs in der Ortschaft La Esperanza waren, die ihnen am nächsten war. Mit der bevorstehenden Ankunft der Paramilitärs ging Norbey am Morgen von der Farm wo er arbeitete zum Haus seiner Mutter. Noch am selben Tag kamen die blutrünstigen Männer unter dem Kommando von Martin Llanos in der Finca von Quiguanás an. Dort wurde die gesamte Familie, mit Ausnahme von zwei Brüdern, geschlagen und eingesperrt. Einen von ihnen folterten sie in dem sie den Lauf einer Waffe durch den Darm einführten, den anderen, genannt Edier Quiguanás, schlugen sie und wenig später erschossen sie ihn dann.

 

Nachdem er dort wo seine Mutter war, deren Haus war das letzte im Dorf La Floresta bevor der Dschungel anfing, ging er zum Haus seiner Tante, welches das war, wo er in der Regel lebte. Als er dort war, erfuhr er, dass die paramilitärische Gruppe in das Haus seiner Mutter gekommen war, mit dem Vorwurf, sie sei eine Unterstützerin der Guerilla und sie habe 10 Minuten, um das Haus zu verlassen. Sie nahm nur das mit, was sie in der kurzen Zeit möglich war. Wie es für eine Frau natürlich ist, nahm sie mit was sie konnte, darunter ihre sieben kleinen Kindern, um schließlich in Richtung ihrer Schwester zu flüchten (die Tante von Norbey).

 

Nach drei Tagen ging Norbey zum Haus seiner Mutter, welches er total ausgebrannt wiederfand. Er sah auch einige Tiere, die sich retten konnten, darunter eine kleine Ente, deren Schwanz war halb verkohlt war. Inmitten der Trauer dachte er: Wie könnten sie das alles bezahlen? Sie waren bescheiden lebende Bauern, die Kaffee anbauten. Er beschloss sofort, sich der Guerilla anzuschließen, aber in die Reihen ließ man ihn nicht aufgrund seines jungen Alters. Also traf er die Entscheidung, seine Mutter und seine sieben Brüder und Schwestern in ihrer Vertreibung in die Hauptstadt zu begleiten. Sie realisierten dies nur mit dem wenigen Geld und ein paar Kleidern, die sie vor dem Feuer und der Zerstörung ihres Zuhauses zu retten vermochten.

 

Als sie sich auf dem Weg nach Bogotá machten, kamen sie über Puerto Esperanza vorbei, einem kleinen Ort, wo sie notwendige Lebensmittel kaufen wollten. Dort trafen sie nur auf 3 Personen, denn der Rest der Dorfbewohner floh vor einem paramilitärischen Einmarsch. Diese Leute sagten ihnen, dass sie dem Cousin Luis von Norbey, der als Rinderzüchter in der Region arbeitete, sein Gesicht und seinen Körper mit Säure verbrannt und ihn später in einem blutigen Schauspiel getötet hatten. Die entsetzte und erschütterte Familie konnte nichts Weiteres tun, als weiter zu ziehen in ihrer Vertreibung.

 

Nach der Ankunft in Bogotá war alles schwierig, weil sie mit Nichts in das Haus eines entfernten Verwandten ankamen. In den folgenden Tagen gingen sie zu einer staatlichen Institution für die Gewährung der Beihilfe für die Opfer der Vertreibung. Hier erhielten sie ein paar Matten, einige Reinigungsmittel und eine Hilfe, um den Hunger für mindestens 15 Tage zu stillen.

 

Sie fanden nichts anderes als jenes und Norbey begann im Verkauf von Obst und Gemüse zu arbeiten welches sie auf einem Karren durch die Straßen der Hauptstadt schob. In der Zwischenzeit verdiente sich die Mutter ein paar Pesos, in dem sie fremde Wäsche wusch. Nach 3 Monaten und dem Unbehagen, welches die Familienmitglieder wegen der vielen jungen Kinder verursachten, musste sie sich umschauen, um eine Hütte zu mieten, in der sie sich niederlassen konnte.

 

Kurz Zeit später kontaktierte Norbey einen ihrer Onkel, der in La Uribe (Meta) arbeitete. Er empfahl ihm, dass er dort hingehen könnte um in der Region im Kokaanbau zu arbeiten. Er war dort für etwa ein Jahr, aber die Ermordung von zwei seiner Landarbeiterkollegen zwischen Julia und Mesetas (Meta) und die anschließende Präsentation als Guerilleros, die im Kampf getötet wurden (Verbrechen von der Armee verübt), forderten ihn erneut heraus nach Bogotá zu fliehen.

 

Am 8. Dezember 2001 kam er nach Bogotá, wo er mit dem Liebhaber der Mutter anfing, mit einem Pferdefuhrwerk, die Abfälle der Hauptstädter zu sammeln und zu recyceln. Diese Arbeit hielt er bis zum März 2002 aufrecht, ein Zeitpunkt in der ihm seine Mutter ausreichend Geld gab, um in das Departement Vichada zu gehen, um dort mit einem Cousin zu arbeiten. Im September schickte er seiner Mutter das Geld, das er sich geliehen hatte und trat anschließend in die Reihen der FARC-EP mit einem Alter von 15 Jahren ein. Mit der Entscheidung und in den Worten von Norbey, wurde er von der harten wirtschaftlichen und sozialen Lage getrieben, in welcher die Familie und all die Verwandten litten, genau wie der Rest des ganzen Landes, die auch Opfer der Gewalt des Staates und seiner paramilitärischen Kräfte wurden... So war es die einzige Form der Verteidigung. Norbey sagt, dass seine ganze Familie ein Opfer des kolumbianischen Staates aufgrund ihres revolutionären Kampfes ist und bestätigt, dass 17 Familienmitglieder als Teil der Guerilla im Kampf getötet wurden, Er erinnert sich nur an einige Namen von ihnen: Arnulfo, Ricardo, Wilington, Armando, die seine Onkel waren; Danilo, Wilder, Esteban, Alberto, Omerli, John Jairo, die seine Cousins waren und Edilson, sein Bruder.

 

Norbey erzählt diese Geschichte an die Erinnerung, welche an seine Familie gewidmet ist und all die Bauern, die von den in Granada (Meta) stationierten Soldaten des 21. Bataillons Vargas gefoltert, getötet und in Alto Arari vertrieben worden sind und die mit den paramilitärischen Gruppen paktierten.

 

Berge von Kolumbien, 22. August 2014

 

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Ein weiteres Bespiel von Cristian findet sich auf der Homepage von http://www.kolumbieninfo.blogspot.de

 

"Guerilleros als Opfer des sozialen und bewaffneten Konflikts: Cristian

Cristian und seine Familie lebten in dem Dorf Costa Rica welches sich in der Gemeinde von San Juan de Arama im Departement Meta befindet. Dort verbrachte er seine Kindheit bis zum Alter von 12 Jahren."