<Wien> 28.07. Räumung der Pizzeria (A)narchia VERHINDERN

Pizza bleibt!

Die Pizzeria Anarchia ist ein besetztes Haus in Wien. Unser Haus! eit mehr als 2 Jahren haben wir unsere Hoffnungen und Träume in die Pizzeria gesteckt. Hier haben wir gemeinsam gelebt, gestritten und geliebt. Wir haben Diskussionen, Workshops, Volxküchen, Aktionen und Widerstand gegen den unerträglichen Normalzustand organisiert. Seit bald 2 Jahren haben wir keinen Vertrag und sehnen uns auch nicht danach. Dieser Zustand ist natürlich unerhört, am 28.07. sollen wir deshalb geräumt werden. Das nehmen wir nicht hin, sondern kämpfen für unser Haus, und rufen dazu auf, uns dabei zu unterstützen.

 

Um Verwirrung zu vermeiden, möchten wir darauf hinweisen, dass die Behörden bereits mehrmals den Räumungstermin verschoben haben. Wir gehen davon aus, dass der 28.07. nicht mehr geändert wird. Aktuelle Infos auf pizza.noblogs.org


Wir kämpfen nicht nur für uns, sondern auch für die Bewohner*innen im Haus mit einem regulären Mietvertrag, die inzwischen unsere Freund*innen geworden sind. Diese sind von dem Räumungsbescheid nicht direkt betroffen, doch sehen sie sich seit langem exzessivem Druck durch die Eigentümerfirma Castella GmbH ausgesetzt.


Es ist davon auszugehen, dass dieser nach einer möglichen Räumung der Pizzeria wieder steigen wird. In den Plänen der Firma für die Neugestaltung des Hauses sind die derzeitigen Bewohner*innen nicht mehr enthalten, doch diese weigern sich seit Jahren ihr Zuhause zu verlassen. Nachdem mutwillige Zerstörung der Infrastruktur, Verweigerung von Instandhaltungsarbeiten, nächtliche Einschüchterungsversuche, finanzielle Angebote und sogar Anschläge mit Buttersäure, Altöl und Farbe nicht gefruchtet haben, kamen die Eigentümer auf die grandiose Idee eine Gruppe „Punks“ dazu zu benutzen die renitenten Mieter*innen zu vertreiben.

 

Dies zu vermeiden war von Anfang an unser Ziel. Stattdessen haben wir unser Möglichstes getan, um sie gegen die Eigentümer zu unterstützen. Mit der Zeit entwickelte sich die Pizzeria Anarchia, ein widerständiges Projekt, ein Schandfleck, ein lautes Nein! Ein Haus in dem Widersprüche nicht totgeschwiegen und verdrängt werden, sondern versucht wird damit einen Umgang zu finden. Ein Freiraum in dem gemeinsam Strategien zum Überleben im kapitalistischen Wahnsinn entwickelt werden. Ein Ort des konkreten Widerstands gegen Immobilienspekulation und Gentrifizierung, in diesem Bezirk und in der ganzen Stadt.


Auch wenn wir nicht immer die einfachsten Nachbar*innen sind, schränken wir doch den Handlungsspielraum der Castella GmbH massiv ein, indem wir Öffentlichkeit schaffen, Sabotageakte verhindern und aktiv gegen Einschüchterungsversuche vorgehen. Außerdem wird durch unsere Anwesenheit verhindert, dass das ganze Haus in eine Baustelle verwandelt wird wodurch die Belastung der Altmieter*innen noch weiter steigen würde. Darüber hinaus würde die geplante Sanierung und Erweiterung um drei Stockwerke mit dazu beitragen, die Mieten im Bezirk weiter hoch zu treiben. So sind wir die Geister die sie riefen und stehen seit nunmehr zwei Jahren der effektiven Kapitalverwertung durch die Castella GmbH im Weg. All das sind Gründe, warum wir alles tun werden, um im Haus zu bleiben.


Alles zu unternehmen, bedeutet für uns auch die Räumung mit juristischen Mitteln zu bekämpfen. Für uns ist es wichtig, klarzustellen, dass wir diese Bemühungen nicht als Kooperation mit der Ordnung verstehen, die wir bekämpfen, sondern als Versuch, sie mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen, und so die drohende Repression und den Verlust unseres Hauses abzuwenden.


Wohnen ist ein Grundbedürfnis, welches zur Ware gemacht wird. Deswegen sehen wir unsere Entscheidung, diesen mietfreien Raum zu verteidigen, als klares Zeichen gegen das System.


Miete, Behinderung alternativer Wohnmöglichkeiten und Verdrängung von bestimmten Menschen sind Teil eines Kontrollsystems, welches uns daran hindern soll, unser Leben selbst in die Hand zu nehmen.Dies trifft natürlich diejenigen, welche von diesem System als «unnütz» betrachtet werden, am härtesten.


So sind in Rentner_Innen, Student_Innen, Arbeitslose, Geringverdiener_Innen, Alleinerziehende, Punks und viele weitere Menschen durch Miete und andere kapitalistische Widrigkeiten in ihrer Existenzgrundlage bedroht. Gegen diese Verhältnisse, die ihren Ursprung in der bestehenden Eigentumsordnung haben, sollten wir uns gemeinsam zur Wehr setzen.


Weil es nicht ok ist, dass die Mieten steigen oder überhaupt existieren.
Weil es nicht ok ist, dass es Menschen gibt die keine Wohnung haben, weil sie sich eine solche nicht leisten können.
Weil es nicht ok ist, wenn Mieter_Innen von Hauseigentümer_Innen drangsaliert werden.


Aber vor allem, weil wir für ein solidarisches Zusammenleben in einen selbstverwalteten Freiraum, als eine antikapitalistische Alternative, stehen wollen. Kurz gesagt weil wir zu zeigen versuchen, dass es auch anders möglich ist.


Der Räumungstermin ist am 28.07.2014.


Wir rufen dazu auf ab sofort gemeinsam aktiv zu werden und die Räumung zu verhindern! Es gibt noch eine letzte Möglichkeit die Räumung auf juristische Weise aufzuschieben. Uns ist wichtig, unseren Lebensraum so lange wie möglich zu schützen und nichts unversucht zu lassen. Doch wissen wir noch nicht ob dies funktionieren wird.


Für uns ist deshalb klar, dass wir uns in jedem Fall am 28.07. die Straße nehmen werden, um gegen Räumungen, Miete, und Gentrifizierung zu protestieren.


Wir grüßen alle widerständigen Menschen, die gegen alle Formen der Herrschaft und für ein selbstorganisiertes Leben in gemeinsamer Solidarität für eine andere Gesellschaft kämpfen.


Solidarität ist unsere Waffe.
Bewegt euch! Seid Laut, kommt vorbei oder denkt euch etwas aus.
Besetzt Häuser, lebt wild und gefährlich!
Der Ofen ist noch lange nicht ausgebrannt.
Die Welt ist eine Pizza und gehört uns allen.