Am 30.04.14 führte der akj-berlin zusammen mit dem Komitee für Grundrechte und Demokratie eine Demonstrationsbeobachtung der „antikapitalistischen Walpurgisnacht“ in Berlin-Wedding durch. Die Demonstration richtete sich unter dem Motto „Allet oder Nüscht“ gegen Rassismus und soziale Ausgrenzung. An der Beobachtung beteiligten sich 20 Personen.
Bereits vor Beginn der Versammlung führte die Polizei massive
Vorkontrollen durch. Diese erfolgten auffällig selektiv und wurden im
Laufe der Zeit verstärkt. Außerdem erfolgten zahlreiche und teilweise
langwierige Identitätsfeststellungen. Das Verbot des Mitführens von
Glasflaschen wurde genutzt, um umfassende Dursuchungen zu rechtfertigen,
bei denen auch ungefährliche Gegenstände, wie etwa Kleidungsstücke
einbehalten wurden. Auf diese Weise wurden schon im Vorfeld der
Versammlung potenzielle Demonstrationsteilnehmer_innen eingeschüchtert.
Die Versammlung wurde von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet.
Neben der gesamten zweiten Bereitschaftspolizeiabteilung und einer
Direktionshundertschaft waren auch Kräfte aus Thüringen, Niedersachsen,
Nordrhein-Westfalen und Bremen im Einsatz. Die Nicht-Berliner Einheiten
trugen zumeist keine individuelle Kennzeichnung. Irritierend war, dass
auch Feldjäger der Bundeswehr sowie Mitarbeiter_innen des
Bundesinnenministeriums anwesend waren.
Die Polizeibeamt_innen trugen ausnahmslos Protektorenanzüge und andere
kampferprobte Schutzmontur; auch die Helme wurden im Verlauf der
Demonstration aufgesetzt. Teilweise verfügten sie über Schutzschilde.
Streckenweise wurde der Demonstrationszug mit Hamburger Gittern
eingeengt. In der Nähe der Demonstration wurden Hunde bereitgehalten.
Vereinzelt wurde Flutlicht eingesetzt.
Der Demonstrationszug begann mit mehreren Tausend Teilnhmer_innen
lautstark, kraftvoll und mit hoher Geschwindigkeit. Er bot den
Polizeikräften jedoch keinen Anlass in die Demonstration einzugreifen.
Dennoch begannen diese ab Willdenowstraße, Ecke Sparrstraße bis
Leopoldplatz, Spalier zu laufen. Seitentranparente waren daher teilweise
nicht lesbar. Immer wieder musste der Demonstrationszug unterbrochen
werden, um in langwierigen Verhandlungen der Veranstalter_innen mit der
Einsatzleitung den Rückzug der Polizeiketten zu erreichen. Vor dem
Polizeirevier in der Pankstraße kam es zu Rangeleien. Anschließend lief
die Polizei wieder im Spalier und teilweise dreireihig neben der Demo.
Die seit einigen Jahren praktizierte Polizeitaktik, am Ende der Demo
durch Abriegelung und „Durchmischung“ gezielte Festnahmen sowie eine
Umfassende polizeiliche Erfassung der Teilnehmer_innen durchzuführen,
konnte durch die einige hundert Meter vor dem Endpunkt von Seite der
Veranstalter_innen erklärte Auflösung der Versammliung zumindest
kurzzeitig irritiert werden. Dennoch wurden in der Umgebung des
U-Bahnhof Pankstraße 9 Festnahmen von uns beobachtet.
Stefanie Richter, Pressesprecherin des akj-berlin kommentiert außerdem: „Anlasslose Videoaufzeichnungen per Handkamera müssen sich die Teilnehmer_innen von Berliner Demonstrationen schon lange gefallen lassen. Heute wurden darüberhinaus von mehreren Häuserdächern Übersichtsaufnahmen angefertigt, ohne dass dies den Veranstalter_innen mitgeteilt wurde. Von einer wirklich neuen Qualität ist aber die versteckte Kamera im Reverse des Berliner Beamten mit der Dienstnummer C1000, mit welcher dieser nach Auflösung der Demonstration durch die Menge der Teilnehmer_innen lief und diese mutmaßlich abfilmte. Fraglich bleibt ob weitere Polizist_innen mit dieser Technik ausgerüstet sind und auf welcher gesetzlichen Grundlage diese verdeckte Aufnahmen angefertigt werden.“
zur Kamera im Revers
Am Kottbusser Tor wurde (ebenfalls?) ein Mann mit Kamera im Revers beobachtet. Er war mit einer weiteren männlichen Person unterwegs.
Sie bewegten sich aus Richtung Prinzenstraße in Richtung Kotti, als einer der beiden Männer seine Handykamera einschaltete und zu filmen begann. Daraufhin steckte er sein Smartphone in seine linke Brusttasche, achtete aber peinlichst darauf, dass die Linse der Kamera nicht in der Tasche verschwindet. Umstehende wurden lauthals auf die Beiden und die Tatsache, dass sie von ihnen gefilmt werden aufmerksam gemacht, waren aber leider in weiten Teilen uninteressiert. Die beiden reagierten gelassen, schauten aber ziemlich ratlos. Sie standen einen Moment planlos am Kotti rum. Kurz darauf verloren wir sie leider aus den Augen.
Fraglich ist, wofür die beiden die Aufnahmen anfertigten. Auch als einige Umstehende die beiden massiv beleidigten kam es zu keinem Zugriff, obwohl genügend Greiftrupps nur weinge Meter entfernt standen. Ob es sich bei den beiden um Nazis, Bullen (warum kein Zugriff?), oder sonst irgendwelche Schnüffler handelt ist leider unklar.
Was immer ihr tut - haltet die Augen offen!
Macht derartige Vorfälle öffentlich, informiert euer Umfeld.
„Das größte Schwein im ganzen Land ist und bleibt der Denunziant“
Wolfgang Schäuble
War einen Tag später
Dieser Vorfall ereignete sich am 1. Mai in Kreuzberg.
camover
hier ist aber ein massiver unterschied festzustellen, dass uniformbulle (30.4) und am (1.5) nicht uniformiert.