Sie haben Post... Seit einigen Tagen verschickt die Bundespolizei Briefe in Zusammenhang mit den spontanen Gleisblockaden gegen den Naziaufmarsch am 18.01.2014. Darin fordern sie die Zahlung eines Geldbetrages in Höhe von 35 Euro "Verwarnungsgeld". Den Aktivist_innen ist es über die Gleisblockade gelungen, den Naziaufmarsch um einige Stunden zu verzögern und mehrere hundert Neonazis vom späteren Aufmarschort zu trennen. Momentan gehen wir von mindestens 100 solcher Biefsendungen aus. Daher möchten wir als Rote Hilfe Magdeburg die Gelegenheit dazu nutzen, um uns nicht nur solidarisch mit den Betroffnen zu zeigen, sondern auch Vorschläge darüber zu geben, wie ihr euch in dieser Situation verhalten könnt.
Wenn ihr auch dabei seid...
Keine Sorge, ihr seid nicht allein!
Solltest ihr auch eine "schriftliche Verwarnung mit Verwarnungsgeld"
zugeschickt bekommen haben, steht es euch natürlich frei, das Geld zu
bezahlen oder die Frist verstreichen zu lassen und anschließend in
Widerspruch zu gehen. Solltet ihr euch für den zweiten Weg entscheiden,
dann wird es nach Vertreichen der Frist automatisch zu einem
"Bußgeldverfahren" kommen. Innerhalb von einer zwei-Wochen-Frist solltet
ihr dann dort Einspruch einlegen, wodurch es automatisch zu einer
Gerichtsverhandlung kommt. Die Kosten eines Verfahrens werden allerdings
wahrscheinlich höher sein, als das "Verwarngeld". Wir können keine
Aussagen darüber treffen, wie hoch die Chance ist, dass der Fall dann
eingestellt wird bzw. wie hoch die dann entstandenen Kosten sein werden.
Deshalb
gilt: Unabhängig davon, wie ihr euch entscheiden werdet, werden wir
solidarisch mit allen sein. Letztlich wird es darauf ankommen, dass
möglichst viele Menschen, ob betroffen oder nicht, Ideen und Zeit
aufbringen, um die finanzielle Unterstützung der Aktivist_innen zu
organisieren.
Zum Hintergrund des Naziaufmarsches im Januar 2014 in Magdeburg:
Am
18.01.2014 zogen wieder hunderte Neonazis durch Magdeburg, um bei ihrem
sogenannten "Trauermarsch" ihre menschenfeindlichen Einstellungen einen
Raum geben zu können. Dies veranlasste mehrere hundert
antifaschistische Aktivist_innen aus dem ganzen Bundesgebiet dazu, in
zahlreichen unterschiedlichen Protestformen den Nazis diesen Raum wieder
zu entziehen, indem sie durch Straßenblockaden, Sabotageaktionen,
künsterlichen Aktionen oder eben über Gleisblockaden ihren Protest nach
außen getragen haben. Die spontanen Gleisblockaden durch Menschen und
Gegenstände führten letzlich zu einer mehrstündigen Verzögerung des
Aufmarsches der Neonazis. Stundenlange Brückenabsperrungen der Bullen im
ganzen Stadtgebiet führten dazu, dass kaum jemand die Chance hatte auf
die andere Elbseite zu kommen, welcher für einen gewissen Zeitraum der
neue Aufmarschort der Neonazis sein sollte. Deshalb entschieden sich
einige Aktivist_innen spontan dazu, die Zufahrtswege zu blockieren, was
die gewünschte Wirkung erzielte - der Aufmarsch konnte nicht auf der
östlichen Seite der Elbe stattfinden, mehr als hundert Nweonazis wurden
vom Rest des Aufmarsches getrennt und konnten sich nicht wieder in den
Aufmarsch einfinden und die Route musste erneut verlegt werden.
Wie geht es jetzt weiter...
Zahlreiche
Akteure haben die Proteste gegen den Naziaufmarsch im Januar
mitorganisiert. Von Repressionen betroffen sind letztlich nur Einige.
Umso wichtiger ist es, dass wir in der kommenden Zeit mit möglichst
vielen Menschen - ob betroffen oder nicht - darüber sprechen, welche
Unterstützungmöglichkeiten es für die Betroffenen von Repressionen gibt
und wie wir Spenden und Soliaktionen gestalten können. Darüber hinaus
soll es die Möglichkeit geben, private Fragen stellen zu können und sich
einen allgemeinen Überblick über die bisher stattgefundenen
Repressionen in Zusammenhang mit dem Naziaufmarsch zu verschaffen.
Die
Rote Hilfe Magdeburg wird den genauen Termin des Treffens noch
veröffentlichen und bietet darüber hinaus in ihren Sprechstunden
ebenfalls Rechtshilfe und Beratung an. Die Sprechstunden finden jeweils
Mittwochs ab 17 Uhr im Infoladen [Stadtfeld] oder jeden ersten Dienstag
im Monat im Infoladen [Salbke] statt.
Weitere Informationen zu
einem ähnlichen Fall in Zusammenhang mit den 1.Mai-Blockaden 2013 in
Frankfurt findet ihr hier auf der Seite des Ermittlungsausschusses
Frankfurt.
Unsere Solidarität gegen ihre Repression!
Eure Rote Hilfe Ortsgruppe Magdeburg
FFM
In Frankfurt am Main hat sich nach den Verschickungen des Verwarngeldes einen Betroffenen-Plenum gebildet, das gemeinsam über das weitere Vorgehen entscheidet. Viele Aktivist_innen der ca. 1000 Gleisblockierer_innen verweigern eine Zahlung. Nach dem die 35 Verwarngeld nicht gezahlt wurden, stieg die Vorderung auf 63,5€ (35€ Verwarngeld, 25€ Bearbeitungsbegühr, 3,5€ Versand). Auch diese Forderung werden Aktivist_innen nicht bezahlen und es ggfs. auf Prozesse ankommen lassen.
Antifaschismus ist und bleibt legitim!
http://plenum1mai.blogsport.de/
Bloc
Wiederum gab es bei anderen Aktivisten Breife mit einer Art Fragebogen und Vorwürfen von einigen Straftaten die zudem durch die Blockade entstanden sind.
Dabei gab es nicht die Anordnung eines Verwarngeldes sondern einer Schriftlichen Anhörung.
Wie sind diese Ordnungsamtschreiben zu werten?
eigene Erfahrungen
Wenn von denen knapp 100 angeschriebenen Personen 80 einen Widerspruch einlegen, und es auf eine Hauptverhandlung anlegen würden, wäre die justiz eine weile damit beschäftigt ebenso einige richter_innen was wiederum dazu führen würde, dass es gut möglich ist, dass das gericht keine lust hat ein verfahren zu eröffnen...
wenn doch bietet sihc folgender weg an:
Verfahren eins absolvieren -> Revision / Rechtsmittel einlegen vor die höhere instanz ziehen etc pp
durch bekannte habe ich mitbekommen, dass aktuell in stuttgart ein verfahren wegen besonders schweren landfriedensbruch (gegen ü 180 menschen) nicht weiter verhandelt wird, da eine revision noch aussteht.
Das Gericht muss dazu gebracht werden immer eine individualentscheidung treffen zu müsen! Nach dem ersten urteil werden sie dies als "musterurteil" verwenden... dort gilt es dann zu intervenieren!
Spende
Die Gleisblockade hat am 18.01. zu einer der effektivsten Protestformen gehört. Wenn es auf ein Verfahren hinausläuft, unterstütze ich gerne durch eine konkrete Geldspende! Veröffentlicht einfach einen Spendenaufruf, einige werden bestimmt spenden und ihre Solidarität und Dankbarkeit so zeigen.