[VS]: Neonazis stören VHS-Veranstaltung

Erstveröffentlicht: 
27.01.2014

Bei einer Veranstaltung der Volkshochschule  zur Geschichte der Juden in Schwenningen ist es am Samstagnachmittag um 15.20 Uhr vor dem VHS-Gebäude in der Metzgergasse in Schwenningen zu einer Auseinandersetzung gekommen.

 

Schwenningen. Während der Historiker Michael Zimmermann im Rahmen der Reihe „Wider das Vergessen“ über die Judenverfolgung im Dritten Reich sprach, entrollten Neonazis Fahnen und ein Transparent. Auf dem Transparent war ein gegen den jüdischen Staat Israel gerichtete Aussage zu lesen: „Früher Opfer – heute Täter“. Dabei wurde die von Neonazis gerne mitgeführte schwarz-weiß-rote Flagge des Deutschen Kaiserreichs geschwenkt. Dies waren auch die Reichsfarben während der Nazidiktatur in Deutschland.


Nach Polizeiangaben hielt die fünfköpfige Gruppe während des laufenden Vortrags auf der gegenüberliegenden Straßenseite Transparente gegen die Veranstaltung hoch. Die Neonazis fuhren, wie Zeugen der Polizei mitteilten, später mit einem im Schwarzwald-Baar-Kreis zugelassenen Auto davon.


Wie die Polizei rekonstruierte, reagierten fünf Anhänger der antifaschistischen Szene, die noch nicht ermittelt sind, auf die Provokation der Nazis und skandierten „Nazis raus“. Kurz darauf gingen die Antifaschisten nach Aussagen der Polizei auf die mit Plakat und Fahnen demonstrierende Gruppe los. Dabei soll auch eine Flüssigkeit versprüht worden sein. Den VHS-Vortrag zur „Geschichte der Juden in Schwenningen“ wollten sich 32 Interessierte anhören. Ingeborg Kottmann und Michael J. H. Zimmermann hatten einen dreistündigen Rundgang vorbereitet.


Zu Beginn der Veranstaltung, die vor dem VHS-Gebäude begann. Ein Augenzeuge berichtete, dass die Neonazis etwa 15 Meter vom VHS-Gebäude entfernt standen. Nachdem die Aktivisten aus der Antifa-Bewegung zunächst nur  „Nazis raus“ gerufen hatten, gab es eine  handgreifliche Auseinandersetzung, wobei die „Antifa-Leute auch  eine etwa 50 Zentimeter lange Spritze mit gelber Flüssigkeit einsetzten. Die Neonazis wurden dabei von den Antifas angegriffen. Ein Neonazi rief sogar noch: „Wir sind friedlich.“ Augenzeugen riefen die Polizei. Wenig später trafen mit Martinshorn und Blaulicht zwei Streifenwagen ein.


Berthold Schwichtenberg vom Polizeipräsidium Tuttlingen sagte, als die Beamten des Polizeireviers Schwenningen ankamen, seien zwar noch Beteiligte vor Ort gewesen, „doch keiner wollte etwas sagen“. Später seien sowohl Demonstranten als auch die Antifaschisten verschwunden. Die Polizisten hätten den Sachverhalt aufgrund von Zeugenaussagen rekonstruieren müssen.


Die Polizei werde nun von Amts wegen ermitteln. Der Polizei gegenüber sei keine Demonstration angemeldet worden, auch habe man nicht gewusst, dass eine Veranstaltung stattfindet, die eventuelle Störungen heraufbeschwören könnte. Anzeigen von Privatpersonen wurden bisher nicht erstattet. Am heutigen Montag wird sich die Inspektion Staatsschutz der Kriminalpolizeidirektion Rottweil um den Vorfall kümmern.

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