Apfel: Rücktritt wegen sexuellen Übergriffs?

Hol­ger Apfel (rechts) zusam­men mit dem Ham­bur­ger Neo­nazi Thors­ten de Vries (Quelle: Facebook)

Bur­nout heißt die Tar­nung. Von einer Krank­heit ist im Zusam­men­hang mit dem über­ra­schen­den Rück­tritt Hol­ger Apfels als NPD-Chef die Rede. Tat­säch­lich soll Apfel heute aber unter dem Druck einer Gruppe vor allem aus den Rei­hen der NPD-Fraktionsmitarbeiter im Säch­si­schen Land­tag zurück­ge­tre­ten sein. Der Vor­wurf: Ein sexu­el­ler Überg­riff auf einen Kameraden.

 

Die Gruppe hatte ihm nun­mehr ein Ulti­ma­tum unter­brei­tet mit der For­de­rung von sei­nen Ämtern als Bun­des­vor­sit­zen­der und Frak­ti­ons­chef Abstand zu neh­men. Inner­halb sei­ner Par­tei ist der aus Hil­des­heim stam­mende Neo­nazi ohne­hin sehr umstrit­ten. Nun aber griff eine Gruppe um Maik Scheff­ler vom NPD-UB Nord­sach­sen einen kon­kre­ten Vor­wurf gegen Apfel auf und legte ihn dem Bun­des­vor­stand vor. So soll der NPD-Chef wäh­rend der „Deutsch­land”- Wahl­kampf­fahrt einen jun­gen Hel­fer von den Freien Kräf­ten in Leip­zig sexu­ell beläs­tigt haben. Daniel S. habe anschei­nend sehr dar­un­ter gelit­ten und sich dar­auf­hin den Kame­ra­den anver­traut. Seine Anschul­di­gun­gen belegte der junge Neo­nazi vor der Par­tei mit einer inter­nen Ver­si­che­rung. Gerüch­ten zufolge sol­len wei­tere Fälle sexu­el­ler Überg­riffe durch den mehr­fa­chen Fami­li­en­va­ter gegen junge Kame­ra­den gesam­melt wor­den sein. Intern gab es wohl län­ger schon Gerede wegen einer mög­li­chen Homo­se­xua­li­tät Apfels. Bereits in einem inter­nen Schrift­ver­kehr vom 2. August 2012 an den ehe­ma­li­gen Geschäfts­füh­rer der „Deut­schen Stimme” Hen­drik Osten­dorf aus Bre­men läs­terte des­sen dama­li­ger Geschäfts­part­ner Adrian Preiß­in­ger: „Es wird den per­ver­sen Juenglings-an-den-Arschkrabscher, Puff­be­su­cher und Min­der­wer­tig­keits­kom­plex­ler Holgi natu­er­lich mas­siv wur­men, dass nun die aus wahl­tak­ti­schen Erwä­gun­gen müh­sam auf­ge­baute spiess­bür­ger­li­che Fas­sade (…) — nicht nur brö­ckelt, son­dern kom­plett in sich zusam­men­fällt. Geschieht dem national-demokrötischen Dep­pen gescheit recht.” Osten­dorf und Preiß­in­ger hat­ten sich zuvor mit der Par­tei­spitze überworfen.

Die wah­ren Gründe für Apfels Rück­tritt sol­len von der NPD ver­schlei­ert wer­den, immer­hin ste­hen 2014 Euro­pa­wah­len und die Land­tags­wahl in Sach­sen bevor. Auch inter­nen Apfel-Kritikern wie dem Bundes-Vize und Euro­pa­kan­di­da­ten Udo Pastörs kam es daher wenig gele­gen den Chef zu outen. Ob Apfels Opfer Anzeige erstat­tet ist unklar. Angeb­lich sol­len die Vor­würfe inner­halb der Neonazi-Partei — gegen die ein Ver­bots­an­trag läuft — geprüft wer­den. Das Thema „Homo­se­xu­elle in den eige­nen Rei­hen” ist in der brau­nen Szene ein Tabu. Homo­se­xua­li­tät gilt vor allem inner­halb der völ­ki­schen Neonazi-Szene als „unna­tür­lich”. Apfel selbst ließ bei Abge­ord­ne­ten­watch fol­gen­des State­ment ver­lau­ten: „Die NPD for­dert für die deut­sche Fami­lie wie­der einen bevor­rech­tig­ten Platz in unse­rer Gesell­schaft. Nicht sexu­elle Rand­grup­pen und Aus­län­der bedür­fen der beson­de­ren Für­sorge der Poli­tik, son­dern die Keim­zel­len unse­res Lebens als Volk und Nation, die Fami­lien.” Kürz­lich pos­tete Apfel bei Face­book noch ein Ultra­schall­bild mit der Ankün­di­gung wei­te­ren Nach­wuch­ses. Jetzt ist sein Account gelöscht.

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Ja der 2. Text des Artikels hier war nicht Ok. Daher danke, dass ihr es so hergestellt habt wie es bei Schattenbericht steht. Was aber in der Anfangsfassung stand, stimmte. Bei den Nazi in Leipzig handelt es sich um Daniel Speck. Klar ist es schwierig, da er auch Betroffener eines sexuellen Übergriffs von Apfel war, aber er ist dennoch auch noch Neonazi, der in Leipzig in den letzten Monaten regelmäßig bei Naziaktionen war, auch besonders in den letzten Wochen zu den Aktionen der NPD gegen die Notunterkunft für Geflüchtete in Schönefeld. Daher setzt doch bitte das Bild und den vollständigen Namen bitte wieder in den Artikel.

Daniel Speck

Zu dem Thema lesenswert ist der Schwerpunkt im letzen Antifaschistischen Infoblatt: Homophobie und die extreme Rechte

Zu finden hier: https://www.antifainfoblatt.de/ausgabe/aib-100

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